Wer wir sind und was wir wollen

von Antikapitalistische nichtweiße Gruppe im Aufbau

05/2016

trend
onlinezeitung

Über Rassismus und Weißsein

Wir sind eine antikapitalistische nicht-weiße Gruppe im Aufbau. Antikapitalistisch, weil wir dazu beitragen wollen, ein Ende der Unterdrückung und Ausbeutung, die die herrschende Form der Klassengesellschaft – der Kapitalismus – auf uns alle ausübt, zu erkämpfen. Nicht-weiß, weil wir darüber hinaus eine gemeinsame Position als Nicht-Weiße in der deutschen Gesellschaft teilen.

Viele fragen uns: “Nicht-weiß? Was soll das heißen?”

Die Bezeichnung nicht-weiß steht in Abgrenzung zum Weißsein. Es sind zwei Seiten eines Widerspruchs, der unser Leben prägt. Dieser Widerspruch ist nicht natürlich. Natürlich ist, dass es Menschen in allen Farben und Formen gibt. Manche mit glatten, manche mit krausen Haaren. Es gibt Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen und zufälligerweise an verschiedenen Orten dieser Welt geboren wurden. Weißsein dagegen ist eine soziale Kategorie, die viel mehr mit der Geschichte, Gesellschaft und Politik zu tun hat als mit der Hautfarbe. So verhält es sich auch mit dem Nicht-Weißsein. Hier zeigt sich, wie die Sprache, die wir benutzen, die Art und Weise prägt, wie wir die Welt verstehen und täglich gestalten. Deshalb müssen wir betonen, dass wir nicht nicht-weiß sind, sondern durch ständige rassistische Praxen dazu gemacht werden.

Woher kommt also der Widerspruch, wenn nicht aus der Natur oder einem Gedanken? Aus der konkreten Geschichte! In den vergangenen Jahrhunderten kolonialisierten die europäischen Königshäuser und mit ihnen im Boot der Vatikan und bald die protestantische Kirche zunächst Süd- und Nordamerika, später Afrika, Asien und Ozeanien. Auf der Suche nach Silber, Gold, Gewürzen und wichtigen Handelsrouten begannen die Europäer – natürlich nicht alle, sondern das Kolonialbündnis aus Monarch*innen, der Kirche, Handelsmännern, Wissenschaftlern und Abenteurern (1) – den Rest der Welt militärisch zu unterwerfen, Millionen Menschen zu versklaven und auf die Plantagen der ‚Neuen Welt‘ zu schicken, die Reichtümer der Kontinente auszubeuten, ihre Ländereien zu stehlen, ihre Kulturen und ganze Bevölkerungen auszulöschen. Mit der Zeit entwickelten sich in Nordamerika, Südafrika und Australien die riesigen europäischen Siedlerkolonien, die heute zu den modernen Industriestaaten gehören. Die Sklaverei war dort – länger als in Europa selbst, teilweise bis mitten ins zwanzigste Jahrhundert hinein – eine gängige Praxis.

Aber wer waren die Sklav*innen? Es waren schwarze und braune Menschen, versklavte Afrikaner*innen und die indigene Bevölkerung Abya Yalas – ein indigener Name des Kontinents, den wir heute in kolonialer Tradition Amerika nennen. Sie wurden zu Sklav*innen, weil irgendjemand ja die Drecksarbeit für das Kolonialregime machen musste und indem sie religiös, ethisch, philosophisch und irgendwann auch biologisch von den europäischen Denkern zu minderwertigen, wenn nicht zu Unmenschen erklärt wurden, die selbstverständlich nicht die gleichen Rechte besaßen wie die sich selbst als weiß verstehenden Europäer*innen. Soziale Hierarchien gab es damals schon viele, so arbeiteten im Feudalismus Millionen Bäuer*innen und sogenannte ‚Leibeigene‘ in Europa für ihre Grundherren. Außerdem standen das sogenannte ‚christliche Abendland‘ und das ‚muslimische Morgenland‘ im Krieg. Das mehrheitlich christliche Europa hatte auch schon eine lange Geschichte der Verfolgung und Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung. Indem die Herrscher*innen Europas die Menschen Afrikas, Amerikas und Asiens sowie die nicht-christlichen Europäer*innen unterdrückten und vernichteten, schufen und normalisierten sie nach und nach den gesellschaftlichen Widerspruch des (Nicht-)Weißseins, der sich ideologisch im Rassismus, rechtlich im Rechtssystem der europäischen Staaten und Kolonien, politisch in der Herrschaft weißer Eliten und ökonomisch in der besonders ausgebeuteten Position schwarzer und brauner Menschen in der globalen Ökonomie widerspiegelt.

