Planwirtschaft – auf der Höhe der Zeit

von Helmut Dunkhase und Dieter Feuerstein

05-2013

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Markt und Plan bilden einen Antagonismus.

Zum Markt gehören untrennbar unabhängig, privat voneinander produzierende Produzenten, deren Zusammenhang durch den Tausch gestiftet wird. Der Tausch ist verbunden mit einem Händewechsel und in seiner Realisierung nehmen die Produkte die Form einer Ware an. Die gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeitquanten für die Produkte bestimmen sich im Nachhinein, gewaltsam. Das besorgt das hinter dem Rücken der Agierenden wirkende Wertgesetz.

Die duale Aussage dazu:

Zum Plan gehören untrennbar abhängig voneinander produzierende Produzenten, deren Zusammenhang durch Kooperation gestiftet wird. Die Kooperation ist nicht mit einem Händewechsel verbunden und in Kooperation erzeugte Produkte nehmen nicht die Form einer Ware an. Die gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeitquanten stehen von vornherein fest.

Probleme der Planung in den realsozialistischen Ländern

Mit den ersten Fünfjahrplänen und dem Pioniergeist der Stalinzeit wurden gewaltige Erfolge erzielt. Doch mit zunehmender Differenzierung der Volkswirtschaft reichte eine vom Bruttooutput ausgehende Planung nicht mehr aus. Es musste nach Wegen gesucht werden, die eine rationellere Verteilung der Ressourcen und eine objektive Bewertung ökonomischer Vorgänge gewährleistet. Bahnbrechend in dieser Hinsicht waren die Arbeiten des Mathematikers L.W. Kantorowitsch, die 1938 ihren Ausgang nahmen mit der praktischen Problemstellung, das beste Produktionsprogramm für die Auslastung von Schälmaschinen einer Leningrader Furnierholzfabrik zu finden und einen neuen Zweig der Mathematik begründeten: die Lineare Optimierung. Damit war der Typus einer Aufgabe gegeben, die „selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind“ (MEW 13, S.9). Die wissenschaftliche Behandlung der Frage, wie „optimaler Gebrauch von ökonomischen Ressourcen“(1) gemacht wird, stellt sich in einer Produktionsweise, in der der Blick immer auf das Ganze der Volkswirtschaft gerichtet ist, eher, dringlicher und vor allem umfassender als in einer Gesellschaft, in der das Verfolgen partikulärer Interessen im Mittelpunkt steht. Während die sowjetische Wissenschaft – im wahrsten Sinne des Wortes – auf der Höhe der Zeit war und Weltmaßstäbe setzte, galt dies weniger für den politisch-ideologischen Bereich. Neue Planungsideen hatten mit Widerständen zu kämpfen und noch die Kybernetik wurde anfangs als „bürgerliche Wissenschaft“ denunziert. So kam es, dass in den Elfenbeintürmen der wissenschaftlichen Institute wunderbare Modelle ausgebrütet wurden, während andererseits noch auf dem 21. Parteitag (1959) die schädlichen ökonomischen Auswirkungen der weiterhin verbreiteten „Tonnenideologie“ offenbar wurden. Lösungsversuche gingen in die falsche Richtung: Die Liberman-Reformen setzten auf die Autonomie der Einzelbetriebe und deren Profite als entscheidende Kennziffer.




 
Helmut Dunkhase referiert und diskutiert seine Ansichten am 4. Mai 2013 bei der Marx-Engels-Stiftung.

Der Arbeitskreis Kapitalismus aufheben (AKKA) hat mit ihm Kontakt aufgenommen, um eine entsprechende Veranstaltung zum Thema Planwirtschaft in Berlin zu organisieren.

Weitere Infos zum Thema und zum Autor auf seiner Homepage:
http://www.helmutdunkhase.de/

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