Das unaufhaltsame Hinscheiden der DKP
Ein Blick in aktuelle Parteidokumente

von Karl Mueller

7/2017

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Am 17./18. Juni 2017 fand die 9.Tagung des Parteivorstandes der DKP in Essen statt. Sie befasste sich im Hinblick auf den 22. Parteitag im kommenden Jahr zunächst mit der "Parteientwicklung", d.h. mit dem organisatorischen Zerfall der DKP seit dem 21. Parteitag.

Dazu hieß es im Referat der stellvertretenden Vorsitzenden Vera Richter:

"Wir können rein zahlenmäßig zugreifen auf die Daten zur Erhebung der Delegiertenzahlen für den kommenden Parteitag und eine Aufstellung unserer Gruppen und Kreise. Die wesentlichen Aussagen der Auswertung der Mitgliedsbuchneuausgabe haben Bestand:

  • Die Partei ist in weiten Teilen des Landes nicht handlungsfähig. Das heißt, die Grund-organisationen sind an vielen Orten nicht in der Lage, eigenständig Interessenvertre-tungspolitik in ihrem direkten Umfeld – Kommune oder Betrieb – zu entwickeln.
     
  • Als großes Problem haben wir eingeschätzt, dass unsere Verankerung in der Klasse mar-ginal ist. Betriebsgruppen und -zeitungen lassen sich an einer Hand abzählen.
     
  • Die Bezirke sind sehr unterschiedlich aufgestellt. Das betrifft alle Bereiche – angefan-gen bei der ideologischen Bildung, über den Grad der Verankerung in Betrieben bzw. Kommunen bis hin zur Handlungs- und Aktionstätigkeit und der Öffentlichkeitsarbeit.
     
  • An manchen Orten sind Erfahrungen zum Beispiel in Fragen der Kassierung oder bei der Organisation eines Gruppenabends oder Infostandes durch den Generationswechsel nicht mehr vorhanden. Neue Genossen übernehmen Verantwortung, manches Mal, ohne dass vernünftige Übergaben stattfinden. Sie fangen dann von null an.
     
  • Das heißt aber auch, Mitglieder, die Leitungsfunktionen übernehmen oder übernehmen müssen, verfügen nicht immer – oder immer seltener – über das nötige ideologische Rüstzeug.
     
  • In den Flächenländern sind wir aufgrund großer Entfernungen nicht in der Lage, alle Mitglieder und Sympathisanten über die Grundorganisationen anzubinden bzw. zu betreuen. Damit haben eine Reihe von Mitgliedern und Sympathisanten keine Möglich-keit, die Partei als Kollektiv zu erleben und Positionen im Kollektiv zu diskutieren. Oft ist die UZ hier das einzige Bindeglied.

Wir hielten fest, und dieser Satz hat den einen oder anderen aufgeschreckt: Die Partei wird kleiner und älter und droht zu verschwinden, wenn es nicht gelingt, neue Mitglieder zu gewinnen....

....Wir haben in dem Zusammenhang unterschätzt den Zustand der Kassierung und Buchhaltung, was uns zunehmend in Schwierigkeiten auch in der Zentrale bringt und viel Personalaufwand für den kleinen Apparat bedeutet.

  • Das betrifft die Arbeitsweise der Bezirks- und Landesvorstände und des Parteivorstandes. Die Leitungen bis hin zu dieser sind noch zu wenig darauf orientiert, die Grundorganisationen zu stärken und ihre Leitungen zu stabilisieren.

Ich nenne das Beispiel Grundlagenschulung in der Bildungsarbeit. Die viertägigen Grundlagen-schulungen an der Karl-Liebknecht-Schule, die Jürgen Lloyd durchführt, begeistern die Teilneh-merInnen. Sie fahren mit dem Bewusstsein nach Hause, dass wir auf Grundlage einer wissen-schaftlichen Weltanschauung arbeiten, die richtig und nachvollziehbar ist, und gehen mit neuer Motivation an die Arbeit. Nicht wenige sind par-teilos hingefahren und haben einen Aufnahme-antrag gestellt. In der Handlungsorientierung haben wir beschlossen, die Grundlagenschu-lungen zu nutzen, um insbesondere Mitglieder der Gruppenleitungen zu schulen.

