Werte und Preise unter der Voraussetzung einer Durchschnittsprofitrate
Eine konsistente Alternative zu Bortkiewicz' Wert-Preis-Rechnung bei einfacher Reproduktion

von Hans-Peter Büttner
06/06

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Abstract:
Die Diskussion um die Marxsche Wert-Preis-Rechnung hat in den siebziger Jahren im Gefolge der Entwicklung einer neoricardianischen Preistheorie zu dem Ergebnis geführt, daß Produktionspreise unabhängig vom Wertsystem aus physischen Mengendaten gewonnen werden können. Die Werttheorie sowie die Mehrwertlehre sind aus dieser Sicht folglich „redundant“ und bieten gegenüber dem neoricardianischen Modell keinen Erkenntnisgewinn. Arbeitswerte können aus neoricardianischer Sicht als überflüssiges „Nebenprodukt“ aus den selben Daten abgeleitet werden, aus denen sich auch direkt Profitrate und Produktionspreise bestimmen lassen.

Mit Reinhard Schaupeters 1995 veröffentlichtem Tableau einer konsistent auf Wertgrößen (statt physischen Daten) aufbauenden Wert-Preis-Transformation ist die neoricardianische Kritik endgültig immanent widerlegt auf werttheoretischer Basis. Reinhard Schaupeter entwickelt in seinem zunächst auf 3 Sektoren beschränkten Tableau eine neuartige Umrechnungsmethode für den Fall einfacher Reproduktion, die zentral aufbaut auf zwei Preisbildungsregeln (die im vorliegenden Text um eine dritte erweitert werden), die aus der allgemeinen Existenz einer Durchschnittsprofitrate für die Kostpreisbestandteile einerseits und die Output-Preise andererseits abgeleitet werden.

Mit der allgemeinen Profitrate ist nämlich eine Proportionalität zwischen den einzelnen Kapitalien und dem gesellschaftlichen Gesamtkapital gegeben, die als Grundlage einer wertförmig fundierten Produktionspreis-Rechnung dienen kann.

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Literaturliste des Aufsatzes:

--Hans-Georg Backhaus (1997): Dialektik der Wertform. Untersuchungen zur Marxschen Ökonomiekritik, Freiburg.

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--Young Bin Hahn (1999): Die Geldtheorie von Marx und Keynes (Diss. der FU Berlin).

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--ders. (2004): Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart.

--Fritz Helmedag (1994): Warenproduktion mittels Arbeit. Zur Rehabilitation des Wertgesetzes, Marburg.

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--Michio Morishima (1973): Marx’s Economics. A dual theory of value and growth, Cambridge.

--Karl Marx: Zit. nach MEW.

--Claudio Napoleoni (1974): Ricardo und Marx, Frankfurt.

--Friedrun Quaas (1992): Das Transformationsproblem, Marburg.

--Raúl Rojas (1989): Das unvollendete Projekt. Zur Entstehungsgeschichte von Marx‘ Kapital, Berlin.

--Paul Anthony Samuelson (1974): Zum Verständnis des Marxschen Begriffs ‚Ausbeutung’: Ein Überblick über die sogenannte Transformation von Werten in Produktionspreise. In: Hans G. Nutzinger und Elmar Wolfstetter (Hg., 1974): Die Marxsche Theorie und ihre Kritik I, Gießen.

--Reinhard Schaupeter (1995): Zur Verifikation der Wert-Preis-Rechnung von Marx. In: Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung, Nr. 21, März 1995, Frankfurt.

--ders. (2000): Zur Wert-Preis-Rechnung in der erweiterten Reproduktion: die Akkumulationsfonds. In: Carl-Erich Vollgraf u.a. (Hg., 2000): Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, Neue Folge 1999: Marx‘ Ökonomiekritik im Kapital, Hamburg.

--Hans-Jörg Schimmel (2000): Der Entwicklungsgang des Werts. In: Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung, Nr. 43, September 2000, Frankfurt.

--Hans-Georg Sprotte (1978): Quantitative Aspekte der Marxschen Theorie. In: FHW-Forschung Bd. 1/1978 der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, Berlin.

--Pierro Sraffa (1976): Warenproduktion mittels Waren (engl. Original 1960), Frankfurt.

--Ian Steedman (1977): Marx after Sraffa, London.

--Sarah Wagenknecht (2002): M. Morishima. “Marx’s Economics. A dual Theory of Value and Growth“. Eine Rezension. Veröffentlich über Wagenknechts Website:
http://www.sahra-wagenknecht.de/de/html/marx_s_economics_.html

 

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde uns vom Autor am 4. Juni 2006 zur Veröffentlichung überlassen. Wegen der darin enthaltenen Grafiken und Formeln konvertierten die Worttext in das PDF-Format.