Peter Trotzig
Kommentare zum Zeitgeschehen

Die Grünen und ihre „lustigen“ Parolen im Landtagswahlkampf NRW

05/10

trend
onlinezeitung

Auf einem der mehr oder weniger phantasievollen Plakate, die die Grüne Partei zur Landtagswahl in NRW flächendeckend ausgehängt hat, steht die Parole:

„Privates muss privat bleiben!“

Neben der Parole ist ein Notebook abgebildet.
Klar, um was es hier geht? Offensichtlich um den Schutz persönlicher Daten.
Rechtfertigt eine Kritik am Überwachungsstaat etc. aber die Parole „Privates muss privat bleiben“?

Die beiden vergangenen Jahrzehnte lassen sich charakterisieren als Orgien der Privatisierung, zunehmende Zerstörung des bürgerlichen Sozialstaates usw. Man könnte darüber die bürgerliche Parole pinseln: „Soziales muss privat werden!“ In Deutschland war die Partei der Grünen maßgeblich daran beteiligt den Prozess der Privatisierung des Sozialen voran zu treiben … gemeinsam mit der SPD.

Wenn diese teils dumm-bewusstlosen, teils interessierten Vollstrecker kapitalistischer Gesetzmäßigkeiten („Inwertsetzung“ immer größerer Bereiche der gesellschaftlichen Reproduktion durch Schaffung von Anlagemöglichkeiten für überakkumuliertes Kapital, Umwandlung von Lohnarbeit in kapitalproduktive Lohnarbeit mit all den verheerenden sozialen Konsequenzen für die Lohnabhängigen) jetzt die allgemeine Parole ausgeben „Privates muss privat bleiben“, so zeigt das, wes Geistes Kinder in dieser Partei heute versammelt sind, bzw. das Sagen haben!

Privates muss privat bleiben heißt eben auch:
Alle privatisierten Bereich der gesellschaftlichen Reproduktion sollen in den Klauen des Kapitals bleiben! Hände weg von gesellschaftlicher Einflussnahme und Kontrolle.

Privates muss privat bleiben kann aber beispielsweise auch heißen:

Die Öffentlichkeit soll sich raushalten, aus dem was in den Familien vor sich geht. Wenn Privates privat bleiben soll, dann kann es keinen Schutz für in der Familie vergewaltigte Frauen und misshandelte Kinder geben.
Selbstverständlich unterstell ich den heutigen Grünen nicht, dass sie so etwas wollen, aber die blöde bis reaktionäre Parole zum Schutz alles Privaten hält eben solche Perspektiven offen. Bei Gründung der grünen Partei hätte auch niemand vermutet, dass dieser Verein mal Hartz IV mit auf den Weg bringt.

Es ließe sich noch einiges anführen, was die allgemeine Parole „Privates muss privat bleiben!“ an sozialen Schweinereien abdeckt.

Wie bei allen bürgerlichen Parteien steht eben in der Grünen Partei mittlerweile Privateigentum und Privatinteresse ganz oben in der Werteskala. Wer hinter der Parole nur Unüberlegtheit und Dummheit vermutet, täuscht sich! Sie ist Ausdruck grün-liberaler Ideologie!

Editorische Anmerkungen

Peter Trotzig schreibt ab der Nr. 1-05 in unregelmäßigen Abständen seine Kommentare zum Zeitgeschehen.