Über 100 Leute erteilten K&S eine Absage!

von Freya Fluten

05/11

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Gestern haben wir mehr als 100 Protestbriefe an die K&S – Unternehmensgruppe verschickt. Wir protestieren damit gegen die inhumanen Lebensbedingungen in den von K&S betriebenen Flüchtlingslagern und fordern das Unternehmen auf, sich aus dem Geschäft mit dem staatlichem Rassismus zurückzuziehen!

Die „Dr. Krantz Sozialbau und Betreuungs- GmbH“ ist seit den 1980er Jahren im Geschäft mit dem Elend von Flüchtlingen aktiv und aktuell einer der größten Lagerbetreiber in der Bundesrepublik, mit einem jährlichen Umsatz von über 60 Millionen Euro. Die Flüchtlingslager der Unternehmensgruppe K&S zeichnen sich durch besonders unmenschliche Lebensbedingungen aus. In der Regel liegen die Unterkünfte isoliert in alten Kasernenkomplexen oder heruntergekommenen Bauten. Offensichtlich wird in den Unterkünften seit Jahrzehnten systematisch an der Sanierung der Gebäude gespart und ungeniert mit der Ausgrenzung von Flüchtlingen Profit gemacht. Das hier „erwirtschaftete“ Geld wird in wesentlich anders ausgestattete Altersresidenzen investiert.

Gesetzliche Grundlage für diese institutionelle Diskriminierung von Flüchtlingen ist das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG). Hier ist festgeschrieben, dass Flüchtlinge in Lagern leben müssen und nur ca. 60 % des normalen ALG II Satzes bekommen, der in einigen Kommunen Brandenburgs immer noch in Sachleistungen ausgezahlt wird. Ein ausreichender Zugang zur Gesundheitsversorgung ist nicht gewährleistet. Nach einem einjährigen Arbeitsverbot gilt die Vorrangprüfung von deutschen Staatsbürgern und bevorrechtigten MigrantInnen – in Berlin und Brandenburg ein de facto Arbeitsverbot. Hinzu kommen Ausbildungsverbot, ein eingeschränkter Zugang zu den Unis und last but not least die Residenzpflicht als Einschränkung der Bewegungsfreiheit.

Aufgrund der herausragenden Stellung der K&S Unternehmensgruppe bei Profitmachen durch die staatlich verordnete Ausgrenzung gibt es, neben Widerstand der dort untergebrachten Menschen auch regelmäßig Proteste von MenschenrechtsaktivistInnen, Flüchtlingsräten und antirassistischen Gruppen. So haben wir am 22. März 2011 zusammen mit fast 200 AktivistInnen im Rahmen der Kampagne abolish! Diskriminierende Gesetze gegen Flüchtlinge abschaffen auf dem Berliner Heinrichplatz gegen Dr. Krantz & Co protestiert. Eine Ausstellung informierte über die Praktiken der Betreiber und die Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern. Seitdem wanderte die Ausstellung zu einer Kundgebung des Grips-Theaters und ist nach den Abolish-Aktionstagen (9.-11 Juni in Berlin, siehe http://kampagne-abolish.info/) für einen Monat im Café Morgenrot zu sehen.

Seit Ende März konnten Protestbriefe gegen Dr. Krantz Sozialbau und Betreuung unterzeichnet werden. Wir haben nun alle Protestnoten an die Alterresidenzen der K&S Unternehmensgruppe verschickt. Über 100 Leute erteilen damit K&S eine Absage. In den Briefen heißt es, dass die UnterzeichnerInnen dort niemals pflegebedürftige Menschen unterbringen und es niemals akzeptieren werden, dass ein Unternehmen so skrupellos Gewinn aus der Ausgrenzung von Menschen zieht. Mit der Kampagne und des Protestschreiben sollen diese Geschäftsbereiche aus der Anonymität gezogen werden. Denn wer Flüchtlinge ausgrenzt, soll an Alten nicht reich werden! Wir sagen „Nein zu K&S“ und hoffen, dass sich auch die nun aufgeklärten MitarbeiterInnen unseren Protesten anschließen. Einen ersten Erfolg zeigte sich bereits. K&S hat aufgrund der anhaltenden Proteste und der schlechten Presse den Betreibervertrag für das Lager in Waßmannsdorf / Brandenburg zum 30.09.2011 gekündigt.

Nachfragen zu den Lebensbedingungen von Flüchtlingen bitte direkt an
Dr. Krantz Sozialbau und Betreuung

Rotenburger Str. 1
27367 Sottrum
Tel. 04264/8309-0
K&S Unternehmensgruppe
info@ks-unternehmensgruppe.de

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Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel bei Indymedia, wo er am 6.5.11 erschien.

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