»Räumt euren Mist in Bonn jetzt aus, in Pankow säubern 
                          wir das Haus!«
                          
                          Eine Nachbetrachtung zum 17. Juni von Bernd Gehrke
                        
                        Zahlreiche Bücher hat dieser 50. Jahrestag hervor 
                        gebracht, mehr als zweihundert Veranstaltungen wurden 
                        ihm gewidmet. In Politikerreden und im Feuilleton wurde 
                        der 17. Juni als freiheitliche Tradition des jetzt 
                        vereinigten deutschen Volkes wieder entdeckt. Die 
                        Berliner Republik benötigt freiheitliche Traditionen, 
                        mit denen sie selbstbewusst in die Welt sehen und 
                        gegebenenfalls auch marschieren kann. Deutschland ist 
                        als freiheitliche Nation endlich als Ganzes im Westen 
                        angekommen. Doch nicht nur nach außen, auch nach innen 
                        wird die freiheitliche Nation als ideologischer Kitt für 
                        eine durch den Neoliberalismus sich mehr und mehr 
                        polarisierende Gesellschaft gebraucht. Die 
                        Inszenierungen fortschrittlicher Traditionen durch die 
                        Herrschenden sind verlogen und abscheulich. Das ist 
                        nicht neu und keine Besonderheit der Bundesrepublik. In 
                        Frankreich feiert nicht nur die Linke den Sturm auf die 
                        Bastille, vor allem inszeniert sich an diesen Jahrestag 
                        alljährlich der Staat. Auch Le Pen und die radikale 
                        Rechte gewanden sich feierlich mit der Trikolore. In der 
                        DDR mussten jedes Jahr Millionen in 
                        Huldigungsprozessionen an der Politbürokratie vorbei 
                        defilieren, am 1. Mai etwa oder am Todestag von Karl und 
                        Rosa. Aber soll die Besetzung historischer Ereignisse 
                        durch die Inszenierungen der herrschenden Klassen und 
                        Cliquen dazu führen, dass die Linke diese Ereignisse 
                        preisgibt und ihnen keine eigenen Gedenken 
                        entgegensetzt?
                        
                        Die Antwort ist nicht ganz einfach, schließlich hängt es 
                        nicht nur vom Charakter des historischen Ereignisses 
                        selbst ab, sondern eben auch von der Bedeutung für den 
                        eigenen Kampf und damit auch vom politischen Charakter 
                        derjenigen, die sich seiner annehmen. Die 
                        Moskau-Kommunisten und deren Sympathisanten haben den 
                        17. Juni stets anders interpretiert als die meisten 
                        Sozialdemokraten, Sozialisten, Titoisten, Trotzkisten 
                        oder Anarchisten. Sie tun es auch heute noch, und 
                        zahlreichen ehemaligen Anhängern fällt es schwer, sich 
                        von den einmal erworbenen Bildern der Ereignisse zu 
                        trennen. Auf der DGB-Veranstaltung in der ehemaligen 
                        Berliner Stalinallee wurde einem Redner, der gerade die 
                        Unterdrückung von Arbeitern durch sowjetische Panzer 
                        anprangerte, von altkommunistischen Demonstranten aus 
                        dem SEW/DKP-Spektrum zornig entgegen geschleudert: »Auch 
                        bei uns gab es Berufsverbote!« Die SPD hingegen hatte 
                        den Regierenden Bürgermeister ins Rennen geschickt, der 
                        die Unterdrückung der Arbeiter im Osten verdammte, um 
                        die entschlossene Durchsetzung der Agenda 2010 zu 
                        verkünden. So standen sich bei dieser Veranstaltung wie 
                        zu Zeiten des Kalten Krieges wieder einmal die 
                        verlogenen Heerscharen von Stalinismus und rechter SPD 
                        als Teile eines linken Gruselkabinetts gegenüber. Manche 
                        Linken glauben, sie entkämen der Logik der 
                        Kalten-Kriegs-Konstellation, wenn sie sich auf 
                        DDR-Intellektuelle als Autoritäten stützen. So wird in 
                        einem Leserbrief in der ver.di-Zeitung Publik ein zuvor 
                        erschienener Artikel kritisiert, der unter Berufung auf 
                        Wolfgang Leonhard den 17. Juni als revolutionäre 
                        Arbeiterbewegung darstellte. Die Kritik findet ihr 
                        stärkstes Argument in der Berufung auf Brechts Brief an 
                        seinen Verleger von Ende Juni 1953, »den man die 
                        präziseste Analyse dieses Tages nennt.«[1] Wer das so 
                        »nennt« bleibt offen, die peinliche Anbiederung Brechts 
                        beim Ulbricht-Regime hielt der Briefautor nicht für 
                        erwähnenswert. Erfreulicherweise hat sich aber auch 
                        gezeigt, dass wichtige Teile der deutschen 
                        Gewerkschaftsbewegung den 17. Juni als einen Tag der 
                        Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung verstehen: Der 
                        Streik auf dem Bau vor zwei Jahren begann ebenso am 17. 
                        Juni wie der diesjährige Metall-Streik Ost. Trotz 
                        fehlender oder eingeschränkter historischer Kenntnisse 
                        und Erfahrungen bei der jüngeren Generation hat der 
                        Juni-Aufstand gerade bei ArbeiterInnen in Ost und West 
                        einen »guten Ruf«. So ist es besonders beschämend, wenn 
                        gerade Teile der organisierten Linken, auch der 
                        nichtstalinistischen, auf alten Interpretationsmustern 
                        beharren, weil sich heutzutage nach Öffnung der 
                        DDR-Archive auf eine Fülle von Material und neuen 
                        Erkenntnissen gestützt werden kann.
                        Das Gesamtbild des Aufstands
                        
