—-575).
Jahrelang hörte man nichts mehr davon, bis 1920, 1922
und jetzt 1928 neue Ausgaben stattfanden. (Alle
diesbezüglichen Daten sind entnommen aus:
„Programmkritiken".)
Diese Randglossen hatten wir erst nach Abschluß
unserer Studie zur Hand. Sie deckten sich
so vollkommen mit der hier gegebenen Darstellung, daß
unsere Arbeit gewissermaßen nur als die zeitgemäße
Ausarbeitung der Marx'schen Auffassung erscheint. Wir
wollen diese Uebereinstimmung zeigen, da, wo Marx gegen
die Auffassung des Einigungsprogramms polemisiert, daß
jeder Arbeiter den „unverkürzten Arbeitsertrag" erhalten
werde:
„Nehmen wir zunächst das Wort „Arbeitsertrag" im
Sinne des Produkts der Arbeit, so ist der
genossenschaftliche Arbeitsertrag das gesellschaftliche
Gesamtprodukt.
Davon ist nun abzuziehen:
Erstens: Deckung zum Ersatz der
verbrauchten Produktionsmittel.
Zweitens: Zusätzlicher Teil für
Ausdehnung der Produktion.
Drittens: Reserve- oder Assekuranzfonds
gegen Mißfälle, Störungen durch Naturereignisse usw.
Diese Abzüge vom „unverkürzten Arbeitsertrag" sind
eine ökonomische Notwendigkeit, und ihre Größe ist zu
bestimmen nach vorhandenen Mitteln und Kräften, zum Teil
durch Wahrscheinlichkeitsrechnung; aber sie sind in
keiner Weise aus der Gerechtigkeit kalkulierbar.
Bleibt der andere Teil des Gesamtprodukts, bestimmt
als Konsumtionsmittel zu dienen.
Bevor es zur individuellen Teilung kommt, geht
hiervon wieder ab:
Erstens: Die allgemeinen, nicht zur
Produktion gehörigen Verwaltungskosten.
Dieser Teil wird von vornherein aufs bedeutendste
beschränkt im Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und
vermindert sich im selben Maße, als die neue
Gesellschaft sich entwickelt.
Zweitens: Was zur gemeinschaftlichen
Befriedigung von Bedürfnissen bestimmt ist, wie
Schulen, Gesundheitsvorrichtungen usw.
Dieser Teil wächst von vornherein bedeutend im
Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und nimmt im
selben Maße zu, wie die neue Gesellschaft sich
entwickelt.
Drittens: Fonds für Arbeitsunfähige
usw., kurz für das, was heute zu der söge nannten
offiziellen Armenpflege gehört.
Erst jetzt kommen wir zu der „Verteilung", die das
Programm unter Lassall'schem Einfluß, bornierterweise
allein ins Auge faßt, nämlich an den Teil der
Konsumtionsmittel, der unter die individuellen
Produzenten der Genossenschaft verteilt wird.
Der „unverkürzte Arbeitsertrag" hat sich unter der
Hand bereits in den „verkürzten" verwandelt, obgleich,
was den Produzenten in seiner Eigenschaft als
Privatindividuum entgeht, ihm direkt oder indirekt in
seiner Eigenschaft als Gesellschaftsglied zugute
kommen." (Karl Marx, Randglossen.)
Was wir bei keinem der offiziellen, marxistischen
Oekonomen finden, das springt bei der Marx'schen
Darstellung direkt in die Augen. Er sieht die Wirtschaft
auch im Kommunismus als einen geschlossenen Prozeß, in
dem ein gesetzmäßiger Kreislauf stattfindet. Die
ökonomische Notwendigkeit der Wiederherstellung und
Ausdehnung der verbrauchten Produktionsmittel ist die
Grundlage, von wo aus die Verteilung des Gesamtprodukts
angefaßt wird. Und Marx kann nie auf den Gedanken
verfallen sein, diese Wiederherstellung durch
Staatskomrnissäre, also persönlich anordnen zu lassen.
Es ist ein sachlicher Vorgang und das Maß dafür muß
selbstverständlich aus der Produktion selbst
hervorgehen. Dann, daß die allgemeinen Unkosten, die
gemeinschaftlich befriedigten Bedürfnisse und die
Fürsorge für Arbeitsunfähige den sogenannten „vollen
Arbeitsertrag" vermindern - man merkt bei Marx nichts
davon, daß Statistiken hierfür nöti^ seien, sondern es
ist pin Ahvno- vom individuell zu verzehrenden Produkt.
Erinnert man sich nun dessen, daß er als Maßstab für
diese Verteilung die individuell geleistete Arbeitszeit
vorschlägt, dann ist das Bild vollständig. Wir glauben
darum mit Recht sagen zu können, daß unsere Darlegungen
nur die folgerichtige Anwendung der Marx'schen
Gedankengänge sind.
Von der Geld- zur Arbeitszeitrechnung.
Bei mündlichen Auseinandersetzungen über die
Grundprinzipien der kommunistischen Produktion und
Distribution wurden bei der Kritik in der Hauptsache
zwei Argumente ins Feld geführt. Das erste bezieht sich
auf Arbeitszeitrechnung. Das zweite Argument war, daß
die in dieser Studie skizzierte Grundlage der
Gesellschaft utopisch sei. Wir wollen zeigen, daß beide
Argumente schon durch die Geschichte widerlegt sind.
Die Abschaffung des Geldes und seine Ersetzung durch
die gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit
(Arbeitsgeld) ist eine revolutionäre Handlung und kann
sich bei genügender Macht der Arbeiterklasse schon nach
ein paar Monaten proletarischer Gewalt vollziehen. Es
ist eine Frage der Macht, welche nur durch das ganze
Proletariat getragen werden kann.