Rassismus und Herrschaft

Weißsein ist ein globales Herrschaftssystem innerhalb der Klassengesellschaft. Es ist erst mit dem politischen, wissenschaftlichen und militärischen Kampf der ehemaligen Kolonien gegen die europäischen Besatzungsarmeen, mit dem Widerstand des Civil Rights Movements und der schwarzen Befreiungsbewegung in den USA gegen institutionellen Rassismus sowie mit dem internationalen Kampf gegen den westlichen Imperialismus für die ganze Welt sichtbar geworden. Weiße Herrschaft und der dadurch hervorgerufene europäische Rassismus haben verschiedene Epochen durchlaufen. So gibt es heutzutage eigentlich einen wissenschaftlichen Konsens darüber, dass Menschenrassen nicht existieren. Dennoch ist weiße Herrschaft und damit Rassismus nach wie vor aktuell, sowohl im kapitalistischen Produktionsprozess als auch im Selbstverständnis der modernen Nationalstaaten. Der von diesen politischen Systemen geförderte Nationalismus, die Idee verschiedener Nationen, die sprachlich, rassisch oder kulturell unterschiedlich sind, ist heute einer der Hauptträger rassistischer Ideologie und Gewalt.

Aber, wie wir an den Erfolgen PEGIDAs sehen, ist auch die exklusive Idee des christlichen Abendlandes noch immer dominant, die sich heute an die Theorie Samuel Huntingtons anlehnt, der vor etwa 20 Jahren sein bekanntes rassistisches Werk über den angeblichen ‚Kampf der Kulturen‘ schrieb. Der Kampf der Kulturen beschreibt eine Welt, die nach der Auflösung des Wettstreits zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg durch neue Konfliktlinien geteilt ist, die zwischen den Kulturen der Welt verlaufen. Die bürgerliche Demokratie der westlichen Staaten wird nach diesem Modell von den Völkern der Dritten Welt bedroht. Auf entsprechende Weise teilt und hierarchisiert der heutige Rassismus die Welt in Weiße, Schwarze, Araber*innen, Asiat*innen und so weiter. Diese Theorien sollen die Kriegsführung der westlichen Staaten legitimieren. Gegen Geflüchtete in Form der Festung Europa ebenso wie gegen die Menschen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas durch die gezielte Kontrolle und Destabilisierung von ganzen Gesellschaften durch die Unterstützung von islamistischen Milizen, Paramilitärs oder durch die Kooperation mit menschenverachtenden diktatorischen Regimes. Dass die einzigen, die vom Märchen des Kampfes der Kulturen wirtschaftlich profitieren, die imperialistischen Staaten sind, die im Auftrag des ‚Kriegs gegen den Terror‘ die Dritte Welt mit Kriegen übersäen, sollte uns allen bewusst sein. In Deutschland sind nicht-weiße Menschen Teil der Bevölkerung und erleben die Gewalt des deutschen Nationalismus und Rassismus als Teil der entfremdeten, individualistischen und liberal-kapitalistischen ‚Demokratie‘. Der von uns lokal erlebte Rassismus und unser Widerstand gegen ihn sind also Ausdruck globaler Verhältnisse.

Von der Straße wissen wir, dass es weißen Rassist*innen egal ist, wie sie uns beschimpfen. Für sie sind Nicht-Weiße wahlweise dreckige Immigranten, Ausländer, Moslems, Juden, Zigeuner oder Neger, Kriminelle oder Terroristen. Auch wenn der antimuslimische, der antijüdische oder antischwarze Rassismus auch ganz eigene Entstehungsgeschichten und Ausdrucksformen haben, richtet sich Rassismus allgemein gegen alle, die als ‚Andere‘ wahrgenommen werde; alle, die nicht weiß sind.

Wir sagen deshalb, dass wir uns als Nicht-Weiße organisieren, weil wir die Position beleuchten, die wir als Nicht-Weiße in Deutschland mit knapp 20 Millionen anderen Menschen teilen: die konkrete Erfahrung von Rassismus. Dabei ist es erstmal egal, seit wie vielen Generationen unsere Familien schon in Deutschland leben, ob wir ein deutsches Elternteil haben, ob wir hier geboren wurden, hierher gezogen oder hierher geflüchtet sind. Als Migrant*innen oder ‚Menschen mit Migrationshintergrund‘ werden wir gerne als Menschen gebrandmarkt, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind. Menschen, die keine richtigen Deutschen sind und deshalb auch nicht so richtig zur Gesellschaft gehören, geschweige denn das Recht hätten, genau diese Gesellschaft zu kritisieren. Als Nicht-Weiße sind wir der ständigen Erwartung ausgesetzt, uns zu integrieren, während der Staat und die Gesellschaft uns gleichzeitig immer wieder zurückweisen. Wir sind alle gleichsam anders und werden dazu noch gegeneinander ausgespielt.

Für revolutionäre Politik von unten. Eine andere Gesellschaft ist möglich!