                        Die Fakten der inzwischen auf der Grundlage der 
                        DDR-Akten veröffentlichten Arbeiten der letzten Jahre 
                        bestätigten das Gesamtbild der innerhalb der 
                        akademischen Historikerzunft zuerst von Arnulf Baring 
                        vorgelegten Analysen des Aufstandes.[2] Danach war 
                        dieser vor allem von der Industriearbeiterschaft in den 
                        Zentren der alten Arbeiterbewegung Mitteldeutschlands 
                        geprägt. Sie verlieh ihm seine Dynamik und sein Antlitz. 
                        Die Großbetriebe waren der Ausgangspunkt, der Motor und 
                        das Zentrum der Ereignisse. Im Gegensatz zu den medial 
                        vermittelten Bildern, die von den Reichweiten westlicher 
                        Kameras beeinflusst sind, gab Berlin zwar das Initial, 
                        doch hatte der Aufstand seine Höhepunkte und seine 
                        radikalsten Entwicklungen im mitteldeutschen 
                        Industriegebiet sowie in Ostsachsen. Magdeburg, Halle, 
                        Merseburg, Bitterfeld, Wolfen, Leipzig, Dresden und 
                        Görlitz bildeten diese Zentren. In Halle, Merseburg, 
                        Bitterfeld und Görlitz hatten überbetriebliche 
                        Streikräte und Volkskomitees bereits die Macht 
                        übernommen. Hinsichtlich der Streik- und 
                        Aufstandsbeteiligung unterschieden sich die alten 
                        Hochburgen von KPD oder SPD nicht. Die Bewegung des 17. 
                        Juni war nicht nur eine Streikbewegung für 
                        wirtschaftliche und soziale Ziele, sie war ein 
                        politischer Massenstreik, der sich zu einem regulären 
                        Aufstand auswuchs, welcher zur Erstürmung von 
                        Gefängnissen, MfS-Einrichtungen, Partei- und 
                        FDJ-Gebäuden oder Rathäusern führte. Dem Aufstand 
                        schlossen sich auch andere soziale Schichten an, 
                        städtische Ladenbesitzer und deren Angestellte. In 
                        einigen Dörfern kam es zu Bauernerhebungen, die 
                        ausgedehnter waren, als früher bekannt.[3] Doch waren 
                        diese anderen werktätigen Schichten, auf die sich 
                        insbesondere die Interpretation des »Volksaufstandes« 
                        stützt, eben für den Charakter des Aufstandes nicht 
                        prägend. Die Kirche spielte, von einigen Dörfern 
                        abgesehen, keine relevante Rolle, ebenso wenig die 
                        Intellektuellen, die ihre Unzufriedenheit hinter den 
                        geschlossenen Türen des Parteistaates artikulierten und 
                        die SED gegen die Arbeiterklasse verteidigten.[4]
                        
                        Sowohl zeitlich als auch räumlich war der Aufstand 
                        breiter als vor der Öffnung der DDR-Archive in der 
                        wissenschaftlichen Literatur bekannt war: Am 17. Juni 
                        selbst streikten knapp 500000 Arbeiter. Trotz des noch 
                        am selben Tag verhängten Ausnahmezustands und der 
                        militärischen Besetzung der Städte und Großbetriebe 
                        sowie der Verhaftung von Streikleitungen dehnte sich der 
                        Streik am 18. Juni noch aus. Nur unter Androhung von 
                        Erschießungen und militärisch durchgesetzter 
                        Aussperrungen konnte die Streikbewegung in den Zentren 
                        bis zum 19. Juni gebrochen werden, während sie in 
                        etlichen Betrieben noch bis zum 22. Juni anhielt. In der 
                        Zeit zwischen dem 12. und 22. Juni haben nach letztem 
                        Forschungsstand rund eine Million Menschen in 702 
                        Städten und Gemeinden an Streiks, Demonstrationen oder 
                        der Erstürmung von Gebäuden teilgenommen.[5] 60 Haftorte 
                        wurden gestürmt und 1400 Häftlinge befreit.[6] 
                        Inzwischen ist auch das ganze Ausmaß der zweiten 
                        Streikwelle im Juli 1953, an der Großbetriebe wie Leuna 
                        oder Zeiss beteiligt waren, rekonstruiert worden. Diese 
                        war insbesondere durch die Verhaftungen von 
                        Streikleitungen ausgelöst worden. Neben den Forderungen 
                        nach Freilassung der KollegInnen dominierten jetzt die 
                        gleichen politischen und wirtschaftlich-sozialen 
                        Losungen wie im Juni.[7]
                        
                        Diese veröffentlichten und unbestrittenen Fakten 
                        kontrastieren jedoch mit einer heute gängigen und zum 50 
                        Jahrestag neu aufgelegten Interpretation des Aufstandes, 
                        bei der das spezifische Gewicht der Arbeiterklasse zum 
                        Verschwinden gebracht wird.
                        Zum sozialen Charakter
                        