Eine Parteidiktatur ist dazu absolut nicht imstande.
Eine Parteidiktatur ist nur das Produkt
staatskommunistischer Bestrebungen.
Die proletarische Diktatur braucht in ihrer ersten
Existenzperiode ungeheuer viel Geld, das sie sich
wahrscheinlich auf dieselbe Weise verschaffen muß, wie
die kapitalistischen Staaten in Mitteleuropa in der
Nachkriegszeit durch die Banknotenpresse. Die Folge
davon ist eine starke Inflation des Geldes, ein
Emporklettern der Preise aller Produkte. Es handelt sich
nicht darum, ob eine solche bewußte Inflation erwünscht
ist; wenn es zu vermeiden wäre, würde sicher die
proletarische Gewalt dem vorbeugen. Die Erscheinung der
Geldentwertung tritt eben mit jeder
umwälzend-revolutionären Bewegung in den Vordergrund.
Wie die Revolution nun auch verläuft, ob sie zum
Staatskommunismus führt oder zur Assoziation freier und
gleicher Produzenten, ob es einer Partei gelingt, die
Diktatur an sich zu reißen, oder daß die proletarische
Klasse als solche durch ihre Räte sie ausübt, auf jeden
Fall tritt die Inflation ein.
Schließlich kommt aber eine gewisse Stabilisierung in
die gesellschaftlichen Verhältnisse, und damit kann dann
auch zur Stabilisierung der Währung geschritten werden.
Die alte Recheneinheit ist dann vernichtet, eine neue
tritt dann an ihre Stelle. So in Rußland, wo der
Tschernowetz als neue Recheneinheit eingeführt wurde, so
Oesterreich, das seinen Schilling erhielt, so Belgien
mit seiner Belga, so Deutschland mit seiner Goldmark.
Frankreich und Italien taten dasselbe, nur blieb der
alte Name erhalten.
Vor allem hat das deutsche Volk Anschauungsunterricht
gehabt in bezug auf die Einführung einer neuen
Recheneinheit. Hier wurde einfach festgesetzt, daß von
einem gewissen Datum ab eine Billion Majrk alter Währung
gleichgestellt sei mit einer Goldmark. Das
Wirtschaftsleben paßte sich glänzend dem neuen Zustand
an, fast ohne Störungen ging man zu der neuen
Recheneinheit über.
Ein Nörgler, der darauf achtet, daß etliche kleine
Besitzende enteignet wurden.
Bei der Einführung der gesellschaftlich
durchschnittlichen Arbeitsstunde als Recheneinheit
geschieht dasselbe. Sobald die Produktion einigermaßen
regelmäßig verläuft, wird die „Stabilisierung"
verkündet, d. h. von einem gewissen Datum an wird alles
Geld für wertlos erklärt, und nur Arbeitsgeld gibt
Anrecht auf gesellschaftliches Produkt.- Dieses
Arbeitsgeld kann nur von den Genossenschaften realisiert
werden.
Die plötzliche Abschaffung des Geldes bedingt, daß
auch plötzlich an allen Produkten die Reproduktionszeit
ausgedrückt sein muß. Selbstverständlich ist das nicht
so ohne weiteres möglich, und es bleibt dann auch
vorläufig eine rohe Abschätzung, welche in einem Fall zu
hoch, im ändern zu niedrig sein wird. Ist aber die
Arbeitszeitrechnung allgemein durchgeführt, dann treten
die wirklichen Reproduktionszeiten bald zutage.
Ebenso, wie dann die Produzenten selbst die
Produktion leiten und verwalten, so müssen sie auch die
Umrechnung aus der Geldrechnung in die
Arbeitszeitrechnung vollziehen. Das einzige, das sie
dazu benötigen, ist die aus den Kriegsjahren so bekannte
„Indexziffer" oder die „Schlüsselzahlen".
Eine Methode, um dies grobzu bestimmen, ist, die
gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit zu
berechnen für Industrien, welche ein Massenprodukt
herstellen oder für sogenannte Schlüsselindustrien wie
Kohle, Eisen oder Kali. Aus den Betriebsbüchern ist zu
sehen, wieviel Tonnen Produkt in einer bestimmten Zeit
produziert wurden, wieviel der eigentliche
Selbstkostenpreis war. Daraus ist dann, läßt man
Kapitalzins usw. wegfallen, festzustellen, wieviel
Arbeitsstunden dabei verbraucht werden. Aus diesen Daten
läßt sich der Geldwert berechnen für eine Eisenstunde,
Kohlenstunde oder Kalistunde, wonach man den
Durchschnitt von all diesen Industrien als vorläufigen
allgemeinen Durchschnitt annehmen kann. De mit
soll nicht gesagt sein, daß die Schlüsselzahl so
gefunden werden muß, sondern daß es möglich ist, hier
führen eben viele Wege zürn Ziel. Wie schon bemerkt, die
Geschichte hat die Möglichkeit einer so plötzlichen
Abänderung der Recheneinheit bewiesen. „Die größte und
schwierigste finanzielle Operation je irgendwo versucht"
(„The New Statesman" über die Einführung der Goldmark)
verläuft in einem hochindustriellen Lande ohne ernste
Störungen.
Stellt sich so heraus, daß dieser Durchschnitt auf
0,80 Mark = 1 Arbeitsstunde liegt, dann kann jeder
Betrieb eine vorläufige Produktionszeit für sein Produkt
berechnen. In allen Betrieben macht man also eine
Inventur nach der gebräuchlichen Methode, ausgedrückt in
Mark. Dann schätzt man den Verschleiß an Werkzeugen und
Maschinen, was übrigens in allen Betrieben bekannt ist
und rechnet alles nach dem Index um. Die Rechnung eines
Schuhbetriebes würde also lauten können:
Verbrauchte Maschinen usw. = Mark 1000 = 1250
Arbstd.
