Betrieb & Gewerkschaft
Alternativen zur Gewerkschaftsbürokratie aufbauen

Politisches Sekretariat des RSB

05/10

trend
onlinezeitung

Aus allen einschlägigen Umfragen geht hervor: Nach mehr als anderthalb Jahren tiefer Wirtschaftskrise steigen die Zweifel der Menschen an den Selbstheilungskräften des Kapitalismus.

Die eigenen Zukunftsaussichten werden inzwischen von einer deutlichen Mehrheit der lohnabhängigen Bevölkerung und vor allem von den prekär Beschäftigten und den Erwerbslosen als eher düster eingeschätzt.

Inzwischen ist Griechenland zahlungsunfähig und braucht direkte Finanzspritzen des IWF und der EU. Da diese Gelder nur als Kredite fließen (mit einem Zinssatz von 5%) wird dies nur zum Zeitgewinnen dienen, die Schulden aber insgesamt erhöhen. Profiteure dieses Wirtschaftens sind natürlich das Exportkapital (vornehmlich in Deutschland) und die Banken. Gleichzeitig wird in Griechenland ein rabiates Sparprogramm auf Kosten breiter Bevölkerungsschichten angesetzt.

Alle politisch oder gewerkschaftlich Aktiven in diesem Land wissen also zur Genüge, wohin der Hase läuft, dass das Kapital (bzw. der Kapitalismus) an der Krise schuld ist und wer bluten soll. Mit dem Einführen der Kopfpauschale, dem Festhalten an der Rente mit 67 und allen anderen Sparmaßnahmen auf unsrem Rücken sind in diesem Land vor allem die Gewerkschaften herausgefordert. Sie hätten die organisatorische Kraft, eine breite und wirksame Gegenwehr aufzubauen.

Glaubwürdigkeit der Gewerkschaften

Noch haben sie einen gewissen Kredit in der breiten Bevölkerung. Aber je länger sie ihre Vogel-Strauß-Politik fortsetzen, desto mehr verspielen sie ihn auch bei den weniger politisierten Menschen. Bei den engagierteren Kräften haben sie eh schon viel an Glaubwürdigkeit verloren. Da es keine andere bedeutende politische Kraft mit entsprechenden organisatorischen Möglichkeiten gibt, kann es den kritischen und kämpferischen Kräften nicht egal sein, was aus den Gewerkschaften wird. Die Gewerkschaftsapparate sind (vor allem in den Führungsetagen) nicht nur stark bürokratisiert, sie hoffen die Krise aussitzen zu können und tragen damit ein hohes Maß an Verantwortung für das Ausbleiben einer breiteren Widerstandsbewegung.

Die Selbstorganisation der KollegInnen wird in der nächsten Zeit nicht wie Phönix aus der Asche entstehen. Es braucht dazu eine organisierte klassenkämpferische Strömung, innerhalb der Gewerkschaften, die darauf ausgerichtet ist, die gewerkschaftliche Politik völlig umzukrempeln. Es braucht andere Strukturen, eine andere Funktionsweise – nämlich demokratischer, weniger von den Apparaten vorbestimmt – und vor allem eine andere politische Gesamtorientierung. Nur wenn die Kultur des Widerstands – im Gegensatz zur Orientierung des Co-Managements – entwickelt wird, kann die Kampfbereitschaft bei all denen gefördert werden, die heute keine Alternative zur kapitalistischen Politik sehen. Die Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken ist dazu ein Ansatz, aber eben nur ein kleiner Ansatz (die AG Betrieb & Gewerkschaft der Partei Die Linke versteht sich nur als eine AG in der Partei, entwickelt aber keine alternative Linie zur Politik der Gewerkschaftsbürokratie).

Solange es nichts Breiteres und Wirksameres gibt, sollten sich alle politisch und gewerkschaftlich Aktiven darum bemühen, das Netzwerk der Gewerkschaftslinken zu stärken, am Ort entsprechende Foren aufzubauen und darüber zur Organisierung des Widerstands von unten beizutragen.

Editorische Anmerkung

Den Artikel spiegelten wir von  der Website des

wo er am 1.5.2010 erschien.