                        Unter dem Eindruck der Größe der Teilnehmerzahlen, der 
                        Anzahl der Ortschaften und der inzwischen bekannt 
                        gewordenen Beteiligung von nichtproletarischen Schichten 
                        hat sich nunmehr bei Historikern und Publizisten der 
                        Begriff »Volksaufstand« anstelle des jahrzehntelang 
                        bevorzugten Begriffs »Arbeiteraufstand« durchgesetzt. 
                        Selbst SozialdemokratInnen verwenden heute kaum noch den 
                        Begriff »Arbeiteraufstand«, obgleich die prägende 
                        Wirkung der Arbeiterschaft auf die Ereignisse und 
                        Abläufe von niemandem tatsächlich geleugnet wird. Die 
                        gesellschaftspolitische Implikation und politische 
                        Absicht dieser Begriffsverschiebung ist leicht 
                        durchschaubar und läuft darauf hinaus, die 
                        Arbeiterklasse und ihre spezifischen Interessen 
                        begrifflich zu tilgen und die Rolle anderer sozialer 
                        Schichten aufzuwerten.[8] Mit dem Titel »Volksaufstand« 
                        verbindet sich die unschwer erkennbare Absicht, auch die 
                        Ziele und Forderungen des Aufstands in 
                        sozialökonomischer Hinsicht interpretatorisch neu 
                        auszurichten, d.h. im Sinne einer pro-kapitalistischen 
                        Restauration zu interpretieren.[9] In massenmedialen 
                        Darstellungen ist diese Praxis ohnehin üblich.
                        
                        Die Diskussion über den politischen und sozialen 
                        Charakter des 17. Juni ist eng mit der von Baring 
                        entwickelten »Stufentheorie« verbunden, welche besagt, 
                        dass der in den Betrieben zunächst gut organisierte 
                        Streik der Belegschaften gegen die Normenerhöhung und 
                        für betriebliche und soziale Ziele später, während der 
                        Straßendemonstrationen, der Kontrolle der 
                        Streikleitungen entglitt und in einen allgemeinen, 
                        unkontrollierten Aufstand für freie Wahlen und 
                        Wiedervereinigung überging. Jetzt erst habe sich der 
                        Aufstand in einen politischen verwandelt, der sich auch 
                        in Randale, Gewalt und Zerstörungen entlud. Die 
                        »Stufentheorie« wird in etwas anderer Weise auch von 
                        jenen benutzt, die aktuell wieder mit der alten These 
                        aufwarten, die berechtigte soziale Unzufriedenheit der 
                        Arbeiter sei erst durch die Intervention des Westens, 
                        vor allem des RIAS, in eine gesteuerte politische 
                        Konterrevolution umgeschlagen.[10] Beiden 
                        Interpretationen ist gemeinsam, dass sie den allgemeinen 
                        Aufstand gegen die SED-Diktatur als restaurativ und 
                        pro-kapitalistisch identifizieren.
                        
                        Der Versuch, den Arbeiteraufstand in einen allgemeinen 
                        Volksaufstand aufzulösen, wird u.a. damit begründet, 
                        dass sich den demonstrierenden Arbeitern die 
                        Angestellten der am Rande des Zuges gelegenen Geschäfte 
                        angeschlossen hätten, ebenso Hausfrauen und Jugendliche. 
                        Unreflektiert bleibt, dass sowohl die Hausfrauen als 
                        auch die Jugendlichen vor allem die Frauen und Kinder 
                        der Marschierenden Arbeiter waren! Und so bleibt 
                        letztlich unerwähnt, dass der allgemeine Volksaufstand 
                        eben zu drei Vierteln ein Aufstand des Proletariats in 
                        der DDR war, zu dem eben auch die Familienangehörigen 
                        gehören. In Leipzig hatte selbst die SED die 
                        demonstrierenden Massen wie folgt eingeschätzt: ca. 
                        20000 Arbeiter, 10000 Hausfrauen, 10000 Kleinbürger und 
                        2–3000 Jugendliche und Kinder.[11] Die Zahlen der am 17. 
                        Juni Verhafteten und dann verurteilten Personen 
                        bestätigen diesen Sachverhalt. Der Arbeiteranteil bei 
                        den von Gerichten später verurteilten Personen wird 
                        aktuell mit 88 Prozent angegeben.[12] Doch auch die 
                        übrigen TeilnehmerInnen kamen aus werktätigen Schichten 
                        bzw. Klassen. Dass etwa die Masse der Angestellten, z.B. 
                        die Verkäuferinnen in der HO, selbst Teil des 
                        Proletariats waren, wird ebenfalls ausgeblendet. Zu 
                        Recht sagt deshalb der Gewerkschaftshistoriker Gerhard 
                        Beier, dass sowohl seiner sozialen Struktur als auch 
                        seiner typischen Abläufe nach der 17. Juni ein Aufstand 
                        vom Typ einer proletarischen Revolution gewesen war.[13] 
                        Die den Aufstand dominierende und bestimmende, »die 
                        führende Rolle« hatte das Proletariat, vor allem die 
                        qualifizierte Industriearbeiterschaft der Großbetriebe.
                        »Stufentheorie« widerlegt
                        
