Berlin den 10.
April 2018
Die FAU Berlin ruft für den 13. April um 16.30 Uhr
zu einer Fahrraddemonstration vom Oranienplatz zu
den Deliveroo-Büros in der Schlesischen Straße 26
auf. Die Demonstration steht im Rahmen des von
aktion./.arbeitsunrecht e.V. für diesen Tag
ausgerufenen Aktionstages gegen Union Busting und
Ausbeutung. Zeitgleich werden ähnliche Aktionen in
über zehn weiteren Städten stattfinden. Außerdem
endet an diesem Tag eine von der Deliveroo
Betriebsgruppe der FAU Berlin gestellte Frist: Nach
Einreichen einer Petition mit über 150
Unterschriften und vier konkreten Forderungen am 6.
April gab diese Deliveroo eine Woche Zeit, ihnen
einen verbindliches Terminangebot für ein Gespräch
mit Deliveroo Deutschland-Geschäftsführer Felix
Chrobog zu unterbreiten.
In ihrer Petition fordern die
Deliveroo-Fahrer*innen eine Vergütung für die
Wartezeit zwischen Aufträgen in Höhe von 4€ pro
halber Stunde; eine volle Übernahme der Beiträge
für die Unfallversicherung BG Verkehr durch das
Unternehmen; eine Verschleißkosten-Pauschale für
regelmäßig anfallende Fahrradreparaturen in Höhe
von 35ct/km; sowie eine schrittweise
Entgelterhöhung. „Manchmal bekomme ich zwei Stunden
lang keinen einzigen Auftrag. Dann gehe ich mit
Null Euro für zwei Stunden Arbeit nach Hause. Und
davon soll ich meine Versicherung bezahlen?“, fasst
Deliveroo-Fahrerin Simone Meier*die Lage vieler
Fahrer*innen
zusammen. Und weiter: „Deliveroo sollte endlich
Verantwortung für uns Fahrer*innen übernehmen und
uns ein konkretes Gesprächsangebot machen.“
Mit ihrem Unmut sind die Fahrer*innen in Berlin
nicht allein. Vor jedem Freitag, dem 13. nominiert
der Kölner Verein aktion./.arbeitsunrecht drei
Unternehmen, die durch schlechte
Arbeitsbedingungen, Missachtung der Rechte ihrer
Arbeiter*innen oder Behinderung von
gewerkschaftlichen Aktivitäten auffallen. In einer
Online-Abstimmung wird dann darüber entschieden,
welches dieser Unternehmen im besonderen Fokus des
Aktionstages zum „Unglückstag“ stehen wird. Anlass
zur Nominierung von Deliveroo war unter Anderem der
Versuch, die Gründung eines Betriebsrates in Köln
zu verhindern, indem der Anteil der Selbstständigen
unter den Fahrer*innen in kurzer Zeit dramatisch
erhöht wurde. Auch die Restaurant-Kette Nordsee,
Vertragspartner von Deliveroo und Teil der
Unternehmensgruppe des AfD-Unterstützers Theo
Müller, die bei der Abstimmung den zweiten Platz
machte, soll nun in die Proteste mit einbezogen
werden.
Seit den ersten Streiks in Großbritannien im Sommer
2016 ist der Widerstand gegen die
Arbeitsbedingungen bei dem Essenslieferdienst
massiv angewachsen: Inzwischen sind Fahrer*innen
weltweit organisiert, unter anderem in Barcelona,
Sydney, Brüssel und Hong Kong. Und der Aktionstag
zum Freitag, dem 13. ist nur das jüngste Beispiel
für den ebenfalls zunehmenden öffentlichen Protest
gegen das Unternehmen. „Auch wenn einige
Verschlechterungen in den Arbeitsbedingungen durch
Streiks und Proteste aufgehalten oder verschoben
werden konnten, hat Deliveroo bisher keine echte
Bereitschaft gezeigt, die Forderungen ihrer
Arbeiter*innen auch nur anzuerkennen“, fasst
Clemens Melzer von der DeliverUnion AG der FAU
Berlin zusammen. „Aber auf Dauer wird das
Unternehmen den zunehmenden internationalen Druck
nicht ignorieren können.“
Quelle:
Pressemitteilung von 10.4.18 |