Da müsste man meinen, die Plätze reichen nicht aus. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir mussten gerade jetzt erneut darum ringen, dass die Schulung trotz weniger Anmeldungen durchgeführt werden kann. Welche Bezirksvorstände haben also diskutiert, wer zur Grundlagenschule fahren sollte und dieses Anliegen in die Gruppen ge-tragen? Welche PV-Mitglieder haben auf diese Debatte gedrängt?

  • Wir haben unterschätzt den Kadermangel und die Schwäche in der Kaderentwicklung. Nach wem immer gegriffen wird, er fehlt woanders – oder nimmt aus Einsicht in die Notwendigkeit die zweite oder dritte Funktion an mit der Gefahr des Ausbrennens. Das merken wir auf allen Ebenen, auch im Parteivorstand, den wir qualifizieren wollen, das aber nicht zu Lasten der Bezirke oder Kreise und Gruppen tun können.
     
  • Wir haben unterschätzt die Situation und Schwä-che unserer Strukturen im Osten. Das ist uns im Bundestagswahlkampf noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt worden. Mit Ausnahme von Brandenburg und Berlin werden wir es wohl nicht schaffen, die Landeslisten im Osten abzusichern. Und auch in Brandenburg ist die Liste noch nicht in trockenen Tüchern.
     
  • Wir neigen dazu, die Mobilisierungsfähigkeit der Partei zu überschätzen oder Beschlüsse nicht genügend auf ihre Realisierbarkeit zu hinterfragen. Auch das ist im Rahmen der Unterschriftensamm-lung für die Bundestagswahl deutlich geworden. Wir haben hier gemeinsam beschlossen, in den großen und besser aufgestellten Bundesländern unsere Unterschriften schnell zu sammeln, um dann im Osten und Norden zu helfen.

    Welcher Bezirk hat diesen Beschluss ernst genommen? Welches PV-Mitglied hat darum gerungen? Es haben sich nur wenige Genos-sInnen in den Osten bewegt – darunter Ge-nossInnen aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Die Erfahrungen, die sie dort gemacht haben, wollen sie nicht missen. Zur Absicherung der Landeslisten wird es voraus-sichtlich nicht reichen.
     
  • Wir haben unterschätzt die Schärfe und Dauer der Parteiauseinandersetzung. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Genossinnen und Genossen ihre Unterschrift für die eigene Partei nach gemeinsamer Beschlussfassung eines Parteitages verweigern oder Kleinzeitungen unserer Partei zur Wahl einer anderen Partei aufrufen.

    Die Antwort auf eine  Reihe ernst gemeinter Gespräche des Netzwerkes war es, sich „Netzwerk in der DKP“ zu nennen und öffentliche Veranstaltungen ohne Absprache mit der Partei durchzuführen. Ist das der Punkt, an dem wir feststellen müssen, dass unsere Gespräche ins Leere gelaufen sind? Der Frust gerade junger Genossen, die an der Parteistärkung arbeiten wollen, über unsere Geduld oder besser unsere Duldsamkeit ist groß.
     
  • Wir haben große Probleme mit Resignation, Rückzügen, Individualismus auch als Ergebnis der anhaltenden Auseinandersetzung, aber auch wegen unserer anhaltenden Schwäche in Zeiten gefährlicher politischer Zuspitzung." (DKP-Informationen, Nr. 3/2017 - 21. Juni 2017, S. 7 - 10)

Bezeichnender Weise erscheint in der  Aufzählung der für die Parteikrise bestimmenden Momente, die den Zerfall der DKP vorantreiben, die Existenz zweier konkurrierender Fraktionen ganz zum Schluss. Dies ist insofern bemerkenswert, da der im TOP 3  der PV-Tagung für den kommenden 22.Parteitag dann angenommene Unvereinbarkeitsbeschluss zur Parteispaltung führen wird und damit das Ende der DKP einläutet.  Er lautet:

"Unvereinbarkeitsbeschluss Kommunistisches Netzwerk

Der Parteitag beschließt in Verwirklichung eines Auftrags des 21. Parteitags, dass die Mitgliedschaft im sogenannten „Netzwerk kommunistische Politik“ bzw. „Netzwerk kommunistische Politik in der DKP“ mit der Mitgliedschaft in der DKP unvereinbar ist.