                        Ein zentrales Element der auf Baring zurückgehenden und 
                        weit verbreiteten »Stufentheorie« ist die These, dass es 
                        einen Übergang vom sozialen Streik der Arbeiter zu einem 
                        nationalen Volksaufstand gegeben habe. Die Darstellungen 
                        der regionalen Abläufe, vor allem in den Zentren 
                        Sachsen-Anhalts und Sachsens, widerlegen eine 
                        »Stufentheorie«.[14] Selbst in Berlin hatte der 
                        Bauarbeiterstreik bereits am Nachmittag des 16. Juni 
                        während der Demonstration vor dem Haus der Ministerien 
                        keinen ausschließlich sozialen Charakter. Als am Morgen 
                        des 17. Juni die Mehrzahl der Betriebe Ostberlins die 
                        Arbeit niederlegte, standen die Forderungen nach 
                        Rücktritt der Regierung und freien Wahlen 
                        gleichberechtigt neben denen nach der Aufhebung der 
                        Normen oder der Senkung der HO-Preise. In den Betrieben 
                        von Halle, in Leuna, BUNA, Bitterfeld, Leipzig, Dresden 
                        waren die politischen Forderungen ebenfalls zu 
                        Streikbeginn am Morgen des 17. Juni aufgestellt 
                        worden.[15] Durch die Rekonstruktion der lokalen Abläufe 
                        kann nunmehr auch ausgeschlossen werden, was der 17. 
                        Juni nicht war: ein faschistischer Putsch oder der 
                        berühmte, von westlichen Agenten oder dem RIAS 
                        organisierte »Tag X.« Die Spontaneität der Abläufe, die 
                        Ungleichzeitigkeit der Aktionen in den einzelnen 
                        Betrieben, die dazu führte, dass zahlreiche Betriebe 
                        erst am 18. Juni in den Streik traten, führen eine 
                        solche Annahme ad absurdum. Die von einigen 
                        Altstalinisten aufgewärmte Legende, der RIAS habe am 16. 
                        Juni durch die Formulierung politischer Forderungen und 
                        der Forderung nach einem Generalstreik in den sozialen 
                        Protest der Bauarbeiter konterrevolutionäre politische 
                        Forderungen hineingetragen, die zum Aufstand führten, 
                        wird allein schon dadurch widerlegt, dass dieser 
                        Aufstand in einigen Großbetrieben parallel an getrennten 
                        Orten begonnen hatte. So war bereits in der Nacht vom 
                        15. zum 16. Juni die Forderung nach einem Generalstreik 
                        in Eisleben aufgetaucht, und der Streik im dortigen 
                        Mansfeld-Kombinat begann bereits am 16. Juni nachmittags 
                        zeitgleich mit dem der Berliner Bauarbeiter. Im 
                        Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld hingegen 
                        entwickelte sich der Streik bereits am 15. Juni und 
                        eskalierte am 17. zunächst ohne Kenntnis der Berliner 
                        Vorgänge. Den Anlass lieferte hier, wie übrigens bei 
                        vielen anderen Streiks auch, nicht die Normenfrage, 
                        sondern die Forderung nach Freilassung eines wegen 
                        »feindlicher Propaganda« verhafteten Lehrlings.[16] 
                        Bereits seit dem 12. Juni war es in verschiedenen 
                        Städten zu Aufläufen vor Haftanstalten und Gerichten 
                        gekommen, bei denen Familienangehörige oder 
                        Arbeitskollegen die Freilassung von Verwandten und 
                        Bekannten vorantreiben wollten, die durch den »Neuen 
                        Kurs« der SED in Aussicht gestellt worden war.[17]
                        