Leder usw. = Mark 49 000 = 61 250 Arbstd.
Arbeitsstunden = 62 500
Gesaamt = 125 000 = 40 000 p. Sch.
Durchschnittliche Produktionszeit 125000 : 40000 =-
3,125 p. Paar.
Vermeintliche Utopie.
Das zweite Argument unserer Kritiker war das der
„Utopie". Auch dieses ist unrichtig, denn es werden in
der ganzen Untersuchung keine Konstruktionen für die
Zukunft gemacht. Wir untersuchen nur die Grundkategorien
des kommunistischen Wirtschaftslebens. Das Einzige, was
wir zeigen wollen, ist, daß die proletarische Revolution
die Kraft finden muß, die gesellschafl-lic h
durchschnittliche Reproduktionszeit durchzuführen; kann
sie das nicht, dann ist der Gang zum Staatskommunismus
unvermeidlich. Dieser Staatskom-munismus wird sich dann
wahrscheinlich nicht direkt offen ankündigen, weil er
viel zu kompromittiert ist, sondern sich entwickeln aus
einer Art Gildensozialismus, den der Engländer Cole in
seiner Schrift „Selfgoverment in Idustrie" (auch in
deutscher Uebersetzung erschienen als „Selbstverwaltung
in der Industrie") darstellt und der von Leichter in
exakter Form wiedergegeben wurde. Es ist alles
verschleierter Staatskommunismus, als letzter Versuch
der bürgerlichen Welt, dem Kommunismus, zu entgehen, um
die Festlegung eines exakten Verhältnisses des
Produzenten zum gesellschaftlichen Produkt zu
verhindern.
Umgekehrt ist fast alles, was uns bis jetzt über
kommunistische Produktion und Distribution angeboten
wurde und den Anspruch erhebt, auf Realitäten
aufzubauen, die reinste Utopie. Man macht Proojekte, wie
die verschiedenen Industrien zu organisieren seien, wie
durch bestimmte Kommissionen und Räte der Gegensatz
Produzent-Konsument aufgehoben werden soll, durch welche
Organe die Macht des Staates gebändigt werden soll usw.
Gerät so ein Autor bei seinen phantastischen
Purzelbäumen in die Klemme, entsteht bei seinen
theoretischen Betrachtungen eine Schwierigkeit in bezug
auf das Zusammenarbeiten der verschiedenen Industrien .
. . die Lösung ist bald da. Es wird eine neue Kommission
oder ein besonderer Rat „ins Leben gerufen". Dies trifft
vor allem bei dem Gildensozialismus von Cole zu, dessen
Ableger der sogenannte deutsche Gewerkschaftssozialismus
ist.
Der organisatorische Aufbau des Produktions- und
Distributionsapparates ist funktioneil verbunden mit den
ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, wonach er sich bewegt.
Alle Betrachtungen über diesen Aufbau sind darum
utopisches Zeug, solange nicht die ökonomischen
Kategorien dargestellt sind, welche zu diesem Aufbau
gehören. Es ist Utopie und lenkt die Aufmerksamkeit von
den wirklichen Grundproblemen ab.
In unseren Betrachtungen haben wir uns nicht auf
dieses Gebiet begeben. Sobald der organisatorische
Aufbau des Wirtschaftslebens berührt wurde, haben wir
nur auf die Betriebsorganisationen und Genossenschaften
hingewiesen. Wir waren dazu berechtigt, weil die G
eschichte diese Formen schon angegeben hat, womit sie
also nicht das Produkt einer fruchtbaren Phantasie sind.
Die Organisation der Bauern haben wir mit der größten
Zurückhaltung behandelt, gerade weil Westeuropa auf
diesem Gebiete ganz wenig Erfahrung hat. Wie die Bauern
sich organisieren, muß abgewartet werden. Darum wurde
für den Bauernbetrieb nur gezeigt, wie der Kapitalismus
auch hier die Bedingungen zur Berechnung der
gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit
entwickelt hat, während wir gleich einige Konsequenzen
diesbezüglich untersuchten.
Wie die Betriebsorganisationen sich verbinden, welche
Organe sie ins Leben rufen zum „glatten Verlauf" der
Produktion und Verteilung, wie alle diese Organe gewählt
werden müssen, wie die Genossenschaften gruppiert
werden, das sind alles Probleme, die von den besonderen
Verhältnissen im Zusammenhang mit der Grundlage von
Produktion und Verteilung bestimmt werden. Gerade dies,
das funktionellc Arbeiten des Produktionsapparates, wird
im Gildensozialismus von Cole genau ausgearbeitet, ohne
die wirklichen Probleme der ökonomischen Gesetzmäßigkeit
zu berühren, und eben dadurch ist es vollkommen
wertloses Zeug. Wir weisen daher den Vorwurf der Utopie
entschieden zurück, weil sich die Abhandlung nur auf
dein Terrain der Durchführung der gesellschaftlich
durchschnittlichen Arbeitsstunde und Reproduktionszeit
bewegt.
Nennt man das Vertrauen in die Kraft des
Proletariats, den Kommunismus durchzusetzen, Utopie,
dann ist das eine subjektive Utopie, die das Proletariat
durch intensive Propaganda beseitigen muss..
