3.591.171 Arbeitslose; 7.054.000 Hilfebedürftige und 7.889.294 "Leistungs"berechtigte
Die gesellschaftliche Last der Arbeitslosigkeit oder wie erstellt man eine positive Statistik?

bearbeitet von red. trend

06/08

trend
onlinezeitung

Zitat: Geschönte Arbeitslosenzahlen -Seit Kohl wurde getrickst (Süddeutsche v. 26.5.08)

Seit Jahrzehnten rechnen Politiker die Arbeitslosigkeit klein - mit beachtlichem Einfallsreichtum und immer neuen Förderprogrammen. Noch jede Regierung hat sich Tricks einfallen lassen, um die Statistik aufzubessern.

Analyse des Berichts der Bundesagentur für Arbeit (BA)  Mai 2008:

Die Wirklichkeit der Realität

1. Entwicklung am Stellenmarkt

siehe:

Arbeitsplatzvernichtung in Deutschland
http://www.egon-w-kreutzer.de/Meinung/12700cFrame-SetAlmanach.html
AFP
Chiphersteller Qimonda streicht 600 Stellen in Dresden

"Der Arbeitsmarkt steht auf der Kippe. Im ersten Quartal haben deutsche Großunternehmen angekündigt, knapp 40.000 Stellen streichen zu wollen. Dem steht die geplante Schaffung von nur noch 23.000 neuen Stellen gegenüber. Das geht aus einer Auswertung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hervor, in die alle öffentlich angekündigten Personalstandsveränderungen von mehr als hundert Stellen in der Wirtschaft einbezogen worden sind." (FAZ)

2. Entwicklung der statistisch erfassten Arbeitslosigkeit

Offizielle ermittelte BA - Zahlen des Arbeitsmarkt – Berichts Mai 2008 diese von vielen Medien ohne Detailbetrachtung verkündet werden.


Mai 2008

Im Mai 2008 beträgt die statistisch erfasste Arbeitslosigkeit (mit statistisch erfassten Ein Euro Jobs) 3.591.171 Personen Bestehend aus (3.283.279 Arbeitslose (Seite 45 BA Bericht Mai 08) + * 307.892 Ein Euro Jobs ( BA Bericht Mai 2008 Seite 69)*3) Es ist von einer deutlichen Untererfassung auszugehen, da nur die Informationen darstellbar sind, deren Daten individuell teilnahmebezogen im operativen Verfahren der BA erfasst sind oder von zkT über XSozial übermittelt werden (z. B. haben für 2007 nur ca. 31% der ARGEn Daten zum Einsatz der flankierenden Leistungen erfasst).

Die Zahl der Personen in arbeitsmarktpolitische Instrumenten (Seite 69 BA – Bericht 5/08)
Im Monat Mai stieg die Zahl der in einer von Bund oder Bundesagentur für Arbeit geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme auf Zahl 1,55 Millionen Personen an.

Mit wachsenden Befremden nehme ich zur Kenntnis das viele Medien der Versuchung nicht widerstehen und die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit x Jahren oder gar seit Frau Merkels Geburt verkünden. (Dabei werden völlig unterschiedliche Statistiken verglichen – so gab es vor 15 Jahren kein Saisonkurzarbeitergeld keine Ein Euro Jobs und die Arbeitslosenhilfe hatte eine komplett andere Grundlage von Bedürftigkeit als das Arbeitslosengeld II.

Die Darstellung eines Vergleich der Arbeitslosenzahlen vor 2005, also vor der Neudefinition der Arbeitslosigkeit, durch das SGB II ab 2005 ansetzt, ist meines Erachtens unsachgemäß. Die Daten zu den Arbeitslosenzahlen werden seit der Reform des SGB II in den BA Berichten verkürzt wiedergegeben und von der Politik und vielen Medien einseitig tendenziös interpretiert. Die Frage ist; finanziert die Wirtschaft den *Aufschwung* am Arbeitsmarkt mit existenzsichernden Arbeitsplätzen oder wird der *Aufschwung* am Arbeitsmarkt durch Arbeitsplätze mit ergänzendem ALG II durch Steuern finanziert? Viele Medien suggerieren mit multimedialen "Jubelmeldungen“ einen Erfolg der Reformen am Arbeitsmarkt.

Entgegen der guten Nachricht vom sinken der Arbeitslosigkeit steht die schlechte Nachricht von wachsender Armut der Erwerbstätigen im Niedrigstlohnbereich und wachsende Kinderarmut.