Begründung:

1. Der 21. Parteitag hatte festgestellt: „Die Bildung von eigenen Strukturen innerhalb der Partei und die Nichteinhaltung von Beschlüssen stellt eine Gefahr für die Handlungsfähigkeit und den Bestand der Partei dar.“ Dieser Beschluss wurde durch die Initiatoren des „Netzwerks…“ ignoriert, auf dem Pres-sefest präsentierten sie ihren sogenannten offenen Brief, für den sie in der Partei Unterschriften ge-sammelt hatten.

2. Die 5., 6. und 7. PV-Tagung befasste sich mit den weiteren Entwicklungen. Sie stellten eine Verfes-tigung der fraktionellen Tätigkeit fest, riefen die beteiligten Genossinnen und Genossen dazu auf, dies zu unterlassen. Die 6. PV-Tagung beschloss ein Gespräch mit den Erstunterzeichnern des „offenen Briefs“.

3. In diesem Gespräch wurde seitens der Vertreter/innen des Parteivorstands dargestellt, dass eine Rückführung in die Strukturen der Partei notwendig ist statt eine Verfestigung des „Netzwerks“ zu betreiben. Darüber wurde auf einer Beratung des PV mit Vertretern aller Bezirke auf der 8. PV-Tagung informiert.

4. Es wurde beschlossen, den Fortgang der Entwicklung des „Netzwerks“ und seiner gezielten Aktivi-täten in einigen Parteibezirken zu analysieren und der 9. PV-Tagung einen Beschlussentwurf vorzulegen.

5. Das „Netzwerk“ verfestigt seine Strukturen. Es rief bundesweit zu einer eigenen Veranstaltung zum Thema „Arbeit 4.0 und Kapitalismus“ in Wuppertal auf, obwohl es in 2016 ein gewerkschafts-politisches Forum zum gleichen Thema gab, an dem auch Mitglieder des Netzwerks aktiv teilge-nommen haben. Weder in Planung noch Durchführung der Wuppertaler Veranstaltung wurden die bestehenden Parteistrukturen in Form der Kommission Betriebs- und Gewerkschaftspolitik in irgendeiner Weise eingebunden oder konsultiert.

6. Das Netzwerk hat sich zudem endgültig als eine dauerhafte, eigenständige und oppositionelle For-mation in der DKP an die Öffentlichkeit gewandt. Dies kommt in seiner Umbenennung in „Netzwerk kommunistische Politik in der DKP“ im Flyer zu dieser Veranstaltung zum Ausdruck.

7. Gemäß Artikel 3 des Statuts der DKP ist eine solche Sonderstruktur mit einer Fraktion gleichzuset-zen, sie gefährdet immer stärker die Handlungsfähigkeit der Partei. Sie verstößt damit gegen das Statut und das Parteiverständnis der DKP. Sie ist zu einer Gefahr für die Existenz der Partei geworden.

8. Bis zu einem möglichen Beschluss des 22. Parteitags ist damit noch ausreichend Zeit, dazu zurück-zukehren, in den Strukturen unserer Partei die statutarischen Rechte und Pflichten wahrzunehmen, kritisch und konstruktiv an der Erarbeitung unserer Politik teilzunehmen und gefasste Beschlüsse gemeinsam umzusetzen. Dazu rufen wir auf.  (angenommen bei 1 Nein-Stimme und 1 Enthaltung)" (ebd. S. 18f)

Um gleichsam eine vermeindliche ML- Prinzipientreue zu unterstreichen, schreibt man per PV-Beschluss der anderen Fraktion parteischädigendes Verhalten ins Stammbuch:

"Konferenz Arbeit 4.0. vom 20. Mai 2017

Der Parteivorstand missbilligt die Durchführung der bundesweiten Konferenz „Arbeit 4.0 und Kapitalismus“ des sogenannten Netzwerks Kommunistische Politik, die am 20. Mai in Wuppertal ohne Absprachen mit den Gremien der Partei stattfand.

Der Parteivorstand stellt fest, dass ein „Netzwerk Kommunistische Politik in der DKP“ keine statutenkonforme Gliederung der DKP ist. (angenommen bei 1 Nein-Stimme und 1 Enthaltung)" (ebd. S. 21)

Schließlich zerstört man per Beschluss Parteistrukturen der anderen Fraktion:

"Auflösung der Bezirksorganisation Südbayern

Die Bezirksorganisation Südbayern der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst (Artikel 7 des Statuts der DKP). Dieser Beschluss wird dem 22. Parteitag der DKP zur Bestätigung vorgelegt.