Das einzige Gebiet, wo der Schein der Utopie gegen
uns wäre, ist das der gesellschaftlichen Buchhaltung und
der Kontrolle des Wirtschaftslebens. Aber auch nur der
Schein. Man könnte denken, daß z. B. Leichter mehr Raum
für die Entwicklungsmöglichkeiten gelassen hätte, weil
er die Frage, inwieweit die Verrechnung zwischen den
Betrieben individuell in Arbeitsgeld oder durch einfache
Ueberbuchung an einer Zentralstelle stattfindet, offen
läßt, während wir diese zentrale Ueberbuchung unbedingt
verlangen. Das Wesentliche ist aber, daß wir auf die
große Bedeutung der allgemeinen gesellschaftlichen
Buchhaltung als Waffe der ökonomischen Diktatur der
Arbeiterklasse hinweisen, während zugleich damit die
gesellschaftliche Kontrolle des Wirtschaftslebens ihre
Lösung findet. Der organisatorische Aufbau dieser
Buchhaltung, ihre besondere Bindung mit der
Gesellschaft, blieben selbstverständlich außer
Betrachtung.
Es ist natürlich möglich, daß die proletarische
Revolution noch nicht genügend Kraft aufbringt, diese
entscheidende Waffe der Diktatur zu gebrauchen. Aber
schließlich muß es doch dazu kommen, und zwar abgesehen
von der Diktatur, weil die kommunistische Wirtschaft
selbst die exakte Berechnung des Quantums Produkt, das
die Konsumenten ohne Bezahlung erhalten, verlangt. Mit
anderen Worten: die Daten für die Berechnung des
Ausbezahlungsfaktors müssen festgestellt werden; kommt
es nicht dazu oder ungenügend, dann ist die Kategorie
der gesellschaftlich durchschnittlichen
Reproduktionszeit nicht durchzuführen, womit der
Kommunismus in sich zusammenfällt. Es gibt dann keinen
anderen Ausweg als den der Preispolitik, und wir sind
wieder bei der Beherrschung der Massen angelangt, in den
Staatskommunismus hineingesegelt. So ist es nicht unsere
Phantasie, welche die allgemein gesellschaftliche
Buchhaltung für wünschenswert hält, sondern die
ökonomische Gesetzmäßigkeit, die diese Forderung
unbedingt stellt.
Fassen wir unsere Betrachtungen kurz zusammen, dann
gibt es folgendes Bild:
Grundlage dieser Untersuchungen ist das empirisch
Gegebene, daß bei Uebernahme der Macht die
Produktionsmittel in den Händen der
Betrkbsorganisationen sind. Die Stärke der
kommunistischen Gesinnung, welche wieder mit der klaren
Einsicht, was mit den Produktionsmitteln anzufangen ist,
zusammenhängt, wird bestimmen, ob sie sie auch behaupten
werden. Setzen sie sich nicht durch, dann geht es zum
Staatskommunismus, welcher seine hoffnungslosen Versuche
zur planmäßigen Produktion nur auf dem Rücken der
Arbeiter ausprobieren kann. Eine zweite Revolution,
welche die Produktionsmittel tatsächlich in die Hände
der Produzenten bringt, ist dann notwendig. Behaupten
sich aber die Betriebsorganisationen, dann können sie
die Wirtschaft nicht anders ordnen, als auf der
Grundlage der gesellschaftlich durchschnittlichen
Arbeitszeit, unter Abschaffung des Geldes. Möglich ist
ja auch, daß so kräftige syndikalistische Tendenzen
vorhanden sind, daß die Arbeiter versuchen wollen, die
Betriebe in eigene Verwaltung zu nehmen, unter
Beibehaltung des Geldes. Das Resultat ist dann nichts
anderes, als eine Art Gildensozialismus, der wieder zum
Staatskomimunismus (= Kapitalismus) führt. Der
Schwerpunkt einer proletarischen Revolution liegt darin,
ein exaktes Verhältnis des Produzenten zum Produkt
herzustellen, und das ist nur bei allseitiger
Durchführung der Arbeitszeitrechnung möglich. Es ist die
höchste Forderung, welche das Proletariat stellen kann .
. ., aber zugleich auch die niedrigste und zweifellos
eine Machtfrage. Eine Machtfrage, welche das Proletariat
allein durchzukämpfen hat, weil es in keinem Fall auf
die Hilfe sozialistischer oder kommunistischer
Intellektueller rechnen kann.
Das Behaupten der Betriebsorganisationen bezieht sich
also auf selbständige Verwaltung und Leitung, weil das
die einzige Grundlage ist, worauf sich die
Arbeitszeitrechnung durchführen läßt. Ein wahrer Strom
von Literatur aus Amerika, England und Deutschland
bringt den Beweis, wie die Berechnung der
gesellschaftlich durchschnittlichen Produktionszeit vom
Kapitalismus vorbereitet wird. Im Kommunismus geht die
Berechnung von (P + R) + A ebensogut weiter, als jetzt,
nur mit anderer Recheneinheit; in dieser Beziehung trägt
die alte kapitalistische Gesellschaft die neue
kommunistische in ihrem Schoß. Die Verrechnung zwischen
den Betrieben, um die Reproduktion jedes einzelnen
Betriebes sicherzustellen, geht durch Ueberbuchung auf
das Giro . . . wie jetzt. Auch hier gebärt der
Kapitalismus die neue Ordnung. Die Zusammenfassung der
Betriebe ist ein Prozeß, der sich auch heute vollzieht.
