...
Bei den deutschsprachigen Propagandaheftchen war schon
vor Jahren — ganz im Gegensatz zu den
schwerfälligen Übersetzungen aus Moskau — die moderne
und leicht lesbare Diktion aufgefallen. Für sie
zeichneten anfangs Senta Lewin und Rotraut Meißner
verantwortlich. Stärker hervorgetreten ist seit der
Kulturrevolution Frau Lisa Niebank — von der es heißt,
sie sei eine Studienrätin aus Frankfurt/M. und Hamburg.
Im Sommer 1965 fuhr sie nach Rotchina, gab
Deutschunterricht an dem 2. Fremdspracheninstitut in
Peking und arbeitet seit Herbst 1967 im
Fremdsprachenverlag. Zuweilen sind ihre begeisterten
Eindrücke in der Zeitschrift »Neue Politik" in Hamburg
unter dem Chefredakteur und Rotchina-Freund Wolfgang
Sdrenke abgedruckt. Die deutsch sprachige
»Peking-Rundschau« scheint von dem früheren Pater und
Dozenten an der Pekinger Fujen-Universität Hüngsberg
redigiert zu werden. Mit ihm zusammen arbeitet Dr. Ma
Hai-teh; hinter diesem Namen verbirgt sich der jetzt 60
Jahre alte amerikanische Venerologe Dr, George Hatem,
der sich 1936 Mao anschloß und später eine chinesische
Filmschauspielerin heiratete.
An
derselben Zeitschrift war auch der Schweizer Journalist
Fredy Knuchel aus Tessin beschäftigt, der Ende 1965 mit
einem von der rotchinesischen Botschaft in Bern
ausgestellten Vertrag als Sprachlehrer in die
Volksrepublik ging. Nach zwei Jahren Hausarrest in
Peking wurde er im Oktober 1969 des Landes verwiesen.
Aus
Österreich stammt Frau Dr. Ruth Weiß, die seit Jahren
die Illustrierte »China im Bild« und die »Briefe aus
China« ins Deutsche übersetzt. Von den Wiener
Pekingkommunisten kam Hans Litschauer mit seiner Frau
Herta, die zuvor in Wien den Vertrieb der Pekinger
5chrif tenleitete. Den gleichen Weg nahm Karl Sacher,
heute wohnhaft in Peking, Yonyi Binguan Nr. 2439, ein
ehemaliger Redakteur am KPÖ-Zentralorgan »Volksstimme«
und späterer Vertreter der österreichischen Kommunisten
in der Redaktion der internationalen Zeitschrift
»Probleme des Friedens und des Sozialismus in
Prag.[S.18f]
.... Sowohl die Obersetzungen als auch der Druck der
Propaganda-Schriften werden im »Verlag für
fremdsprachige Literatur«, Peking 37, Baiwandschuang
vorgenommen; die Chefredaktion lag lange Jahre in den
Händen von Wang Shih, die früher als Korrespondentin in
Jugoslawien gearbeitet hatte. Die Auslieferung
geschieht durch »Guozi Shudian« (»Internationale
Buchhandlung«) Im Pekinger Stadtteil Sidan Dalou über
das Postfach 399. Der Leiter der Versandabteilung für
Westeuropa war jahrelang Li Li-hsing. Er wurde Anfang
1966 von Li Zhi-ou abgelöst.[S.19]
.....
Durch das das relative Abklingen der Infiltration mit
den ideologischen Streitbroschüren ist die »Peking
Review« mehr in den Vordergrund getreten. Die auf 24
bis 48 Seiten Dünndruckpapier herauskommende
Wochenschrift kann als das wichtigste inoffizielle
Sprachrohr der rotchinesischen Politik gewertet werden
und ist deshalb heute eine der ausführlichsten und am
leichtesten zugänglichen Quellen über die
Volksrepublik....Nachdem in Europa schon im ersten
Halbjahr 1963 von anonymer Seite eine deutschsprachige
Nummer mit der — gestörten —Rede des rotchinesischen
Delegierten auf dem VI. SED-Parteitag verbreitet worden
war, wird seit September 1964 auch eine
»Peking-Rundschau« in Deutsch veröffentlicht. .... Die
verschiedenen Ausgaben sind jeweils auf die einzelnen
Länder zugeschnitten. Nur die wichtigsten
Artikel-Themen sind dieselben; dabei fällt auf, daß die
deutschsprachige Fassung ungenauer ist und die sehr
häufig harte und grobe Diktion der Originaltexte zu
verharmlosen versucht. Die »Peking Review« erscheint
vier Tage und die »Pekin Information« einen Tag vor der
»Peking-Rundschau«. Die Auslieferung erfolgt ebenfalls
durch »Guozi Shudian« und über das Postfach 2939 in
Peking. [S.25f]
.... Der
Inhalt der »Peking Review« bestand bis Ende 1965
überwiegend aus Übersetzungen dortiger Parteizeitungen,
die Erklärungen der KPCh-Führung kommentierten oder
allgemein die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion
angriffen. Anfang 1966 begann in Rotchina der
übersteigerte Personenkult um Mao Tse-tung, der sich
auch in der »Peking-Rundschau« stark widerspiegelte und
den bisherigen Charakter der Hefte noch stärker zu
einer reinen Propagandaschrift degradierte....
