Über drei Positionen zur Frage der neuen Mittelschichten

von Öffentlicher Dienst-Kollektiv

07-2014

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"Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in zwei große Lager, in zwei große, ein­ander direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat.«
(MEW Bd.4, S. 463)

Diese klassische Formulierung des Kommunistischen Manifestes galt den Marxisten-Leninisten in Westdeutschland mehr als Glaubensatz, denn als eine Hypothese, die an­hand der realen Verhältnisse überprüft werden muß. Angesichts der Tatsache, daß die eigentliche Arbeiterbevölkerung, sowohl im juristischen als auch im Sinne der Herstel­lung von materiellen Werten in den imperialistischen Ländern zurückgeht, sind die Ver­suche der Marxisten-Leninisten, Erklärungen dafür zu finden, ziemlich spärlich. In den meisten Organisationen wurde diese Frage schlicht verdrängt. Lediglich Anfang der 70er Jahre fand in Teilen der westdeutschen Linken, u.a. auch in Teilen der ml-Bewegung eine Debatte über die Bedeutung und politökonomische Einordnung der Mittelschichten statt, die aber für die Marxissten-Leninisten theoretisch wie praktisch folgenlos blieb. Gemeint ist die Auseinandersetzung zwischen dem Neuen Roten Fo­rum, der Zeitschrift »Problem des Klassenkampfs« und dem Projekt Klassenanalyse. Kennzeichnend für diese Debatte war, daß sie sich in einem theoretisch-abstrakten Raum bewegte. Ohne systematische wissenschaftliche Bezugspunkte zu heutigen Wirk­lichkeit herzustellen wurde durch Übertragung des Marxschen Analyse der Gestalt der gesellschaftlichen Klassen seiner Zeit versucht, die heutigen Klassenverhältnisse zu cha­rakterisieren, wobei der Streit über falsch und richtig zwangsläufig auf eine akademi­sche Debatte um die Auslegung polit-ökonomischer Kategorien hinauslief. Eine Unter­suchung der tatsächlichen Verhältnisse und Veränderungen, besonders im Produnk-tionsprozeß, blieb weitgehend ausgespart. Dort wo sie geschah, ergaben sich sogleich Ansatzpunkte für eine weiterreichende Analyse der Klassengesellschaft auf der Höhe unserer Zeit, die aber nicht weiter verfolgt worden sind. (z.B. in Armanskis »Staatsdiener im Klassenkampf«)

Dieser Ansatz wird in dem Buch von H.Braverman »Die Arbeit im modernen Produk­tionsprozeß«, unabhängig von den oben genannten Gruppierungen, für die amerikani­schen Verhältnisse bis zu Beginn der 70er Jahre entwickelt und ausgeführt. Wir halten diese Schrift für so wichtig, daß wir später ausführlich darauf eingehen wollen, zumal sie in der westdeutschen Linken bisher kaum bekannt ist.

Doch beginnen wir mit einer kurzen Darstellung der Positionen von Schmierer im damaligen Neuen Roten Forum.


1. Schmierers Position: Die »neuen Mittelklassen«

Schmierer entwickelt die Bestimmung der »neuen Mittelklassen« vornehmlich in der Auseinandersetzung mit den klassenanalytischen Bestimmungen der modernen Revi­sionisten, mit Auffassungen des damaligen SDS (Hans-Jürgen Krahl), dem PKA u.a.. Diese Bestimmung wird in der direkten Abgrenzung zum Proletariat durchgeführt, un­ter der Anwendung des Kriteriums »unproduktive« bzw. »produktive« Arbeit. Im Gegensatz zu den modernen Revisionisten, bei denen die Bestimmung auf den Charakter der Arbeit - also Lohnarbeit - reduziert wird, wodurch das Proletariat zu einem »amorphen« Sammelsurium verschiedener gesellschatflicher Gruppen ausgeweitet wird, die keinen von ihrer Stellung zu den Produktionsmitteln abzuleitenden qualitati­ven Unterschied zu der übrigen Bevölkerung aufweisen, entwickelt Schmierer den »wis­senschaftlichen« Begriff des Proletariats.

Schmierer zeigt auch auf, daß die Kriterien »produktive« bzw. »unproduktive» Arbeit einen notwendigen Bestandteil bilden für die marxistische Klassenanalyse; sie sind not­wendig zur eindeutigen Bestimmung der Klassenlage des Proletariats und sie bilden da­mit gleichzeitig die Grundlage für die Herausbildung von Klassenbewußtsein. Damit tritt er »Bestimmungen« entgegen, die entweder gar nicht nach der objektiven Klassen­lage fragen bzw. hier alleinig die Bestimmung »Lohnarbeit« gebrauchen (wodurch der ökonomische Begriff des Proletariats völlig entleert wird) und diese Kriterien - produk­tive und unproduktive Arbeit - erst als relevant für die Bestimmung des Klassenbe­wußtseins, des subjektiven Faktors, zu erklären (siehe Huisken, Altvater, Hübner). Das Proletariat wird verkürzt wie folgt definiert:

  • Lohnarbeiter zu sein (diesen Charakter der Arbeit - die Lohnarbeit - haben produkti­ve und unproduktive Arbeiter gemein; die »Lohnform wird in der Epoche der Bourge­oisie absolut«). Der Lohn wird durch die Reproduktionskosten der Ware Arbeitskraft.
  • Produktive Arbeit zu leisten, d.h. die Arbeit schafft »mehr-Wert« als zu ihrer Repro­duktion notwendig (hierin liegt der eigentliche Sinn und Zweck des Austausches zwi­schen Kapital und Arbeit)

Damit schafft sie, die »Lohnarbeit im wissenschaftlichen Sinn« (wobei beide genannte Elemente eingeschlossen sind) ständig ihren Gegenpart, das Kapital. Aus diesem ökonomischen Verhältnis bestimmt sich das Proletariat (als Träger der mo­dernen Produktionsweise) als einzig revolutionäre Klasse.

Schmierer versucht dann weiter, die revolutionäre Rolle des Proletariats über die ge­nannten abstrakten ökonomischen Kategorien hinaus zu begründen, wobei seine weite­ren Erklärungen auf einer sehr allgemeinen Ebene bleiben.

»Aber der ökonomische Begriff des Proletariats als im kapitalistischen Produktionsprozeß direkt mehrwertproduzierende Klasse ist nicht ausreichend, um zu zeigen wie in der Entfal­tung des Gegensatzes von Lohnarbeit und Kapital, das Proletariat sich zur umwälzenden Kraft entwickelt und tatsächlich zum Totengräber der bürgerlichen Gesellschaft wird. Das Proletariat als revolutionäre Klasse ist nicht die Summe der produktiven Arbeit, sondern das inder großen Industrie durch den kapitalistischen Produktionsprozeß zusammengeschweißte und organisierte Industrieproletariat, das in seinen Kämpfen nicht nur die Notwendigkeit des Sturzes der Kapitalistenklasse erkennt, sondern auch die Fähigkeit erwirbt, die Diktatur des Proletariats zu errichten und den Aufbau des Sozialismus in Anfriff zu nehmen.« (Schmierer, Keine Zugeständnisse an den Revisionsismus in der Klassenanalyse, NRF 6/72)

Wie das Proletariat in der Produktion der großen Industrie organisiert ist, und wie sich diese Organisationsform von der im unproduktiven Bereich unterscheidet, wird dann aber nicht weiter untersucht. Wir wollen darauf noch später eingehen. Die »neue Mittelklasse« wird definiert:

  • ebenso wie die produktiven Arbeiter Lohnarbeiter zu sein (ebenfalls bestimmt sich der Lohn weitgehend nach den Reproduktionskosten).
  • die »neue Mittelklasse« ist im Gegenstz zum Proletariat nicht formell und reell dem Kapital subsumiert, d.h. sie tauscht ihre Arbeit aus gegen Revenue. Damit werden die Angehörigen der »neuen Mittelklasse« zu unproduktiven Arbeitern.

