Albanien
Die Erdölarbeiter in Balleshi kämpfen gegen Ausbeutung und Polizeiterror


von Max Brym

06/2016

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Seit 9 Monaten erhalten die Arbeiter und Arbeiterinnen in Balleshi in Albanien keine Löhne mehr. Die Ölfirma wurde im Jahr 2008 zu 85% von dem Konsortium ARMO erworben. Die Aktien teilen sich das US-Schweizer Konsortium Raffinerie Associates of Texas und Anika Enterprises SA Um Ballsh liegen fünf Öllagerstätten. Das größte Ölfeld Albaniens, Marinza bei Patos wenige Kilometer nördlich der Stadt, wurde 1957 entdeckt. Noch näher liegt das erst 1966 entdeckte Ölfeld Ballsh.

Die Raffinerie in Ballsh hat eine theoretische Verarbeitungskapazität von 1 Mio. Tonnen Rohöl pro Jahr, die einzige weitere Raffinerie in Fier von 0,5 Mio. Tonnen. Diese Mengen wurden nur um 1980 erreicht: im Jahr 2000 waren es in Ballsh 300.000 Tonnen, damit weniger als ein Drittel der Kapazität gefördert. 2005 betrug die Gesamtproduktion im Land nur 382.000 Tonnen. 2006 beschloss die mittlerweile privatisierte Betreibergesellschaft ARMO, 2,6 Mio € in ein neues Anlagenteil zu investieren.



Max Brym lässt das Jahr 2015 mit seinen teils dramatischen Geschehnissen Revue passieren. Verarbeitet werden die politischen, ökonomischen und kulturellen Ereignisse aus den vergangenen zwölf Monaten. So entsteht ein alternatives Tagebuch zu den aktuellen politischen und ökonomischen Debatten.

Eine weitere, für Bohrtechnik zuständige Gesellschaft, die 1999 aus der staatlichen Albanian Petroleum Corporation (APC) abgespalten wurde, ist die ebenfalls privatisierte Servcom. Dazu kommt die bisher noch staatseigene Albpetrol, die die Rohölförderung unternimmt. Das Rohöl wäre an sich für die Gesellschaft in Albanien am billigsten und am leichtesten zu produzieren. Die privat-kapitalistische Firma ARMO orientiert sich am Weltmarkt. Dort gibt es mittlerweile rapid sinkende Ölpreise. Letzteres veranlasste die Firma die Produktion weitgehend einzustellen. Es zählt nur der Profit und nicht die gesellschaftlichen Bedürfnisse.

Gestern besetzten nun die Arbeiter die Fabrik. Sie setzten das Management ab und wollen die Produktion in Eigenregie vorsetzten. Dies rief sofort die Polizei des bürgerlichen albanischen Staates in Aktion. Es gab und gibt militante Auseinandersetzungen mit den staatlichen Rezensionsorganen. Die Arbeiter verbarrikadierten die Fabrik und leisten Widerstand. Die Bevölkerung in dem kleinen Ort Ballesh solidarisiert sich mit den Arbeitern. Auf den Straßen brennen Autoreifen. Die Gewerkschaftsfunktionäre der Erdölarbeitergewerkschaft Albaniens Kamber Iljazi, Gjergji Selmani, Petref Skënderaj und Namik Malaj wurden verhaftet.

Dazu erklärt die linke Organisation „ Organizata Politike „ in Tirana:

"Die Herrschenden reagieren mit Gewalt und Polizeistaatsmethoden um ihre Privilegien zu wahren und private Profite zu garantieren. Wir solidarisieren uns mit den Arbeitern welche ihre Körper einsetzen und für ihre Rechte kämpfen. Wir stehen bedingungslos an der Seite der Arbeiter . Nieder mit dem repressiven Staat. Nieder mit der Privatisierung des nationalen Reichtums."

Diesen Worten kann man sich nur anschließen. Es sollten sofort internationale Solidaritätsaktionen stattfinden. Kämpferische Gewerkschaftsdelegationen sollten sofort die Arbeiter in Ballash besuchen und ihre Solidarität bekunden. In Europa von Frankreich über Belgien bis nach Albanien finden reale Klassenkämpfe statt.

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