Wohl ist es wahrscheinlich, daß die künftige Gruppierung
eine andere sein wird, weil sie sich nach anderen
Gesichtspunkten richtet. Die Betriebe, die wir als
AGA-Typ bezeichneten, die sogenannten „öffentlichen"
Beiriebe, sind auch heute vorhanden, aber als
Instrumente des Klassenstaates fungierend. Sie werden
vom Staate losgelöst und nach kommunistischen
Gesichtspunkten der Gesellschaft eingereiht. Auch hier
ist ein Weiterbauen des schon Vorhandenen. Der Staat
verliert damit seinen heuchlerischen Charakter von
jetzt, er steht als reiner Machtapparat der Diktatur des
Proletariats da. Er wird den Widerstand der Bourgeoisie
brechen . . . aber hat in der Verwaltung der Wirtschaft
nichts zu suchen. Wodurch zugleich die Vorbedingung
dafür, daß der Staat „absterben" kann, gegeben ist.
Die Trennung der öffentlichen Betriebe vom Staat,
ihre Einfügung in das Wirtschaftsganze, erfordert die
Feststellung desjenigen Teils des gesellschaftlichen
Produkts, welcher noch individuel verteilt werden muß,
wofür wir den Faktor individueller Konsum (FIK) fanden.
Auch für die Verteilung sind die Organe der Zukunft
im Kapitalismus schon angedeutet. Inwieweit die heutigen
Konsumgenossenschaften brauchbar sein werden, ist eine
andere Frage, weil doch die Verteilung nach anderen
Gesichtspunkten organisiert wird. Soviel aber ist
sicher, daß sehr viel Erfahrung in den heutigen
Genossenschaften gesammelt ist.
Stellen wir den Staatskommunismus dem gegenüber, dann
muß zunächst bemerkt werden, daß hier das Geld nicht
verschwinden kann (s. Kautsky), weil nur die „reifen"
Betriebe „nationalisiert" werden, arbeitet ein großer
Teil der Produktion noch mit privatem Kapital, womit
eine andere Recheneinheit als das Geld ausgeschlossen
ist. Der Warenmarkt bleibt, und auch die Arbeitskraft
als Ware, die ihren Preis auf dem Markt verwesentlichen
muß, d. h., daß allen schönen Reden zum Trotz in der
Wirklichkeit die Lohnarbeit nicht aufgehoben werden
kann. Der Werdegang der „Nationalisierung", der dann das
Wachstum zum Kommunismus sein soll, eröffnet trostlose
Perspektiven. Die Gestaltung der werdenden
kommunistischen Gemeinschaft wird den Produzenten
entrissen und in die Hände der Staatsbürokratie gelegt,
die gar bald die Wirtschaft zur Erstarrung bringen wird.
Von ihren zentralen Büros aus bestimmt sie, was
produziert, wie lange und zu welchem Lohn gearbeitet
werden soll.
In diesem System muß auch die Demokratie ihre Rolle
spielen. Allein gewählte Körperschaften und Räte
verbürgen, daß die Interessen der Massen respektiert
werden. Diese Demokratie wird aber Stück für Stück
durchbrochen, weil in Wirklichkeit so eine zentrale
Leitung nicht möglich ist. Letztere löst sich in die
Herrschaft vieler einzelner Diktatoren auf, der Gang des
ökonomischen Lebens wird durch die persönliche
Herrschaft der Demokratie bestimmt. Auch hier wird die
Demokratie zum Deckmantel der tatsächlichen Beherrschung
der Millionen, ebenso wie im Kapitalismus. Im
günstigsten Fall erhalten die Arbeiter das so hoch
gerühmte „Mitbestimmungsrecht", welches wieder eine
Verschleierung der realen Machtverhältnisse darstellt.
Die Zurückweisung zentraler Produktionsverwaltung und
-führung besagt aber noch nicht, daß wir damit auf
ausschließlich föderalistischem Boden stehen. Wo Leitung
und Verwaltung der Wirtschaft bei den Massen selbst
beruht, bei den Bctriebsurganisationen und
Genossenschaften, sind ohne Zweifel kräftige
syndikalistische Tendenzen vorhanden; aber betrachtet
von der Seite der allgemein gesellschaftlichen
Buchhaltung, ist das ökonomische Leben ein u n
-durchbrochenes Ganze, und haben wir einen Mittelpunkt
Von dem aus die Wirtschaft zwar nieht ver\\ aliel und
geleite!, aru1:' sieher wohl übersehen werden kann. Die
Tatsache, daß alle Umformungen der menschlichen Energien
im Wirtschaftspnozess in einem Organismus zur Registrierung
kommt, ist die höchste Zusammenfassung des ökonomischen
Lebens. Ob man es föderalistisch oder zentralistisch
nennen will, hängt davon ab, von welcher Seite man
diesselbe Erscheinung sieht. Es ist sowohl das eine als
auch das andere, wodurch diese Begriffe für das
Produktionssystem als Ganzes ihren Sinn verloren haben.
Der Gegensatz Föderalismus — Zentralismus ist in seiner
höheren Einheit aufgehoben, der Produktionsorganismus
ist zur organischen Einheit geworden.
Editorische Hinweise
Der Text ist das Schlusskapitel (S. 133 bis
144 ) der 1930 veröffentlichten Kollektivarbeit der
Gruppe Internationale Kommunisten (Holland):
Grundprinzipien kommunistischer Produktion und
Verteilung. Auf Deutsch wurde die Schrift 1930
von der "Allgemeinen Arbeiter Union" herausgegeben. In
der Einleitung und der Inhaltsübersicht heißt es:
Statt des Vorwortes
Nachstehendes Werk, eine gemeinsame Arbeit der
„Gruppe Internationaler Kommunisten", zeigt in seiner
Zusammenstellung eine so starke Einheitlichkeit, daß
man hier direkt von einem, wirklich positiven
Kollektivwerk sprechen kann. Diese Arbeitsgrundlage
der Schrift, die praktisch beweist, welches Ergebnis
die gemeinsame Arbeit zielbewußter Kräfte haben kann,
macht sie. gerade deshalb so wertvoll.