Die weiteren Gliederungen (Grundorganisationen und Kreise) der bisherigen Bezirksorganisation sind, über die Auflösung der Bezirksorganisation hinaus, von diesem Beschluss nicht betroffen. Sie sind ab sofort direkt an den Parteivorstand der DKP angebunden.

Mit der Auflösung der Bezirksorganisation beenden Gremien der Bezirksorganisation (Bezirksvorstand, Kommissionen der Bezirksorganisation) ihre Tätigkeit.

Die Rechte der Mitglieder der Bezirksorganisation sind ansonsten von diesem Beschluss nicht betroffen, dies betrifft auch ihre Organisation in Grundorganisationen und Kreisen.  

Begründung:

* Ein gemeinsames Handeln mit der Gesamtpartei ist in wesentlichen Bereichen nicht mehr gegeben.

* Die Bezirksorganisation akzeptiert wesentliche Beschlüsse der vergangenen beiden Parteitage, des höchs-ten Gremiums der DKP, nicht und arbeitet, teilweise öffentlich, gegen sie. Dies betrifft unter anderem den Beschluss zur Beteiligung an den Bundestagswahlen 2017 und Kernaussagen des Leitantrags des 21. Par-teitages.

* Die Bezirksorganisation akzeptiert den Beschluss des Parteivorstands nicht, im Jahr 2017 ein Moratorium bei der Rückzahlung von Darlehen an Gliederungen der DKP durchzuführen.

* Die Bezirksorganisation hat beschlossen, die Beitragsanteile, die an den Parteivorstand abzuführen sind, einzubehalten.

* Die Zusammenarbeit der Bezirksorganisation mit Mitgliedern der Bezirksorganisation, die sich zu den Be-schlüssen der vergangenen beiden Parteitage bekennen, ist in wesentlichen Bereichen ebenfalls kaum mehr gegeben.

* Alle Versuche, wieder zu einer Verbindlichkeit der Zusammenarbeit zwischen dem Parteivorstand und der Bezirksorganisation zu kommen, sind gescheitert.

* Alle Versuche, diesen Entwicklungen entgegen zu steuern, sind gescheitert. (angenommen bei 1 Nein-Stimme und 1 Enthaltung )" (ebd. S. 21)

Eine breite innerparteiliche Entrüstung über dieses autoritäre Vorgehen, was letztlich nur die klägliche Hilflosigkeit im Umgang mit dem Kampf zweier Linien in einer politischen Organisation offenbart, blieb nicht aus.

Wir spiegeln dazu die entsprechende Internet-Seite des "Netzwerks".

Heinz Stehr: Auflösung des Bezirks Südbayern – weiterer Schritt zur Liquidation der DKP

06.07.2017: Was auf den ersten Blick als Maßnahme aus aktuellem Anlass daherkommt, ist bei genauerer Betrachtung die Logik und Konsequenz der Politik dieser Parteiführung seit dem 20. Parteitag. Die Gegner des Programms, Statuts und des bis dahin gültigen politischen Selbstverständnisses der DKP eskalieren ihren Kampf für eine andere politisch und organisatorisch verfasste DKP.

Die Auflösung der Bezirksorganisation Südbayern ist dabei zwar besonders perfide, reiht sich aber auch ein z. B. in die Art des Umgangs mit der Parteiführung die bis zum 20. Parteitag im Amt war und in die teilweise sektiererische politischen Weichenstellungen des 21. Parteitages. Ziel ist eine andere DKP, die politisch wesentliche Inhalte des Programms entsorgt, wie es auch die erneute Debatte um die Strategie der Partei zeigt. Dieser Parteiführung geht es um eine DKP, die ein politisch und organisatorisches Selbstverständnis haben soll, das dem einer zentralisierten Kaderpartei entspricht und dazu das seit 1990 entwickelte politische Selbstverständnis weitgehend entsorgen will.

Dieses Vorgehen gefährdet die Existenz der DKP. Es kommt einer Liquidation nahe.

Der DKP – Bezirk Südbayern hat in der Vergangenheit wichtige Impulse für diese DKP gegeben. Daher soll es ein Signal sein, diesen Bezirk als erstes aufzulösen. Weitere Maßnahmen sind bereits im Referat von Vera Richter angedacht, z.B. die Zusammenlegung der Bezirke Hamburg, Schleswig – Holstein und Mecklenburg – Vorpommern.