Rassismus ist einer der offensichtlichsten Widersprüche unserer Gesellschaft. Dieser Widerspruch, der unseren Kiez, die deutsche und globale Gesellschaft spaltet und seit der kolonialen Epoche einen Großteil der Weltbevölkerung unter kapitalistische weiße Herrschaft gebracht hat, muss bekämpft werden, wenn wir für eine klassenlose Gesellschaft einstehen wollen. Dafür fehlt aber noch eine Organisierung – denn obwohl es in Berlin schon unzählige Gruppen, Initiativen und Programme gegen Rassismus gibt, fehlt eine mit der klassenkämpferischen Perspektive politischer Bildung und Selbstverteidigung derjenigen, die unmittelbar vom Rassismus des Staats, der Polizei, von Faschist*innen und Rechtspopulist*innen betroffen sind. Es fehlen die Strukturen, die diese individuellen Erfahrungen zum Teil eines kollektiven proletarischen Kampfes gegen Herrschaft und Ausbeutung machen. Es braucht gerade deshalb eine organisierte Antwort aus den nicht-weißen Communities als Teil einer breiten antikapitalistischen Organisierung in Berlin und darüber hinaus.

Wir glauben nicht an freundliche Worte und Wohltätigkeit, sondern an radikale kollektive Praxis. Dafür organisieren wir uns gemeinsam als Nicht-Weiße, um unsere Analyse hörbar zu machen, unsere Kämpfe mit Genoss*innen in Berlin, Deutschland und der ganzen Welt zu vereinen und eine politisierte, solidarische und kämpferische Gesellschaft aufzubauen!

Über Identitätspolitik

Dieser Artikel beschreibt, worum es uns bei unserer Organisierung nicht geht: Um Identitätspolitik. Das denken nämlich im ersten Moment viele, wenn sie hören, dass wir eine nichtweiße Gruppe sind – dass wir uns vor allem mit Rassismus beschäftigen. Aber der Reihe nach.

Was ist Identitätspolitik?

Identitätspolitik ist ein Wort, das eine bestimmte Sorte von politischer Theorie und Praxis beschreibt. Es gibt innerhalb der identitätspolitischen Strömung zwar sehr viele Unterschiede; trotzdem wollen wir versuchen, einige gemeinsame Punkte zu zeigen:

1) Inhaltliche Ausrichtung auf eine bestimmte Unterdrückungsform

Das kann Rassismus sein, aber auch Sexismus, Trans*feindlichkeit oder die Unterdrückung von behinderten Menschen. Es gibt sehr viele Unterdrückungsformen.

2) Überhöhung dieser Unterdrückungsform zu einer Identität

Das passiert genau genommen schon in dem Moment, wo man sagt „Ich bin nichtweiß“ oder „Ich bin eine Frau“. Also wenn man das, was die Unterdrücker*innen sagen, übernimmt und versucht, etwas Positives daraus zu machen. Zum Beispiel, indem man sich mit anderen Menschen zusammentut, die ähnliche Unterdrückung erfahren wie man selbst. So fühlt man sich weniger allein und deshalb stärker.

3) Es gilt die Definitionsmacht der Betroffenen

Definitionsmacht bedeutet, dass man bestimmen kann, was ein Wort oder eine Handlung bedeutet, was die Definition davon ist. Die Definitionsmacht liegt normalerweise immer bei denen, die nicht unterdrückt werden. Dieses Problem anzugreifen ist ursprünglich eine Idee, die helfen sollte, die Vergewaltigungskultur(2) zu bekämpfen: Weil Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, von der bürgerlichen Klassenjustiz fast nie geglaubt wird, haben viele Feminist*innen entschieden, das Ganze einfach umzudrehen: Ab jetzt sollte es immer geglaubt werden, wenn eine Frau sagte „Ich wurde vergewaltigt.“ oder Ähnliches. Für Männer, die sexualisierte Gewalt von Partner*innen erlebten, galt diese Definitionsmacht meist nicht. Sie mag dennoch in manchen Situationen ein nützliches oder sogar unvermeidbares Mittel sein; darauf wollen wir an dieser Stelle aber nicht näher eingehen.

Denn die Idee von Definitionsmacht, kurz DefMa, wurde immer mehr ausgeweitet. Warum sollte sie sich nur auf sexualisierte Gewalt beschränken? Sexistische Gewalt hat viele Gesichter. Sexistische Sprüche sind auch Gewalt. Sexistische politische Theorien sind auch Gewalt. So hat sich die DefMa ausgeweitet auf alle Formen von Sexismus. Und dann war es natürlich nur konsequent, sie auch auf andere Unterdrückungsformen anzuwenden: Rassismus ist ja nicht weniger schlimm als Sexismus, und so weiter.

4) Bestimmte Unterdrückungsform als Hauptwiderspruch

Das finden wir vor allem bei den Leuten, die sich auf Sexismus oder Rassismus konzentrieren. Sie denken, die Gesellschaft sei in erster Linie geprägt von einem Patriarchat oder von weißer Vorherrschaft. Hauptwiderspruch heißt, dass man ein Problem als das entscheidende sieht, auf das alle anderen Probleme aufbauen. Das Wort Hauptwiderspruch benutzen diese Leute nicht, aber man merkt es ihren Worten und Texten an, dass sie genau so denken.

