Unter dem zynischen Arbeittitel „Wachstum und Verantwortung“
tagt das diesjährige Gipfeltreffen der G 8 im mondänen
Ostseebad Heiligendamm. Alles in allem ein bis ins Detail
inszeniertes Herrschaftsritual: Kilometerlange Absperrzäune,
ein gigantisches Polizeiaufgebot, Hausdurchsuchungen und
Repressionen bei angeblich „gewaltbereiten“ Gipfelgegnern und
fadenscheinige Dialogangebote an „konstruktive“
Globalisierungsgegner.
Gleichzeitig ist ein ganzer Hofstaat an Politikberatern,
PR-Experten und Journalisten eifrig damit beschäftigt, die
Öffentlichkeit von den hehren Zielen der versammelten Staats-
und Regierungschefs zu überzeugen. Die bei derartigen
Gipfeltreffen obligatorischen Propagandashows können jedoch
nicht darüber hinwegtäuschen, dass der diesjährige G8-Gipfel
im Zeichen verschärfter innerimperialistischer Konkurrenz und
wachsender Instabilität steht.
Die
barbarischen Implikationen des „Krieges gegen den Terrorismus“
in Afghanistan und Irak, der drohende Krieg gegen den Iran,
die Verelendung ganzer Kontinente und die Zerstörung der
Lebensressourcen dieses Planeten werfen ihre Schatten voraus.
Diese Probleme sind nicht einfach nur das Werk einiger
Regierungen und Politiker, sondern Ausdruck eines immer
brutaler agierenden internationalen Konkurrenzsystems, dessen
Motor das rücksichtslose Streben nach Profit ist. „Das
Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz ihrer
Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall
muss sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen
herstellen. Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des
Weltmarktes die Produktion und Konsumtion aller Länder
kosmopolitisch umgestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der
Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen
weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet
worden und werden noch tagtäglich vernichtet. Sie werden
verdrängt durch neue Industrien deren Einführung eine
Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch
Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe verarbeiten
und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in
allen Weltteilen zugleich gebraucht werden. An die Stelle der
lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und
Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine
allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander“, schrieb
Karl Marx im Jahre 1848 und gab damit eine denkbar aktuelle
Beschreibung dessen, was heute allgemein mit dem Schlagwort
„Globalisierung“ belegt wird.
Diese
„Globalisierung“ lässt sich nicht einfach durch Proteste oder
mit Appellen an die Herrschenden „gerechter“ gestalten, wie
Teile der globalisierungskritischen Bewegung glauben. Der
internationale Kapitalismus kann weder allmählich verbessert,
schrittweise in seinem Wesen verändert oder menschenwürdig
verwaltet werden. Er muss auf revolutionärem Wege durch die
Arbeiterklasse gestürzt werden! Dazu erfordert es mehr als zu
den jährlichen Gipfeltreffen der Herrschenden medienwirksam zu
protestieren. Vielmehr ist es notwendig, den Blick frei zu
bekommen für die Perspektive des grenzüberschreitenden
Klassenkampfes, um den Kapitalismus da angreifen zu können,
wo er sich täglich reproduziert.
Die Aufgabe
von Revolutionären besteht darin, das Gesamtinteresse der
Arbeiterklasse im Auge zu haben, ihre Kämpfe zu unterstützen,
Beschränkungen zu kritisieren und zu versuchen, das Vertrauen
und das Bewusstsein der Lohnabhängigen in ihre eigene Kraft zu
stärken. Dies erfordert einen organisatorischen Rahmen. Nach
unserem Verständnis kann dies nur eine politische Struktur,
eine internationale und internationalistische revolutionäre
Organisation sein. International, weil der Kapitalismus nur im
Weltmaßstab bekämpft und überwunden werden kann;
Internationalistisch, weil die Absage an jede nationalistische
Ideologie die Grundvoraussetzung zur Herstellung der
Klasseneinheit ist; Revolutionär, weil nur im radikalen Bruch
mit dem Kapitalismus die Perspektive liegt nicht nur
menschenwürdig sondern als Menschen zu leben. Der Aufbau einer
solchen Organisation wird ein langer und schwieriger Prozess.
Aber er ist eine wichtige Vorbedingung um dem kapitalistischen
Zyklus von Krise und Krieg ein Ende zu bereiten.
Für die staaten- und klassenlose Gesellschaft!
Editorische Anmerkungen
Den Artikel erhielten wir von den AutorInnen
am 3. Jun 2007 zur Veröffentlichung.