Zu den wichtigen Impulsen, die der Bezirk Südbayern entwickelt hat, gehören: in der Wirtschafts- und Sozialpolitik z. B. durch die Aktivitäten der Betriebsgruppe Siemens, durch die fundierten Beiträge des Genossen Leo Mayer, durch die Mitarbeit von Genossinnen und Genossen im isw. Es wurde eine beispielhafte Bündnispolitik entwickelt, die auch heute bei Protesten gegen die sogenannte Sicherheitskonferenz deutlich wird. München ist die mitgliederstärkste Kreisorganisation in der DKP mit deutlich mehr Neuaufnahmen auch von Jüngeren als in anderen Regionen. Die DKP genießt ein hohes Ansehen in vielen Organisationen der Linken und in Bewegungen. Südbayern hat in der Kulturpolitik der DKP entscheidende Impulse gegeben. Das alles strahlte in die gesamte DKP aus.

Mit der Auflösung des Bezirks wird ein politisches Exempel statuiert: wer dieser jetzigen PV – Mehrheit nicht bedingungslos folgt, hat nach Vorstellung dieser Führung keinen Platz in der DKP. Jene Genossinnen und Genossen, die Widerstand leisten, sich z.B. dem Netzwerk „Kommunistische Politik“ verbunden fühlen, sollen an den Rand oder ganz aus der DKP gedrängt werden.

Mit diesem Vorgehen wird objektiv dem notwendigen Widerstand gegen die Rechtsentwicklung in der BRD geschadet, wichtigen Kräften in Bündnissen und Bewegungen werden Grundlagen zum notwendigen Handeln entzogen. Resignation, UZ – Abbestellungen und Parteiaustritte sind Folgen. Die DKP gerät noch mehr in die Isolation, indem sie sich selbst isoliert. Das gewachsene Ansehen in Gewerkschaften, Bündnissen und Bewegungen und damit auch in der Gesamtbevölkerung wird weiterhin Schaden nehmen.

Das Vorgehen dieser PV – Mehrheit ist aus meiner Sicht eine Katastrophe.

Statt Möglichkeiten zur Deeskalation zu nutzen oder selbst konstruktive Vorschläge zu entwickeln, wird durchgezogen! Die „Realitäten“ werden entsprechend der gewünschten Verhältnisse zurechtgebogen. Manche Erfolgsdarstellungen in der UZ vermitteln ein fiktives Bild der Politikfähigkeit der DKP.

Ich äußere diese Kritik auch deswegen , weil es jetzt möglicherweise letzte Chance gibt, Widerstand so zu entwickeln, dass es zumindest zu einer Entspannung der Situation kommen kann. Die Mitgliedschaft der DKP ist jetzt gefordert, der Auflösung des Bezirks Südbayern zu widersprechen und Gespräche zu fordern, die politische Lösungen ermöglichen.

Vielleicht kann die Einrichtung einer Kommission nutzen, in der alle Meinungsströmungen vertreten sind. Möglicherweise ist ein außerordentlicher Parteitag mit dem Ziel, konstruktive Lösungen zu erarbeiten, eine Option. Vielleicht ist das alles aber auch nicht mehr machbar, und die Zerstörung der DKP geht weiter.

Nur eines bleibt für mich – es ist alternativlos, für die Zukunft marxistischer Politik im Selbstverständnis der DKP bis zum 20. Parteitag zu kämpfen. Es geht dabei nicht vordergründig um die Organisation als Selbstzweck, es geht um die Wahrnehmung politischer Verantwortung und darum, einen Beitrag zur notwendigen Veränderung der Verhältnisse leisten zu können. Es geht aber auch um die Wahrung des Erreichten und die Bewahrung der Tradition und Erfahrung kommunistischer Politik seit fast 100 Jahren.