Ja die statistisch erfasste Arbeitslosigkeit sinkt die Massenarmut steigt, ich denke dass eine Vollbeschäftigung aufgrund von Ein Euro Jobs und Niedrigstlohnjobs in Massenarmut mittelfristig erreichbar ist.

Siehe: http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/service...onat/200805.pdf


Knapp die Hälfte aller Leistungsbezieher nicht als arbeitslos registriert

"Von den 2007 durchschnittlich 6,348 Millionen Beziehern von Arbeitslosengeld I (Alg I) und Arbeitslosengeld II (Alg II) sind laut Bundesregierung 3,135 Millionen (49 Prozent) nicht in der Arbeitslosenstatistik registriert. Dagegen seien insgesamt 3,213 Millionen (51 Prozent) arbeitslos gemeldet gewesen, schreibt die Regierung in ihrer Antwort (16/8458) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (16/8131). Außer den Leistungsempfängern habe es noch 686.000 Arbeitslose gegeben, die keine Geldleistungen aus der Arbeitslosenversicherung bezogen. Von allen Arbeitslosen hätten 82 Prozent Leistungen erhalten. Von den durchschnittlich 1,092 Millionen Alg-I-Empfängern im Jahr 2007 seien 26 Prozent nicht in der Arbeitslosenstatistik aufgetaucht, schreibt die Regierung. 225.000 der Alg-I-Bezieher fielen unter die so genannte 58er-Regel, 25.000 der nicht als arbeitslos geführten Personen hätten an einer Trainingsmaßnahme teilgenommen, 26.000 seien arbeitsunfähig erkrankt und 16.000 seien vermindert leistungsfähig gewesen. Kriterien für die Aufnahme in die Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit seien die Arbeitslosmeldung, die Beschäftigungslosigkeit und die Verfügbarkeit. Danach würden etwa Personen, die arbeitsunfähig erkrankt oder dauerhaft erwerbsgemindert sind, nicht als arbeitslos gezählt, "weil sie dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen". Wie aus der Antwort weiter hervorgeht, waren von den im Jahr 2007 durchschnittlich 5,329 Millionen Alg II-Empfängern 2,473 Millionen (46 Prozent) als arbeitslos registriert und 2,856 Millionen (54 Prozent) nicht als arbeitslos registriert. Eine Zuordnung zu bestimmten Gruppen sei bisher statistisch nur annäherungsweise möglich. Zur Gruppe der erwerbstätigen Hilfebedürftigen ("Aufstocker") mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von mehr als 400 Euro zählten demnach 524.000 Personen. Der Gruppe der "Ein-Euro-Jobber" und Teilnehmer an Qualifizierungsmaßnahmen wurden demnach 418.000 der als nicht arbeitslos registrierten Alg-II-Bezieher zugeordnet. Ferner seien 484.000 unter-20-jährige und 312.000 über-58-jährige Alg-II-Empfänger statistisch nicht als arbeitslos geführt worden."

Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2008/2008_088/02.html

Bedarfsgemeinschaften und hilfebedürftige Personen

1) hochgerechnete Werte

BA Bericht Mai 2008 Seite 21

  • Bedarfsgemeinschaften 3.644.000

  • hilfebedürftige Personen 7.054.000

    • davon:
      erwerbsfähige Hilfebedürftige (eHb) 5.125.000
      nicht erwerbsfähige Hilfebedürftige (nEf) 1.928.000
       

  • SGB II-Quote 10,7
    eHb-Quote 9,4
    [/B]


Die Zahl der Leistungsberechtigten vorläufige Werte des BA Berichts Mai Seite 46
Vorläufig und hochgerechnet, endgültige Werte stehen erst nach einer Wartezeit von drei Monaten fest.

  • Die Zahl der ALG I Leistungsberechtigten beträgt im Mai 2008 _835.491

  • Die Zahl der ALG II Leistungsberechtigten beträgt im Mai 2008 _5.125.454

  • Die Zahl, der Sozialgeld Leistungsberechtigten beträgt im Mai 2008 _ 1.928.349
     

  • Gesamt = 7.889.294 Leistungsberechtigte Mai 2008

Sozialhilfeempfänger (Netto-)Arbeitskräftepotenzial Dezember 2004

"1,3 Millionen Arbeitnehmer beziehen zusätzlich Hartz IV - Wenn der Lohn zum Leben nicht reicht: 1,33 Millionen Menschen in Deutschland müssen ihr Gehalt mit Hartz-IV-Mitteln aufstocken - das sind über eine halbe Million mehr als noch vor zwei Jahren. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarktforschung."
Quelle:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,518622,00.html

