Braucht der Mensch einen Gott?

Von Peter Engels
06/06

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Nachdem die radikale Linke immer mehr auf dem Rückzug und ihr eigentliches Ziel die Revolution zumachen gescheitert ist, konnte  in den letzten  25 Jahren die Religion bei den Massen ihren Einfluss stärken. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts schwappte eine reaktionäre Welle aus Amerika kommend nach Europa herüber, die sich New  Age nannte und der viele Frauen und Männern besonders aus den Mittelschichten, Manager, Lehrer,
Anwälte und selbst ehemalige Linke aufsaßen.  Die Esoterik die mittlerweile in den Medien,
Rundfunk, TV, etc. Einzug gehalten hat, wird von den kirchlichen Trägern offiziell mit Argwohn und äußerster Skepzis  betrachtet, weil ihnen dort ein Konkurrent erwächst und ihr
Einflussbereich zu schwinden droht.

Trotz alledem  haben sich die beiden Kirchen mit ihren  Konkurrenten ideologisch auseinander gesetzt, um ihren ideologischen Einfluss auf die Massen zu  behalten. Dabei sind sie noch weiter nach Rechts gerückt, um ihre Macht zu behaupten. Einserseits
werden sie weiterhin vom Staat finanziell unterstützt,  andererseits sind sie selbst ein kapitalistischer Betrieb, der durch Lohnarbeit und Ausbeutung Profite aus  seinen Arbeiterinnen zieht. Außerdem haben sie das Recht die Kirchensteuer wie der Staat gleich
vom Lohn abzuziehen. Die Mitglieder beider  Glaubenrichtungen sind verpflichtet, der Kirche
beizutreten, wenn sie dort arbeiten wollen, sonst  werden sie nicht eingestellt. Die Kirche hat keine Probleme hat, Hartz IV Empfänger für 1 Euro zu beschäftigen, und ihre  Verbände behaupten brutal,  die Hartz IV Empfänger bekommen zu viel Geld. Schließlich lamentiert sie, Hartz IV müsste weiter abgesenkt werden.

Bedenkt man, dass die katholische  Kirche der größte Großgrundbesitzer der Welt ist,
dass ihre Reichtümer weltweit durch Raub, Mord und  Plünderungen  entstanden sind, dass sie durch hochgradige Kriminalität bis heute sich an den Massen bereichert, durch ihren Besitz an Banken, durch Aktien und Wertpapiere, Tankstellen, Immobilien und durch Ausbeutung der Lohnarbeit usw., so sieht man ihre Verlogenheit, wo  sie für die Gläubigen Wasser predigt und selber Wein säuft. Das christliche Abendland, ist also mit  einer kriminellen Geschichte hat, die bis heute verschleiert wird.

Auch ist es für die Kirche  kein Problem, dass sie ihre  Pfaffen an der imperialistischen Front in weltweite Militäreinsätze schickt und deren Nato-Verbänden unterstützt, indem Soldatinnen seelischen Beistand zu sichert, wenn diese in Konflikte geraten, die in ihnen Zweifel aufkommen lassen. Das die SoldatInnen für das Kapital in den Krieg ziehen, wird bewusst verschwiegen.

Hinzu kommt das viele Pfaffen aus der ehemaligen DDR in den Regierungen sitzen und dort  den bürgerlich-kapitalistischen Verhältnisse, dem Privateigentum,( für sie ist es der wahre Gott) dem Staatsfetischismus, dem Geldfetischismus, den  Warenfetischismus und Wachstumsfetischismus (Angelika Merkel), der kapitalistischen  Wirtschaftweise nichts Negatives abgewinnen können.

Diese Pfaffen sind selbst in doppelter Weise  Fetischisten: auf der materiellen Ebene als
Bestochene, und auf der ideologischen Ebene, indem sie behaupten, es gäbe einen "Lieben Gott". Ihr Aberglauben dient als geistiger Fusel und Opium für die Unterdrückten. So wird
von ihnen die Religion als Droge für die Massen verabreicht, um eine Abhängigkeit und Bindung zu den Ausbeutern und Herrschenden zu schaffen.

Der Mensch macht die Religion, nicht die Religion macht den Menschen.

