Es ist unfassbar mein
Freund Arbenor Dehari ist diese Woche
in Prishtina gestorben. Ich weine bin traurig und wütend.
Die Natur ist grausam. Mit nur 28 Jahren verstarb der
Aktivist der „ Bewegung für Selbstbestimmung“
(VV) Arbenor Dehari.
Arbenor war nicht nur ein enger Freund, er
war ein furchtloser Kämpfer, ein Patriot
und Internationalist. |
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Einige male wurde Arbenor von der UNMIK und EULEX Polizei
in Kosova verhaftet. Nichts brach jedoch seine
Überzeugung. Arbenor kämpfte für Demokratie, für das Recht auf
Selbstbestimmung und für soziale Gleichheit.Daneben war er ein
herzensguter Mensch, ein wahrer Freund, und politisch und
sprachlich sehr talentiert. Wie grausam kann die Natur
zuschlagen. Arbenor hinterlässt eine Ehefrau, Geschwister und
Eltern. Ihnen gilt mein ganzes Mitgefühl. So ich kann jetzt
nicht mehr schreiben, Tränen der Wut und der Trauer überfluten
meinen Computer
Leb wohl Arbenor wir haben dich verloren
werden aber in deinem Sinn weiterkämpfen.
Max Brym
Dokumentation – Interview mit Arbenor Dehari aus dem Jahr
2013 zu den Kommunalwahlen in Kosova in der
„ Schaffhausner Arbeiterzeitung“ ( AZS )
TEST FÜR EINE JUNGE DEMOKRATIE
Eine linksoppositionelle Bewegung hat bei den Wahlen in ganz
Kosova versucht, lokale Mandate zu erobern...
Text und Bilder Mattias Greuter / schaffhauser az
Kurz vor den ersten Kommunalwahlen, an denen die gesamte
Republik Kosova teilnehmen soll, ist die Stimmung in der
Hauptstadt Prishtina ruhig und entspannt. Staatspräsidentin
Atifete Jahjaga hat immer wieder betont, die Wahlen seien ein
Test für die politische Reife der jungen Demokratie –
schliesslich arbeitet die Regierung auf einen baldigen
EU-Beitritt hin. Bei den Wahlen des Nationalparlaments vor knapp
drei Jahren wurde der PDK (Demokratische Partei Kosovas) von
Ministerpräsident Hashim Thaçi Wahlbetrug im grossen Stil
nachgewiesen – unter anderem liess sie Tausende von Toten für
sich wählen. Die Schweizer Botschafterin Krystyna Marty Lang
zeigt sich beim Besuch der «az» optimistisch: «Dieses Mal werden
die Wahlen fairer ablaufen. Einige der Betrüger wurden
verurteilt, und es gibt erstmals eine
EU-Wahlbeobachtungs-Mission, an der sich auch die Schweiz
beteiligt.»
ARBNOR
Um möglichst faire Wahlen zu gewährleisten, haben alle
teilnehmenden Parteien das Recht, ihrerseits ebenfalls
Wahlbeobachter an den Urnen zu platzieren. Arbnor Dehari ist als
Parteisekretär der linksoppositionellen Lëvizja Vetëvendosje
(Bewegung für Selbstbestimmung) für die Organisation des
Wahlkampfs und der «Sicherung der Stimmen» im Bezirk Pristina
zuständig. Er wuchs in Bern auf, nachdem seine politisch aktiven
Eltern in die Schweiz fliehen mussten. Nach dem Krieg (1998/99)
kehrte Arbnor für ein Auslandjahr zurück. Die fast vergessene
Heimat gefiel Arbnor, er blieb in Pristina und wurde bald
Vetëvendosje-Aktivist.
«Die Bewegung für Selbsbestimmung hat sich mit friedlichen
Aktionen wie Kundgebungen und Strassentheater dafür eingesetzt,
dass der politische Status Kosovas geklärt wird», erklärt Arbnor
in fast akzentfreiem Deutsch. «Mit der Unabhängigkeitserklärung
hat Kosova einen Schritt vorwärts gemacht, aber gleichzeitig
auch drei zurück», sagt der Aktivist und meint damit, dass es
sich um eine international überwachte Unabhängigkeit handelt.
