trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Überlegungen zur Massenarmut, Kinderarbeit und Sklavenarbeit in Kosova

von Max Brym

07-2013

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Jeden Tag versammeln sie sich am gleichen Ort, zu dem gleichen Zweck in Prishtina. . Sie versammeln sich am Rande der Straße auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik “Fabrika e Tabetave” in Prishtinë . Sie warten auf Käufer ihrer Arbeitskraft für diesen Tag.

Die Zeitung zeri.info schreibt: „Selbst bei hohen Temperaturen, bei denen der Schweiß aus den Gesichtern spritzt warten Sie in der Nähe der Straße in der Hoffnung, dass es am Ende des Tages etwas zu Hause zu essen gibt.“ Hasan Milazim aus Fushë Kosova hofft für sich und seine 9 Familienmitglieder, dass er ein bis zweimal die Woche Arbeit findet. Die gepressten Sklavenarbeiter verdienen maximal 10 bis 15 Euro pro Tag. Die Käufer der Arbeitskraft sind meist private Baufirmen. Oft wird der verbal ausgehandelte Tageslohn nicht bezahlt. Der Sklavenarbeiter kann dagegen keinerlei rechtliche Schritte unternehmen. Es gibt zwar Arbeitsämter aber diese haben keine Jobangebote. Oft werden Menschen auf Empfehlung des Amtes auf den Sklavenmarkt geschickt. Dazu gibt es die zynische Aufmunterung: „ Versuchen Sie ihr Glück“. Die Menschen in Kosova kennen keine Arbeitslosenunterstützung. Viele rechtlose Sklavenarbeiter bekamen noch nie ein Jobangebot durch die Behörde. Die Leute stehen auf Strassen und Plätzen und tragen dort ihre Haut zu Markte. In Kosova leben laut Weltbank 18% der Menschen in extremer Armut von weniger als einem Euro pro Tag. Knapp 36% leben in Armut mit weniger als 2 Euro am Tag. Für die Familien betteln unzählige Kinder und die Väter bieten sich als Ware an den Straßenecken an. In den Schulen wird oft keinerlei Statistik geführt wie viele Kinder eigentlich am Schulunterricht teilnehmen. Der Analphabetismus nimmt zu in Kosova. Viele Kinder sind unterernährt und holen sich verschiedene Krankheiten nachdem sie Container und Müllhalden absuchten. Der Arzt Sali Ahmeti, Spezialist für Infektionskranleiten an der öffentlichen Klinik bestätigte die dramatische Zunahme von Infektionskrankheiten bei armen Kindern gegenüber der Presse. Beamte des Ministeriums für Arbeit und Soziales können keinerlei Zahlen nennen wie viele Kinder auf der Straße leben, arbeiten und krank werden. Dennoch meinte Herr Behgjet Gaxhiqi, Berater des Ministeriums, „ dass sie ihre Anstrengungen intensivieren würden, um die Kinder von der Straße zu holen“. Von diesen Anstrengungen haben allerdings die Betroffenen noch nichts mitbekommen. Es gibt nur ein minimales Sozialprogramm der Regierung. Andererseits baut das Konsortium Bechtel Enka für eine Milliarde Euro eine Autobahn durch Kosova. In einer Parlamentssitzung rechnete der Angeordnete von VV Rexhep Selimi ( Bewegung für Selbstbestimmung ) vor: „ Kosova leistet sich die teuerste Autobahn pro Streckenkilometer in ganz Europa“.

Verantwortlich ist das System und die Regierung

In Kosova wird gegenwärtig alles zum Schleuderpreis privatisiert was nicht niet und nagelfest ist. Die Gewerkschaften rechneten aus, dass durch den Privatisierungsprozess 76.000 Arbeiter ihre Arbeitsplätze verloren. Das komplette System unter EU Aufsicht ist darauf angelegt, Kosovas Reichtümer der maximalen Kapitalverwertung zu unterwerfen. Dabei sind nur Rohstoffe gefragt aber nicht deren Verarbeitung. Gefragt ist das kapitalistische Monopol welches durch den Verkauf der Stromverteilung und der Post und Telekommunikation entstand. Zusätzlich ist Kosova der Status eines Transitlandes für den Warenverkehr aus einigen Ländern Ost und Südosteuropas zugedacht. Deshalb nennt Albin Kurti die Regierung Thaci, oft ironisch eine „ Regierung des Asphalts“. Oder anders herum, das Volk ist auf der Straße. Jetzt soll der Gigant Trepca in Teilen privatisiert werden. Trepca wurde die letzten Jahre durch eingeschränkte Produktion entwertet. Im Jahr 2009 rechnete der ehemalige Energieminister Ceku aus: „Trepca hätte nur 200 Millionen Euro Anschubfinanzierung benötigt um 200 Millionen Euro pro Jahr zu erwirtschaften. Wir haben seit 1999 rund 1. Milliarde Euro verloren. „ Dieser Verlust wurde bewusst einkalkuliert um den Rohstoffreichtum Trepcas in Form von Chrom, Nickel Kupfer Blei Gold und Silber billig anbieten zu können. Das Volk kann und soll neben diesen Reichtümern verarmen. Das ist die Agenda des neoliberalen Kolonialismus in Kosova. Wer die Lage der Menschen zum besseren verändern will muss mit dem kapitalistischen Profit und dem Kolonialismus brechen. Kosovar benötigt soziales Eigentum an seinen Reichtümern. Kosova benötigt dringlich ein umfassendes soziales Programm und ein Bildungsprogramm. Wer hingegen die Reichtümer Kosovas dem privaten Profit unterwirft, stellt sich gegen die Interessen der großen Mehrheit der Bevölkerung. Kosova ist ein abhängiges koloniales Experiment zur Profitmaximierung. Kosova selbst ist tief im sozialen Gegensatz gespalten. Es ist nötig Widerstand auf allen Ebenen auf der Basis der Klassensolidarität zu entwickeln. Nur ein anderes System, nur eine Revolution bietet eine Perspektive.