Die „Gruppe internationaler Kommunisten"
stellt, in der Nachkriegsgeschichte der
Arbeiterbewegung, mit ihrem Werk erstmalig praktische
Aufbaumöglichkeiten der Produktion und Verteilung im
Sinne der Bedarfswirtschaftsordnung zur Debatte. Sie
zieht alle gesammelten Erfahrungen der bisherigen
Versuche der Arbeiterklasse und ihrer Wortführer
zusammen, um so praktisch die
Zusammenbruchserscheinungen derselben untersuchen zu
können, und gleichzeitig an Hand der bisherigen
Ergebnisse notwendige neue Wege aufzuzeigen. Sie
behandelt nicht nur die Umstellungs- und
Aufbaunotwendigkeiten der industriellen Faktoren,
sondern zeigt ebenfalls (die notwendige Verbindung zur
Landwirtschaft auf. Die Verfasser geben damit einen
klaren Einblick in die inneren Zusammenhänge Und den
gesetzmäßigen Verlauf des gesamten Wirtschaftskörpers.
Die einfache Sprache, die jedem verständlichen
Gedankengänge, ermöglichen es, daß jeder Arbeiter, der
nachfolgende Seiten liest, auch den Inhalt verstehen
wird. Die starke Sachlichkeit der Schrift bietet
sämtlichen Richtungen der Arbeiterklasse eine breite
Diskussionsmöglichkeit.
Da auch wir innerhalb unserer Reihen die
aufgezeigten Möglichkeiten erst gründlichst
diskutieren müssen, behalten wir uns unsere
Stellungnahme zu nachstehendem Inhalt für später vor.
Eins wollen wir aber dieser Schrift mit auf den Weg
geben: Seinen Erfolg wird das Werk: „Grundprinzipien
kommunistischer Produktion und Verteilung" dann
verbürgen, wenn es die Arbeiterklasse bewußt
durcharbeitet und die gesammelten Erkenntnisse in
ihrem Kampf um ihre Existenz praktisch in Anwendung
bringt. Der Kampf ist schwer, doch das Ziel ist es
wert!
Berlin 1930.
Allgemeine Arbeiter-Union (Revolutionäre
Betriebsorganisation Deutschland).
Inhaltsübersicht
I
. VOM
STAATSKOMMUNISMUS ZURÜCK ZUR ASSOZIATION VON FREIEN
UND GLEICHEN PRODUZENTEN. S.
11
Der Staatskornmunismus als neue Form der
Beherrschung. Der Produktionsapparat erhebt sich über
die Produzenten. Nationalisation und
Vergesellschaftung. Bei Marx ist die Gesellschaft hur
als Ganzes reif für die kommunistische Produktion,
wodurch die Leitung und Verwaltung der Assoziation der
freien und gleichen Produzenten zufällt. Die
gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeit, so wie
sie im „Kapital" und „Anti-Dühring" angedeutet wird.
Das Rätesystem bringt die Assoziation wieder in den
Gesichtskreis.
II.
DER FORTSCHRITT IM STELLEN DER PROBLEME,
S. 26
Die Jünger von Marx erklären die Theorie der
automatischen Entwicklung zum Kommunismus durch die
Konzentration des Kapitals. (Hilferding.) Sie kommen
dabei zu einem kommunistischen Betriebsleben, das sich
allein durch Güterproduktion, eine Produktion ohne
Recheneinheit, vollzieht. Weber und Mises zeigen die
Unmöglichkeit einer solchen Produktion auf, wodurch
eine große Verwirrung im marxistischen Lager entsteht.
Ein Teil hält fest an der Güterproduktion. Neurath,
Varga, Hilferding umgehen die Streitfrage. Kautsky,
Leichter erkennen die Notwendigkeit einer
Recheneinheit. Kautsky kehrt zum Kapitalismus zurück.
Leichter verweist auf die gesellschaftlich
durchschnittliche Arbeitsstunde als Recheneinheit. Die
russische Revolution zeigt, daß das zentrale
Verfügungsrecht über den Produktionsapparat eine neue
Form der Ausbeutung mit sich bringt, wodurch Marxismus
und Anarcho-Syndikalismus zu einer reineren
Problemstellung kommen. Was sich als freier
Kommunismus anbot, erweist sich nun als Organisation
der Produktion mit zentralem Verfügungsrecht. (Seb.
Faure.)
III.
DER REPRODUKTIONSPROZESS IM
ALLGEMEINEN, S. 35
Unter dem Kapitalismus ist die Reproduktion eine
individuelle Funktion, unter dem Kommunismus eine
gesellschaftliche. Die gesellschaftlich
durchschnittliche Arbeitsstunde als Recheneinheit. Die
moderne kapitalistische Betriebskalkulation zeigt die
Möglichkeit, für jedes Produkt die gesellschaftlich
durchschnittliche Produktionszeit zu berechnen. Die
Produktionsformel (P + R) + A ist zugleich die
Reproduktionsformel. Leichter wendet den
kapitalistischen Wertbegriff auf die Arbeitskraft an.
Sie trägt bei ihm einen Preis (in Arbeitsstunden
ausgedrückt), den er abhängig sehen -will von den
Reproduktionskosten der Arbeitskraft.
IV.
DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE
PRODUKTIONSZEIT ALS GRUNDLAGE DER PRODUKTION.