5) Alle Unterdrückungsformen stehen nebeneinander

Das ist eine etwas andere Analyse als die unter Punkt 4. Diese Leute gehen von der „Intersektionalitätstheorie“(3) aus und sagen, dass jede Form von Unterdrückung mit den anderen Formen verbunden ist und dass man niemals eine einzelne Form für sich alleine betrachten sollte. Zum Beispiel, weil ein schwarzer schwuler Mann eine andere Sorte Heterosexismus erlebt als ein weißer schwuler Mann. Für diese Leute ist die Gesellschaft gleichzeitig und ohne jede Abstufung Patriarchat, weiße Vorherrschaft und Kapitalismus oder Imperialismus.

Was finden wir daran falsch?

Wir wiederholen jetzt die Aufzählung von oben, um sie zu kritisieren.

1) Inhaltliche Ausrichtung auf eine bestimmte Unterdrückungsform

Dagegen haben wir erstmal gar nichts – auch wir als Gruppe müssen ständig entscheiden, an welchen Kampagnen oder Aktionen wir uns beteiligen und an welchen nicht. Was man politisch besonders wichtig findet, hat viel mit dem eigenen Leben, mit den eigenen Erfahrungen zu tun. Wichtig ist nur, dass man dabei keinen Tunnelblick entwickelt und die Erfahrungen anderer ausblendet. Außerdem ist es ganz zentral, dass man nicht bei den Erfahrungen stehen bleibt, sondern dass man daraus eine Theorie entwickelt, die man dann wieder durch politische Aktionen überprüft.

2) Überhöhung dieser Unterdrückungsform zu einer Identität

Auch dagegen haben wir nicht grundsätzlich etwas. Wir wissen sehr gut, wie es sich anfühlt, „die Einzige zu sein“ oder „der Quotenkanake“. Sich gezielt mit Menschen zu umgeben, die ähnliche Probleme haben, kann auf einer persönlichen Ebene sinnvoll und wichtig sein. Menschen zu finden, die die gleiche Sprache sprechen wie man selbst. Endlich nicht alles immer von vorne erklären zu müssen, sich gehört und verstanden zu fühlen. Wir selbst organisieren uns strategisch als nichtweiße Gruppe. Aber der politische Kampf ist oft keine schöne, keine angenehme Sache und kann es auch nicht sein.

Es gibt bei dieser Strategie oft einen Punkt, wo die Selbstwahrnehmung kippt: Wenn man nicht mehr sagt „Ich werde rassistisch unterdrückt, also bin ich nichtweiß“ und anfängt zu sagen „Ich bin nichtweiß und stolz darauf.“ oder Ähnliches. Es gibt auch eine bestimmte Art von Humor, die sich in solchen Szenen entwickelt. Man lacht dann über Weiße, Deutsche, Kartoffeln. Auch wir tun das manchmal – es kann sich gut anfühlen, den Spieß einmal umzudrehen. Aber wir merken immer mehr, wie für einige aus dem Spaß bitterer Ernst wird. Und dafür tragen auch wir mit unseren Sprüchen eine Verantwortung. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Wut unterdrücken müssen! Wir leben in einer rassistischen Gesellschaft, und hier in Deutschland sind es in erster Linie weiße Menschen, die Rassismus am Leben erhalten. Aber das, was wir gerade beschrieben haben, ist einfach kein guter Umgang damit. Denn wie soll es den den Kampf gegen Rassismus vorantreiben, wenn wir den Spieß umdrehen? Welche anderen Unterdrückungsformen – die genau die weißen Menschen vielleicht erleben, über die wir lachen – lassen wir dabei außer Acht, und was verändert sich dadurch konkret?

Deshalb sollten wir uns immer wieder daran erinnern, dass das alles eigentlich nicht wahr ist. Dass es Weiße und Nichtweiße nicht gibt, dass es Rasse nicht gibt! Es gibt sie nur, weil genügend Leute daran glauben, und weil die kapitalistischen Staaten und ihre Medien diese Lüge ständig wiederholen. Wir wollen Rasse – und alle anderen Identitäten, die aus Unterdrückung entstanden sind – letztlich abschaffen. Damit der Mensch Mensch sein kann, frei sein kann, ein echtes Individuum. Erst dann können wir wirklich selbst herausfinden, wer wir sein wollen.

3) Es gilt die Definitionsmacht der Betroffenen

Wir beziehen uns hier – wie oben beschrieben – nicht auf die engere Bedeutung von DefMa. Es geht also nicht um die Betroffenen von sexualisierter Gewalt, sondern um alle Betroffenen von unterdrückerischer Gewalt in jeder Form. Wir lehnen DefMa in dieser Absolutheit entschieden ab. Es ist schlicht nicht wahr, dass „wir“ es immer besser wissen. Dass wir als Betroffene in Bezug auf Rassismus keine Fehler machen. Dass wir in jeder Situation erkennen können, wer die schuldige und wer die betroffene Person ist oder umgekehrt. Wir kritisieren einander in unserer Gruppe gegenseitig, das ist ein wichtiger Teil von politischer Organisierung. Wir kritisieren auch andere Genoss*innen und sonstige Menschen. Ohne Kritik und Selbstkritik gibt es keine Entwicklung, kein höheres politisches Bewusstsein. Kein Verständnis dafür, woher verschiedene Unterdrückungsformen kommen und wie diese miteinander zusammenhängen. Für DefMa-Vertreter*innen ist Kritik aber oft Gewalt: Wenn ich als nichtweiße Person sage: „Das ist nicht rassistisch!“ oder auch nur „Warum ist das denn bitte rassistisch?“, ist das für manche dieser Leute schon Gewalt. Wenn ich es wage, dasselbe zu fragen bei einer Form von Unterdrückung, die ich selbst nicht erlebe, ist es ohne jeden Zweifel Gewalt. Diese Vorstellung von DefMa ist ein Maulkorb, den wir uns nicht freiwillig überziehen werden.