.... Mit
Beginn der Kulturrevolution 1966 widmeten die Hefte
bald ihren breitesten Raum dieser Lehre. In dieser Zeit
liegen auch die Anfänge einer sich fast überschlagenden
Propaganda für die neuaufgelegten Werke Mao Tse-tungs,
insbesondere die (in dem kleinen roten Büchlein
zusammengefaßten) »Worte des Vorsitzenden Mao
Tse-tungs« — die »unwiderstehliche ideologische Waffe
für die Massen« und »Das kostbarste Geschenk des
chinesischen Volkes an die Völker der Welt«.[S.27f]
....
Ebenfalls zur politischen Information diente der seit
September 1962 erschienene »Brief aus China«. Die auf
sechs Seiten Dünndruckpapier in vier Sprachen
veröffentlichte Propagandaschrift ging etwa jede fünf
bis sechs Wochen an »10 000 von Leuten in allen
Erdteilen«. Die Postadresse und die Redaktion befanden
sich seit Frühjahrsende 1966 in dem zweistöckigen Haus
in der Tai Chi Chang Nr. 1, dem ehemaligen
Gesandtschaftsviertel Pekings. Herausgeberin war die
1886 geborene Schriftstellerin Anna Louise Strong, die
am 29. 3.1970 in Peking verstarb. Im Jahre 1921 reiste
die schon in den USA sehr links eingestellte
Journalistin in die Sowjetunion; von 1925 bis 1927 und
während des Krieges mit Japan besuchte sie China. Im
August 1946 wurde sie bekannt durch ihr Interview mit
Mao Tse-tung, in dem dieser erstmals die Atombombe als
»Papiertiger« hinstellte. März 1947 ging sie nach
Paris, wo sie von Freunden Maos Anfang 1948 wieder nach
China gebeten wurde. Inzwischen verhafteten die Sowjets
sie, so daß sie erst im Frühjahr 1958 nach Peking kam.
Ihre Artikel in den »Briefen« stammten in Wahrheit aber
kaum noch von ihr, sondern von dem Amerikaner Julian
Schuman, assistiert von ihrer 30jährigen Sekretärin
Tschao Feng-feng. Einige Beiträge kamen auch von dem in
Peking lebenden Neuseeländer Rewi Alley sowie von
einigen früheren Amerikanern, Talitha Gerlach und
Gerald Tannebaum (heute am Welfare Institute in
Schanghai beschäftigt), von Joan Hinton und der —
inzwischen verhafteten — Hochschullehrerin in Kaifeng,
Shirly Wood...
....
Zielen diese Schriften vornehmlich auf
links-orientierte oder allgemein politisch
interessierte Bevölkerungskreise, so bezweckte die
großformatige Monatsillustrierte »China im Bild«,
zumindest in den Jahren bis zur Kulturrevolution, dem
Leser ein scheinbar unpolitisches, menschlich-positives
Bild über die Volksrepublik zu vermitteln. In großzügig
aufgemachtem Kupfertiefdruck zeigten die 46 Seiten —
davon im allgemeinen 14 buntfarbig — frohlachende
chinesische Kinder, glückliche Reisbauern bei der
Ernte, herrliche Blumen, landschaftliche Schönheiten
sowie altchinesische Kunstgegenstände. Im Sommer 1966
nahm die Illustrierte an Seitenumfang zu und propagiert
seitdem in vielen großen Bildern mit Begleittexten den
Kult um Mao Tse-tung sowie sein »rotes Büchlein«:
»In
einer olivgrünen Militäruniform mit der Armbinde der
roten Garde ist unser großer Oberkommandierender,
Vorsitzender Mao, so schlickt, so ernst, so gütig!
Hochverehrter und geliebter Führer, Vorsitzender Mao,
wieviel wollen wir Dir aus übervollem Herzen berichten,
wie viele Lieder für Dich quellen uns aus der Brust!