S. 44
Kautsky kann die gesellschaftlich durchschnittliche
Produktionszeit nicht berechnen, weil er diese allein
am Endprodukt durch eine ökonomische Zentrale
feststellen lassen will. Deshalb weiß er auch keinen
Rat mit dem Betriebsdurchschnitt. Die Lösung liegt in
der Tatsache, daß jede Produktionsgruppe eine Einheit
bildet, die nach der Formel (P + R) + A =
gesellschaftlich durchschnittliche Produktionszeit
arbeitet, wobei für für die besonderen Betriebe die
Abweichung von diesem Durchschnitt festgestellt wird
im Produktivitätsfaktor. Die Summe der Abweichungen
ist jederzeit gleich Null.
V. DIE GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE
PRODUKTIONSZEIT ALS GRUNDLAGE DER VERTEILUNG. S. 53
Leichter will trotz der Arbeitszeitrechnung eine
antagonistische Verteilung des Produkts. Die
Richtlinien für die Verteilung werden von
Ernährungsphysiologen gegeben. Diese bestimmen das
Existenzminimum, welches dann für ungelernte Arbeit
gilt, während die höher qualifizierte Arbeit
entsprechend besser bezahlt wird. Diese
antagonistische Verteilung des Produkts bestimmt den
organisatorischen Aufbau der Gesellschaft. Die
Verantwortlichkeit ist stets nach oben und nicht nach
unten gerichtet. Die Preise der Produkte fallen bei
Leichter keinesfalls mit der Reproduktionszeit
zusammen. Die zentrale Leitung der Gesamtproduktion
führt eine Preispolitik, wodurch die wirkliche
Reproduktionszeit der Produkte nicht mehr zum Ausdruck
kommen kann. Die gesellschaftlich durchschnittliche
Arbeitsstunde kann dadurch keine Grundlage der
Verteilung mehr sein. Im Varga'schen Staatskommunismus
ist nicht das geringste Verhältnis zwischen
Arbeitszeit und Verteilung des Produkts zu sehen. Es
ist alles persönliche Zuweisung. Die gutgemeinte
proletarische Klassenpolitik bei der Verteilung des
Produkts zeigt zugleich, wie innerlich faul das System
ist. Es zeigt deutlich, daß sich der
Produktionsapparat über die Produzenten erhebt.
VI.
Die ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE ARBEIT.
S. 62
Die allgemeinen Unkosten der Gesamtproduktion, die
soziale Fürsorge usw., scheinen ein zentrales
Verfügungsrecht über die Produktion nötig zu machen.
Der Staat verschafft sich dann die Mittel für die
allgemeinen Unkosten durch eine Preispolitik; anders
ausgedrückt, durch den Ueberschuß aus den Betrieben
oder auf dem Wege der indirekten Steuer. Leichter
versucht das Problem exakt zu fassen, d. h. diese
Unkosten in ein Verhältnis zu der direkt verbrauchten
Arbeitskraft zu bringen. Schließlich löst er die Frage
doch wieder durch die Preispolitik auf. Die
Durchführung der Kategorie der gesellschaftlich
durchschnittlichen Reproduktionszeit läßt keine
Preispolitik zu. Die Verteilung des Produkts bestimmt,
daß nicht das ganze Erzeugnis der angewandten
Arbeitskraft von den Arbeitern im Betrieb genossen
werden kann, sondern nur ein bestimmter Teil. Diesen
Teil nennen wir den Ausbezahlungsfaktor. Der Faktor
wird kleiner in demselben Maße, wie die Verteilung
vergesellschaftet wird, um sich Null zu nähern.
Betriebe, die ihr Produkt ohne ökonomisches Maß in die
individuelle Konsumdon geben, aber zu gleicher Zeit
noch Produkte abliefern, welche in die Produktion
aufgenommen werden müssen, sind gemischte Betriebe.
(Elektrizitätswerke.)
VII.
DIE KOMMUNISTISCHE VERTEILUNG
(DISTRIBUTION). S. 74
Der entscheidende Punkt ist die Durchführung des
exakten Verhältnisses vom Produzenten zum Produkt. Die
Konsumgenossenschaften als die Assoziation von freien
und gleichen Konsumenten. Die Verteilung des Produkts
erweist sich als eine öffentliche Funktion. Der
Marktmechanismus als Gradmesser der Bedürfnisse. Die
Genossenschaften als kollektiver Ausdruck der
individuellen Forderungen und Wünsche. Die Verteilung
unter den verschiedenen Verbrauchergruppen.
VIII.
PRODUKTION AUF ERWEITERTER
STUFENLEITER ODER AKKUMULATION.
S. 81
Die Akkumulation ist eine gesellschaftliche
Funktion. Die Gemeinschaft stellt auf ihren
ökonomischen Kongressen fest, um wieviel der
Produktionsapparat als Ganzes ausgebreitet werden
soll. Vor allem ist hierzu nötig zu wissen, wieviel
Arbeitskraft durch die einfache Reproduktion
aufgesogen wird. Der gesellschaftliche
Akkumulationsfonds entsteht, indem die Akkumulation in
den Faktor des individuellen Konsums aufgenommen wird.
Die Entscheidung über die Anwendung bleibt in den
Händen der Produzenten. Durch die besondere
Akkumulation, wie Eisenbahnen, Kultivierung von
Oedland usw. in den Etat für AGA. aufzunehmen, werden
Störungen in der Produktion verhütet.
IX.
DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE
BUCHHALTUNG ALS IDEELLE ZUSAMMENFASSUNG DES
WIRTSCHAFTSPROZESSES. S. 92
Wenn Produktion, Reproduktion zu organischer
Einheit geworden sind, sind Markt, Geld, Preis
zerstört. Doch ist für planmäßige Produktion eine
Recheneinheit notwendig; die gesellschaftlich
durchschnittliche Arbeitsstunde erscheint als
natürliche Grundlage der Produktionsberechnung.
