Inquisition in Prishtina
Das „Deutsche Büro“ und die Bibel

von Max Brym
06/05

trend onlinezeitung

Im August 2005 soll der internationale katholische Jugendtag in Köln stattfinden. Dazu werden neben Papst Benedikt dem XVI. mindestens 800.000 Jugendliche erwartet. Der Klerus plant ein internationales Fest, um die Jugend an die Prämissen
der katholischen Kirche zu binden. Auch in Kosova gibt es viele Katholiken.

Selbstverständlich wollen auch Jugendliche aus Kosova am „Jugendtag“ in Köln teilnehmen. Ohne die Frage mit dem Vatikan abzuklären, hat das deutsche Büro in Prishtina jetzt scheinbar „bibelkundige Sachverständige“ angewiesen, jeden Antragsteller für ein Visa auf seine Bibelfestigkeit hin zu überprüfen. Es genügt dem „Deutschen Büro“ in Prishtina nicht, wenn ein Antragsteller ein Visa will und nachweist (per Taufschein), dass er katholisch ist. Jedem Antragsteller werden mehr oder weniger komplizierte Fragen zur katholischen Theologie gestellt. Erst nach bestandenem Glaubenstest erhält der Antragsteller unter Umständen ein Visum. Der Sprecher des deutschen Büros in Prishtina, Bernd Finke, erklärte gegenüber der Presse: „Diese Methode ist nicht nur in Kosova üblich, sondern sie wird in vielen Ländern auf Anweisung des deutschen Außenministeriums praktiziert“. Hauptsächlich werden die Antragsteller mündlich befragt. In Kosova spricht man von „modernen Inqisitionspraktiken“, die diesmal nicht auf Initiative der katholischen Kirche durchgeführt werden.

In der Tat, den deutschen Fragestellern geht es darum, möglichst wenig Jugendliche aus Kosova nach Deutschland zu lassen. Die katholische Lehre wird durch die Eigeninitiative deutscher Behörden aus rassistischen Gründen benützt. Die Antragsteller haben dem deutschen Beamten die Lebensgeschichte von Jesus Christus mitzuteilen, aber auch ihre Bibelfestigkeit an Passagen des alten Testaments unter Beweis zu stellen. In aller Regel haben deutsche Diplomaten keinerlei theologische Ausbildung, dennoch versuchen sie die Schiedsrichterrolle in Sachen religiöser Überzeugung abzugeben.

Normalerweise müsste Josef Ratzinger dagegen protestieren oder die BILD-Zeitung hatte doch recht mit ihrer Schlagzeile „Wir alle sind Papst“. Dies impliziert, dass die anderen (Die „Nichtdeutschen“) den „Gegenpapst“ oder den „Teufel“ abgeben.

Quellen: Lajm 13.06.06 http://www.Kosova-Aktuell.de
 

Editorische Anmerkungen

Max Brym stellte uns diesen Artikel am 13.06.2005 zur Veröffentlichung zur Verfügung. Er lebt als freier Journalist in München.