(1.) In den frühen Urgemeinschaft hatten die  Menschen über viel Jahrtausende keine Religion, die ältesten vorgeschichtlichen Überreste, die religiöse  Interpretation zulassen, datieren mehrere zehntausend Jahre vor unsere Zeitrechnung. Frühe Formen
religiösen Aberglaubens waren Jagdmagie,  Abwehrzauber und Fruchtbarkeitskult. Die
Urmenschen erfanden immaterielle Kräfte – Geister und Götter -, vor denen sie sich verneigten, die sie anbeteten und denen zu Ehren sie bestimmte Riten  vollzogen, damit sie sicher vor Hunger, Krankheiten oder Naturkatastrophen waren. Sie  beteten um Jagderfolg, für gute Ernten oder für ihre Gesundheit. Denn ihr Alltag war vom harten  Überlebungskampf mit der Natur geprägt.

(2.) Eine Analyse der Religionsgeschichte als Eigenprodukt der Menschen über die verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte zeigt, dass der  religiöse Glauben sich veränderte und das gesellschaftliche Leben der jeweiligen Epoche sich  darin widerspiegelte. Die historische Bedingtheit der Religion wird auch daran sichtbar, dass mit dem
Untergang großer Reiche deren Religionen  untergingen – nicht umgekehrt: “ Die so bei jedem Volk herausgearbeiteten Götter waren Nationalgötter,  deren Reich nicht weiter ging als das von ihnen zu schützende nationalen Gebiet, jenseits dessen  Grenzen andere Götter unbestritten das große Wort führten. Sie konnten nur in der Vorstellung  fortleben, solange die Nation bestand, sie fielen mit deren Untergang“ (MEW Bd. 21 S. 303).

(3.) Die Religion verdoppelt quasi die Welt: Neben der realen objektiven Welt  schafft sie die erfundene Welt von Göttern und Geistern. Die ideologische Basis bildet dabei die Zweiteilung und Gegenüberstellung von einer materiellen Welt und einem immateriellen Geist, vom Menschlichem und Göttlichem, Körperlichem und Geistigem, wobei das Körperliche die Quelle für die  “Sünde“ und das Geistige der vergebliche Versuch  ist, die “Sünde“ d.h. bestimmte Bedürfnisse des Menschen zu überwinden. Die Geringschätzung des jetzigen
Lebens ist dabei die ideologische Voraussetzung für  dir Unterdrückung der geistigen und materiellen Lebensbedürfnisse, was auch zu einer  Sexualfeindlichkeit der Religion führt. Die
Frauenfeindlichkeit ist eine Gemeinsamkeit der Weltreligionen.

(4.) Der Kampf gegen die Religion ist die Voraussetzung jedes kritischen Denkens. Der Kapitalismus bedeutet Not, Elend, Ausbeutung und Unterdrückung für die enteigneten lohnabhängigen Massen. Das kapitalistische Streben nach  Maximalprofit bringt imperialistische Kriege, Krisen, Bankrotte und Erwerbslosigkeit hervor, deren
Ursachen die Mehrheit der Bevölkerung noch nicht  kennen und durchschauen kann, sondern die über sie scheinbar wie eine Naturkatastrophe aus heiterem  Himmel wie Schicksalsschläge hereinbrechen. Diese Hilflosigkeit und Unwissenheit gegenüber den
Kräften der gesellschaftlichen Entwicklung ist eine  Quelle des heutigen religiösen Aberglaubens. Die Religion vertröstet die werktätigen Massen auf das  Paradies im Jenseits, raubt ihnen den Willen, den Klassenkampf gegen ihre Ausbeuter und  Unterdrücker zuführen. Im Kapitalismus lässt sich der religiöse Aberglaube nicht beseitigen, erst nach  der Überwindung des Kapitalismus kann diese religiöse Ideologie beseitigt und ausgetrocknet
werden, d.h. die Religion kann nur verschwinden,  sobald die Verhältnisse für den Menschen tagtäglich durchsichtig und in einer vernünftigen Beziehung zu  einander und zur Natur gestaltet sind. Der gesellschaftliche Lebensprozess, d.h. der materielle  Produktionsprozess, streift nur dann seinen  mystischen Nebelschleier ab, wenn die Produktion von freien vergesellschafteten Menschen unter deren  bewusster planmäßiger Kontrolle steht. Dann verliert der Fetischismus seine Mystifikation und die Religion hört auf, eine Über-Ich-Ideologie zu sein!

Editorische Anmerkungen

Der Artikel wurde uns vom Autor am 12.6.2006 überlassen.