Alle unsere Tausende und Zehntausende von Worten aber
haben nur einen Sinn: Wir wollen Deine Werke studieren,
auf Dich hören, nach Deinen Weisungen handeln, uns in
Sturm und Wogen der Kulturrevolution voranzukämpfen!«
»Tag und Nacht ist unser großer Führer, Vorsitzender
Mao, um internationale Angelegenheiten und die unseres
eigenen Landes besorgt. Vorsitzender Mao, oh
Vorsitzender Mao, wir werden bestimmt auf dich hören.«
»Die alte Welt zerschlagen wir, eine neue revolutionäre
Welt bauen wir auf.«
Die
Werbeprospekte beschreiben nunmehr ganz offen die
»Hauptaufgabe dieser Zeitschrift: Sie hält das große
Banner der Ideen Mao Tse-tungs hoch«. Es stellt absolut
keine Ausnahme dar, wenn etwa »China im Bild«, 1968,
Heft 6 auf den 46 Seiten den Namen Mao Tse-tung 221 mal
nennt und von den 71 Fotos nur 16 keinen Mao-Kult
beinhalten; die 35 Aufnahmen zeigen 76 mal Mao oder
doch Bilder von ihm und insgesamt 376 "rote
Büchlein".[S.32ff]
....Daneben kommen seit Jahren kleine Broschüren zum
Versand, die in verschiedenen Sprachen Reden und
Aufsätze Mao Tse-tungs veröffentlichen, ferner manche
Bücher von Marx, Engels und Lenin, die in Peking neu
aufgelegt worden sind. Ebenso verteilte vor der
Kulturrevolution die KPCh-Propaganda-Abteilung Heftchen
mit speziellen Artikeln und wichtigen Ansprachen — wie
etwa des Vizepremier des Staatsrates Po I-po
»Industrialisierung und Kollektivierung im neuen
China«, von Chou Yang: »DerWeg der sozialistischen
Literatur und Kunst in China« oder auch von Tao Chu:
»Volkskommune auf dem Vormarsch«. Im Laufe der
Kulturrevolution wurden diese Autoren indessen gestürzt
und ihre Publikationen von diesem Tage an nicht mehr
von »Guozi Shudian« ausgeliefert....
.... Das
rotchinesische Propagandamaterial, insbesondere auch
der antisowjetischen Schriften wurde bis Oktober 1964
durchweg über Moskau befördert. Die Postsendungen
wurden bereits in Peking von russischen Flugzeugen
übernommen: Während des Fluges in die sowjetische
Metropole sowie beim Umladen der Postsäcke dort — erst
recht auf dem Weiterflug nach Berlin(Ost) zu den
Postämtern N 4 und NW 7 bzw. nach Brüssel, Paris und in
die nordischen Hauptstädte war keinerlei
rotchinesisches Personal anwesend....Seit dem 1.
Oktober 1964 wird der weitaus größte Teil der
chinesischkommunistischen Propaganda — ein
verschwindend kleiner geht weiterhin via Moskau — über
Karatschi befördert....
....
Verständlicherweise ist die Quantität der nach den
einzelnen westeuropäischen Staaten gelangenden
Propagandamaterials kaum festzustellen. Erwiesen ist
aber, daß dem Flughafen Frankfurt/Main in den Jahren
1967 bis 1968 im Monat durchschnittlich rund 600 kg
rotchinesisches Schrifttum zuging; dabei wiegt eine
»Peking-Rundschau« 26 g und ein Exemplar der jeweiligen
Illustrierten 100 bzw. 205 g, während das rote
Zitaten-Büchlein Mao Tse-tungs ein Gewicht von 150 g
und ein kleines ideologisches Heftchen dasjenige von 12
— 25 g hat. In jüngster Zeit scheint die Menge größer
geworden zu sein.[S.37ff]
.... Die
Auslandssendungen Radio Pekings sind seit dem
Jahre 1950 ungeheuer angewachsen: Umfaßten diese damals
wöchentlich nur 66 Stunden, so waren es 1966 bereits
1105. Damit steht der Auslandsdienst dieses Rundfunks
dem Umfang seiner Sendezeit nach an zweiter Stelle der
gesamten Welt und wird nur noch von der Sowjetunion
überrundet.
Wie Radio
Peking in den Partei- und auch Regierungsapparat
eingegliedert ist, vermag der europäische Beobachter
nicht leicht zu erkennen....Ein stärkerer, heute
wahrscheinlich sogar dominierender Einfluß auf die
Tätigkeit des Rundfunkkomitees kommt direkt vom
KPCh-Parteiapparat. Das Radiowesen gehört indessen
nicht zur Propaganda-Abteilung, sondern zu der —
ebenfalls direkt dem Politbüro untergeordnet —
Staats-Abteilung und bildet dort einen ihrer drei
Zweige.
