trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Freispruch für Vojislav Seselj- Fehmi Lladrovci hatte Recht

von Max Brym

04/2016

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Der politisch links stehende Fehmi Lladrovci, gab als erster UCK Kommandant dem britischenFernsehsender BBC im Jahr 1996 ein Interview. In dem Gespräch erklärte der 1998 gefallene Kommandant: „ Europa ist eine alte Hure“. Diese zugegebenermaßen etwas drastische Formulierung erfuhr gestern wieder eine deutliche Bestätigung.

Gestern wurde der serbische Kriegsverbrecher Vojislav Seselj in Den Haag von allen Anklagepunkten freigesprochen. Das Gericht wertete seine Tätigkeit als Führer der rechtsextremen Tschetniks, nicht als kriminell. Angeblich hatte Seselj, nichts mit den Massenmorden in Kroatien, Bosnien und Kosova zu tun. Das Gericht bestätigte ihm, dass seine Tätigkeit nur als politische Tätigkeit zu werten sei. Demgegenüber stehen Tausende von Zitaten und Dokumenten in denen Seselj beispielsweise zur Ermordung von „allen kroatischen Hunden“ in Vokuvar aufgerufen hatte. Aber das Gericht interessierte sich nicht für Realitäten, nicht für die mörderische Tätigkeit der Tschetniks, sondern das Gericht fällte ein ausgesprochen politisches Urteil. Immer wieder wurde in der Urteilsbegründung auf die großserbische Propaganda verwiesen, welche in dem Urteil legitimiert wurde. Die Morde und Massenvergewaltigungen welche die von Vojislav Seselj geschaffenen Tschetniks tätigten, spielten für das Gericht keinerlei Rolle. Die europäische Staatengemeinschaft hat sich in Wirklichkeit nie für die Verbrechen am Balkan interessiert. Im Jahr 1995 spielte man beim Massaker in Srebrenica den Zuschauer. Im selben Jahr wurde Bosnien ethnisch geteilt und damit das Programm von Radovan Karadzic in der Realität umgesetzt. Zwar wurde Radovan Karadzic vor einigen Tagen zu 40 Jahren Haft verurteilt, sein Programm dominiert aber bis dato die bosnische Realität. Die Interessen bestimmter imperialer EU-Staaten erforderten jetzt einen Freispruch für Seselj. Seine ehemaligen Parteifreunde sind der serbische Präsident Nikolic und der jetzige serbische Ministerpräsident Vucic. Alle waren gemeinsam in Kriegsverbrechen oder in deren Befürwortung verwickelt, was Europa nicht daran hindert sie auf der europäischen Bühne mitspielen zu lassen. Es gibt nicht nur einen Deal mit dem türkischen Präsidenten Erdogan es gibt auch einen Deal mit den serbischen Nationalisten. Diese drohen immer wieder damit sich Russland anzunähern, um von der EU entsprechende Zugeständnisse zu erhalten. Ihnen wird der Kriegsverbrecher Seselj freigegeben und gleichzeitig wird ihnen gestattet den imperialen chauvinistischen Anspruch gegenüber Kosova beizubehalten. Das Urteil ist nichts anderes als ein politisches Urteil gegen sämtliche Opfer des serbischen Chauvinismus auf dem Balkan. Dagegen protestieren auch im Belgrad Menschenrechtsaktivisten und linke Gruppierungen. Auf der anderen Seite feiern die Faschisten ihren Helden Seselj. Auf Facebook äußerte sich eine linke albanische Aktivistin wie folgt:“ Als der Richter ihn bei seiner dritten Verurteilung aufforderte, sich zu erheben, antwortete Seselj: "Ich soll für Sie aufstehen? Sie sind doch wohl nicht normal! Ich bin der Führer der serbischen Tschetniks!".

Doch an dem Fiasko war auch das Tribunal mitschuldig, sagt die Rechtsexpertin van den Berg. "Es hat ihm fast alle Wünsche erfüllt." Zuletzt war noch 2013 ein Richter wegen Befangenheit ausgetauscht worden. Der neue Richter musste sich einarbeiten, und das dauerte fast drei Jahre.
Bei seiner vorläufigen Entlassung 2014 hatten die Richter noch nicht einmal von Serbien Garantien verlangt, ihn zu seiner Urteilsverkündung wieder nach Den Haag zu bringen. "Als wollten sie ihn loswerden," sagt van den Berg. (...)"

Ich verstehe nicht, wie die Außenwelt die Täter und die wahre Geschichte der Balkankriege verstecken kann. Hundert tausende Tote, Vertriebene und Opfer mit verbliebenen Schäden. Vor allem im Kosovo und in Bosnien sind die Folgen des Krieges immer noch stark zu sehen. Seselj ist genauso wie Lazarevic, Ivanovic, Vucic ... Milosevic (und viele viele mehr)... ein dreckiger Mörder. “ Zu verstehen ist der Vorgang allerdings relativ einfach. Es geht um imperiale Interessen, um zunehmende geopolitische Konflikte und nicht um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist von einem bürgerlichen Gericht auch nicht zu erwarten.



Link Der deutsche Nationalist Jürgen Elsässer kürzlich zu Besuch bei seinem Vorbild
https://juergenelsaesser.wordpress.com/2015/05/07/elsasser-bei-seselj-wir-mussen-die-usa-loswerden/