Renaissance der "Atomkraft - Nein Danke" - Sonne
Anti-AKW-Frühjahrskonferenz in Salzgitter

von AG Schacht Konrad
06/05

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Wenn Atomkraftgegner von einer Renaissance der Anti-Atom-Sonne sprechen, wie an diesem Wochenende bei der Frühjahrskonferenz der Anti-AKW-Bewegung in Salzgitter, dann steckt dahinter eine ganz praktische Erfahrung: Je mehr PolitikerInnen leichtfertig von einer Neubewertung der Atomenergie reden und die Fortsetzung der Atommüll-Projekte Gorleben und KONRAD fordern, umso spürbarer nimmt die Beunruhigung in der Bevölkerung zu und dies ist - neben manchem anderen - eben auch meßbar in der Nachfrage nach dem alten, aber immer noch aktuellen Anstecker.

Von Freitag bis Sonntag trafen sich in Salzgitter Atomkraftgegner aus allen Teilen des Bundesgebietes, vor allem von Atomstandorten, aber auch anderen engagierten Gruppen, um gemeinsam mit Referenten aus Russland, Frankreich und Großbritannien die aktuelle bundespolitische und europäische Entwicklung zu diskutieren.

Die Atomkraftgegner erwarten eine verschärfte Auseinandersetzung um die Atomenergie in den kommenden Monaten und bereiten bis hin zum 20. Tschernobyl-Jahrestag im April 2006 eine Vielzahl von Aktionen vor.

Dass ein Regierungswechsel im Herbst gravierende Veränderungen im Atombereich mit sich brächte, wurde von vielen TeilnehmerInnen indes bezweifelt. Im Hinblick auf die Bundestagswahl war es daher übereinstimmende Auffassung, dass es keinen Grund gibt, sich für oder gegen eine bestimmte Wahloption zu engagieren. Registriert wird indes, dass es auf dem Hintergrund der Medienberichte über eine Neubewertung der Atomenergie und Forderungen der CDU, KONRAD in Betrieb zu nehmen, die Arbeiten am Endlager Gorleben fortzusetzen und AKW-Laufzeiten zu verlängern, eine spürbare Unruhe in der Bevölkerung gäbe, die sich in banalen Kleinigkeiten wie der verstärkten Nachfrage nach Anti-Atom-Buttons ebenso messen lasse, wie der praktischen Unterstützung der Arbeit.

Diskutiert wurden zahlreiche, teils sehr konkrete Aktionsvorschläge für die nächsten Monate, sowie ein größere gemeinsame Aktion zum 20. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe im April 2006. National wie international werden hierzu bereits von unterschiedlichsten Stellen eine Vielzahl an Projekten und Konferenzen vorbereitet.

Breiten Raum in der Diskussion über Atommüll nahm die aktuelle Entwicklung beim Endlager ASSE II ein und den Konsequenzen, die daraus für zukünftige Atommüll-Projekte zu ziehen sind. Bereits am Freitag hatten TeilnehmerInnen der Konferenz die Anlage besichtigt, in die bis 1978 Atommüll eingelagert worden war und für die seinerzeit sogar ein Planfeststellungsverfahren zur weiteren Nutzung als Endlager eingeleitet worden war. Entgegen den damaligen Behauptungen, es sei praktisch unmöglich, dass die dort gelagerten Abfälle mit Wasser in Verbindungkommen könnten, traten 1988 Laugenzuflüsse auf und bis heute werden täglich 12m³ aufgefangen und abgepumpt. Ein Absaufen der Anlage und die damit verbundene Gefahren werden heute von niemand mehr ausgeschlossen, eine Notfallplanung liegt bis heute nicht vor und sei - so die Betreiber - nicht möglich.

"Aus den Erfahrungen mit der ASSE II müssen Lehren für die Atommüllendlagerung in Deutschland gezogen werden", heißt es dazu in einer Erklärung der Konferenz: "Bereits nach 25 Jahren haben sich die Sicherheitsaussagen zur ASSE-II - Endlagerung als falsch erwiesen. Nicht vorgesehener Wassereinbruch und Instabilität des Endlagers haben die ASSE II zum Notfall-Projekt gemacht und berechtigte Sorgen und Ängste bei den BürgerInnen erzeugt."

In der Bewertung der Internationalen Situation waren sich die TeilnehmerInnen einig, dass es ein ungebrochenes Interesse der Atomindustrie (Anlagenbau) gibt, ein neues Geschäft zu machen. Gleichwohl gibt es es weltweit keine Anzeichen dafür, dass dies eine wirklich energiewirtschaftliche Option oder Perspektive wäre. Interesse der Energiewirtschaft sei vielmehr, durch Verlängerung der Laufzeiten von Altanlagen Investitionen zu sparen, was aufgrund der Alterung von Anlagen mit besonderen Gefahren verbunden ist. Mit großer Sorge wurden wechselseitige russische und internationale Interessen diskutiert, Atommüll nach Russland zu verschieben.

"Wiewohl es auch in Salzgitter sehr kontroverse Diskussionen gegeben hat", resümiert Ursula Schönberger, die die Konferenz für die ausrichtende Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. leitete, "habe ich selten eine so konzentriert arbeitende Konferenz erlebt. Ich denke dies ist ein Ausdruck davon, dass wir uns der Verantwortung, die uns aus der derzeitigen öffentlichen Diskussion und der politischen Situation zuwächst, sehr wohl bewußt sind."

Die Herbstkonferenz soll möglichst in Gronau stattfinden
Weitere Informationen und Fotos auf unserer Homepage.


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Editorische Anmerkungen

Der Text erschien am - 20.06.2005 bei INDYMEDIA