Für Empörung gesorgt hat der FNJ
(Front national de la jeunesse),
Jugendorganisation der rechtsextremen Partei Jean-Marie Le Pens,
mit der Wahl des Mottos seiner 21.
Sommeruniversität.
Die Veranstaltung, die vom 1. bis
7. August dieses Jahres stattfinden wird,
soll unter der symbolischen "Schirmherrschaft" des verstorbenen
Alexis Carrel, Nobelpreisträger für Medizin
im Jahre 1912, stehen. Der Lyoner Arzt war
nicht nur Mitglied in der radikalsten Partei der französischen
Nazi-Kollaboration, dem Parti populaire français (PPF) des
antikommunistisch gewendeten Ex-Stalinisten
Jacques Doriot. Carrel war vor allem auch seit
1935 für Thesen über die Notwendigkeit einer eugenischen
Geburtenauslese und Rassenhygiene bekannt.
So schrieb Alexis Carrel schon in den dreißiger
Jahren : « Wir wissen, dass die natürliche Auslese seit
langem nicht mehr ihre Rolle ausübt. Dass
zahlreiche Individuen aufgrund der Fortschritte der
Hgyiene und der Medizin bewahrt worden sind. Dass ihre
Vermehrung schädlich für die Rasse ist. »
Ab 1941 leitete Carrel eine « Stiftung für die
Untersuchung der menschlichen Probleme », die vom
Vichy-Regime eingerichtet worden war.
In Paris ist deshalb, nach längerer
Diskussion, eine nach Alexis Carrel
benannte Straße im 15. Bezirk im Oktober 2003 umgetauft worden.
Auch andernorts fanden solche
Namensänderungen statt.
Die FN-Jugendorganisation erklärte
zur Wahl ihres Schutzpatrons : « (Sie)
entspricht dem Willen der jungen Nationalen, den politischen und
kulturellen Widerstand gegen die
unerträgliche moralische Diktatur, die in unserer
totalitären Demokratie wütet, zu verkörpern ».
Auch Islamisten kennen Alexis
Carrel...
Neben den französischen
Rechtsextremisten beziehen sich heute auch die
reaktionärsten Kreise des politischen Islam positiv auf
Alexis Carrel. Allerdings nicht aus Gründen
der Rassenideologie, sondern weil seine
Schriften in ihren Augen die These von der Dekadenz und
Verweichlung des « Westens » unter Beweis
stellen. In solchem Sinne äußerte sich etwa der
berühmte jordanische Scheich Yussuf al-Qaradawi im Jahr
2003.
Editorische
Anmerkungen
Der Text wurde uns vom Autor am
10.7.2005 zur Verfügung gestellt.
|