Stadtumbau & Stadtteilkämpfe
Skandal

Evangelische Kirche räumt in Berlin Flüchtlingsinitiative mit Polizei

Ein Bericht der Gruppe "Neue Nachbarschaft // Moabit"

04-2015

trend
onlinezeitung

Der TaZ vom 25.3.2015 war zu entnehmen, dass am Sonntag, dem 22.3.2015  Refugees und Aktivist*innen der Flüchtlingsinitiative Neue Nachbarschaft // Moabit ein seit mehreren Jahren leerstehendes Kita-Gebäude der Evangelischen Kirche in Moabit bezogen hatten. Doch die Kirchenvertreter zeigten keine "Nächstenliebe", sondern riefen die Polizei und ließen das Gebäude räumen.

Wir dokumentieren den Bericht der Flüchtlingsinitiative/ red. trend

Das Gebäude steht seit Jahren leer, die Nachbarschaft hätte sich über eine Revitalisierung gefreut – der Kirchenkreis Mitte plante, die leerstehende Kita in der Moabiter Wiclefstrasse zu einer Flüchtlingsunterkunft umzuwidmen, um Flüchtlinge aus verschiedenen Standorten in Berlin, die der Hilfe der Kirche benötigen, dort unterzubringen.

Die Initiative Neue Nachbarschaft/Moabit, die bereits von der Kirche vergangenen Sommer mit Schlüsseln für das Objekt ausgestattet worden war, bezog nun am Sonntag mit den ersten 11 Flüchtlingen das Gebäude, um in einer Art Pilotphase die Bewohnbarkeit und notwendige Umgestaltungen zu eruieren. Die Unterbringungsmöglichkeit für sieben Flüchtlinge aus dem Kirchenkreis Mitte endet zum 1. April, derzeit gibt es keine alternativen Unterbringungsmöglichkeiten in kirchlichen Gebäuden außer der Moabiter Kita. Die Zeit drängte.

“Wir haben am Sonntag Mittag in einer Gemeinschaftsaktion losgelegt”, berichtet Marina Naprushkina von der Initiative. “Die Toiletten waren in einem fürchterlichen Zustand, wir haben die Scheiben gereinigt, den Vorgarten gekehrt. Durch den langen Leerstand gab es viel Vandalismus im und um das Gebäude.”

Am Abend erschienen dann die Pfarrerinnen von Moabit West und verlangten den sofortigen Abzug. Man war zu keinerlei Gespräch bereit, rief sofort die Polizei für die Räumung. “Unser Hinweis, dass wir mit Schlüsseln ausgestattet sind, interessierte niemand”, so Naprushkina. “Hätten wir nicht geistesgegenwärtig die Flüchtlinge schnell evakuiert, die Kirche hätte die Flüchtlinge der Polizei ausgeliefert und wegen Hausfriedensbruch kriminalisiert.”

Die Mitglieder der Initiative sind entsetzt über das beschämende Verhalten der Kirchenvertreter. “Uns schlug blanker Haß entgegen.” Und dass es dabei wenig christlich zuging, zeigt auch ein Vorfall am Rande der Räumung: Obwohl des Verlassen der Kita völlig friedlich organisiert wurde, griff der ebenfalls anwesende Vorsitzende der Kirchenkreissynode Fabian Eidtner eine junge Frau der Initiative körperlich an. Die Initiative beschloss darauf hin, die Kirchenleitung zu bitten darauf hinzuwirken, dass Herr Eidtner seine kirchlichen Ämter Ruhen läßt bis zur Klärung der Tatvorwürfe. Eine herausgehobene kirchliche Position verträgt sich nicht mit Gewalt gegen Frauen – insbesondere nicht in Ausübung seines Kirchenamtes.

Quelle: https://neuenachbarschaft.wordpress.com/2015/03/24/evangelische-kirche-raumt-fluchtlingsinitiative-mit-polizei/