....
Seine Sendungen in deutscher Sprache nahm Rotchina erst
längere Zeit nach Einführung des französischsprachigen
Programms, wahrscheinlich im April 1960 auf.[S.40f]
.... Die
früher in der Hermann-Duncker-Straße untergebrachte,
später in die Treskowallee, Berlin-Karlshorst,
umgezogene Pekinger Botschaft arbeitete
besonders in den Jahren 1962 bis 1963 sowie 1966
ropagandistisch in die Bundesrepublik. Bereits im
Sommer 1966 bestanden Verbindungen zu einzelnen
Studentenzirkeln in West-Berlin, die Mao-Abzeichen
erhielten und öfters zu längeren Tee-Gesprächen
eingeladen wurden. Im Gegensatz zu Bewohnern
Ost-Berlins und der DDR werden Besucher aus West-Berlin
und Westdeutschland von den das Gebäude
kontrollierenden Volkspolizisten am Betreten nicht
behindert noch werden — aus leicht verständlichen
Gründen — die dort empfangenen Propagandaschriften
beschlagnahmt. Die Vertretung, die vor Jahren 29
Mitglieder umfaßte, ist heute nur noch mit fünf
Personen besetzt. Der Botschafter Chang Hai-feng wurde
1967 entgegen den üblichen diplomatischen Regeln nicht
offiziell verabschiedet. Amtierender Geschäftsträger
ist seitdem Botschaftsrat Liu Pu.[S.71]
...
Westdeutschen Interessenten für
chinesischkommunistisches Schrifttum empfahl »Guozi
Shudian« in der ersten Zeit, sich an den
Brücken-Verlag in Düsseldorf zu wenden. Inzwischen
verkaufen etliche Buchhandlungen in der Bundesrepublik
rotchinesische Veröffentlichungen, ohne deshalb im
Dienste des KPCh-Propagandaapparates zu stehen.
Bei
einzelnen Buchläden in West-Berlin würde
allerdings eine enge Verbindung zur Pekinger Botschaft
in Ost-Berlin nicht überraschen. Die
chinesisch-orlentierte Splitterpartei »KPD (ML)«
vertreibt die Broschüren und Hefte über ihre Mitglieder
Volker Hermsdorf in Hamburg, Schemmannstraße und Franz
Wennig in Düsseldorf-Gerresheim, Schönaustraße.
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Das »rote Büchlein« |
Die bekannteste
rotchinesische Publikation wurde ohne Zweifel das
kleine »rote Buch«, »Die Worte des Vorsitzenden Mao
Tse-tung«. Seine Herstellung erfolgte ausnahmsweise
nicht durch die Propaganda-Abteilung der KPCh,
sondern »unter der direkten Leitung Fürsorge des ZK
der KPCh, des Staatsrates, der Militärkornmission
des ZK der Partei und der Gruppe für die
Kulturrevolution beim ZK«. Eine eigene »Kommission
zur Übersetzung der Werke
Maos« hatte für die Übersetzungsarbeiten in allen
Sprachen der Welt zu sorgen;
aus dem deutschsprachigen Raum Europas gehörte ihr
der Schweizer Dr. Jean Moser zwei Jahre an.
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Das kleine Buch, das seit
Anfang 1967 auch in Westeuropa verkauft wird, wurde in
allen Ländern bald Bestseller. Die Propaganda Pekings
behauptet in diesem Zusammenhang:
»Das Rote
Schatzbüchlein ist die strahlende Kristallisation der
Maotsetungideen, das große Banner der Gegenwart, der
Weisheit unermeßlicher Ozean, des Kampfes scharfe
Waffe, die Enzyklopädie der Revolution ... An dem Tage,
an dem die drei Milliarden (Wellbevölkerung) das Rote
Schatzbüchlein erheben werden, an diesem Tage werden
alte Imperialisten, Revisionisten und Reaktionäre vor
das Tribunal der Geschichte gestellt werden".«
Für China-Kommunisten mag
es eine Bestätigung ihrer Thesen sein. Die Ansicht
Pekings, daß jeder Leser zugleich ein Anhänger Mao
Tse-tungs wäre oder werden würde, erscheint dagegen als
eine völlige Verkennung der westeuropäischen
Mentalität. Das Interesse ist »mehr eine
Modeerscheinung«, »ein Snobismus«....Anfangs
wurde das »rote Büchlein« mit sehr massiver Propaganda
— teilweise unter dem Slogan »Das Buch mit einer
größeren Macht als jede Atombombe«—von den
Pekingkommunisten-Gruppen und von den
rotchinesischgelenkten Buchläden verbreitet. Nur aus
dieser ersten Zeit gibt es nähere Zahlenangaben über
die verkauften Mengen. Später lieferten auch private
Buchhandlungen, die teilweise schon früher eigene
Übersetzungen herausgebracht hatten, die »Worte des
Vorsitzenden Mao Tse-tung«. Hier sind Schätzungen über
die Auflagen äußerst schwierig.