                        Die Losungen der aufständischen Arbeiterklasse bildeten 
                        von Anfang an eine untrennbare Einheit 
                        wirtschaftlich-sozialer und politischer Forderungen. Der 
                        Ausgangspunkt des sozialen Konfliktes war die 
                        Normenfrage. Durch die Einführung der gesetzlichen 
                        Erhöhung der Normen um zehn Prozent hätte ein großer 
                        Teil der Akkordlöhner bis zu dreißig Prozent des Lohnes 
                        verloren. Bei steigenden HO-Preisen und bei Abschaffung 
                        umfangreicher sozialer Leistungen (u.a. 
                        Fahrgeldzuschüsse) war der Normenkampf vor allem ein 
                        Kampf um die Verteidigung eines Lebensstandards, der 
                        immer noch weit unter dem Vorkriegsniveau lag. Zugleich 
                        besaßen die Forderungen des 17. Juni auch einen 
                        dezidiert egalitären Charakter. Bereits auf der 
                        Kundgebung der Ostberliner Bauarbeiter vor dem Haus der 
                        Ministerien schleuderte ein Bauarbeiter Minister 
                        Selbmann entgegen, dass man nicht nur die Rücknahme der 
                        zehnprozentigen Normenerhöhung, sondern die Abschaffung 
                        aller Normen in ganz Deutschland wolle.[18] 
                        Das war ein erster Hinweis darauf, dass die 
                        Auf-ständischen sich die Einheit Deutschlands etwas 
                        anders vorstellten als der Verband der Metallarbeitgeber 
                        Berlins und Brandenburgs heute. Die Losung »Akkord ist 
                        Mord!« war bei den Streiks und betrieblichen 
                        Diskussionen außerordentlich populär und in ihrem Bezug 
                        auf die Auseinandersetzungen der Weimarer Republik 
                        gegenwärtig. Die Kritik am tayloristischen Normensystem 
                        zeigte sich auch im Hass auf die Arbeitsdirektoren und 
                        die bei ihnen angesiedelten »Arbeitsnormer«, deren 
                        Ablösung vielerorts gefordert wurde. Sie galten als 
                        Personifizierung der Wiederkehr alter Hierarchien in den 
                        DDR-Betrieb.[19] Neben der Kritik 
                        am Normen-system zeigte sich der egalitäre Charakter der 
                        Bewegung des 17. Juni auch in der massenhaften Kritik an 
                        den privilegierten Gehältern der betrieblichen 
                        Intelligenz, die mit Einzelverträgen zur Mitarbeit am 
                        »Aufbau des Sozialismus« gewonnen werden sollten, sowie 
                        an den im Verhältnis zu ArbeiterInnen hohen Gehältern 
                        von Partei- und Staatsfunktionären sowie der 
                        Volkspolizei. Die Belegschaft der Elektroschmelze 
                        Zschornewitz forderte sogar die Abschaffung aller 
                        Gehälter, die über 1000 DM lagen.[20] 
                        In einigen Forderungskatalogen, wie dem des Kaliwerk 
                        »Deutschland«, wird auch der Versuch der Belegschaften 
                        erkennbar, Einfluss auf die Planung der Betriebe zu 
                        bekommen.[21] Trotz des fehlenden 
                        Diskussionsvorlaufes und des Fehlens einer breiten 
                        gesellschaftlichen Debatte ist eine Tendenz erkennbar, 
                        die in Richtung einer Arbeiterselbstverwaltung weist, 
                        zumindest in Richtung des Versuchs einer erhöhten 
                        Einflussnahme auf die wirtschaftlichen 
                        Entscheidungsprozesse des Betriebes. Die 
                        wirtschaftlich-sozialen Forderungen, die gerade zu 
                        betrieblichen Angelegenheiten sehr detailliert 
                        formuliert waren und in der zweiten Streikwelle im Juli 
                        1953 noch einmal präzisiert wurden, enthalten immer 
                        wieder auch grundlegende Forderungen einer 
                        Reorganisation der gesellschaftlichen Machtstrukturen im 
                        Betrieb und damit auch des ganzen Regimes der DDR:
                        
                        1. Die Partei und/oder ihre hauptamtliche Struktur soll 
                        aus dem Betrieb verschwinden und ihre Kontrolle über die 
                        wirtschaftlichen Abläufe aufgeben,
                        
                        2. die Gewerkschaft soll der Kontrolle der Partei 
                        entzogen werden, damit sie eine Kampforganisation der 
                        Werktätigen wird. Auch wird die Wahl von neuen 
                        Betriebsgewerkschaftsleitungen gefordert. Der Ruf nach 
                        einer echten und unabhängigen Gewerkschaft erschallt 
                        allenthalben, selten auch werden Betriebsräte, aber 
                        nicht die generelle Auflösung des FDGB gefordert.
                        
                        Obwohl solche grundlegenden Fragen der 
                        wirtschaftlich-sozialen Machtstruktur im Betrieb 
                        thematisiert werden, findet sich jedoch nirgends die 
                        Forderung nach einer Reprivatisierung der Großbetriebe! 
                        Es sind vor allem die heute sämtlich in den Akten 
                        nachzulesenden Forderungskataloge, welche das eindeutige 
                        Urteil erlauben, dass der 17. Juni keine Bewegung zur 
                        Restauration des Großkapitals und des Großgrundbesitzes 
                        in der DDR gewesen war.[22]
                        
                        Doch der Aufstand der DDR-Arbeiterklasse war nicht nur 
                        nicht restaurativ, er war auch antimilitaristisch. Der 
                        Kampf gegen die Aufrüstung war ein zentrales Anliegen 
                        und »Butter statt Kanonen« eine der häufigsten 
                        Lo-sungen. »Wir brauchen keine Volksarmee!«, skandierten 
                        die Demonstranten, die erbeutete Waffen ähnlich wie 1918 
                        nicht gegen ihre Feinde richteten, sondern zerstörten. 
                        Erstaunliches sah der junge Bernd Rabehl, der wie Rudi 
                        Dutschke in der Brandenburgischen Provinz aufwuchs und 
                        den 17. Juni in Rathenow erlebte. Ein DDR-offizielles 
                        Plakat zum 1. Mai wurde von Demonstranten getragen. Auf 
                        ihm stand: »Nie wieder SS-Europa – Nieder mit den 
                        Kriegsvorbereitungen in Westdeutschland!«[23]
                        Was wollten die Aufständischen eigentlich?
                        
