Abschiebungen nach Kosova/Kosovo
Von Platling über München nach Prishtina


von
Max Brym

06/03    trend onlinezeitung

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Permanente Abschiebungen in Krisen und Kriegsgebiete, gehören zur bundesdeutschen Normalität. Generell sollen nach der neuesten Beschlußlage, der bundesdeutschen Innenministerkonferenz, Menschen nach Kosovo, Afghanistan und dem Irak abgeschoben werden. Bei Menschen aus dem Irak stellt sich allerdings noch ein „Transportproblem“. An einer Lösung dieses „Problems“ wird fieberhaft gearbeitet. Gelöst scheint für die bundesdeutsche politische Kaste, der „Abschiebevorgang“ nach Kosovo. Jede Nacht finden in Deutschland polizeiliche Menschenjagten statt. Es wird u.a. nach Albanern oder Roma aus Kosova gefahndet, damit die Handschelle klicke und in bestimmten Fällen der Knüppel saust. Bevorzugt wird für die polizeiliche Aktion, die Nacht oder die frühe Morgenstunde. So vor 14 Tagen auch im niederbayerischen Platling, in der Nähe von Straubing. Hierzu liegt mir eine schriftliche Erklärung der Familie Imeri vor.

Zugriff in Platling

Seit sieben Jahren lebte die Schwester von Herrn Imeri, mit ihren drei Kindern und ihrem Mann in Straubing. Alle drei Kinder wurden in der niederbayerischen Tiefebene geboren. Dennoch hatten weder die Frau, noch ihre drei Kinder, die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Für ihre Kinder und für sich selbst beantragte die Frau Asyl. Der Antrag wurde von der zuständigen Behörde in Straubing abgelehnt. Die ältere Tochter ging in Straubing zur Schule und hatte viele Freundinnen. Sie ist in ihrem Geburtsort Straubing aufgewachsen und verstand nicht warum Sie Straubing vor zwei Monaten verlassen mußte. Noch unverständlicher dürfte jetzt dem Mädchen sein, sich über Nacht in Kosova wiederzufinden. Vor zwei Monaten, verfügte eine bayerische Behörde, „die Familie muß nach Platling ziehen“. Diese Maßnahme richtete sich auch gegen einen Amtsleiter in Straubing, jener stand einer Abschiebung der Familie, aufgrund einer menschlichen Regung, negativ gegenüber . In Platling war die Abschiebung leichter durchzuführen. In Platling gab es gegen die Abschiebung keinen Widerstand. Auch ein ärztliches Attest, half der Mutter von drei Kindern nicht. Das Attest bescheinigte der Frau, dringend auf ärztliche Hilfe angewiesen zu sein. Auch bestimmte Medikamente, zur Behandlung der Frau, seien in Kosova nicht verfügbar. All das beeindruckte die Behörde nicht. Vor zwei Wochen erfolgte die Abschiebung.

Der „ Zugriff“

Um 6 Uhr 30 kam die Polizei und pochte an die Wohnungstür in Platling. „ Ihr habt 30 Minuten Zeit um euer Zeug zu packen, dann geht es ab“ erklärte der Einsatzleiter. Anschließend wurde die Frau mit ihren Kindern direkt zum Flughafen nach München gebracht. Selbstverständlich nicht in den Zentralbereich des Flughafens, sondern in einen versteckten Winkel des Airports. Die Absicht war klar: Niemand sollte sehen wie hier Menschen abtransportiert werden. Zwei Reihen Polizei schirmten die abzuschiebenden Albaner ab. Die Opfer der nächtlichen Polizeiaktion, warteten zum Teil im Pyjama und ohne Socken auf den Abflug. Der Bruder von Herrn Imeri, der seinen Verwanden folgte, erklärte:“ Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Film. So muß es auch bei den Nazis begonnen haben. Die Menschen wurden behandelt wie Tiere und in ein veraltetes Flugzeug getrieben. Es war grauenhaft“.

In Kosova

Am Flughafen in Prishtina ist es normal geworden, mindestens einmal pro Woche, geschockte und frustrierte Menschen, die in Deutschland lebten in Empfang zu nehmen. Die Frau aus Straubing, lebt gegenwärtig mit ihren Kindern, in einem Zimmer, zusammen mit vierzehn anderen Menschen. Den Kindern geht es schlecht sie sind psychisch geschockt. Ihnen fällt es besonders schwer zu begreifen, was ihnen widerfuhr. Der Frau fehlen die nötigen Medikamente, sie steht vor dem Abgrund. Der Bruder in Straubing, hofft immer noch, dass es ihm gelingt, seine Schwester mit ihren Kindern zurückzuholen. Dabei dürfen wir ihn und seinen Anwalt nicht im Stich lassen.
 

Editorische Anmerkungen:

Max Brym stellte uns diesen Artikel zur Veröffentlichung zur Verfügung. Er lebt als f
reier Journalist in München. Im Partisan.net hat er seine Homepage.