In
Frankreich wurden bis April 1968 angeblich »mehrere 100
000« Exemplare verkauft, allein vom Buchladen »Le
Phenix« »einige 10.000« innerhalb von acht Monaten.
Vereinzelt streute die (Moskau-) KPF das Gerücht aus,
es handle sich dabei gar nicht um das echte Büchlein
der »Roten Garden«.
Die
»Edizione Oriente« Italiens war bereits im Januar 1967
mit ihrer erstenSendung von 500.000 Büchlein
ausverkauft und bestellte kurz danach eine zweite von
20.000. Die »Kommunistische Partei (ML) Italiens«
machte das Studium der »Worte des Vorsitzenden Mao
Tse-tungs« Anfang 1968 zur Pflicht für alle Mitglieder.
Österreichs Peking-Anhänger meldeten im Oktober 1967,
bisher rund 10.000 Büchlein abgesetzt zu haben. Der
Preis hierfür beträgt bei der
»Marxistisch-Leninistischen Partei Österreichs« acht
Schilling, bei der Jugendgruppe »Funke« sechs und bei
der ebenfalls chinaorientierten »Vereinigung
Revolutionärer Arbeiter Österreichs« zehn Schilling.
Das
belgische »Livre International« verteilte im Januar
1967 rund 3500 Exemplare — zumeist an Brüsseler
Studenten — und forderte während der folgenden Monate
weitere 6000 von Peking an.
Auch in
England waren die meisten Käufer Studenten. Im August
1967 provozierten drei britische China-Kommunisten mit
dem »roten Büchlein« eine Verkehrsgefährdung in einer
Londoner Hauptstraße und wurden daraufhin von der
Polizei festgenommen. Die Propaganda Pekings stellte
den Vorfall als Beweis hin, »wie der britische
Imperialismus abscheulich und schwach ist«; er könne
aber »die Verbreitung der immer siegreichen Lehre Mao
Tse-tungs in Großbritannien niemals verhindern«.
Eine
Buchhandlung in Norwegen hatte bis zum Frühjahr 1969
angeblich 26.000 Interessenten registriert.
In der
deutschen Bundesrepublik wird die Zahl der bis Ende
1967 gekauften Zitatensammlungen auf rund 100.000
geschätzt. Jedes vierte Büchlein soll vom
Trikont-Verlag in München gekommen sein, der das
Exemplar via Hongkong für 0,55 DM bezog. Die geringste
Nachfrage bestand in dem angeblich so revolutionären
Ruhrgebiet.
Aktive
Peking-Freunde erhielten das Büchlein direkt aus der
Volksrepublik mit einem roten Mao-Abzeichen
zugeschickt.
Die
Sowjetunion und die Ostblockstaaten monierten mehrfach
die Einfuhr nach Westdeutschland. Sie sahen darin
seitens der Bundesregierung »eine deutliche
Höflichkeitsgeste gegenüber Peking«.
Während
die »privat-kapitalistischen« Buchläden das »rote Buch«
allgemein für 1,10 bis 1,50 DM anbieten, verkaufte es
der SDS (bei einem Gewinn von 1,10 DM) für 2,— DM und
die chinesisch-kommunistische »Freie Sozialistische
Partei« sogar für 2,50 DM.[S.106ff]
Quellen:
SCHLOMANN, Friedrich-Wilhelm / FRIEDLINGSTEIN,
Paulette, Die Maoisten. Pekings Filialen in Westeuropa,
Frankfurt/Main, 1970.
Die
abgebildeteten Broschüren befinden sich im Besitz des
Referenten.
HINWEIS
Mao
Tse-tung: Ausgewählte Werke in vier Bänden erschien
1968/69 im Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking
und war identisch mit der DDR-Ausgabe von 1955, die im
Dietz Verlag Berlin erschien
Mao
Tse-tung: Ausgewählte Werke, Band V. erschien 1978
im Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking
Mao
Tsetung: Ausgewählte militärische Schriften,
erschien 1969 im Verlag für Fremdsprachige Literatur,
Peking
Maos Werke online bei INFOPARTISAN.
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