trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Liberalisierung des Visa
Thaci will die Jugend entsorgen

von Max Brym am 12.05.2013

05-2013

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In Kosova sind 70% der Jugendlichen ohne Arbeit. Gleichzeitig ist Kosova das jüngste Land in Europa. Jeder zweite Bewohner des Landes ist unter 25 Jahren. Die Unzufriedenheit und die „Gefahr“ einer sozialen Revolte nehmen in Kosova zu. Der Privatisierungsprozess kostete bis dato 76.000 Arbeitsplätze. Kürzlich wurde das rentabelste Unternehmen Kosovas ,die PTK ( Post und Telekommunikation) zu 75% privatisiert. Der Privatisierungsprozess befindet sich nach Angaben der Regierung, „ in der entscheidenden Phase“. Tatsache ist, dass der Privatisierungsprozess jede Menge Arbeitsplätze kostet und der Gesellschaft wichtige Einnahmequellen entzieht. Die Regierung will diesen Prozess unbedingt fortsetzen. Die vollständige Privatisierung der KEK ( Energieversorger) steht auf der Agenda. Damit will soll Kosova um seinen Kohlereichtum gebracht werden. Kosova hat die meisten Braunkohlereserven auf dem Balkan. Die Privatisierung von Trepca wird Kosova um einen weiteren Rohstoffgiganten gebracht. Trepca war einst an zweiter Stelle in Europa was die Hebung und die Verarbeitung von Chrom, Nickel, Kupfer und Blei anging. An einer Verarbeitung dieser Rohstoffe sind die potentiellen Investoren nicht im geringsten interessiert. Es geht darum die Rohstoffe abzubauen und in den Metropolen zu verarbeiten. Den Investoren ist bis dato die Produktivität der auf „ Probe“ arbeitenden Bergarbeiter zu gering. Kein Wunder seit 1999 dürfen in Trepca keine Bergarbeiter ausgebildet werden. Das Durchschnittsalter der Bergarbeiter liegt bei 57 Jahren. Dadurch entwertet sich der Kaufpreis für Trepca laufend. Die Perspektive der Regierung ist: Trepca möglichst günstig zu verhökern. Nach der Privatisierung wird kein einziger albanischer Bergarbeiter übrigbleiben. Der Annäherungsprozess an die EU wird, die Möglichkeit enthalten, das scheinbar unproduktive albanische Proletariat zu entsorgen um es durch junge und qualifizierte arbeitslose Bergarbeiter aus Bulgarien oder Rumänien zu ersetzen. Anschließend werden die Rohstoffe über die neue Autobahn abtransportiert. Dieser grausame Akt wird als Annäherungsprozess an die EU verkauft.

Die objektive Funktion der Visa-Liberalisierung

Natürlich ist es ein unhaltbarer Zustand, dass die ganze Welt nach Kosova einreisen darf, aber es auf der anderen Seite für die Bewohner Kosovas sehr schwierig ist aus Kosova in ein EU Land zu reisen. Nötig ist wahrlich eine Öffnung der Grenzen für die Menschen. Dennoch ist die geforderte „ Liberalisierung des Visa“ durch die Regierung Thaci mit negativen Absichten unterlegt. Die Regierung spürt die sozialen Spannungen, die Gefahr einer sozialen Explosion existiert. Durch die „Liberalisierung des Visa“ soll Kosova entleert werden. Die Jugendlichen sollen sich in Europa als Wanderarbeiter verkaufen. Übrig bleiben in Kosova Rentner, einige benötigte Arbeitskräfte und die Regierung welche eine kleine und reiche Schicht repräsentiert. Der Druck muss aus dem Kessel genommen werden. Die überflüssigen Menschen müssen aus Kosova verschwinden, um die Ausbeutung Kosovas und die Macht der Mafia zu garantieren. Dazu ist es auch nötig sich der serbischen ethnischen Teilungspolitik gegenüber Kosova zu unterwerfen. Die EU hat dies verlangt um die „ Verbindung Kosovas mit der EU zu vertiefen. Ohne Unterwerfung gegenüber der EU wird es keine „ Liberalisierung der Visa“ geben. Letzteres ist aber für die Regierung Thaci nötig. Ohne Ausreisewelle wird ihnen der Laden in Kosova um die Ohren fliegen. Garantiert werden soll durch die Ausreisewelle eine völlig unsoziale Politik gegenüber einer minimierten Bevölkerung. Daheim bleiben werden neben Rentnern auch jede Menge „ Euro-Kinder“. Vergangene Woche brauchte das deutsche „Auslandsjournal“ einen Bericht über die „ Euro Kinder“ in Rumänien. Momentan gibt es in Rumänien 360.000 Waisenkinder. Die Eltern verschwanden legal und illegal in den „ Euro- Raum“ und liesen ihre Kinder zurück. Diese Kinder nennt man in Rumänien „ Euro-Kinder“. In Rumänien wie in anderen Staaten Südosteuropas gab es eine Privatisierungswelle. Die Menschen verarmten und sahen keine Perspektive mehr. Jetzt verdingen sich viele Bulgaren, Rumänen, Ungarn usw. als größtenteils billige Wanderarbeiter in Europa. Dort wird die Masse schlecht bezahlt und rassistisch attackiert. Dies ist aber den Regierungen in Sofia und Budapest völlig egal. Wichtig war es den unsozialen Kurs daheim abzusichern, indem Druck aus dem Kessel genommen wurde. Dies ist auch die Perspektive der Regierung Thaci unter dem schönen Slogan : „ Liberalisierung des Visa“.