»Wenn sich Arbeit oder Dienst gegen Revenue austauscht und dabei die Bezahlung der Arbeit oder des Dienstes analog zum Austausch von Kapital und Arbeit, und zum 'eigentlichen Arbeitslohn' (Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, S.380) vollzogen wird, d.h. daß sich die Bezahlung der Arbeit oder des Dienstes letztlich nach dem Wert der Arbeitskraft richtet, so ist das dem Inhalt des Austausches von Arbeit und Revenue äußerlich. Nicht daß Arbeitskraft gekauft wird, um nicht nur ihren Wert zu reproduzieren, sondern darüber hinaus einen Mehrwert zu erzeugen ist Sinn und Zweck diese Austausches, sondern der unmit-
telbare Konsum einer konkreten Arbeit oder eines konkreten Dienstes. Im Austausch zwischen Kapital und Arbeit dagegen ist der Inhalt des Tausches nicht der unmittelbare Konsum einer bestimmten Arbeit oder eines bestimmten Dienstes, vielmehr figuriert von vornherein das Arbeitsvermögen nur als Ware, weil die Arbeit, die es leisten kann und sich zu leisten verpflichtet, größer ist als die Arbeit, die zur Reproduktion seines Arbeitsvermögen er heischt ist und sich daher in einem größeren Wert darstellt als der Wert des Arbeitsvermö gens. (Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, S.373)« (Schmierer, Die neuen Mittelklassen und das Proletariat NRF 4/71, S.49)

Die »alte« bzw. traditionelle Mittleklasse (Kleinbürgertum) kann nicht durch die Kate­gorien der produktiven und unproduktiven Arbeit erfaßt werden, weil es seine Arbeit bzw. Arbeitskraft nicht gegen Lohn tauscht, sondern auf »eigene Rechnung« materielle Waren oder Dienste produziert, somit außerhalb des Kapitalverhältnisses steht. Das klasssische Kleinbürgertum besitzt seine eigenen Produktionsmittel (Bauern, Handwerker), mit denen es Waren für den Markt herstellt. Diese eigenständige Arbeit nimmt aber im Laufe des Siegeszuges des Kapitalismus immer mehr ab, ihre Träger ver­lieren ihre selbständige Existenz und werden schließlich auch zu Lohnarbeitern. Zurück zu Schmierer:

Aus dieser Bestimmung ergibt sich auch die Möglichkeit eines Bündnisses zwischen Proletariat und »neuer Mittelklasse« unter Führung des Proletariats als einzig revolu­tionäre Klasse. Für beide gesellschaftliche Gruppen gilt, daß sich die Bezahlung der Ware Arbeitskraft nach den Produktions- bzw. Reproduktionskosten richtet. Damit stehen beide im ständigen Kampf um die Verteidigung des Wertes dieser Arbeitskraft (zumal kommt es bei weiten Teilen der »neuen Mittelklasse« zu einer Annäherung an die Lebens- und Arbeitsbedingungen des Proletariats).

In Zeiten einer kapitalistischen Krise, wo das Bestreben der Bourgeoisie offenkundig wird, sowohl die unproduktive Arbeit zu beschränken, als auch einen Angriff auf den Lohn dieser Klasse zu führen, ergibt sich die Möglichkeit für die neue Mittelklasse, den Staat als auch das Kapital als seinen Gegner zu erfassen. Andererseits muß jedoch auch einschränkend bemerkt werden, daß die unproduktive Arbeit alleinig aus Gründen ih­res Gebrauchswertes gebraucht wird. Diese Tatsache sichert der neuen Mittelklasse eine vergleichsweise sichere Existenz zu, sie verfügt über ein relativ festgefügtes Berufsbild. Dieses macht sie nicht nur skeptisch gegenüber dem Ziel der Arbeiterklasse, den Sozia­lismus, wo sich die Inhalte als auch Bedingungen ihrer Arbeit radikal ändern werden, sondern sie werden auch, nicht zuletzt durch ihre Ausbildung, relativ empfänglich für alle reformistischen Ideologien. Diese können durchbrochen werden, indem einerseits sich die Bedingungen dieser Beschäftigten objektiv verschlechtert, als auch über das »Klientel« der Charakter des bürgerlichen Staates offenkundig wird. Alleine schon die­se aufgezeigtenBedingungen zeigen, daß 1. das Bündnis zwischen Proletariat und neuer Mittelklasse nur auf Teile dieser Klasse beschränkt sein wird (d.h. welcher sozialen Schicht sie in dieser Klasse angehören bzw. in welchem Verhältnis sie zum Proletariat und zur Bourgeoisie stehen) und 2., daß es darauf ankommen wird, auf den Grad der Bewußtheit des Proletariats über ihre Stellung im Kapitalismus und den sich hieraus entwickelnden Aufgaben, um diese Teile der neuen Mittelklasse auf ihre Seite zu zie­hen, sie für ihre Kampfziele zu gewinnen.

Soweit die Positionen von Schmierer im NRF zur »Neuen Mittelklasse«. Diese zuletzt genannten (quantitativen und qualitativen) Einschränkungen bei der Konzeption eines Bündnisses zwischen Proletariat und neuer Mittelklasse machen indirekt auf mehrere strittige Fragen aufmerksam:

1) Kann bei der neuen Mittelklasse wirklich von einer Klasse gesprochen werden, d.h. reicht das Kriterium »unproduktive« Lohnarbeit hierfür aus, oder setzt sich die Mittel­klasse nicht aus so unterschiedlichen Gruppen zusammen, daß hier von Mittelschichten gesprochen werden muß?

Hier wird interessant sein, die Bedingungen des Arbeitsprozesses zu untersuchen, dem sowohl produktive wie unproduktive Arbeiter unterworfen sind. Global kann davon ausgegangen werden, daß die Dequalifizierung der unproduktiven Arbeit voranschrei­tet und eine Angleichung an die Arbeitsformen (was die Lohnform - z.B. Akkord -und die Kontrolle der Arbeit einschließt) stattfindet. Was bedeutet dies für die Bündisfrage, welche Schichten der unproduktiven Arbeiter sind diesen Veränderungen unterworfen, welche nicht?

2)Verwischt diese Kategorie, wenn sie als wesentlich bzw. alleinig zur Bestimmung her­angezogen wird nicht bestehende Klassengrenzen und trifft von daher falsche Zurod-nungen? Sind hiermit nicht automatisch Bestimmungen, wie sie das Projekt Klassena­nalyse PKA trifft (z.B. Bischoff: »Die Klassenstruktur der BRD« ), vorprogrammiert, wenn zur Mittelklasse obere Funktionsträger des Staatsapparates, die einerseits repres­sive Funktionen gegenüber ihren Untergegebenen und zusätzlich noch Funktionen der staatlichen Repression gegenüber dem Volk ausüben, hinzuzählt?

