Reichswehr - Wehrmacht - Bundeswehr
- noch immer schießt dasselbe Heer!


Redebeitrag der internationalen KommunistInnen zum Gelöbnis am 20.7.2004
07/04

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Die BRD und dessen Armee, die Bundeswehr, gedenken den 20. Juli um auf die gescheiterten Offiziere der Vorgängerarmee Bezug zu nehmen, die die damals voraussehbare bedingungslose Kapitulation der deutschen Armee durch ein Atentat auf Hitler zu verhindern suchten.

Damit wird vom bürgerlichen Staat versucht, die Bundeswehr in eine vermeintlich antifaschistische Tradition zu stellen und somit Imagepflege für das deutsche Heer zu betreiben. Nicht zuletzt dient diese Werbeveranstaltung auch dazu, Deutschlands neue Rolle in der Welt, sprich: die weltweite Beteiligung der Bundeswehr an Kriegseinsätzen unter dem Deckmantel des Antifaschismus zu legitimieren und die Einflussphäre des deutschen Imperialismus auszuweiten. Somit wird der vermeintliche Antifaschismus für die Durchsetzung deutscher Kapitalverwertungsinteressen genutzt. Der Versuch Staufenberg und seine Clique in ein antifaschistisches Licht zu rücken, ist zudem äußerst verlogen.

Die Attentäter des 20. Juli waren zum Teil selber Befürworter des Faschismus und keine Antifaschisten und suchten lediglich die deutsche Niederlage zu verhindern.
Jeder bürgerliche Staat hat die Verwertungsinteressen des Kapitals des Inlandes zu verteidigen und zu vertreten und benötigt hierfür eine Armee, damals wie heute, in diesem wie in anderen bürgerlichen Staaten egal ob sie faschistisch oder bürgerlich-demokratisch regiert werden.

Als Führungskräfte dieser Armeen werden solche Offiziere eingesetzt, die die jeweiligen "Verteidigungspolitischen Richtlinien" bestmöglich umzusetzen in der Lage sind und somit für die bestmögliche Durchsetzung der kapitalistischen Verwertungsinteressen zu kämpfen bereit sind. Ob die Offiziere in faschistischer oder bürgerlich-demokratischer Tradition stehen spielt dabei keine wesentliche Rolle, da sie in beiden Fällen auf dem Boden der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse stehen.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass unter der heute abgefeierten Palastrevolte vom 20. Juli und dem überwiegend deutschnationalen und antisemitischen Adels- und Offizierspack um Stauffenberg sogar auch selber Faschisten waren, die lediglich Hitler gegenüber nicht mehr loyal waren. Sie wollten Faschismus ohne Hitler.

So z.B. der Oberkommandierende der 12. Armee im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion: General Carl-Heinrich von Stülpnagel, einer der Führer der Palastrevolte von 1944.

Er stachelte die Bevölkerung des polnischen Lembergs auf, gegen jüdische und kommunistische Menschen selber mit Gewalt vorzugehen. 4.000 Menschen fielen diesem Mordaufruf dort zum Opfer.

Selbst das Institut für Zeitgeschichte streitet Stülpnagels konkrete Verantwortung für das Progrom von Lemberg nicht ab. Zusätzlich führten SS-Einsatzgruppen die Stülpnagel zugeordnet waren, Massenerschießungen jüdischer Männer in Lettland aus.
Dass General von Stülpnagel dies alles als NS-Überzeugungstäter anordnete, belegt sein Schreiben an die Heeresgruppe Süd vom 12. August 1941, in dem er fordert, so Zitat: "Vermehrter Kampf gegen den Bolschewismus und das vor allem in seinem Sinne wirkende internationale Judentum. Gezeichnet von Stülpnagel" Zitat Ende.

Ein anderer General der Palastrevolte vom 20. Juli war Erich Höppner. General Höppner sollte nach dem Putsch Oberbefehlshaber der Armee im deutschen Reich werden. Auch er war aktiv führend an den Verbrechen der Whrmacht beteiligt. Am Vorabend des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion heizte er seine Truppe in einen Befehl auf diesen Krieg ein, in dem es um, so Zitat: "Kampf der Germanen gegen das Slawentum" und so ebenfalls Zitat "Abwehr des jüdischen Bolschewismus" geht. Dieser Kampf müsse, so Zitat: "in Anlage und Durchführung von dem eisernen Willen zur erbarmungslosen, völligen Vernichtung des Feindes getragen sein." Zitat Ende. Unstrittig ist auch für das Institut für Zeitgeschichte, dass General Höppner zur Verschärfung des rassenideologischen Vernichtungskrieges beigetragen hat.

