Betrieb & Gewerkschaft
Soli für Arbeitskampf bei Ryanair Zaragoza

05/09

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Der 1. Mai ist vorbei. Zeit sich wieder dem zuzuwenden, was jeden Tag des Jahres auf der Tagesordnung steht: Dem täglichen Kampf gegen die Zumutungen der Lohnarbeit und der Solidarität mit anderen ArbeiterInnen. Gelegenheiten dazu gibt es mehr als genug. Zum Beispiel für die Betriebsgruppe der spanischen anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CNT bei Ryanair in Zaragoza. Die hatte für den 3. Mai um internationale Unterstützung bei ihren Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und gegen die Entlassung eines ihrer Gewerkschaftsdelegierten gebeten. Denn Ryanair versucht nicht nur aus den Passagieren jeden Cent herauszupressen, indem es ständig neue Extragebühren erfindet. "Billig" treibt es diese Airline besonders auch im Umgang mit den Beschäftigten. In der BRD fanden am 3. Mai Aktionen an mindestens drei Orten statt.

Arbeitskampf bei Ryanair in Zaragoza

Mitte Januar 2009 haben Beschäftigte im spanischen Zaragoza eineBetriebsgruppe der Gewerkschaft CNT ins Leben gerufen, um sich u.a. gegen geplante Lohnkürzungen zur Wehr zu setzen. Außerdem werfen dieArbeiterInnen der Fluglinie vor, gegen diverse Bestimmungen des spanischen Arbeitsrechts zu verstoßen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, mit der Geschäftsführung zu verhandeln, hat die CNT Ende Februar einen Arbeitskampf bei Ryanair ausgerufen, in dessen Rahmenverschiedene Aktionen und Kundgebungen am Flughafen von Zaragoza stattfanden. Die einzige Antwort der Billigflieger nach einem Ende der Billiglöhne war die Kündigung des Delegierten der ArbeiterInnen am 27.März 2009.

Die CNT fordert von Ryanair die sofortige Wiedereinstellung des gekündigten Kollegen, ein Ende der Repressalien gegen andere Beschäftigte und Verhandlungen über die Forderungen der Belegschaft. Zu diesem Zweck fand am 3. Mai an Ryanair-Standorten in Spanien und inanderen europäischen Ländern Protestaktionen gegen die unsoziale undgegen die Belegschaft gerichtete Politik des Ryanair-Managements statt.
Aktionen in der BRD

Mitglieder verschiedener Syndikate der FAU waren am 3. Mai dem Aufruf ihrer spanischen GenossInnen gefolgt und führten Aktionen in Weeze, Lübeck und Frankfurt/Main durch. Leider erreichte uns der Aufruf sehr kurzfristig, so dass kaum mehr als drei Tage zur Vorbereitung blieben. Sonst hätten vermutlich nahezu alle Ryanair-Basen in der BRD Besuch bekommen.

In Weeze ("Düsseldorf") und Lübeck ("Hamburg") wurden Flugblätter und gewerkschaftliche Materialien der FAU direkt anbzw. in den Flughäfen verteilt. Die Reaktionen waren in aller Regel sehr positiv und zwar sowohl von Seiten der Fluggäste als auch derFlughafen-Beschäftigten. An den Flughäfen, besonders den Basen der"Billigflieger" arbeiten viele Leute bei Sklavenhändlern, mit Zeitverträgen oder unter sonstigen prekären Bedingungen. Kein Wunder,dass es viele Diskussionen und bisweilen auch zustimmend geballte Fäuste gab. Von den Passagieren sagten uns etliche, dass sie unter diesen Voraussetzungen nicht mehr mit Ryanair fliegen werden.

In Frankfurt/Main wurden die Flugblätter nicht am Flughafen selbst verteilt (Hahn liegt fast 150 km von Frankfurt entfernt, mitten im Nichts), sondern am Busterminal, von dem aus die Shuttle-Busse nach Hahn fahren. Mehrere Stunden lang war dort ausgiebig Zeit, mit den Passagieren etlicher Busse zu diskutieren, bis schließlich die Flugblätter ausgingen. Da auch so mancher Fahrer seine ganz spezielle Meinung zu den Arbeitsbedingungen bei Ryanair hatte, kann man davon ausgehen, dass die Diskussionen auch noch während der Busfahrt weitergingen. Solche Bus-Shuttle zu den meistens weit abgelegenen Ryanair-Basen gibt es übrigens aus einer ganzen Reihe von Städten.

Alles kann man besser machen

Da wir davon ausgehen, dass dies eventuell nicht die letzte Runde in dieser Angelegenheit war, möchten wir an dieser Stelle für eine Neuauflage oder ähnlich gelagerte Aktionen in der Auseinandersetzung mit Airlines noch einen Tipp loswerden. Wir hatten den Fehler gemacht, unser Flugblatt (PDF-Datei) nicht zumindest auch ins Englische und Spanische zu übersetzen. Dabei gab es jede Menge Fluggäste, die sehr interessiert waren, aber nicht Deutsch sprachen. Beim nächsten Mal werden wir vorher daran denken.

Weiterführende Infos

Neben dem bereits erwähnten Flugblatt gibt es einen Beitrag zu denAktionen auf der Website der FAU mit weiteren Informationen. Wenn ihr Spanisch lesen könnt, interessiert euch vielleicht auf das Blog der  CNT-Betriebsgruppe bei Ryanair in Zaragoza. Zu den Arbeitsbedingungen bei Ryanair gibt esaußerdem eine sehenswerte englischsprachige TV-Dokumentation. Genug Material hoffentlich, um bei einer eventuellen nächsten Runde den Konflikt noch ein wenig weiter zu sozialisieren.

Und wie immer gilt natürlich: Nicht jammern sondern organisieren!
 

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde erstveröffentlicht bei Indymedia am 4.5.09