2. Die Position von Bischoff (PKA)

In der genannten Schrift geht Bischoff auf die klassenmäßige Stellung der neuen Mittel­klassen ein. Diese Teile der Bevölkerung rekrutieren sich hauptsächlich aus den Staats­beschäftigten, hinzu kommen noch die Beschäftigten der Sozialversicherung, der Ge­werkschaften, der Kirchen und derVerbände. Nicht in dieser Kategorie fallen bei Bi-schoff.im Unterschied zu Schmierer, die Angestellten der Zirkulationssphäre, die Bi­schoff zur Lohnarbeiterklasse = Lohnarbeiter des Kapitals zählt. Die Unterscheidung von produktiven und unproduktiven Arbeitern wird auch bei ihm vorgenommen, geschieht jedoch eher im Sinne einer inneren Differenzierung des Proletariats denn als Grenzlinie zwischen Proletariat und nicht-proletarischen KLassen. Doch zurück zu den Mittelklassen nach Definition des PKA. Hier werden zwei Kriterien angegeben.

A) Zu den Mittelklassen gehören solche Personen, die in irgendeiner Form abgeleitetes Einkommen (d.h. Werte, die von anderen in der materiellen Produktion geschaffen worden sind) beziehen.

»Außer den nichtkapitalistischen Warenproduzenten existiert eine heute viel beachtlichere Gruppierung der Mittelklassen, die durch die kapitalistische Entwicklung nicht aufgelöst wird, sondern umgekehrt auf ihr gedeiht, allerdings nur indirekt, indem die unter diese Kate­gorie fallenden Individuen aus dem Einkommen der anderen Klassen, Bourgeoisie und Pro­letariat bezahlt werden, d.h. abgeleitete Einkommen beziehen.« (Bischoff, Die Klassen­struktur der BRD, S.93)

B) Da diese Personengruppe hauptsächlich aus Staatsbeschäftigten besteht, wird eine Differenzierung hinsichtlich des jeweiligen Tätigkeitsbereiches und seiner Bedeutung für den Reproduktionsprozeß des Kapitals gemacht.

»Durch diese reichlich zerklüftete Landschaft der Organe und Dienststellen zieht sich eine wesentliche, aus den beiden unterschiedlichen Arten der Staatsaufgaben hervorgerufene in­nere Differenzierung der Staatsbeschäftigten: Die einen nehmen Funktionen wahr, die der kapitalistischen Form der Produktion entspringen (Bereich A), die anderen verrichten Auf­gaben, die dem gesellschaftlichen Charakter dieser Form entspringen (Bereich C). Da jedoch die theoretische klare Trennungslinie in der realen Bewegung verwischt und bei vielen Auf­gaben das eine mit dem anderen untrennbar verknüpft ist, ist es notwendig, einen entspre­chenden Übergangsbereich (B) einzugrenzen.« (Bischoff, a.a.O.,S. 103)

In den ersten Bereich gehören z.B. die allgemeine Bürokratie, materielle Unter­drückung (Polizei, Armee), in den Übergangsbereich gehören: z.B. kulturelle Einrich­tungen, Jugendpflege, Kirchen , Gesundheitseinrichtungen; zu dem letzten Bereich sol­len gehören: kommunale Gemeinschaftsdienste, Wirtschaftsunternehmen (incl. Post und Bahn).

Es läßt sich über die Richtigkeit dieser Einteilung streiten (was hier nicht geschehen soll). In Bezug auf die Staatsbeschäftigten und ihre Nähe oder Ferne zum Proletariat hilft eine solche Einteilung erstmal nicht viel weiter.

Die Überlegung, daß z.B. ein Steuerbeamter des einfachen Dienstes als Beschäftigter der Kategorie A (allg. Bürokratie = Arbeit, die der kapitalistischen Form der Produk­tion entspringt) ökonomisch dem Proletariat ferner steht als der Amtsleiter z.B. eines Liegenschaftsamtes oder einer Baubehörde (Kategorie C = Arbeit, die dem gesell­schaftlichen Charakter der Produktion entspringt), nur weil der kleine Steuerbeamter (zufällig) eine Tätigkeit ausübt, die im Sozialismus überflüssig gemacht wird, ist offen­sichtlicher Unsinn. Andere Tätigkeitsmerkmale, die von der Stellung in der Amtshiera-chie geprägt werden, etwa Selbständigkeit der Arbeit bzw. Festgelegtheit auf bestimmte Arbeitsabläufe, Monotonie der Tätigkeit, Arbeitskontrolle unterworfen oder Kontroll­tätigkeit über die Arbeit und die Arbeitskraft anderer werden beim PKA nicht berück­sichtigt.

So bleibt die Klassenananlyse des PKA an diesem Punkt unverbindlich und kann keine politische Handlungshilfe für die Bündnispolitik der Arbeiterklasse liefern.

Völlig absurd wird die Kategorienbildung (Bezahlung aus Revenue), wenn sie wie beim PKA auch auf Rentner, Arbeitslose und Sozialempfänger ausgedehnt wird (als passsive Staatsagenten). Diese Gruppen beziehen zwar abgeleitete Einkommen (hier muß der ganze Staatsbegriff des PKA mit einbezogen werden); bei den Rentnern handelt es sich hieraber um während der Berufstätigkeit einbehaltene Anteile des Lohnes, die dann zur Auszahlung kommen. Mit dieser Kategorie kann z.B. nicht die Kategorie dieser Gruppe in der Gesellschaft ausgedrückt werden: Vielmehr muß die frühere Stellung im Berufs­leben mit berücksichtigt werden, die dann auch im Rentenalter, was die Lebensbedin­gungen, als auch das Bewußtsein, betrifft, prägend wirkt.

C) Problematisch wird diese Kategorie auch, da mit ihr nicht aufgezeigt werden kann, daß auch im staatlichen Bereich produktive Arbeit geleistet wird, obwohl sich diese Ar­beit rein äußerlich gegen Revenue austauscht, also nach der obigen Bestimmung unpro­duktive Arbeit ist. Hier sind z.B. Bereiche wie Bahn und Post, Energieversorgung zu sehen, wo zweifelsohne die Arbeit dem kapitalistischen Standard angepaßt ist. Hier ist zu fragen, ob in diesen Bereichen nicht Mehrwert erzeugt wird, dieser Mehrwert jedoch nicht direkt angeeignet wird, sondern im Verkauf der hergestellten Ware dieser Mehr­wert wieder auf die einzelnen Kapitalisten zur Verbesserung ihrer Verwertungsbedigun-gen verteilt wird.

