10.4.1910 New York City;
US-amerikanischer Ökonom und Journalist. (†
27. Februar 2004 - red. trend)
S. beendete 1931 das Studium an der Harvard Univ. und erwarb den
Bachelör of Arts; 1937 promovierte er zum Doktor der
Philosophie. S. lehrte als Prof. an verschiedenen amerikanischen
Univ., so an der Harvard Univ. (1934 bis 1942), an der Cornell
Univ. (1958/59), an der Stanford Univ. (1960/61), an der Yale
Univ. (1972) und an der New School of Social Research (1975). Im
Jahre 1949 begründete er die Zeitschrift »Monthly Review«, deren
Herausgeber er heute noch ist. In dieser Zeitschrift publiziert
S. regelmäßig Artikel zu aktuellen polit-ökonomischen und
wirtschaftshistorischen Problemen. S. war von 1964 bis 1967
Mitglied des Exekutivkomitees der American Economic Association.
In einer ganzen Reihe von Arbeiten stützt sich S. auf wichtige
Thesen der politökonomischen Theorie von - Marx, weswegen er in
bürgerlichen Kreisen auch als Propagandist des Marxismus
bezeichnet wird. In der Tat jedoch bildeten sich seine
Auffassungen unter dem starken Einfluß der bürgerlichen
Ideologie. Er unterscheidet sich daher in; einigen Fragen,
beispielsweise in der Arbeitswerttheorie, der Mehr-,
Werttheorie, der Akkumulationstheorie des Kapitals, ganz
wesentlich von der marxistisch-leninistischen Theorie. Bei der
Einschätzung des modernen Kapitalismus propagiert er
reformistische Ideen einer Transformation der bürgerlichen
Gesellschaft, in deren Ergebnis sich Veränderungen
sozialistischen Charakters vollziehen würden.
Er wurde zum Anhänger der Theorie einer »wirtschaftlichen
Stagnation«. S. erklärt den Rückgang des Entwicklungstempos der
USA-Wirtschaft damit, daß dieses Land das ökonomische
»Reifestadium« erreicht habe. Danach tretet das Land in eine
Periode der »natürlichen Stagnation« ein. Einer der Hauptgründe
sieht S. im ungenügenden Zuwachs an Bevölkerung; der zu einem
Defizit an Arbeitskräften und zur Erhöhung der Arbeitslöhne
führe und folglich zu einer Kürzung der Profite der Unternehmer,
zur sinkenden Akkumulation und zur Begrenzung der Stimuli für
die Investitionstätigkeit.
S. gelangt zu dem Schluß, daß sich die moderne kapitalistische
Ökonomik nicht erfolgreich entwickeln und die wachsenden
ökonomischen Widersprüche nicht überwunden werden könnten ohne
aktive Einmischung des Staates in das Wirtschaftsleben und ohne
Einführung einer Planwirtschaft.
Publikationen: Monopoly and competition in the English
coal trade, 1550-1850, Cambridge 1938; The theory of capitalist
development, New York 1942 (dt.: Theorie der kapitalistischen
Entwicklung, Köln 1959). Socialism, New York 1949 (dt.: Der
Sozialismus. Geschichte und Probleme, München 1970); Cuba:
anatomy of a revolution (mit L. Huberman), New York 1961 (dt.:
Kuba, Anatomie einer Revolution, Frankfurt a. M. 1968); Paul A.
Baran, 1910-1964 (mit L. Huberman), New York 1965; Monopoly
capital (mit P. A. Baran), New York, London 1966 (dt.:
Monopolkapital, Frankfurt a. M. 1973); Marx and the Proletariat,
Boston 1969; Can the ruling class shape history, Boston 1969;
Lenin today: eight essays on the hundredth anniversary of
Lenin's birth (mit H. Magdoff), New York, London 1970; Present
as history, New York 1970; Socialism in Cuba (mit L. Huberman),
New York, London 1970 (dt.: Sozialismus in Kuba, Frankfurt a. M.
1970); Die Zukunft des Kapitalismus und andere Aufsätze zur
politischen Ökonomie, Frankfurt a. M. 1970; On the transition to
socialism (mit Ch. Bettelheim), New York, London 1971; The
dynamics of U.S. capitalism: corporate structure, in-flation,
credit, gold and the dollar (mit H. Magdoff), New York, London
1972; Modern capitalism, New York, London 1972; Revolution and
counter-revolution in Chile (mit H. Magdoff), New York, London
1974; Postrevolutionary society: essays, New York 1980.
Editorische Anmerkungen
Der Text stammt aus: Krause,
Werner; Graupner, Karl-Heinz & Sieber, Rolf (1989).
Ökonomenlexikon. Berlin: Dietz. S. 561f
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