                        Gerade diese zuletzt zitierten Losungen machen deutlich, 
                        dass die oft gestellte Forderung nach »freien Wahlen in 
                        ganz Deutschland« etwas anderes meinen muss als eine 
                        Übernahme der DDR durch das Adenauer-Regime. Hier wurden 
                        Wahlen erhofft, die die Spaltungspolitik und die 
                        Hochrüstung beider Teile Deutschlands gegeneinander 
                        beenden und ein entmilitarisiertes Deutschland schaffen 
                        sollten. In dem würde es auch mehr Butter geben. Das war 
                        das einige Deutschland, das die aufständische 
                        Arbeiterklasse erträumte. Es waren keine anderen 
                        Vorstellungen, als sie sich damals in den 
                        gewerkschaftlichen, sozialdemokratischen und 
                        sozialistischen Programmen der Arbeiterklasse in 
                        Westdeutschland fanden. Die einzige politische Garantie 
                        für die Umsetzung dieser Vorstellungen schien die SPD zu 
                        bieten, die als Arbeiterpartei zugleich auch die Partei 
                        der nationalen Einheit war und die die Spaltungspolitik 
                        Ulbrichts wie Adenauers, in Untergrundschriften im Osten 
                        und von Berlin aus vor allem im RIAS anklagte. Sie 
                        schien die Partei des demokratischen Sozialismus zu 
                        sein, die die Verstaatlichung der Grundindustrien ohne 
                        die brutale Entrechtung der Arbeiter wie unter dem 
                        Ulbricht-Regime auf ihre Fahnen geschrieben hatte, die 
                        von ihr als Sklaverei eines neuen Staatskapitalismus 
                        angeprangert wurde. Die SPD schien der Garant des 
                        deutschen, nicht des russischen Sozialismus. Sie würde 
                        auch die in der DDR erreichten Reformen des Bildungs- 
                        oder Gesundheitswesens nicht gefährden. »Hätten wir die 
                        SPD, wäre alles besser«, kolportieren Stasispitzel die 
                        Meinung von Arbeitern des Stahlwerks Brandenburg nach 
                        dem 17. Juni.[24] Allenthalben 
                        war am 17. Juni die Neuzulassung der SPD gefordert 
                        worden, einige Alt-SPDler in der SED verlangten eine 
                        sozialdemokratische Plattform. Doch waren auch ex-KPDler 
                        unter den Streikenden. In Leipzig beteiligten sich in 
                        den streikenden Betrieben immerhin drei Viertel der 
                        SED-Mitglieder.
                        
                        Die Forderungen und die politische Kultur, die trotz der 
                        nur acht Jahre zurück liegenden Zeit des Faschismus eine 
                        erstaunliche Vitalität der Arbeiterbewegungskultur 
                        aufwiesen, machen deutlich, dass die Ziele des 17. Juni 
                        soziale und politische sowie arbeiterspezifische und 
                        allgemein-demokratische Forderungen untrennbar 
                        miteinander vereinten. Die Arbeiterklasse in der DDR 
                        hatte eine »Berliner Republik« vor Augen, die sie als 
                        Alternative zu den deutschen Teilstaaten verstand, nicht 
                        – wie 1989/90 – als die Überstülpung des einen über den 
                        anderen. Die Arbeiterklasse von 1990 war immerhin 40 
                        Jahre durch die Schule der SED-Diktatur gegangen, so 
                        hatte sie ihre sozialistischen Optionen verloren. Das 
                        war 1953 noch anders, als sich mit »Sozialismus« in Ost 
                        wie in West eine Alternative zu Krieg und Faschismus 
                        verband. Die »Berliner Republik« des 17. Juni war also 
                        nicht die heutige, auf Sozialabbau und neue Kriege 
                        zielende. Sie war ihr Gegenteil. Sie war wohl am ehesten 
                        jene Republik, die Kurt Schumacher als »Staat des 
                        demokratischen Sozialismus« bezeichnet hatte und den er 
                        mit dem Staatskapitalismus in Ostdeutschland nicht 
                        verwechselt sehen wollte. Ob tatsächlich für eine 
                        Mehrheit der Arbeiterklasse gilt, was Bust-Bartels 
                        vertritt, dass ihr Ziel am 17. Juni die Wiedergewinnung 
                        jener basisdemokratischen Freiheiten gewesen war, über 
                        die sie unmittelbar nach 1945 in den Betrieben verfügt 
                        hatte und von denen sie durch die SED seit 1948 
                        enteignet worden war, darf bezweifelt werden. Doch eine 
                        radikale soziale Demokratie, die sich aus 
                        sozialdemokratischer wie aus 
                        freiheitlich-sozialistischer und 
                        oppositionell-kommunistischer Tradition speiste, prägte 
                        das Antlitz des 17. Juni allemal. Sie ist es wert, dass 
                        auf sie zurückgekommen wird. In einer Zeit, in der die 
                        SPD heute den staatlichen Lohnraub und eine brutale 
                        Verarmungspolitik gegenüber großen Teilen der 
                        arbeitenden Klasse betreibt, ist es gerade für die 
                        sozialistische Linke auch notwendig, sich dieses 
                        Aufstands anzunehmen, der gegen eine solche Politik 
                        durch eine Partei mit dem Wörtchen »sozial« im Namen 
                        entstand.
                        Einheit macht stark!
                        