Anschauungsmaterial dafür liefert G.Armanski in seiner Schrift »Staaatsdiener im Klassenkampf«. Bei der Untersuchung der Personal-und Arbeitstruktur der Bundes­post, die ein Bestandteil des Buches ist, kommt er zu dem Ergebnis, daß sowohl das Postmanagement sich den Führungsmethoden des industriellen Kapitals annähert als auch die Arbeitsbedingungen der »einfachen Postangestellten und -beamten sich denen in der Industrie nähern, so daß die Grenzen in der Tätigkeit der einzelnen Beschäftigten verwischen und als Unterschied bleibt, daß die einen produktiv mehrwertschaffend und die anderen unproduktiv (aus abgeleitetem Einkommen bezahlt) sind. Deutlich wird an Armanskis Untersuchungen, daß der staatliche Bereich kein autono­mer Sektor ist, sondern daß die Prinzipien kapitalistischer Wirtschaftsführung, zumin­dest in wichtigen Teilbereichen (Tranport-und Kommunikationsindustrie), hier eben­falls gelten, auch wenn im streng ökonomischen Sinne kein Mehrwert erzeugt wird. Ar-manski faßt dies so zusammen:

»Die Darstellung des Zusammenhangs zwischen Staatssektor und privatwirtschaftlicher Produktion durch Waren- und Geldaustausch hat gezeigt, daß der Staatssektor zwar seine Produktion an anderen Zielen ausrichtet, anders finanziert und nicht der Profitmaximie-rung unterliegt, aber dennoch nicht als autonomer Bereich betrachtet werden kann. Aus der »Nähe« zur privatwirtschaflichen Produktion folgt nicht nur eine verwischte Trennung zwi­schen diesen beiden Sektoren, sondern auch ein Hineinwirken der Formen der Steigerung der Produktivität der Arbeit in die staatliche Produktionsorganisation. Die Abnehmer -zum Beispiel von Postdiensten fordern - die Produktionsstruktur der Privatwirtschaft vor Augen -, daß der Arbeitsprozeß bei der DBP zumindest auf der gleichen Produktivitätsstufe wie ihr eigener steht. Die gesellschaftlich durchgesetzte Produktionsform wirkt auf die Herstellung des gesellschaftlich erreichten technologischen Niveaus auch im Bereich der DBP. Dieser Einfluß der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse bezieht sich aber nicht nur auf eine 'neutrale' Technologie und Arbeitsorganisation, sondern auch auf ihre spezifischen Mecha­nismen der Steigerung der Produktion (des relativen Mehrwerts).« (Armanski, Staatsdiener im Klassenkampf, S. 77)

Soweit zunächst einmal die Darstellung der in Westdeutschland Anfang der 70er Jahre entwickelten Positionen zu den neuen Schichten der Erwerbsbevölkerung zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Gemeinsam ist diesen Anschauungen, das sei am Rande vermerkt, daß sie sich alle mehr oder weniger ausgesprochen gegen die Lohnarbeitert­heorien revisionistischer coleur wenden und ein differenzierteres Modell der Klassen­struktur vertreten.

Wie bereits am Anfang erwähnt, blieb die Debatte für die westdeutsche ML-Bewegung in den folgenden Jahren praktisch konsequenzlos. Die verschiedenen Gruppen blieben auf dem oberflächlichen oder falschen Standard ihrer jeweiligen programmatischen Schriften stehen, erklärten die Klassenanalyse für erledigt (wie z.B. der KBW) oder kündigten immer neue Untersuchungsprojekte an (wie z.B. die »KPD«) ohne sie jemals anzugehen. So müssen wir als Ansatzpunkt für die Verbindung von empirischer Unter­suchung und marxistisch-leninistischer Threorie auf die Arbeit von H. Braverman zu­rückgreifen, die im folgenden ausführlich dargestellt werden soll.

3. Bravermans Position

Bravermans Standpunkt bei der Herangehensweise an die Klassenanalyse besteht in der Grundthese, »daß Klassen, Klassenstruktur und Gesellschaftstruktur als Ganze keine festen Einheiten, sondern vielmehr in Bewegung befindliche Prozesse sind, reich an Veränderungen, Übergängen und Abweichungen, und daß sie nicht in Formeln einge­schlossen werden können, so analytisch richtig solche Formeln auch sein mögen.«(H. Braverman, Die Arbeit im modernen Produktionsprozeß, S. 310) Bezüglich des Verhältnisses von Arbeiterklasse-Mittelschichten kommt er zu dem Schluß, daß die Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit »im modernen Großunternehmen undfür die Masse an Arbeit, die es beschäftigt... ihre ge­sellschaftliche Kraft als Trennunglinie zwischen Proletariat und Mittelklasse verloren (hat): Diese Linie läßt sich nicht mehr so ziehen, daß sie in etwa der Aufteilung zwi­schen produktiven und unproduktiven Arbeitern entspricht, sie muß vielmehr anders­wo in der Gesellschaftsstruktur gezogen werden.« (Braverman, a.a.O., S. 317) Im Unterschied zu Schmierer, - wie er auch selbst eingesteht - keine konkrete Analyse der »neuen Mittelklassen« leistet, sondern die Debatte größtenteils auf der Ebene von Kategorien führt, geht Braverman analytisch und historisch an die Fragestellung her­an. Das Problem dabei besteht einerseits darin, daß sich Bravermans Analysen auf die konkreten Klassenverhältnisse der USA beziehen und andererseits bis heute keine gleichwertigen Untersuchungen über die BRD vorhanden sind. Bravermans Thesen können bei der Untersuchung der Klassenverhältnisse hier dennoch als Arbeitshypothesen dienen.

3.1 Die Ausdehnung der Arbeiterklasse

»Der scheinbare Trend in Richtung auf eine große nichtproletarische 'Mittelklasse' hat der Schaffung eines umfangreichen Proletariats in einer neuen Form Platz gemacht. In ihren Be­schäftigungsbedingungen hat diese Angestelltenbevölkerung alle frühere Überlegenheit über die Industriearbieter verloren, und sie ist in punkto Entlohnung nahezu bis auf den Tief­punkt gesunken.« (Braverman, a.a.O., S.272)

Braverman führt hierzu aus, daß diese neue Angestelltengruppe sich von der alten »dünnen und priviligierten Angestelltenschicht« (Braverman, a.a.O., S. 227) in vieler­lei Hinsicht unterscheidet:

  • erheblich zahlenmäßige Zunahme seit Anfang des 20. Jahrhunderts
  • ständig zunehmender Frauenanteil (in den USA 1970 -3/4)
  • niedrige Gehälter (größtenteils niedriger als die Löhne der Industriearbeiter/innen) Die zahlenmäßige Entwicklung (Zunahme) der Angstellten begründet Braverman aus der Entwicklung der Kapitalakkumulation: Trennung der Realisierung und Aneignung des Kapitals vom unmittelbaren Produktionsprozeß des Kapitals. So entstanden Han­delskonzerne (Kauf und Wiederverkauf von Waren), der Einzelhandel, der Dienstlei­stungsbereich, das Banken- und Kreditwesen, um nur die wichtigsten Bereiche zu nen­nen. Die Büroarbeit von Angestellten bildet in diesen Bereichen - mehr oder weniger ausgeprägt - einen wesentlichen Faktor.

Mit der Ausdehnng dieser Bereiche wurden in ihnen auch die gleichen Methoden der Kontrolle, Intensivierung der Arbeit und Rationalisierung angewandt wie in der indu­striellen Fabrik:

  • technische Arbeitsteilung
  • Mechanisierung.

