Aus Betrieb & Gewerkschaft 
Post-Beschäftigte im Warnstreik
Tarifverhandlungen im Bereich Postdienste, Spedition und Logistik bisher ohne Ergebnis

von
W. T.

06/04

trend
onlinezeitung
Hunderte Beschäftigte der Deutschen Post AG sind in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai einem Aufruf von ver.di zu befristeten Streikmaßnahmen gefolgt. Davon betroffen war die Briefeingangsverteilung in Dresden, Zwickau, Magdeburg und Gera.

Rund 600 000 Briefsendungen blieben liegen, sodass es zu Verzögerungen in der Zustellung in den drei Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kam. Bereits am Samstag, den 22. Mai, haben Postler in Baden-Württemberg zeitweise die Arbeit niedergelegt, um eine Woche vor der dritten Runde der Lohn- und Gehaltsverhandlungen für die 160 000 Postbeschäftigten ihren berechtigten Forderungen nach Lohnerhöhung deutlich zu machen.

Rolf Büttner vom ver.di-Bundesvorstand kündigte an, dass die Streikaktionen in den kommenden Tagen fortgesetzt würden. "Unsere Mitglieder sind zu Aktionen bereit und werden ihrer Forderung nach einer zügigen Lösung des Tarifkonflikts Nachdruck verleihen", sagte Büttner. Die Forderungen von ver.di seien klar: 4 Prozent Einkommenserhöhung für die Beschäftigten bei der Deutschen Post AG. Eine Laufzeit des Tarifvertrages von 12 Monaten und eine Korrektur der im Jahre 2002 durchgeführten Veränderung der Bezugsgrößen für die Berechnung des Weihnachtsgeldes. Laut Aussage von ver.di ist die Beteiligung der Postler an den Warnstreiks sehr zufriedenstellend. "Bisher haben mehr Beschäftigte gestreikt als erwartet", erklärte eine Gewerkschaftssprecherin. Nach Warnstreiks auch in Hessen erhöhte sich die Zahl der auf den Postämtern liegen gebliebenen Briefe auf über zwei Millionen.

Die Deutsche Post AG hatte auch nach der zweiten Verhandlungsrunde am 14. Mai 2004 kein Angebot über Einkommensverbesserungen vorgelegt. Die Arbeitgeber bezeichneten die Forderungen von ver.di als überhöht und unerfüllbar. Die Verhandlungskommission von ver.di hatte dem vehement widersprochen. Die exzellente wirtschaftliche Lage der Deutschen Post AG und auch die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmendaten, so ver.di, lassen genügend Spielräume für angemessene Einkommenserhöhungen für die Beschäftigten. Nach Aussage von Rolf Büttner, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes, ist ein langer Poststreik nicht auszuschließen, wenn die Post in der dritten Verhandlungsrunde am 1. und 2. Juni in Münster kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegt.

Editorische Anmerkungen:

Der Artikel erschien in der
UZ vom 30.5. 2004 und ist eine Spiegelung von http://www.dkp-online.de/uz/3622/s0101.htm