                        Willy Brandt hat in seinem Buch »Arbeiter und Nation« 
                        treffend den politischen Charakter des 17. Juni zum 
                        Ausdruck gebracht, als er schrieb: »In den machtvollen 
                        Manifestationen in Ost-Berlin drückt sich nicht der 
                        Schrei nach Anschluss an Bonn aus. Auf den 
                        Transparenten, die bei den Massenstreiks mitgeführt 
                        wurden, standen viele und wichtige Forderungen. Nirgends 
                        hat etwas gestanden von der Reprivatisierung der 
                        Mammutwerke. Sie wollen demokratisieren nicht 
                        restaurieren. Ich habe nicht gehört oder gelesen, es 
                        habe Demonstranten gegeben, die ›Hoch Adenauer‹ gerufen 
                        hätten.«
                        
                        Wir wissen inzwischen aus den Akten, dass es Menschen 
                        gegeben hat, die »Hoch Adenauer« gerufen haben. Aber sie 
                        haben nicht das Antlitz des 17. Juni bestimmt, es waren 
                        Bauern. Darum hat Willy Brandt mit seiner damaligen 
                        Einschätzung Recht behalten. Im Gegenteil, eine Fülle 
                        von Belegen ist inzwischen aus den Akten aufgetaucht, 
                        die diese Einschätzung bestätigen. Während mit großer 
                        Wut die Propagandaeinrichtungen und Ikonen des 
                        Ulbricht-Regimes zerstört wurden, blieb Marx unberührt. 
                        In Halle, wo Stalin und Marx auf riesigen 
                        Propagandabildern nebeneinander stehen, wird Stalins 
                        Bild zerfetzt, während Marx stehen bleibt. In der Stadt 
                        Brandenburg bleibt ein Plakat hängen, auf dem Marx mit 
                        der Forderung nach der einigen, unteilbaren deutschen 
                        Republik zitiert wird. Der Spiegel hatte in seiner schon 
                        damals unnachahmlichen Art über die alte SPD-Hochburg 
                        Magdeburg berichtet: »Abgeklärte Bebel-Typen mischten 
                        sich unter die Demonstranten, die unter ihrer Leitung im 
                        Hauptbahnhof die durchfahrenden Interzonenzüge mit 
                        SPD-adä-quaten Parolen beschmierten, wie: ›Fort mit 
                        Ulbricht und mit Adenauer, wir verhandeln nur mit 
                        Ollenhauer!‹ Auf den Bahnsteigen wurden Transparente 
                        ausgespannt, auf denen es hieß: ›Räumt euren Mist in 
                        Bonn jetzt aus, in Pankow säubern wir das Haus!‹ Den 
                        westdeutschen Fernfahrern, die auf der Autobahn 
                        Magdeburg-Helmstedt heimwärts fuhren, präsentierten die 
                        Aufrührer an der Brücke bei Barleben ein improvisiertes 
                        Plakat, das Ulbricht und Adenauer am Galgen zeigte. 
                        Darunter der Text: ›Einheit macht stark!‹«[25]
                        Anmerkungen
                        1) Vgl. den Leserbrief von Klaus Huhn in 
                        ver.di-Publik, Nr. 07-08/2003, S.6f.
                        
                        2) Arnulf Baring: »Der 17. Juni 1953«, 2. Aufl., 
                        Stuttgart 1983. Baring hatte als Erster gegen den 
                        langjährigen Mainstream in Politik, Publizistik und 
                        Wissenschaft vom »nationalen Volksaufstand« die Analyse 
                        des »Arbeiteraufstands« in die akademische Debatte 
                        eingebracht. Diese wissenschaftliche Analyse deckte sich 
                        allerdings in vielen Zügen mit dem Bild des 17. Juni, 
                        welches auch außerhalb des akademischen Betriebes in 
                        guten Analysen publiziert wurde.
                        
                        3) Armin Mitter/Stefan Wolle: »Untergang auf Raten. 
                        Unbekannte Kapitel der DDR-Geschichte«, München 1993, S. 
                        27ff.; Heidi Roth: »Der 17. Juni 1953 in Sachsen«, Köln 
                        1999, S. 290ff.
                        
                        4) Immer noch sehr interessant ist die Beschreibung der 
                        Auseinandersetzung der Intellektuellen und ihrer 
                        internen Differenzen durch Jürgen Rühle; ders.: »Der 17. 
                        Juni und die Intellektuellen«, in: »17. Juni 1953. 
                        Arbeiteraufstand in der DDR«, hg. von Ilse Spittmann und 
                        Karl Wilhelm Fricke, Köln 1982, S. 178; die Debatten und 
                        die entsprechenden Dokumente hat in diesem Jahr 
                        Siegfried Prokopp veröffentlicht. Vgl. Ders.: 
                        »Intellektuelle im Krisenjahr 1953«, Schkeuditz 2003.
                        
                        5) Ilko-Sascha Kowalczuk unter Mitarbeit von Gudrun 
                        Weber: »17. 6.1953: Volksaufstand in der DDR. Ursachen – 
                        Abläufe – Folgen«, Berlin 2003, S. 103f.
                        
                        6) Tobias Wunschik: »Der Sturm auf die Haftanstalten und 
                        seine Nachwirkungen«, Vortrag auf der Konferenz »17. 
                        Juni 1953. Volksaufstand in der DDR. Wissenschaftliche 
                        Tagung der BstU«, Berlin, 11.-13 Juni 2003, unveröff. 
                        Manuskript
                        
                        7) Mitter/Wolle: »Untergang«, a.a.O.; Hubertus Knabe: 
                        »17. Juni 1953. Ein deutscher Aufstand«, München 2003, 
                        S. 267ff.
                        