Dazu eine Verdi –Übersicht

Aufstocker

"Es ist traurig, aber wahr: Viele Beschäftigte können von ihrem Arbeitseinkommen nicht den eigenen Lebensunterhalt bestreiten und brauchen deshalb Zuschüsse des Staates. Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben nicht nur Hartz-IV-Empfänger/-innen. Wer ein sehr geringes Einkommen bezieht, kann es durch Alg II aufstocken.
Wenn der Lebensunterhalt nicht allein durch Arbeitslosengeld I oder Einkommen bestritten werden kann, können Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II (erwerbsfähige Personen) oder SGB XII (nicht erwerbsfähige Personen) beantragt werden. Einkommen wird dabei im Rahmen des § 11 SGB II auf den Bedarf angerechnet.
Die Zahl dieser so genannten Aufstocker hat in letzter Zeit stark zugenommen. Zuletzt waren bereits mehr als 21 Prozent aller Alg-II-Empfänger/-innen erwerbstätig!….
Diese Entwicklung ist ein gesellschaftlicher Skandal: Während sich in der Großen Koalition die Union massiv gegen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns stemmt, subventioniert gleichzeitig der Staat in der boomenden deutschen Volkswirtschaft Armutslöhne zu Lasten der öffentlichen Haushalte, zu Gunsten der Wirtschaft.
Es ist nicht länger hinzunehmen, dass Unternehmen Hartz IV zum Zwecke von Lohndumping missbrauchen. Hier muss dringend gehandelt werden. Lohndumping auf Kosten des Staates und der Steuerzahler muss beendet werden. Wir brauchen auch in Deutschland endlich einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn!
Quelle:
http://www.verdi-bub.de/standpunkte/archiv/aufstocker/

Jeder Fünfte arbeitet für Niedriglohn

6,5 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland für wenig Geld, das sind 22 Prozent aller abhängig Beschäftigten. Im internationalen Vergleich hat Deutschland inzwischen einen hohen Anteil von Niedriglöhnen.

So werden Bruttostundenlöhne bezeichnet, die unterhalb von zwei Dritteln des mittleren Stundenlohns liegen. 2006 lag diese Schwelle bei 9,61 Euro in Westdeutschland und 6,81 Euro in Ostdeutschland. Im Durchschnitt haben Niedriglohnbeschäftigte im Westen 7,12 Euro brutto und im Osten 5,43 Euro erhalten. Teilzeit- und Minijobs machen mit knapp 54 Prozent inzwischen mehr als die Hälfte der Niedriglohnbeschäftigung aus, der Anteil der Minijobs hat sich zwischen 1995 und 2006 von 15 auf 29,7 Prozent fast verdoppelt.

Quelle: Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Auswertung auf Grundlage der Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) von 2006.
http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/2008/report2008-01.pdf

Armutsbericht vom 19. Mai 2008 (415 Seiten - 1,53 MB pdf.datei)

Bestand alle Stellen
(Seite 10 BA Bericht 5/08 )

Bestand
alle Stellen 579.000
darunter: Vakanzen 515.000
ungeförderte Stellen 402.000
darunter: Vakanzen 353.000
ungeförderte sozialversicherungspflichtige
Stellen1) 367.000
darunter: Vakanzen 323.000

2008:

Mai 579.000
April 592.000
März 588.000
Februar 565.000
Januar 528.000

2007:

Dezember 545.600
November 577.000
Oktober 608. 500
September 629.100
August 647.500

Der BA sind neben den gemeldeten offenen Stellen noch zusätzliche Stellen, unter anderem gemeldet aus der privaten Arbeitsvermittlung sowie aus ihrer Job-Börse und dem Job-Roboter bekannt. Viele dieser Stellen sind aber Datendopplungen ein freier Arbeitsplatz, vermehrt sich nicht zu fünf freien Arbeitsplätzen, nur weil er in fünf Stellenbörsen zu finden ist. Zudem werden bereits besetzte Stellen von vielen Jobbörsen erst nach Wochen aus dem Angebot genommen.

Quellen der Zahlen:
BA – Monatsberichte

http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/service...nat/index.shtml
http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/service...onat/200805.pdf

 

Editorische Anmerkungen

Das Material  wurde uns von

WASG-Infos@yahoogroups.de

zur Verfügung gestellt. Es wurde entnommen von
http://www.montagsdemo-dortmund.de/mai2008.html  und für das Web bearbeitet von red. trend.