4) Bestimmte Unterdrückungsform als Hauptwiderspruch

Das ist ein heikler Punkt, weil viele mit den Wörtern „Hauptwiderspruch“ oder „Nebenwiderspruch“ schlechte Dinge verbinden. Leider wurden und werden diese Begriffe in der Geschichte und auch heute oft benutzt, um kritische Aktivist*innen zum Schweigen zu bringen. Das muss immer und überall kritisiert werden, denn es ist politisch daneben und sowieso eine falsche Anwendung dieser Begriffe. Der Hauptwiderspruch in der kapitalistischen Gesellschaft geht so: Ganz viele Menschen arbeiten jeden Tag und produzieren dabei einen unglaublichen Reichtum. Das nennt man gesellschaftliche Produktion. Ganz wenige Menschen nehmen sich diesen Reichtum. Das nennt man private Aneignung. Der Hauptwiderspruch ist also heute hier der zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung. Manche sagen dazu etwas vereinfacht „Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit“ oder „Widerspruch zwischen Proletariat (Arbeiter*innenklasse) und Bourgeoisie (Kapitalist*innenklasse)“. Alle anderen Unterdrückungsformen bauen auf diesen Widerspruch auf. Deshalb heißen sie Nebenwidersprüche. Andererseits braucht der Hauptwiderspruch die Unterdrückungsverhältnisse der Nebenwidersprüche, braucht also der Kapitalismus die Unterdrückung von Frauen, Nicht-Weißen, Kindern und Jugendlichen und vielen anderen Gruppen, um weiter zu bestehen, weil sie uns spalten und die Herrschaft des Kapitals verschleiern. Das Wort „Nebenwiderspruch“ kann man zugegeben als verharmlosend auffassen, aber das ist wie gesagt ein Missverständnis: Wir finden den Hass und die systematische Benachteiligung von Menschen aufgrund irgendwelcher Merkmale ganz und gar nicht harmlos! Das sind die brutalen Auswüchse dieses Systems, wegen derer viele von uns überhaupt politisch aktiv geworden sind!

5) Alle Unterdrückungsformen stehen nebeneinander

Die meisten Argumente gegen diese Behauptung stehen ja schon unter Punkt 4. Wenn man sich die Gesellschaft anschaut, mag es erstmal so aussehen, als sei diese Behauptung richtig – wir sehen immerhin überall rassistische Gewalt, sexualisierte Übergriffe, die Stigmatisierung von bestimmten Menschen im Alltag oder bei den Behörden. Wenn man aber anfängt, über die Gründe für all das nachzudenken, kommt man mit dieser Art von Analyse nicht weit. Ein Beispiel für den Unterschied zwischen unserer Analyse und dieser: Wir sagen, Sklaverei war nützlich, weil die Sklavenhalter*innen und ihre Staaten davon profitiert haben. Rassismus ist entstanden, um die Sklaverei zu rechtfertigen. Das ist eine materialistische (4) Analyse. Die Intersektionalist*innen sagen: Sklaverei ist entstanden, weil die Leute rassistisch waren. Das ist eine idealistische (5)Analyse. So kommt man dem Grund für Rassismus aber nicht näher, oder man findet ihn am Ende in der „Natur des Menschen“. Davon halten wir nichts, denn wir denken nicht, dass es so etwas gibt. Es ist jedenfalls – wie Gott – unbeweisbar.

Wir wollen also keine Identitätspolitik machen. Wir organisieren uns aber strategisch als Menschen, die in Deutschland Rassismus erfahren, um so die Teile der Arbeiter*innenklasse in Deutschland besser zu erreichen, die oft von linker Politik vernachlässigt oder als revolutionäre Subjekte gleich ganz vergessen werden.

Für gemeinsame Kämpfe von unten!

Wir sind Menschen, die wegen ihres nicht-deutschen Namens, wegen ihrer schwarzen Haare oder dunklen Haut, ihrer Religion oder Nationalität in der deutschen Gesellschaft Rassismus erleben. In einer Gesellschaft, die – dem Rassismus und Imperialismus von BRD und NATO entsprechend – ihre Feindbilder auf uns projiziert und uns, unsere Familien und Freund*innen für Kriminalität, Terrorismus und Extremismus, Armut, Arbeitslosigkeit und überfüllte Kitas verantwortlich macht. Von dieser Hetze sind wir – Ausländer, Schwarzköpfe, Kanaken – alle betroffen, also schließen wir uns zusammen um uns in unseren Kiezen mit unseren Communities zu organisieren!