Die Büroarbeit wurde zerlegt und auf eine Vielzahl von Einzelarbeiten verteilt. Damit einher ging auch die Trennung von Hand- und Kopfarbeit im Büro:

»Die Funktionen des Denkens und Planens wurden auf eine immer kleinere Gruppe inner­halb des Büros konzentriert, und für die Masse der dort Beschäftigten wurde das Büro ge­nauso ein Ort manueller Arbeit wie die Fabrikhalle.« (Braverman, a.a.O., S.242)

Braverman weist diesen Prozeß sehr einleuchtend an der Erstellung von Bewegungsstu­dien für Büroarbeit nach (vgl. S.245 ff.).

Der nächste Schritt bestand darin, daß das Arbeitstempo im Büro durch Einführung von Maschinerie vom Management bestimmt und kontrolliert wurde: Lochkartensy­stem, Rechenautomat, automatisches Daten Verarbeitungssystem und Computer bilden einige Stationen dieser technischen Mechanisierung. Die Folgen:

»Die 'Industrialisierung' der Büroarbeit zeigt sich nicht nur in der Messung der Arbeitsmen­ge, sondern auch in der Verwendung von Fließbändern zur Beförderung der Arbeit von einer Stelle zur anderen...
Es gibt wenige Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Angestellten im mit elektronischen Geräten ausgerüsteten Büro und dem Fabrikarbeiter in der Leichtindustrie.« (Hoos 1961, S.78 f., zit.nach Braverman, a.a.O., S.257).

Aufgrund dieser Veränderungen im Büro werden die dort arbeitenden Angestellten »zu mechanischen Augen, Fingern und Stimmen gemacht, deren Funktionsweise so weit als möglich von den Regeln und den Maschinen vorbestimmt ist.« (Braverman, a.a.O., S. 261) Diese Entwicklung wird begleitet von Dequalifizierungstendenzen, die Ansprüche an Ausbildung sinken.

Im weiteren entwickelt Braverman dann, daß sich als Auswirkung dieser Entwicklung die Klassenlage großer Teile der Angestellten -im Bürobereich geändert habe. Er be­gründet dies einerseits mit der geänderten Arbeitsorganisation im Büro (Arbeitsteilung, -routinemäßige Verrichtung vorgeschriebener Aufgaben, umfassende Mechanisierung). Weiterhin mit der immer geringer werdenden Qualifikation und Bezahlung. In diesen Punkten habe sich die Situation der Angestellten der traditionellen Industriearbeiter­schaft angeglichen.

Braverman verweist weiter darauf, daß viele der Angestellten von ihrer Herkunft her aus Arbeiterfamilien kommen.

Einen weiteren Zuwachs der Arbieterklasse sieht Braverman auch aus den Dienstlei­stungsberufen und dem Einzelhandel. Zu Recht weist er jedoch für diesen Bereich dar­auf hin, daß das Kapital sich bereits große Teile des Dienstleistungsbereiches unterge­ordnet hat und daß hier auf kapitalistischer Grundlage produziert wird, also produkti­ve Arbeit geleistet wird.

Auch bezüglich der Dienstleistungsberufe nebst Einzelhandel vertritt Braverman die Ansicht, daß sich ihre Stellung und Situation der des Industrieproletariats annähere. Die Begründung ist ähnlich wie bei den Angestellten (vgl.S. 284)

 

3.2. Die Arbeiterklasse

 

Zunächst bestimmt Braverman richtig die Arbeiterklasse als Lohnarbeit, die sich gegen Kapital austauscht. Er weist auf die Dialektik hin, daß Kapital Arbeit ist, zugleich aber auch Arbeit Kapital (vgl.S.287). Sodann versucht Braverman »einen groben Eindruck der Arbeiterklasse unseres Jahrhunderts« (Braverman, a.a.O., S. 288) zu geben. Er zählt hierzu aus den offiziellen Arbeitsstatistiken des Statistischen Amtes der USA fol­gende Berufsgruppen:

 

Facharbeiter, Büroangestellte, Fabrikarbeiter, Verkäufer, Dienstpersonal und nicht in der Landwirtschaft beschäftigte ungelernte Arbeiter. Diese Gruppen bereinigt er um die Vorarbeiter (bei den Fabrikarbeitern), die Vertreter, Agenten und Kommissäre des Werbe-, Versicherungs- und Immobilienwesens und des Wertpapiergeschäfts sowie Fir­menrepräsentanten und Großhandelsvertreter (bei den Verkäufern, so daß hier im we­sentlichen der Einzelhandel übrig bleibt).

 

Diese Gruppe bezeichnet Braverman als die überwältigende Mehrheit der Arbeiterklas­se, die »seit Beginn unseres Jahrhunderts bis heute von der Hälfte auf gut über zwei Drittel, vielleicht sogar auf dreiviertel der gesamten Erwerbsbevölkerung angewachsen ist.« (Braverman, a.a.O.,S. 290)

 

Seit 1950 hörte das bis dahin stetige Wachstum der Fabrikarbeiter auf, während die Gruppen der Büroangestellten und des Verkaufs- und Dienstleistungspersonals be­schleunigt wuchsen. Nach Braverman hat sich das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation in jeder Beziehung bewahrheitet:

»die ungeheure Menge des gesellschaftlichen Reichtums und funktionierenden Kapitals, Umfang und Energie der Kapitalakkumulation, das Wachstum der absoluten Größe des Proletariats und der Produktivkraft seiner Arbeit, die zunehmende relative Größe der indu­striellen Resevearmee, der Masse der Uberbevölkerung insgesamt und schließlich das Elend des 'offiziellen Pauperismus'.« (Braverman, a.a.O., S.305)

Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, daß Braverman im Gegensatz zu Schmierer eine große Anzahl der Beschäftigten des kommerziellen Bereiches, des Dienstleistungswesens zur Arbeiterklasse zählt, die bei Schmierer ja zur »neuen Mittel­klasse« gehören.

 

3.3. Die »mittleren Schichten« der Erwerbsbevölkerung

 

Braverman benennt zunächst den Unterschied zwischen alter und »neuer Mittelklasse«. Die alte Mittelklasse hatte ihren Platz außerhalb des Gegensatzes zwischen Lohnarbeit und Kapital, sie besaß weder Eigenschaften des Kapitalisten noch des Proletariers und spielte keine direkte Rolle im Prozeß der Kapitalakkumulation. Weiterhin bildete die alte Mittelklasse der Kleinproduzenten den Hauptanteil der Er­werbstätigen der damaligen oder auch heutigen Gesellschaften, wenn wir die gesamte Erdbevölkerung betrachten (Kleinproduktion in der 3. Welt).

 

Demgegenüber hat der Kapitalismus und Imperialismus (Braverman spricht immer nur von Monopolkapitalismus,(*) »fast die gesamte Bevölkerung zu Beschäftigten des Kapi­tals umgeformt.« (Braverman, a.a.O.,S. 307) Jedoch entstehen auch hier Schichten, die nicht ohne weiteres in den Antagonismus von Lohnarbeit und Kapital einzuordnen sind und die Braverman dewegen die »mittleren Schichten der Erwerbsbevölkerung« nennt.

