Was hat Frankfurt und Loeningen mit Kosova am Hut.

von Max Brym
06/05

trend onlinezeitung

In Kosova ist die Korruption verbreitet wie eine Seuche. Die größte Oppositionspartei (PDK) gründete vor einigen Tagen eine „Gegenregierung“ um der Regierung unter Ministerpräsident Kosumi offen den Kampf anzusagen. Hashim Thaci warf der offiziellen Regierung der Koalition aus LDK und AAK vor, „mit der organisierten Kriminalität verbunden zu sein und demokratische Prinzipien zu mißachten“. Egal wie man zur PDK steht, die Vorwürfe scheint sich Thaci nicht aus den Fingern gesaugt zu haben. Jedem in Kosova ist klar, ohne Beziehungen und Bakschisch geht nichts. Während 300.000 Personen in Kosova in extremer Armut leben und mehr als 50% der Bevölkerung als arm gelten, entsteht eine dubiose neureiche Schicht. Diese stellt eine Mischung aus Mafiabourgeoisie und Kleptokratie dar, letztere benützt die beschränkte Macht des Staates zur persönlichen Bereicherung. Dazu zwei Beispiele, die dies verdeutlichen können.

Ein Haus in Frankfurt

Für mindestens drei Millionen Euro erwarb Arben Xhema in Frankfurt Sachsenhausen eine Immobilie in der besten Lage. Das Haus in der Rittergasse 114 hat ein teures Nobelrestaurant im Partteer dazu drei Stockwerke mit kostspieligen Mit- und Eigentumswohnungen. Arben Xhema will das Gebäude in exzellenter Lage komplett renovieren, was nach der Meinung von Experten neuerlich einen Betrag in der Höhe von 6 bis 7 Millionen Euro verschlingt. Arben Xhema ist 30 Jahre alt und der Sohn von Leme Xhema, jener hatte in Kosova wichtige Positionen inne. Leme Xhema war Direktor der Post und Telekommunikation in Kosova. Gegen Leme Xhema wurde nach seinem Ausscheiden aus dem Direktorat eine Untersuchung wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten eingeleitet. Die Vorwürfe stehen nach wie vor im Raum. Während des letzten Wahlkampfes hat der aus Gjakova stammende Leme Xhema versucht Wählerstimmen zu kaufen. Nach den Aussagen einzelner Personen hat ihnen Leme Xhema für die Organisierung von Wählerstimmen pro Kopf 100 Euro geboten. Gegenüber der Presse erklärte Leme Xhema, „ich habe mit den kaufmännischen Tätigkeiten meines Sohnes nichts zu tun. Er ist schließlich 30 Jahre alt und nicht mehr 12.“ Wer dies glaubt wird selig. Die Biographie des Sohnes Arben gibt her, dass dieser „Green Card“-Besitzer ist, ein teures Objekt in Monaco sein eigen nennt, in dem Mutter Xhema wohnt. Früher war Arben Xhema Mitarbeiter des französischen Elektrokonzern Alcatel. Der französische Konzern bekam in Kosova den Auftrag, die Telekommunikation zu entwickeln. Damals stach Alcatel den Mitbewerber Siemens aus. In jener Zeit war Leme Xhema einer der führenden Kräfte für die Post und Telekommunikation in Kosova. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

Leoningen, ein Autopark und „Präsident“ Rugova

Kürzlich orderte Präsident Rugova vier Chevrons. Diese sollten luxuriös, kugelsicher und gegen leichte Bomben unempfindlich sein. Zudem bestellte er zwei weitere Automobile für sein Amt. Allerdings bestellte Rugova nicht beim Hersteller, er bestellte aus zweiter Hand in Deutschland. Sein Lieferant war der „Autopark Loeningen“, dieser Autopark gehört Xhevdet Nikci. Jener Herr ist eng mit der Familie Rugova und der LDK verbunden. Nikci stellte für die gelieferten Wägen 1,5 Millionen Euro in Rechnung. Bezahlt wurde der Betrag aus dem Budget für den Präsidenten, dieses Budget stellt einen Teil des Haushaltes Kosovas dar. An dieser Sache gibt es auffällige Merkwürdigkeiten: Mit Nikci rechnete nicht das Amt des Präsidenten ab, sondern der Betrag wurde von der in der Schweiz registrierten Firma Armoring Alpine Inc. überwiesen. Der Hersteller der Autos ließ erklären, dass die Wagen bei Direktbestellung insgesamt etwa 500.000 Euro kosten würden. In Kosova stellen sich viele die Frage, was konkret abläuft, Der Aufklärungsbedarf bezüglich solcher Vorgänge ist enorm.

Quellen
http://www.Kosovapress.com  
http://www.Kosova-Aktuell.de  
Koha Ditore 25.05.05

 

Editorische Anmerkungen

Max Brym stellte uns diesen Artikel am 29.05.2005 zur Veröffentlichung zur Verfügung. Er lebt als freier Journalist in München.