In unserem Leben haben wir alle verschiedene Erfahrungen mit Rassismus gemacht und verschiedene Arten entwickelt, damit umzugehen. Als nicht-weißes Kind in einem deutschen Dorf aufzuwachsen ist etwas anderes, als im Kiez einer Großstadt groß zu werden oder als Asylsuchende*r gezwungen zu sein, über Jahre im Lager zu leben. Was wir jedoch alle teilen ist unser gemeinsames Bewusstsein für die psychische bis physische Gewalt, die aufgrund von Kapitalismus, Nationalismus und Rassismus an uns ausgeübt wird. Die Gewalt, der wir schon von klein auf und bis heute in der Schule, am Arbeitsplatz, im Jobcenter, an der Universität, im Bus und im Fernsehen immer wieder ausgesetzt sind.

Gemeinsam stehen wir, alleine fallen wir!

Viele von uns haben sich über diese Erfahrung politisiert. Manche haben sich daraufhin in antirassistische oder antikapitalistische Gruppen begeben. Einige waren von Anfang an in Organisationen oder Parteien organisiert, die von Deutschland aus den politischen Befreiungskampf in ihrer Heimat – oder der Heimat ihrer Eltern oder Großeltern – unterstützen, sei das die Türkei, Kurdistan oder Palästina. Die allermeisten organisieren sich jedoch gar nicht und führen ihren Kampf, wenn sie nicht schon längst an die herrschenden Ideologien angepasst sind, alleine gegen einen Feind, der nicht alleine besiegt werden kann.

Die Ideologien der globalen Bourgeoisie haben uns nicht nur in Berlin, sondern weltweit längst gespalten. Während wir uns vom deutschen Nationalismus abgewiesen und bedroht fühlen, glauben viele, im türkischen, pan-arabischen oder iranischen Nationalismus die Lösung zu finden. Dabei werden aber nur die gleichen Ausschlüsse und Fehler wiederholt, die wir an Deutschland kritisieren. Denn der Nationalismus und Rassismus in unseren Communities – von Türk*innen gegen Kurd*innen, von Iraner*innen gegen Afghan*innen, von Nicht-Schwarzen gegen Schwarze spaltet uns. Auch die Religion produziert als Ideologie solche Mechanismen, die zur Trennung in „wir“ und „die anderen“ führen. Sie trennen uns voneinander und machen uns schwach und ohnmächtig, sowohl in unseren Versuchen, die antiimperialistsichen Befreiungskämpfe unserer Genoss*innen in aller Welt zu unterstützen, als auch im Versuch, in Berlin selbst revolutionäre Politik von unten aufzubauen.

Unser Ansatz ist es, die Kämpfe gegen antimuslimischen, antischwarzen, antiasiatischen Rassismus, gegen antijüdischen Rassismus und Antiromaismus, sowie gegen alle existierenden Formen von Unterdrückung zusammenzubringen und gemeinsame Perspektiven und Praxen für eine bessere Gesellschaft zu entwickeln.

Die Spaltung der Gesellschaft verläuft natürlich nicht nur nach dem Konstrukt Rasse. In der aktuellen Krise der Asylpolitik sowie allgemein der deutschen Migrationspolitik wird übersehen, dass die Menschen nach Staatsbürgerschaft und Aufenthaltsstatus, durch ideologische und physische Grenzen gespalten werden. Während der deutsche Staat, wie andere Staaten auch, Krieg gegen Asylsuchende führt und im Namen der Terrorbekämpfung die fortlaufende Zerstörung des Nahen Ostens unterstützt, ist es unsere Aufgabe, mit einem solidarischen, klassenkämpferischen Internationalismus diese Spaltungen zu überwinden! Es kann keine wahre Befreiung ohne die Zerschlagung des kapitalistischen Nationalstaates geben.

Wir sollten also vor allem nicht den Blick für die materiellen, ökonomischen Bedingungen von Rassismus und Nationalismus aus den Augen verlieren: Dass wir heute überhaupt über Weiße und Nicht-Weiße reden müssen, ist der Ausbeutung der Dritten Welt durch den aufkommenden europäischen Kapitalismus zu verschulden. Ohne die Ideen verschiedener Rassen wäre kein Kolonialismus, kein Völkermord zu rechtfertigen. Bis heute bestimmen die Konstrukte Rasse und Geschlecht noch mit, welche Arbeiter*innen welche Jobs bekommen und wie viel Geld sie verdienen. Der Kapitalismus braucht Rassismus und Sexismus, so wie er Nationalismus und Nationalstaaten braucht, damit wir untereinander in Konkurrenz stehen und uns gegenseitig bekämpfen, anstatt unsere gesammelte Wut gegen das Kapital richten. Für die Bekämpfung von Rassismus müssen wir deshalb seine Wurzel anpacken und die Klassengesellschaft und den Kapitalismus, mit all seinen rassistischen, sexistischen und heteropatriarchalen Ausdrucksformen, stürzen.

