Berlin: Wieder gegen die MSA-Wiederholung

von Wladek Flakin

06/08

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Am Donnerstag (19.6.) demonstrierten rund 150 SchülerInnen am Potsdamer Platz gegen die Wiederholung der Mathe-Prüfung für den mittleren Schulabschluss (MSA), die nächsten Montag stattfinden soll. Damit waren es deutlich weniger als die 3.000, die am Montag vor dem Roten Rathaus demonstrierten.

Die geringe Teilnehmerzahl lag in erster Linie an einem Gerichtsurteil vom Donnerstag, der die Wiederholung für rechtmäßig erklärte. Das führte dazu, dass viele SchülerInnen – die immer noch sehr genervt sind - sich mit der neuen Prüfung abgefunden haben. Dadurch fehlte die unglaubliche SchülerVZ-Eigendynamik, die zum großen Wutausbruch am Montag führte.

Mittlerweile wurde bekannt, was für ein enormes Chaos durch die MSA- Wiederholung entsteht. Klassenfahrten sind gecancelt worden, damit SchülerInnen am Montag in der Schule sein können. Es gibt sogar Berichte von SchülerInnen auf Klassenfahrt in China, die die Prüfung in der deutschen Botschaft in Beijing schreiben sollen! (Wenn sie morgens in China schreiben, können sie die Aufgaben noch rechtzeitig nach Berlin schmuggeln, oder?)

Die Demo war klein aber sehr lautstark - es gab diesmal zwei Lautiwagen, einen ver.di-Lauti und den "Kulturbus". Die kreativste Parole des Tages war wohl: "Zöllner, Zöllner, wir sind da! Wir wollen keine MSA!". Wieder waren die meisten TeilnehmerInnen migrantischer Herkunft, aber im Gegensatz zu Montag gab es in erster Linie Antifa- statt Türkeifahnen.

Erst im Laufe der Demo stellte sich heraus, dass einer der RednerInnen, Christoph Walter, ein Mitglied der CDU-Jugendorganisation war. Erst als er anfing, den bildungspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion zu zitieren, wurde ihm das Mikrofon abgedreht.

Vor dem ehemaligen Luftfahrt-Ministerium wurde die Demo aufgelöst. Die Ankündigung der OrganisatorInnen, sie hätten die Aufgaben für die neue MSA-Prüfung für 10 Euro im Angebot, erwies sich als ein ziemlich geschmackloser Scherz.

Editorische Anmerkungen

Der Text erschien bei Indymedia. Wir spiegelten von dort.
Wladek Flakin arbeitet bei der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION http://www.revolution.de.com