Höppners Panzergruppe 4 führte unter dem Deckmantel der sogenannten "Partisanenbekämpfung" Terrormaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung nach dem Einmarsch in die Sowjetunion aus. Erich Höppner´s Befehl lautete, so Zitat: "Jede Weichheit in der Partisanenbekämpfung muss schwinden. Partisanenverdächtige Elemente sind zu erschießen und nicht an die Gefangenensammelstelle abzuführen." Zitat Ende. Henning von Treskow, ein weiterer beteiligter General der Palastrevolte, nach dem heute zwei Bundeswehrkasernen benannt sind, ordnete noch im April 1944 an, sogenannte Arbeitsfähige in den besetzen Gebieten der Sowjetunion, die sich der Verschleppung zur Zwangsarbeit zu entziehen suchen, so Zitat: "als bandenverdächtig anzusehen." Zitat Ende. Ein faktisches Todesurteil für Viele nur 3 Monate vor der Palastrevolte im Bendlerblock. Schon Anfang der 30er Jahre empfahl er seiner Verwandtschaft, so Zitat: "Wenn Du klug bist, wählt Du Hugenberg, wenn Du feurig bist, wählst Du Hitler." Zitat Ende. Eine Scheinalternative, denn Hugenberg war Wegbereiter Hitlers! Auch General von Treskow war für die sogenannte "Partisanenbekämpfung" zuständig, konkret im besetzten Weißrußland.
Hitler mußte also nicht nur weg, weil er das sichere Ende des Deutschen Reiches bedeutete, sondern für Einige auch, weil Hitler den Kampf gegen den sogenannten "jüdischen Bolschewismus" nicht siegreich zu führen verstand. Auch wenn es heute nicht mehr um solch eine wahnhafte, antisemitische Verschwörungstheorie geht, so beruft sich doch die heutige Nachfolgearmee der Wehrmacht duchaus zu recht auf deren Offiziere.
So hieß es in einem Manuskript, welches Stauffenberg am 20. Juli mit sich führte, so Zitat: "Nach einem Regimewechsel sei es das wichtigste Ziel, dass Deutschland noch einen im Spiel der Kräft einsetzbaren Machtfaktor darstelle und insbesondere die Wehrmacht in der Hand ihrer Führer ein verwendbares Instrument bleibe." Zitat Ende.

Dieses Ziel hat der heutige ideelle Gesamtkapitalist, der Nachfolgestaat des deutschen Reiches erreicht. Die Bundeswehr, eine von Wehrmachtsoffizieren gegründete Armee ist in mehreren Staaten der Erde "ein verwendbares Instrument" und Deutschland ist "im Spiel der Kräfte" ein "einsetzbarer Machtfaktor". bzw. ist auf dem besten Wege dazu. Die Büttel und Schergen der herrschenden Klasse zelebrieren also das Gedenken dieser palastbegrenzten Revolte nicht zu Unrecht.

Es ist auch kein Zufall, dass sich die BRD auf bürgerliche Attentäter, die nicht einmal Antifaschisten waren, bezieht.

Es geht darum, den Kapitalismus aufrechtzuerhalten, der auch heute noch zu weltweiten Kriegen, Armut und sozialer Verelendung führt.

Von ganz anderen Motiven getragen dagegen waren die Taten des Handwerkers und Hitler-Attentäters Georg Elser sowie des einfachen Rotarmisten Militon Katarija, der stellvertretend für alle Rotarmisten und Rotarmistinnen 1945 die Rote Fahne auf den Reichstag hisste und die Taten der kommunistischen Partisanengruppen in Italien, Frankreich, auf dem Balkan und in Osteuropa, die sich großteils nicht den außenpolitischen Interessen der Sowjetunion unterordnen wollten. Diese Unterordnung bedeutete faktischen Revolutionsverzicht in Europa nach dem 2. Weltkrieg, der Aufteilung von Jalta.

Diese Kämpfer und Kämpferinnen haben auch praktisch aufgezeigt, dass ein Kampf nur gegen die Faschisten und Faschistinnen alleine nicht ausreicht, wenn man die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse, aus denen er immer wieder hervorgehen kann, nicht beseitigt!

Von den Reaktionären des 20. Juli war eine Ausweitung der palastbegrenzten Revolte nicht einmal gewollt. Sonst hätten sie das nahegelegen KZ Oranienburg befreit und bewaffnet. Dass also ihre Palastbegrenzung kein Zufall war, setzt diese Reaktionäre im Gegensatz zu den Kämpfern und Kämpferinnen Georg Elser, Militon Katarija und den kommunistischen Partisanen und Partisaninnen. Ihre Ziele sind auch unsere Ziele; sie zu verwirklichen ist unsere gebliebene Aufgabe.

Wer vom Kapitalismus nicht reden will - soll auch vom Faschismus schweigen!
Für den kosmopolitischen Kommunismus!
Internationale KommunistInnen

Editorische Anmerkungen:

Wir dokumentieren diesen Redebeitrag, der uns am 23. Juli 2004 zugeschickt wurde. Mehr über die Gruppe Internationalen KommunistInnen  gibt es auf deren Homepage: www.interkomm.tk