Konferenz „Zweite Generation"

des
Bundesverbands Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.

Ankündigung von
Michael Teupen

04-2014

trend
onlinezeitung

Dass dem Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. das Thema „Zweite Generation" besonders wichtig ist, haben Sie als Leser unserer Zeitschrift ja schon seit langem zur Kenntnis genommen. Spätestens mit unseren beiden Fachtagun­gen in den Jahren 2009 und 2011 wurde dies auch nach außen hin deutlich. Vorüberle­gungen und Gespräche fanden bereits ab 2006 statt. Es ist völlig klar und eindeutig, dass der Bundesverband zunächst die Überlebenden des Nazi-Terrors in allererster Linie im Blick hat, das darf jedoch keinesfalls den Blick versperren auf die psychischen Konse­quenzen für die „Zweite Generation" bzw. die Folgegenerationen. Die Begrifflichkeit „Zweite Generation" ist zwar die geläufige, tatsächlich geht es aber nicht nur um die Kinder der Verfolgten, sondern um die Nachfolgegenerationen. Wie so häufig, wenn es um die Opfer des NS-Regimes und deren Nachkommen geht, stieß der Bundesverband mit dem Thema in politischen Kreisen zunächst auf wenig Akzeptanz. Parteiübergreifend bestand offensichtlich die Befürchtung, dass das Anerkennen der Schädigung auch der „Zweiten Generation" mit materiellen Forderungen verbunden sein könnte. Eine der unangenehmsten und stark an die Schlussstrich-Debatte erinnernde Äußerung, mit der wir uns konfrontiert sahen, war: „Was sollen wir denn noch alles bezahlen?"

Daraus wird deutlich, welchen massiven Widerständen wir uns gegenüber sahen. Nun ist uns dieses Phänomen nicht neu. Verbesserungen für die Opfer des NS-Regimes mussten immer erstritten werden.

So gelang es uns, auch bei der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" das Bewusstsein dafür herzustellen, dass es hier um ein großes Problem geht, dem man sich gesellschaftlich stellen muss. Der Bundesverband plant nunmehr eine Konferenz zum Thema „Zweite Generation" im Frühjahr 2015 in Berlin,für die er um die Unterstützung der Stiftung nachgesucht hat. Da bereits einige Organisationen wie z.B. die Lagergemeinschaft Ravensbrück oder die „Vereinigung der Ver­folgten des Naziregimes" zu diesem Thema arbeiten, geht es in dieser Konferenz darum, die verschiedenen Ansatzpunkte zu hören, zu sammeln, zu bündeln, um letztlich zu einem gemeinsamen Vorgehen zu gelan­gen. Der Bundesverband verfügt aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung zu diesem Themenkomplex über die erforderliche Kompetenz, eine solche Konferenz sachge­recht und zielorientiert durchzuführen. Wie so häufig, wenn es um die Rechte der NS-Opfer und deren Nachkommen geht, übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen eine rühmliche Vorreiterrolle. Als erste Lan­desregierung anerkennt sie, dass auch die „Zweite Generation" unter den mittelbaren Folgen der NS-Diktatur zu leiden hatte und gesteht diesen Menschen zu, dass sie der Beratung und Unterstützung bedürfen.

Quelle: Mitteilung des Bundesverbandes vom Dezember 2013