Wofür eine nicht-weiße Organisation?

Unsere Gesellschaft ist geprägt von Widersprüchen, zwischen Reich und Arm, weiß und nicht-weiß, Staatsbürger*innen und Nicht-Staatsbürger*innen, Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen. Auch wenn diese Gegensätze nur konstruiert sind, das heißt gesellschaftlich geschaffen wurden, so prägen sie dennoch ausschlaggebend unseren Alltag. Wir müssen für unsere Politik herausfinden, welcher Widerspruch die momentan stärkste Unterdrückung und Gewalt auslöst, welche Menschen davon betroffen und (noch nicht) am politischen Kampf beteiligt sind und an welchen Punkten wir politisch sinnvoll intervenieren können.

In Berlin schreiben sich eine Vielzahl an radikalen Gruppen antirassistische und antikapitalistische Politik auf die Fahnen. Warum sind aber genau diese Gruppen fast durchgehend weiß-deutsch? Warum haben sie so selten Kontakt zu verschiedenen nicht-weißen Communities oder zur migrantischen Linken? Und andersherum, warum sind Nicht-Weiße jeglichen Alters, obwohl die meisten die Staatsgewalt, deutschen Nationalismus und den kapitalistischen Aufkauf der Stadt Tag für Tag erleben und ablehnen, nicht Teil radikaler Kämpfe gegen Unterdrückung und Ausbeutung?

Proletarische nicht-weiße Menschen fühlen sich von der Politik linker Gruppen oft nicht angesprochen, und zwar aus mehreren Gründen. Einer ist Rassismus, der auch in linken Strukturen existiert: Während große Teile der deutschen Linken versuchen, sich von der Gesellschaft abzugrenzen, haben sie nicht mit den deutschen Denkarten gebrochen, die sie nach wie vor von den – weißen und nicht-weißen – unterdrückten Gruppen der Gesellschaft trennen. Die meisten linken Gruppen versäumen, die Probleme und Kämpfe proletarischer nicht-weißer oder migrantischer Menschen ernst zu nehmen, egal ob es um die politischen Kämpfe in den nicht-deutschen Heimatländern geht oder um die Gewalt durch die Behörden und Arbeitsstellen, wie das Beispiel der streikenden rumänischen Arbeiter der Mall of Shame (6) zeigt. Zu viele selbsternannte Linke wollen in Deutschland Menschen nur belehren, anstatt lohnabhängigen und arbeitslosen, weißen und nicht-weißen Menschen und ihren Communities ganz grundlegend erst einmal Unterstützung in der Organisierung des alltäglichen (Über-)Lebens anzubieten. Die nicht-weißen Communities in Berlin können keine revolutionäre Organisation ernst nehmen, die nur über Rassismus und Kapitalismus redet. Zwar stemmt die radikale Linke bereits notwendige antifaschistische und antirassistische Arbeit, was die Bekämpfung faschistischer Strukturen sowie die Unterstützung von gestrandeten Asylsuchenden angeht, dafür kann sie momentan keine langfristige Perspektive für gemeinsame Organisierung, Bildung und praktische Solidarität liefern. Auch angesichts der rassistischen und faschistischen Hetze, die immer ungenierter auf unseren Straßen sicht- und hörbar ist, ist es verantwortungslos, die Menschen damit alleine zu lassen, die am stärksten von Nazis und Bullen bedroht werden. Die gleichen Menschen, die doppelt so oft von Armut betroffen sind wie weiße Deutsche. Die gleichen Menschen, die sich seit Generationen trotz aller heuchlerischen Diskussionen um Integration, Inklusion und Willkommenskultur in Deutschland weder zuhause noch willkommen fühlen.

Hier sehen wir unsere besondere Verantwortung und Möglichkeiten. Denn durch unsere Zugänge in die Communities, persönlich, sprachlich, kulturell und politisch, und den geteilten Erfahrungshorizont der rassistischen Diskriminierung haben wir es viel einfacher, mit den nicht-weißen Berliner*innen in Kontakt zu treten, als unsere weißen Genoss*innen. Als Ausländer, Schwarzköpfe und Kanaken haben wir eine gemeinsame Ebene, die durch und durch politisch ist und den absolut notwendigen Schulterschluss der proletarischen nicht-weißen Massen für revolutionäre Politik von unten möglich macht. In Berlin gab es am Anfang der 90er Jahre die Antifa Gençlik (7), die sich an die nicht-weiße Jugend in Neukölln, Wedding, Kreuzberg und Schöneberg gewandt hat, um gemeinsam Nazis zu bekämpfen. Wie die Antifa Gençlik sehen wir auch unsere Verantwortung, darüber hinaus die nationalistischen, rassistischen, sexistischen und anderen Formen von Unterdrückung auch in unseren Reihen zu bekämpfen. Und das wollen das mit revolutionärer Jugendarbeit erreichen.