Dadurch fließt der Strom der Produkte nach dem Maßstab
der gesellschaftlich durchschnittlichen
Produktionszeit der besonderen Güter. Die allgemein
gesellschaftliche Buchhaltung registriert diesen
Strom, wodurch sie zugleich alle Unterlagen bekommt,
um den Faktor individueller Konsum zu berechnen.
X.
DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE
BUCHHALTUNG ALS KONTROLLE DES WIRTSCHAFTSPROZESSES, S.
97
Die persönliche Kontrolle im Staatskommunismus.
Technische und Buchhaltungskontrolle. In einer
Produktion, worin der Strom der Produkte nach der
gesellschaftlich durchschnittlichen Produktionszeit
fließt, wird die Produktion durch die Reproduktion
kontrolliert. Es ist keine persönliche, sondern eine
sachliche Kontrolle. Die Feststellung der
gesellschaftlich durchschnittlichen Produktionszeit.
Die Kontrolle hierauf durch die Registration des
Stroms der Produkte.
XI.
DIE GESELLSCHAFTLICHE KONTROLLE DER AGA
ODER ÖFFENTLICHEN BETRIEBE.
S. 106
Die automatische Kontrolle ist nicht so vielseitig
als bei den produktiven Betrieben. Sie verläuft nur in
einer Richtung. Andere Kontrollmittel in
vergleichender Untersuchung. Die Kontrolle auf die
Verteilung und das Arbeitsgeld.
XII. DIE GESELLSCHAFTLICH NOTWENDIGE ARBEIT UND DIE
GESELLSCHAFTLICH DURCHSCHNITTLICHE REPRODUKTIONSZEIT.
S. 109
Man hat versucht in die Kategorie der
gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ein
rechnerisches Element zu legen. Dieses zeigt sich
praktisch unmöglich. Die Berechnung der
gesellschaftlich durchschnittlichen Reproduktionszeit
führt zu gleicher Zeit zu der Reproduktion der
gesellschaftlich notwendigen Arbeit. So wie der Wert
der Mittelpunkt der Warenproduktion ist, so ist die
gesellschaftlich durchschnittliche Reproduktionszeit
der Mittelpunkt der kommunistischen Oekonomie.
XIII.
DIE ÖKONOMISCHE DIKTATUR DES
PROLETARIATS UND DIE ALLGEMEIN GESELLSCHAFTLICHE
BUCHHALTUNG. S. 113
Das Proletariat schreibt sehr undemokratisch die
neuen Regeln der Produktion vor. Es übt eine
ökonomische Diktatur aus. Die allgemein
gesellschaftliche Buchhaltung zeigt sich als eine
wesentliche Stütze bei der Organisation des
Kleinbetriebs, welcher selbständig die Produktion
leitet und verwaltet. Die Diktatur hebt sich selbst
auf.
XIV.
DIE AGRARFRAGE UND DIE BAUERN.
S. 115
Die Entwicklung zu der Warenproduktion. In der
geschlossenen Hauswirtschaft tritt der Bauer nicht in
erster Linie als Warenproduzent auf, da er nur seinen
Ueberschuß auf den Markt bringt. Das steigende
Bedürfnis an Geld führt zur Steigerung der
Produktivität. Ursachen der Irrungen der Oeku-nomen in
der agrarischen Entwicklung. Durch die Warenproduktion
verliert der Bauer seine Unabhängigkeit.
XV.
DIE BAUERN UND DIE REVOLUTION.
S. 120
Ein schwaches landwirtschaftliches Proletariat,
übermässige Klassengegensätze. Die Abhängigkeit der
Bauern und des Proletariats ist gleich groß.
XVI.
DIE AGRARISCHE REVOLUTION IN RUSSLAND
UND UNGARN. S. 122
Die Parole: „Das Land den Bauern" wußte so
gewaltige Energien zu entfesseln, weil hier die
Wünsche der Bauern, selbst als Warenproduzent
aufzutreten, Befriedigung fanden. Die russische
Bauernwirtschaft fängt jetzt mit der Entwicklung an,
welche die westeuropäische schon durchgemacht hat. In
Ungarn kam die Bauernrevolution nicht zur Entwicklung.
Der Großgrundbesitz wurde unter zentrale
Staatsverwaltung gestellt. Weder Rußland noch Ungarn
können uns etwas über kommunistische Leitung und
Verwaltung in der Agrarwirt-schaft lehren.
XVII.
DAS LANDWIRTSCHAFTLICHE PROLETARIAT
UND DIE KLEIN- UND MITTELBAUERN IN DER DEUTSCHEN
REVOLUTION. S. 125 Die
Klein- und Mittelbauern waren kein wesentlicher Faktor
in der deutschen Revolution. Das Agrarproletariat der
großen Güter zeigte keine Neigung, das Land
aufzuteilen, Wie die Ideologie von der Technik
bestimmt wird. Das Halbproletariat spielte eine stark
stimulierende Rolle in der Revolution.
XVIII.
DIE BAUERN UNTER DER PROLETARISCHEN
DIKTATUR. S. 130
Die Bauern werden durch Propaganda und ökonomischen
Zwang zur Selbstorganisation gebracht, um das
Rätesysten auf dem Lande durchzuführen. Die Berechnung
der Reproduktionszeit der Produkte.
XIX.
SCHLUSSWORT.
S. 133
Wir übernahmen die Texte aus einem 1970 erstellten
Reprint. / OCR-Scan red. trend