Schokocreme und Sahne
Auf dem Parteitag der Linken am 28.5.2016 wurde Sahra Wagenknecht getortet

Wir dokumentieren das Flugblatt, das beim Tortenwurf verteilt wurde

06/2016

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onlinezeitung

Torten für Menschenfeinde

Liebe Pressevertreter und Pressevertreterinnen,
Liebe „Genossinnen“ und „Genossen“ der Linkspartei,

Wir, die antifaschistische Initiative „Torten für Menschenfeinde“, haben Sahra Wagenknecht am heutigen Tage eine Torte überbracht. Mit Beatrix von Storch teilt sie nicht nur die Torte im Gesicht. Ebenso wie die Vertreter der AfD ist Wagenknecht stets darum bemüht, den „Volkszorn“ in politische Forderungen zu übersetzen. Damit steht sie in ihrer Partei keineswegs allein da. Vielmehr ist sie die derzeitige Galionsfigur, bei der sich alles verdichtet, was die Linkspartei für uns unerträglich macht. Mit der Forderung selbst noch mit Pegida zu reden, trifft Wagenknecht den Common Sense ihrer Parteibasis. Für jede Sauerei des „kleinen Mannes“ stehen Wagenknecht und ihre Genossen als Ansprechpartner bereit. Ihre auf Flüchtlinge gemünzten Aussagen über „Kapazitätsgrenzen und Grenzen der Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung“ und ihre bundesweit bekanntgewordene Rede zum „Gastrecht“, sind nur die Spitze des Eisberges.

Sicherlich spielt die Tatsache, dass sich die Linkspartei und die AfD beide als Protestparteien profilieren wollen und dasselbe Wahlpublikum ansprechen, hierbei eine Rolle. Allein in taktischem Kalkül geht all das aber nicht auf. Schon 2005 – lange vor der Gründung der AfD – forderte Lafontaine, Wagenknechts Ehemann, Politikdiva und selbsternannter „Napoleon von der Saar“, die Deutschen vor „Fremdarbeitern“ zu beschützen. Auch das Ursprungsthema der AfD, die Rückkehr zur „nationalen Borniertheit“ (Karl Marx) und dementsprechend das Ressentiment gegen die USA und die EU, war ursprünglich in der Linkspartei beheimatet. Selbst der Forderung nach einer Bekämpfung der Fluchtursachen liegt weniger Menschenliebe, als der Wunsch nach kulturell homogenen Gemeinschaften, zu Grunde. Den nationalen Konsens zwischen AfD und Linkspartei brachte Sahra Wagenknecht in ihrem neusten Buch unfreiwillig auf den Punkt: „Je größer, inhomogener und unübersichtlicher eine politische Einheit ist, desto weniger funktioniert das. Kommen dann noch Unterschiede in Sprache und Kultur hinzu, ist es ein aussichtsloses Unterfangen.

Vereint im Ziel, besteht der Unterschied vor allem in den Mitteln. Die Forderung nach einem neuen Schießbefehl bleibt deshalb Beatrix von Storch und der AfD vorbehalten. Die ideologische Munition wird ihnen dabei jedoch nicht zuletzt von Wagenknecht und Co. geliefert. Eine Torte für Wagenknecht ist deshalb mehr als gerechtfertigt.

Antifaschismus kennt kein Parteibuch!