Unsere Organisierung als Nicht-Weiße richtet sich nicht gegen Weiße. Sie richtet sich an nicht-weiße Menschen. Die Menschen, die über die Hälfte der Bewohner*innen Neuköllns ausmachen sowie einen Drittel der Bevölkerung Berlins, und die sich zum größten Teil von der weiß-deutschen Linken nichts erhofft. Dabei erfordert die Unterdrückung der Gesellschaft, insbesondere von Armen, Nicht-Staatsbürger*innen, Arbeiter*innen, Arbeitslosen, Nicht-Weißen, Migrant*innen, Frauen*, Kindern und Jugendlichen unsere umfassende Organisierung. Unser Ziel ist es also nicht, die revolutionäre Bewegung zu spalten, sondern überhaupt Grundlagen dafür zu schaffen, gemeinsame Kämpfe gegen Kapital, Patriarchat und Rassismus und für eine selbstorganisierte, solidarische Gesellschaft zu führen, in der die Begriffe weiß und nicht-weiß irgendwann an Relevanz verlieren können. Wir wollen deshalb auch darauf hinarbeiten, dass in den nicht-weißen Communities die Tendenz verschwindet, Deutsche oder Weiße als Feinde zu sehen. Die Grenze verläuft nicht zwischen Hans und Hasan oder Heike und Ayşe, sondern zwischen dem Kapital und der arbeitenden Bevölkerung.

Und somit schließen wir uns an Assata Shakur von der Black Panther Party an, die sagte:

Ich habe den Krieg gegen die Reichen ausgerufen, die sich an unserer Armut bereichern, die Politiker*innen, die uns mit lächelndem Gesicht anlügen und die stumpfsinnigen, herzlosen Roboter, die sie und ihr Eigentum schützen.” (8)

Für eine solidarische Gesellschaft, ohne Jobcenter, ohne Polizei und ohne Staat!

Lasst uns gemeinsam die Gesellschaft von unten organisieren. Für revolutionäre soziale Zentren und solidarische Jugendarbeit in unseren Kiezen! Für die gemeinsame Organisierung der proletarischen nicht-weißen Communities und der ganzen arbeitenden Klasse!

Anmerkungen

1) Wir benutzen hier die meist männliche Form, da es zum allergrößten Teil tatsächlich Männer waren, die in all diesen Gruppen vornehmlich aktiv waren.

2) Der Begriff Vergewaltigungskultur (vom Englischen „rape culture“) beschreibt, wie in patriarchal geprägten Gesellschaften – also aktuell allen Gesellschaften – sexualisierte Gewalt entsteht und außerdem, wie im Normalfall damit umgegangen wird. Im Wesentlichen kritisiert das Konzept, dass durch die allgegenwärtige sexistische Ideologie ein Klima geschaffen wird, das sexualisierte Gewalt ermöglicht und sogar fördert. Hinterher wird es der von Gewalt betroffenen Person zusätzlich schwer gemacht, indem ihr z.B. die Schuld an der Tat zugeschoben wird.

3) Diese Theorie hat sich in den USA vor allem seit den 1960er Jahren immer weiter entwickelt. Sie kritisiert den weißen Feminismus dafür, dass er andere Unterdrückungsformen als Sexismus ausblendet und deren Zusammenwirken nicht erkennt. Wir führen den Erfolg der Intersektionalitätstheorie unter anderem auf die massiven Versäumnisse der historischen Arbeiter*innenbewegung und ihrer Organisationen zurück, genau diese Themen aktiv zu bearbeiten. Viele intersektionalistische Kritikpunkte sind richtig und wichtig. Alle linken, kommunistischen und anarchistischen Gruppen sollten ihre Praxis nach innen und außen immer wieder darauf überprüfen, ob sie die besonders unterdrückten Teile des Proletariats ein- oder doch eher ausschließt. Lest dazu auch unseren Text „Proletarische Frauenbewegung?!“.

4) Im Materialismus gelten Ideen als Produkte der materiellen Welt, die uns umgibt – der Lauf der Geschichte erlaubt überhaupt erst die Entstehung der Ideen, die diesen dann wiederum verändern können.

5) Im Idealismus gelten Ideen als zufällige Eingebungen des Geistes – bloße Geistesblitze, die dann den Lauf der Geschichte verändern können.

6) Für den Arbeitskampf der geprellten rumänischen Arbeiter, die um die Auszahlung ihrer Löhne durch den Inhaber des neuen Berliner Bonzenkaufhases Mall of Berlin kämpften, gab es – außer von deranarcho-syndikalistischen FAU – so gut wie keine Unterstützung. https://berlin.fau.org/kaempfe/mall-of-shame

7) http://arranca.org/ausgabe/4/wir-muessen-unsere-erfahrungen-aufarbeiten

8) aus: Assata Shakur: An Autobiographie

Editorische Hinweise

Der vorliegende Text wurde auf dem Blog der Gruppe in drei Teilen veröffentlicht. Wir haben daraus aus Gründen der Lesbarkeit einen Text gemacht und und die Nummerierung der Anmerkungen angepasst.

Um Kontakt aufzunehmen schreibt an: interessierte@riseup.net oder besucht die Website der Gruppe