 

Formal stimmen auch diese Schichten zunehmend mit der Definition der Arbeiterklasse überein: Sie sind lohnabhängig, haben keine Verfügungsgewalt über Produktionsmit­tel, besitzen keinerlei wirtschaftliche oder berufliche Unabhängigkeit. Braverman zählt zu diesen Schichten »die Ingenieure, die technischen und wissen­schaftlichen Kader, die unteren Ränge des Aufsichtspersonals und des Managements, die beträchtliche Zahl der spezialisierten und akademisch gebildeten Beschäftigten im Marketing, in der finanziellen und orgnisierten Verwaltung und dergleichen sowie, au­ßerhalb der eigentlichen kapitalistischen Industrie, in Krankenhäusern, Schulen, in der öffentlichen Verwaltung usw.« (Braverman, a.a.O., S.306). Zahlenmäßig umfaßten diese Schichten in den USA vielleicht zwischen 15% - 20% der gesamten Erwerbsbe­völkerung.

 

Braverman weist sodann darauf hin, daß die Form der Lohnarbeit im entwickelten Kapitalismus völlig verschiedene Produktionsverhältnisse zum Ausdruck bringen oder auch verbergen könne. Er zeigt dies an dem lohnabhängigen Proletarier sowie an dem ebenfalls lohnabhängigen Betriebsleiter. Zwischen diesen beiden Extremen gebe es noch eine Reihe dazwischenliegender Kategorien, die einerseits Merkmale von Arbeitern und andererseits von Managern besäßen.

 

Die Vorteile dieser Schichten bestünden in ihrem Niveau der technischen Sach­kenntnis, der Höhe ihres Gehaltes, die »einen Anteil an dem in dem Unternehmen produzierten Mehrwert« (Braverman, a.a.O., S. 308) bedeute und die Beschäf­tigten dieser Schichten damit mit Erfolg und Mißerfolg des Unternehmens verk­nüpfe. Als weitere Privilegien nennt Braverman Beschäftigungsgarantie, relative Unabhängikeit der Arbeitsweise, Macht über die Arbeit anderer, Einstellungs-und Entlassungsbefugnis. Die Palette dieser Berufsgruppen sei sehr breit gefächert. Zusammenfassend stellt Braverman fest: »Alles in allem genießen die Personen in die­sem Bereich der kapitalistischen Beschäftigung daher - je nach ihrem spezifischen Platz in der Hierachie in stärkerem oder geringerem Maße - das Privileg, von den schlimm­sten Merkmalen der proletarischen Situation verschont zu bleiben, was in der Regel ei­ne signifikant höhere Bezahlung einschließt.« (Braverman, a.a.O., S. 309) Der »Stempel der proletarischen Situation« (Braverman, a.a.O.,S. 309) (Lohnarbeit, Unterordnung usw.) mache sich zunehmend besonders in den »Massenberufen« dieser Schicht, den Zeichnern, Technikern, Ingenieuren und Buchhaltern, Krankenschwe­stern und Lehrern und den sich vervielfachenden Rängen von Aufsehern, Werkmei­stern und kleinen Managern bemerkbar. Hier wirkten sich die Gesetze des Arbeits­marktes (Arbeitslosigkeit, Lohnsenkung, Rationalisierung) verschärfend auf die Le­bens- und Arbeitssituation der Beschäftigten aus. Diese Prozesse würden sich auch ent­sprechend auf das Bewußtsein der dort Beschäftigten auswirken und ihm den »proleta­rischen Stempel aufdrücken«.

 

Hier sehen wir deutlich den Unterschied bei der Klassenbestimmung zwischen Braver­man und Schmierer. Während Schmierer die Arbeiterklasse lediglich nach der Katego­rie der produktiven Arbeit bestimmt und die übrigen nichtproduktiven Lohnarbeiter/ -innen der »neuen Mittelklasse« zuordnet, untersucht Braverman die Arbeitssituation großer Teile dieser »neuen Mittelklasse« und kommt zu dem Ergebnis, daß sie sich kaum von der der Arbeiterklasse unterscheidet, weshalb er diese Beschäftigungsgrup­pen auch zur Arbeiterklasse zählt. Auch für die »mittleren Schichten der Erwerbsbevöl­kerung« bildet nicht die Tatsache der unproduktiven Arbeit das Hauptbestimmungs­kriterium, sondern ihre Zwischenstellung zwischen Kapital und Arbeit im Produktions­prozeß, ihre Rolle in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen. An dieser Stelle fragt sich, welche Rolle Braverman überhaupt noch den marxistischen Kategorien produktive und unproduktive Arbeit beimißt.

 

3.4. Produktive und unproduktive Arbeit

 

Produktive und unproduktie Arbeit wird unseres Erachtens von Braverman zunächst einmal richtig bestimmt. Er befaßt sich sodann mit den historischen Entwicklungsten­denzen des Verhältnisses produktive/unproduktive Arbeit.

»Und es ist jetzt klar, daß die unproduktive Arbeit, obwohl sie außerhalb der Herrschaft des Kapitals abgenommen hat, dafür innerhalb seiner Grenzen zugenommen hat. Das große Quantum Arbeit, das als unproduktiv betrachtet wurde, weil es nicht für das Kapital arbeite­te, ist jetzt in ein Quantum Arbeit umgeformt worden, das unproduktiv ist, gerade weil es für das Kapital arbeitet, und weil der Bedarf des Kapitals an unproduktiver Arbeit so außer­ordentlich zugenommen hat. Je produktiver die kapitalistische Industrie geworden ist -d.h. je größer die Menge an Mehrwert ist, die sie aus der produktiven Bevölkerung zieftt -, um so größer ist die Kapitalmenge geworden, die ihren Anteil an diesem Überschuß beansprucht. Und je größer die Kapitalmenge, um so größer die Menge unproduktiver Tätigkeiten, die le­diglich der Umleitung dieses Surplus und seiner Verteilung auf die verschiedenen Kapitale dienen.« (Braverman, a.a.O., S. 314/315) Entsprechend dieses Zuwachses an unproduktiver Arbeit hat sich auch die Rolle des unproduktiven ArbeitersAin geändert. Früher eine kleine privilegierte Schicht, wird die Arbeitsorganisation der unproduktiven ArbeiterAinnen im Großbetrieb immer mehr entsprechend der Arbeit im produktiven Sektor durchgeführt. »Im modernen Büro und in der modernen Fabrik schwindet heute die Kluft zwischen den Formen und Be­dingungen der Arbeit, die sich zwischen dem frühen Kontor und der frühen Werkstatt so gewaltig auftat.« (Braverman, a.a.O., S. 317)

Marx beschrieb zu seiner Zeit noch die Privilegien der kommerziellen Arbeiter, von den er sagte, daß sie »zu der besser bezahlten Klasse von Lohnarbeitern gehörten, zu denen, deren Arbeit geschickte Arbeit ist, über der Durchschnittsarbeit steht.« Braverman zi­tiert Marx jedoch weiter, der hinzufügt, daß die kommerziellen Löhne »die Tendenz zu Fallen« aufweisen, einerseits »durch die Teilung der Arbiet innerhalb des Kontors«, andererseits weil durch die »Verallgemeinerung des Volksunterrichts« eine Dequalifi-zierung des kommerziellen Arbeiters erfolgen werde.