Die Vetëvendosje kritisiert die Präsenz der EU- und UN-Missionen
scharf und demonstrierte auch mit unzimperlichen Methoden
dagegen: UN-Vertreter, die mit Serbien verhandelten, wurden mit
Eiern beworfen, EU-Fahrzeuge auf das Dach gekippt und der
Schriftzug auf UN-Fahrzeugen mit Farbsprays zu «FUND» (Ende)
oder «TUNG» (Tschüss) erweitert.
Ein Schlüsselmoment in der Geschichte der Vetëvendosje ist der
10. Februar 2007: Bei einer Grosskundgebung gegen die UN-Präsenz
wurde der Demonstrationszug von einer Polizeisperre aufgehalten.
Die Aktivisten beschlossen, die unbewaffneten Polizisten zur
Seite zu drängen, nicht wissend, dass dahinter eine rumänische
UN-Spezialeinheit Stellung bezogen hatte. Diese reagierte mit
brutaler Härte und schoss einzelnen Demonstranten aus nächster
Nähe mit Gummi¬geschossen auf Kopf und Brust. Zwei Aktivisten
starben, zahlreiche wurden verletzt. Die Gewalt gegen eine
weitgehend friedliche Demonstration löste eine Welle der
Sympathie für die Bewegung aus, der sich immer mehr Aktivisten
an¬schlossen. «2010 haben wir basisdemokratisch entschieden,
erstmals an den Wahlen für das nationale Parlament
teil¬zunehmen», erinnert sich Arbnor. Die Vetëvendosje erreichte
14 von 100 Sitzen und wurde auf Anhieb zur drittstärksten Partei
des Landes. Ihre Themen im Wahlkampf beinhalten unter anderem
den Aufbau eines öffentlichen Verkehrs, die Schaffung von
günstigen Kindergärten, die Verbesserung der Wasserversorgung
und die Einführung des Referendums. Übergeordnet bleiben die
Bekämpfung der grassierenden Korruption und die Selbstbestimmung
des Landes ohne Einmischung der UNO- und EU-Missionen die
wichtigsten Themen.
KOSOVA, UNABHÄNGIG SEIT FÜNF JAHREN
Am 17. Februar 2008 hat das kosovarische Parlament die Republik
als unabhängigen Staat ausgerufen. 105 von 193 UNO-Ländern haben
die Unabhängigkeit anerkannt. Dennoch liegt ein Teil der
politischen Macht weiterhin bei den Missionen der UNO und der
EU. 92 Prozent der Bevölkerung ist albanischstämmig. Grosse
Teile der serbischstämmigen Minderheit, die im Norden eine
lokale Mehrheit bildet, erkennt die Regierung in Prishtina nicht
an. Aus Rücksicht auf diese Minderheit und die labilen
Beziehungen zu Serbien wird der Staat von der internationalen
Gemeinschaft «Kosovo» genannt, was der serbischen Schreibweise
und Aussprache entspricht. Die Mehrheit der Bevölkerung
bevorzugt jedoch die albanische Bezeichnung «Kosova».
Kosova ist der ärmste Staat des ehemaligen Jugoslavien. Die
Arbeitslosigkeit liegt gemäss offiziellen Zahlen bei etwa 45
Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit sogar bei 70 Prozent. Das
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist über 20 mal kleiner als das
der Schweiz, der Durchschnittslohn liegt bei 250 bis 300 Euro.
(mg.)
Ne shenjë respekti e nderimi për mikun Arbnor Dehari, i cili dje
u nda papritur nga ne, më poshtë po postoj pjesë nga një
inetervistë në gjuhën gjermane (të cilën do të përpiqem që së
shpejt ta përkethej edhe në shqip) të bërë nga gazetari i
"Gazetës së punëtorëve" (AZS) të Schaffhausenit në tetor të
vitit të kaluar:
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