                        8) Vgl. Kowalczuk, a.a.O., S. 19.
                        
                        9) Vgl. Mitter/Wolle, a.a.O., S. 76
                        
                        10) Hans Bentzin »Was geschah am 17. Juni?«, Berlin 
                        2003. Bentzien war DDR-Kulturminister in den 60er Jahren 
                        und sieht sich als »Reformer«.
                        
                        11) Die Gesamtzahlen sind zu niedrig, was aber für die 
                        soziale Gewichtung hier gleichgültig ist. Die 
                        Einschätzung der Nichtarbeiter wurde übrigens nach der 
                        Garderobe vorgenommen, ein Vorgang, der sich in anderer 
                        Hinsicht als höchst problematisch erwiesen hatte. Vgl. 
                        Heidi Roth, a.a.O., S. 132f.
                        
                        12) Kowalczuk, a.a.O., S. 250.
                        
                        13) Gerhard Beier: »Wir wollen freie Menschen sein. Der 
                        17. Juni 1953: Bauleute gingen voran«, Köln 1993, S. 
                        15-22.
                        
                        14) Siehe die Zusammenfassung bei Heidi Roth, a.a.O., S. 
                        587ff.
                        
                        15) Das zeigen sowohl die Untersuchungen von Heidi Roth 
                        für Sachsen, a.a.O., als auch die für Sachsen-Anhalt 
                        durch Angelika Klein; dies.: »Die Arbeiterrevolte im 
                        Bezirk Halle, Bd. 1-3, herausgegeben vom Brandenburger 
                        Verein für politische Bildung »Rosa Luxemburg« e.V., 
                        Potsdam 1993, sowie Hans-Peter Löhn: »Spitzbart, Bauch 
                        und Brille- sind nicht des Volkes Wille! Der 
                        Volksaufstand des 17. Juni 1953 in Halle an der Saale«, 
                        Bremen 2003.
                        
                        16) Rainer Hildebrandt: »Der 17. Juni. Zehn 
                        Erlebnisgeschichten von Personen in verschiedenen 
                        Brennpunkten des Aufstandes sowie ergänzende 
                        dokumentarische Materialien«, 4. Aufl., Berlin 1990, 
                        vgl. insbesondere den Bericht über Horst Sowada.
                        
                        17) In der Stadt Brandenburg entwickelte sich bereits am 
                        12. Juni aus der Randale von fünf Arbeitern, die ihren 
                        zu Unrecht verhafteten Chef befreien wollten, in 
                        kürzester Zeit ein Auflauf von 2 000-5 000 Menschen, der 
                        zur umgehenden Freilassung der Person führte. Siehe 
                        Mitter/Wolle, a.a.O., S. 77.
                        
                        18) Vgl. Rainer Hildebrandt:»Der 
                        17. Juni. Zehn Erlebnisgeschichten von Personen in 
                        verschiedenen Brennpunkten des Aufstandes«, sowie 
                        ergänzende dokumentarische Materialien mit 82 Fotos, 
                        Berlin 1983, S. 54
                        
                        19) Angelika Klein: 
                        »Arbeiterrevolte im Bezirk Halle«, Bd. 1-3, 
                        herausgegeben vom Brandenburger Verein für politische 
                        Bildung »Rosa Luxemburg« e.V., Potsdam 1993, Bd. 1, S. 
                        37; vgl. zur Enteignung der Arbeiterklasse durch die 
                        Rückkehr des Taylorismus und den Zusammenhang mit dem 
                        17. Juni: Axel Bust-Bartels: »Der Arbeiteraufstand am 
                        17. Juni 1953. Ursachen, Verlauf und 
                        gesellschaftspolitische Ziele«, in: Aus Politik und 
                        Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung das Parlament, 
                        B 25/1980, S. 24-54
                        
                        20) Angelika Klein, a.a.O., Bd. 
                        1, S. 29
                        
                        21) Angelika Klein, a. a.O., Bd. 
                        2, S. 64
                        
                        22) Die einzige Restauration, die 
                        beobachtet werden konnte, war die angestrebte 
                        Reprivatisierung von LPGen, welche von der SED mit 
                        brutalen Methoden gegenüber den Bauern durchgesetzt 
                        worden waren, sowie die Reprivatisierung des städtischen 
                        Mittelstandes. Diesen Forderungen der zuvor Enteigneten 
                        war die SED allerdings mit ihrer Politik des »Neuen 
                        Kurses« bereits entgegen gekommen.
                        
                        23) Bernd Rabehl: 
                        »Schattenspiele. Mühseliges Erinnern an die Fünfziger 
                        Jahre«, in: G. Eisenberg/H.-J. Linke (Hg.): »Fünfziger 
                        Jahre«, Gießen 1980, S. 118
                        
                        24) Vgl. Armin Mitter/Stefan 
                        Wolle: »Untergang auf Raten. Unbekannte Kapitel der 
                        DDR-Geschichte«, München 1993
                        
                        25) Der Spiegel, Nr. 26 vom 24. 
                        Juni 1953, S. 7
                        
                          Editorische Hinweise
                          Erschienen im express, Zeitschrift für 
                          sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit,
                          in zwei Teilen (8+9/03)