 

Diese Entwickungstendenzen haben sich nach Braverman bewahrheitet. Abschließend stellt er fest:

»Die wenigen kommerziellen Lohnarbeiter, die Marx als einem gewissenhaften Wissen­schaftler Kopfzerbrechen bereiteten, sind zu der gewaltigen und komplizierten Beschäfti­gungsstruktur geworden, die für die unproduktive Arbeit im modernen Kapitalismus cha­rakteristisch ist. Doch während dieses Vorganges haben sich viele der letzten Merkmale ver­loren, die sie von den Lohnarbeitern unterscheiden. Als sie wenige waren, waren sie der pro­duktiven Arbeit nicht ähnlich, und jetzt, wo sie viele geworden sind, sind sie der produktiven Arbeit ähnlich. Obwohl die produktive und unprodutive Arbeit technisch voneinander ver­schieden sind, obwohl die produktive Arbeit dazu neigt, anteilsmäßig abzunehmen in dem Maße, wie ihre Produktivität zugenommen hat, während die nichtproduktive Arbeit ledig­lich als Ergebnis des Wachstums der von der produktiven Arbeit abgeworfenen Mehrwerte zugenommen hat - trotz dieser Unterschiede, weisen die beiden Massen von Arbeit anson­sten keine augenfälligen Verschiedenheiten auf und brauchen nicht gegeneinandergestellt zu werden. Sie bilden eine zusammenhängende Bechäftigungsmasse, die heute - im Unterschied zu der Situation in den Tagen von Marx - lauter Gemeinsamkeiten aufweist.« (Braverman, a.a.O., S. 320)

4. Einige Schlußfolgerungen

 

Die empirischen Untersuchungen von Braverman sind für die amerikanischen Verhält­nisse wohl ebenso unbestreitbar wie relevant für die Theorie über die soziale Stellung der Angestellten. Wesentliche Parallelen zu den westeuropäischen Verhältnissen sind ebenso auffällig, zieht man die bereits eröffnete Debatte über Dequalifikation, Ratio­nalisierung und Entlassungen im BUrobereich in Betracht, die in den nächsten Jahren erwartet wird. »Daß der kapitalistische Produktionsprozeß, im ganzen betrachtet, Ein­heit von Produktionsprozeß und Verwertungsprozeß ist« (Kapital, Band III, S. 33) er­hält im modernen Imperialismus seinen bislang auffälligsten Ausdruck, was die Klas­sengliederung der arbeitenden Bevölkerung angeht. Ob es sich hier allerdings um eine Nivellierung dieser Klassengliederung handelt, die die besondere Stellung des produkti­ven Teils der Gesellschaft einfach aufhebt, muß mindestens in Frage gestellt werden. Bravermans Ausführungen über Dequalifikation und ökonomische Stellung der Ange­stellten beweisen, daß es sich hier um eine Art Proletariat handelt. Was er nicht aufzei­gen kann, ist die absolute Gleichstellung der Angestellten mit der produktiven Arbeiter­klasse. Mindestens in Westdeutschland zeigen sich bislang gravierende Unterschiede.

  • in der Lage von produktiver Arbeiterklasse und Angestellten in den Konjunktur­zyklen was Entlassungen oder auch Überstundenarbeit angeht

  • im Verhalten der beiden Gruppen in den Arbeitskämpfen

  • im Grad der Selbständigkeit der Arbeitskämpfe im Vergleich z.B. IGM und ÖTV

  • in den Tarifkämpfen werden alle großem Angestelltengruppen von mehreren Ge­werkschaften (DGB, DAG) organisiert, entgegen des sonst vorherrschenden Ge­dankens der Einheitsgewerkschaft

Vergleicht man die Arbeitsorganisation in Hinblick auf ihre Bedeutung im produktiven und unproduktiven Bereich, so gibt es neben den von Braverman aufgezeigten gravie­renden Gemeinsamkeiten auch Unterschiede, diemehr oder weniger in der Natur der Sache zu liegen scheinen. Das hervorstechende Merkmal des produktiven Sektors ist die hohe Komplexität der mechanisierten Arbeitsprozesse als ganze: die verschiedenen For­men der Arbeitskooperation zwischen den Produktionsagenten entlang der Arbeitsglie­derung, die wiederum auf den verschiedenen technologischen Formen beruht, mit de­nen die Rohstoffe wissenschaftlich-technisch zu Waren produziert werden; die Kombi­nation beider Seiten in der Produktivkraftentwicklung; schließlich die Schaffung künstlicher Rohstoffe, die völlig neue Arbeitsproezese ins Leben rufen können Nur auf Grundlage dieser Umwälzungen werden die Arbeitswissenschaften sowie die Enstehung des Managements als »Klasse« zu einer permanenten Erscheinung des mo­dernen Imperialismus, von dem auch der Angestelltenbereich nicht verschont bleibt. Die Komplexität des produktiven Arbeitsprozesses besteht einmal in der Vielzahl der existierenden Teilarbeiten, sowie in ihrer möglichen Vielzahl, sowie in der fast unbe­grenzten Vielzahl ihrer Kombination in Verbindung mit der Technologie. Diese Kombi­nation der Teilarbeiten bedeutet für die Arbeiterinnen und Arbeiter wiederum eine enge Bezogenheit der Teilarbeiten aufeinander, die für das Ergebnis sowie die Geschwindig­keit des Arbeitsprozesses eine zwingende Bedeutung hat. Dieses Erfordernis, verbun­den mit den Erfordernissen des kapitalistischen Marktes, führt zu den Formen der de spotischen Arbeitskontrolle und Arbeitsorganisation, die in der jüngsten Phase der ka­pitalistischen Produktion die Klasse des Managements hervorgebracht hat. Der Fort­schritt der Produktivkraft der Arbeit geht mit einer stets höheren Stufe der Wissen­schaftlichen Arbeitsorganisation einher, deren geistiger Inhalt beim Management akku­muliert, wie er der Einsicht des einzelnen unmittelbaren Produzenten entschwindet. Allein in der materiellen Gestalt der Waren, die den existierenden Gesellschaftlichen Reichtum bilden, tritt der geistige Inhalt der Produktion gewissermaßen sinnlich für den Konsumenten hervor. In den verschiedenen Bereichen des unproduktiven Sektors findet die Organisation der Teilarbeiten unter anderen Voraussetzungen statt. Sie nahm ihren Ausgang zunächst einmal von einer im Vergleich zum Produktionsbereich be­schränkten Anzahl von Berufen. Die Organisation ihrer Teilarbeiten bezieht sich in al­ler Regel auf die bürokratischen oder kommerziellen Erfordernisse eines einzelnen Be­triebes bzw. eines Bereiches des Staatsapparates. Nehmen wir einmal das beliebte Bei­spiel der Verkäuferin eines Supermarktes. Bei ihr finden sich auch heute schon all die Merkmale der Dequalifikation und Bevormundung, wie sie für den Produktionsbereich typisch sind. Wir finden Kassiererinnen vor, Packerinnen, Filialleiterinnen. Wir finden z. B. auch das Merkmal der Arbeitsverdichtung, wenn eine Kassiererin nicht mehr den Preis in die Kasse tippt, sondern eine Warennummer, die gleichzeitig mit dem Kassieren die Inventur des Warenbestandes bedeutet, mit der damit verbundenen Verkomplizie­rung des Kassenabschlusses. Allerdings führt die Kassiererin ihre Arbeit zum Teil zu Zeiten durch, wo ihre spezielle Tätigkeit als solche voll zu nutzen ist, sondern es kommt dann vielmehr zu einer Kommandiererei von dieser zu jener Tätigkeit, packen, aus­zeichnen oder putzen usw. Die Fixierung dieser Angestellten auf eine spezifische Teilar­beit ist immer nur zu Teilen des Tages möglich. Weiter besteht keine zwingende Verbin­dung zwischen der jeweiligen individuellen Teilarbeit und der Teilarbeit der Kollegen dieses oder schon gar nicht eines anderen Betriebes, was es den Frauen in den Läden er­schwert, kollektiv ein bestimmtes Arbeitstempo zu praktizieren, was in den Produk­tionsbetrieben immer eine wichtige originäre Form des Arbeitskampfes war. Die Ver­bindung der Kolleginnen untereinander ergibt sich zwingend erst über höhere Formen des gewerkschaftlichen Kampfes, also über die Lohnform selbst.

