Vor 60 Jahren am 14. Mai wurde Israel gegründet
Altes Volk — Moderner Staat

aus einer Propagandaschrift des Israelischen Außenministeriums

05/08

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Die Geburt des modernen Israel vollzog sich unter umständen, die fast unglaublich erscheinen und, wie viele glauben, ans Wunderbare grenzen. Sie beginnt an dem Augusttage des Jahres 70 unserer Zeitrechnung, als die rauhen Kriegshorden Roms Israels alte Hauptstadt Jerusalem eroberten und der jüdischen Unabhängigkeit ein jähes Ende setzten. Tausende von Juden wurden aus ihrer Heimat vertrieben und mussten die Leiden eines Exils auf sich nehmen, das fast zweitausend Jahre dauern sollte. Doch die Juden haben nie ihre Hoffnung auf eine Heimkehr nach Zion aufgegeben. In allen Ländern ihrer Zerstreuung und In jeder Generation der Heimatlosen hat es Männer und Frauen gegeben, die den Gedanken der Rückkehr und des Wiederaufbaus der alten Heimat entschlossen wachhielten und zu verwirklichen suchten. Am 14. Mai 1948, mit der Wiedergeburt desjüdischen Staatswesens, feierte diese Bewegung ihren endgültigen Triumph.

Bei ihrer Rückkehr fanden die Pioniere des jungen Israel ein wüstes und meist unbesiedeltes Land vor. Doch stiessen sie au] Schritt und Tritt auf die Spuren ihrer Urahnen und des von ihnen hinterlassenen Erbes. Sogar die von ihren Vorfahren mit schwerer Arbeit angelegten Bergterrassen boten sich ihren Blicken dar, wenn diese auch unter den verheerenden Wirkungen der Naturkräfte und menschlicher Zerstörung gelitten hatten. Ortsnamen wie Jerusalem, Beerscheba und Ejlat erinnerten an die grossen Tage der Bibel, als Israel sich des Friedens und des Wohlstandes erfreute. Die Pioniere legten Sümpfe trocken und boten den Wanderdünen Einhalt; sie nahmen Felder unter den Pflug, die lange brachgelegen waren und entrissen der Erde die Überreste der Vergangenheit — Münzen, Gefässe und Geräte, die noch die archaischen hebräischen Schriftzüge ihrer Väter trugen. Nichts war natürlicher. Waren sie doch in das Land zurückgekehrt, dem bis zur Eroberung durch die Römer, im Laufe seiner ersten über zweitausendjährigen Geschichte, das jüdische Volk seinen Stempel aufgedrückt hat und das sich im Laufe dieser Periode ausschliesslich unter jüdischer Herrschaft oder Selbstverwaltung befunden hat. Es hat immer Juden in diesem Lande gegeben; völlig sind sie nie entwurzelt worden. Auch in der Verbannung und den Ländern ihrer Zerstreuung stand es ihren Herzen nahe und sie haben immer wieder versucht, in die alte Heimat zurückzukehren. Eine Reihe von Eroberern hat Israel vorübergehend in Besitz genommen — nicht weniger als vierzehn im Laufe von dreizehn Jahrhunderten — aber kein anderes Volk hat jemals in diesem Lande seine Unabhängigkeit erlangt oder dieses Stück Erde als Grundlage und Zentrum seiner nationalen Existenz betrachtet. Jedes Geschichtsbuch und die Bibel selbst legen beredtes Zeugnis dafür ab und liefern den klarsten Beweis für die Dauerhaftigkeit des Bandes zwischen dem jüdischen Volk und seinem Lande Israel. Abgesehen von den Juden gibt es kein einziges Volk, das darauf Anspruch erheben könnte, mit diesem Lande seit Urzeiten durch ununterbrochene Besiedlung verwachesn zu sein. In keiner geschichtlichen Periode sind die Juden völlig aus dem Lande verschwunden und die Annalen des Judentums stellen ein Zeugnis dar für die unvergängliche Anhänglichkeit dieses Volkes an seine Heimat und seine endlosen Bemühungen um eine baldige Heimkehr. Die unvergängliche Hoffnung auf eine Rückkehr in die alte Heimat war tief im nationalen Bewusstsefn und den religiösen Überzeugungen der Juden in den Ländern der Zerstreuung verankert. Ihre Kunst und Literatur waren von dieser Erwartung durchdrungen und sie verlieh ihrem Alltagsleben eine ganz besondere Prägung. So fehlte es in keiner Generation an Versuchen. in die Heimat zurückkehren

Das Wiederaufleben des jüdischen Selbstbewusstseins in unseren Tagen ist nur als zeitgenössische Ausdrucksform für die uralten Bande zu betrachten, die das zerstreute Volk mit seinem Lande verknüpfen. Die Verwirklichung des Gedankens der Rückkehr in die Heimat und des nationalen Wiederaufbaus begann im letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts unter dem Banner der zionistischen Bewegung. (Der historische Zionsberg in Jerusalem wurde von jeher als Symbol des Landes Israel angesehen). Tausende von Juden setzten ihre "Alijah", d.h. "Aufstieg" ins Land, in die Tat um, um sich dort dem Ackerbau zu widmen, Industrien zu begründen und neue Städte und Dörfer zu errichten.

Das natürliche und menschliche Selbstbestimmungsrecht des jüdischen Volkes wurde am Ende des ersten Weltkrieges von der im Rahmen des Völkerbundes vereinigten Völkerfamilie einstimmig anerkannt. Im Jahre 1947 wurde der jüdische Anspruch auf politische Unabhängigkeit von der freien Welt aufs neue bestätigt, als die Vereinten Nationen, das Nachfolgeorgan des Völkerbundes, der Wiederherstellung des jüdischen Staatswesens, das zusammen mit einem arabischen Staat im früheren Mandatsgebiet Palästina entstehen sollte, ihre Zustimmung gaben.

So wurde das souveräne Israel ins Leben gerufen, der neue Staat eines uralten Volkes. Diese Wiedergeburt ereignete sich in einer kritischen Stunde der jüdischen Geschichte. Sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder, ein Drittel des gesamten jüdischen Volkes, waren im zweiten Weltkrieg von den Nazis vernichtet worden und die Errichtung eines freien, unabhängigen Israel sollte den unwiderstehlichen Lebenswillen und die Fähigkeit der Nation zum Ausdruck bringen, ein für alle Mal der Heimatlosigkeit und Verfolgung ein Ende zu bereiten und ihre Talente in den Dienst des menschlichen Fortschritts zu stellen. Im Mai 1948 betrat Israel von neuem die Weltbühne als gleichberechtigtes Mitglied der Völkerfamilie. Das jüdische Volk hatte seine Heimat wiedergefunden.

Editorische Anmerkungen

Israel ein kurzer Umriss
Zweite revidierte Auflage März 1968
Ins Deutsche übertragen von Israel Sipper
Veröffentlicht von der Informationsabteilung des Aussenministeriums
Jerusalem, (Israel), 1968
Gedruckt in Israel bei "Achva", Jerusalem, Israel
Graphische Gestaltung : Alex Berlyne.

S.7ff

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ZUM WEITERLESEN

Das Ende Israels?
Das 1. Kap. aus N. Weinstocks gleichnamigen Buch: 
Die Entstehungsgeschichte Israels von 1882-1948

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Der neue Staat des jüdischen Volkes

von Paul Merker