 

Wir halten damit an der Unterscheidung von produktiver und unproduktiver Arbeit als wesentlichem Kriterium zur Bestimmung der Arbeiterklasse fest. Im Gegensatz zu Schmierer, der ja auch von der These ausgeht, daß die »Unterscheidung von produkti­ver und unproduktiver Arbeit... für den wissenschaftlichen Begriff der Lohnarbeit we­sentlich ist.« (NRF 4/71, S. 50), glauben wir jedoch, daß dieser Gegensatz auch in den konkreten Arbeitsbedingungen, in der Organisation des Arbeitsprozesses bis zu einem bestimmten Punkt wiederzufinden ist, während Schmierer schreibt, daß »die Kategorie der produktiven Arbeit ... Uberhaupt vom konkreten Charakter der Arbeit ... abstra­hiert.« (Schmierer, a.a.O., S. 51)

 

So stellt dann sein Modell der Klassenstruktur eine sehr sophistische Konstruktion dar, die mit der realen Tätigkeit der verschiedenen Beschäftigungsgruppen und den daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten für diese Gruppen nicht mehr viel zu tun hat. Schmierer ist sich dieser Schwierigkeit wohl bewußt, wenn er schreibt:

»1. daß die Übergänge zwischen Proletariat und neuer Mittelklasse fließend sind und daß 2.

die ökonomische Differenz zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit und damit zwi­schen Proletariat und neuer Mittelklasse für die Alltagskämpfe gegen die einzelnen Kapitali­sten oft irrelevant sind,...« (NRF, 6/72, S. 44)

Genauso wie die Abgrenzung zwischen Arbeiterklase und »neuer Mittelklasse« bei Schmierer fragwürdig erscheint, ist auch die Konstruktion der »neuen Mittelklase« sel­ber aufgrund einer Analyse, die von den konkreten Arbeitsbedingungen absieht, nicht überzeugend. Schmierer vertritt einen Klassenbegriff, der ausdrücklich nur die »Stel­lung zu den Produktionsmitteln« als Kriterium akzeptiert. Er schreibt gegen den Ein­wand, daß die »neue Mittelklasse« zu inhomogen sei, als daß von einer Klasse gespro­chen werden könnte:

»Die Inhomogenität der neuen Mittelklasse ist nicht Ausdruck einer verschiedenen Stellung zu den Produktionsmitteln: sie haben keine Produktionsmittel, aber die Produktionsmittel treten ihnen im kapitalistischen Produktionsprozeß auch nicht direkt als 'beseeltes Ungeheu­er', als Kapital gegenüber. Ihre Inhomogenität entspringt also nicht ihrer ökonomischen Stellung zu den Produktionsmitteln. Vielmehr unterscheidet sie ihre gemeinsame Stellung zu den Produktionsmitteln sowohl von der Bourgeoisie, die die Produktionsmittel monopoli­siert, als auch vom Proletariat, dessen lebendige Arbeit direkt der vergegenständlichten Ar­beit, dem Kapital, unterworfen ist... Andererseits ist diese Inhomogenität einfach Ausdruck einer sozialen Schichtung innerhalb der neuen Mittelklasse.« ( NRF 6/72, S. 43)

Die Fragwürdigkeit dieses Ansatzes soll anhand eines Vergleiches gezeigt werden: Die klassenmäßige Situation einer Kassiererin (Kassierer sind ja ziemlich selten) und eines Lehrers oder einer Lehrerin müßte nach Schmierer die gleiche sein (weil kein Besitz an Produktionsmitteln vorhanden und Bezahlung aus abgeleitetem Einkommen). Was aber ins Auge springt, sind die sozialen Unterschiede.

Kassiererin: Festlegung auf wenige, einfache Teilarbeiten, die ihr nicht einmal »sicher« sind, (kann jederzeit z.B. zu Aufräumarbeiten usw. abkommandiert wer­den), starke Kontrolle der Arbeit, geringer Lohn, wenig Sicherheit des Ar­beitsplatzes

 

Lehrer(in): sicherer Arbeitsplatz (Berufsbeamtentum), vielseitige Tätigkeit (nur An­satzweise von der Arbeitsteilung betroffen) vergleichsweise gute Bezahlung.

Dies soll nun nicht heißen, daß Lehrer auf Seiten der Bourgeoisie stehen, doch erwach­sen aus ihrer gesellschaftlichen Stellung andere Interessen und Widersprüche als bei ei­ner Kassiererin. Allgemein gesagt, erscheint es uns richtig, von einer Reihe von Schich­ten zwischen Borugeoisie und Proletariat auszugehen, die entsprechend ihrer konkreten Situation teils der Arbeiterklasse näherstehen, teils der Bourgeoisie, wobei die Tendenz des Imperialismus dahin geht, die unproduktiven Arbeiten immer weiter auseinander-zudividieren: einerseits in untergeordnete und unterordbare Teilarbeiten, andererseits in Führungsaufgaben des Managements.

 

Anmerkungen

 

*) Überhaupt ist die Imperialismusanalyse bei Braverman etwas fragwürdig. Explizit stützt er sich auf die Arbeiten von Sweezy, was die Einschätzung der Politik der Bourgeosie in den imperialistischen Ländern, die Bedingungen des Verwertungsprozesses sowie die Kennzeich­nung des imperialistischen Staates angeht. Wir halten Sweezy's Position an betimmten Punkten für nicht haltbar, wollen aber an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen.

 

Editorische Hinweise

Der Aufsatz erschien in: Arbeitsheft zur Klassenanalyse 1, hrg. v. Kommunistische Gruppe Bochum/Essen(KGBE), 1981, S. 63-79, OCR-Scan red. trend

Zur Geschichte der KGBE siehe: http://www.mao-projekt.de/BRD/NRW/ORG/KGBE.shtml

 

"Neues Rotes Forum" war eine Zeitschrift, die aus dem "Roten Forum" des Heidelberger SDS hervorging. Mehr dazu siehe: http://www.mao-projekt.de

 

Das Projekt Klassenanalye war ein in Westberlin theoretisch arbeitender Zirkel der 1970er Jahre, aus dem die "Sozialistischen Studiengruppen" hervorgingen, deren führendes Personal heute die Zeitschrift "Sozialismus" herausgibt.