Heinz Stehr

 

DKP- Gruppe Wedel (Schleswig-Holstein) - Wir sind entsetzt und empört

06.07.2017: Protest gegen die Auflösung der Bezirksorganisation Südbayern durch den Parteivorstand

Liebe Genossinnen und Genossen,

leider ist eingetreten, was wir in der letzten Zeit befürchtet haben: Die Mehrheit dieses Parteivorstands verschärft nicht nur die Tonart im Umgang mit Kritikern ihres politischen und organisationspolitischen Kurses, sondern schreitet zur Tat. Wir sind entsetzt und empört darüber, dass der PV, wie den Mitgliedern in einem Artikel von Wera Richter in der UZ mitgeteilt wurde, den Bezirk Südbayern für aufgelöst erklärt hat. Zugleich werden alle Genossinnen und Genossen mit Ausschluss bedroht, die eine Erklärung eines Netzwerks unterschrieben haben, das zur Fortsetzung eines kritischen Dialogs innerhalb der Partei aufgerufen hat. Wir fordern den Parteivorstand auf den Ausschluss des Bezirks Südbayern zurückzunehmen und weitere administrative Maßnahmen zu unterlassen. Wir warnen: Wer dieser vom PV eingeschlagenen Linie weiter folgt gefährdet die Existenz der Deutschen Kommunistischen Partei. Weiterlesen...

 

Weitere Proteste von DKP-Organisationen

Stellungnahmen von

  • Kreisvorstand der DKP Braunschweig
  • DKP Elmshorn
  • DKP Kreis Oberfranken
  • DKP Erlangen
  • DKP Wuppertal
                               Weiterlesen...

Eva Petermann: Protest und dringender Appell an den Parteivorstand der DKP

01.07.2017: Auf der letzten PV-Sitzung wurden Beschlüsse gefasst, denen ich nicht zustimmen konnte. Das ist für mich ärgerlich genug, aber nicht überraschend angesichts der Mehrheitsverhältnisse. Der Beschluss zur Auflösung des Bezirks Südbayern jedoch hat einen anderen Charakter, der mich erschüttert und der die gesamte Partei alarmieren sollte. Er wirft ganz entschieden die Frage auf: Wie steht es mit der innerparteilichen Demokratie? Das ist nicht nur eine Frage von Minderheit und Mehrheit, also der Quantität, sondern vor allem der inhaltlichen Qualität! Wer so vorgeht, verletzt Grundsätze der innerparteilichen Demokratie und ersetzt sie durch zentralistischen Dogmatismus.

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DKP-Gruppe Köln – Innenstadt : Gegen die Auflösung der Bezirksorganisation Südbayern!

01.07.2017:Lenin stellt in „Der linke Radikalismus – die Kinderkrankheit im Kommunismus“ (April/Mai 1920) die Frage: „wodurch wird die Disziplin der revolutionären Partei des Proletariats aufrechterhalten? wodurch wird sie kontrolliert? wodurch gestärkt?“ Und antwortet: „Erstens durch das Klassenbewusstsein der proletarischen Avantgarde und ihre Ergebenheit für die Revolution, durch ihre Ausdauer, ihre Selbstaufopferung, ihren Heroismus. Zweitens durch ihre Fähigkeit, sich mit den breitesten Massen der Werktätigen, in erster Linie mit den proletarischen, aber auch mit den nichtproletarischen werktätigen Massen zu verbinden, sich ihnen anzunähern, ja ... sich bis zu einem gewissen Grade mit ihnen zu verschmelzen. Drittens durch die Richtigkeit der politischen Führung, ... ihrer politischen Strategie und Taktik, unter der Bedingung, daß sich die breitesten Massen durch eigene Erfahrung von dieser Richtigkeit überzeugen. […] Ohne diese Bedingungen werden die Versuche, eine Disziplin zu schaffen, unweigerlich zu einer Fiktion, zu einer Phrase, zu einer Farce.“ (Lenin Werke 31, S. 9 zitiert nach Prof. Dr. Heinz Karl „Lenins 'Partei neuen Typus' im Widerstreit der An- und Draufsichten“, unveröffentlichtes Manuskript)

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Erklärung des Bezirkssekretariates der DKP Saarland zum Auflösungsbeschluss

Auflösungsbeschluss sofort aufheben! Gefahren der Zerschlagung der DKP bekämpfen! Existenzsicherung ist jetzt die wichtigste Aufgabe!

Das Bezirkssekretariat der DKP Saarland fordert die Aufhebung des Beschlusses der 9. Parteivorstandstagung zur sofortigen Auflösung des Bezirkes Südbayern. Der Artikel 7 des Statutes der DKP, auf den sich der PV dabei beruft, lässt eine politisch motivierte Auflösung eines Bezirks nicht zu. Es ist eine statutenwidrige Interpretation. Die Art und Weise wie dieser Beschluss zustande kam, ist schon bezeichnend. Statt Transparenz wurde der Weg eines Überfalls gewählt. Eine offene Information aller PV-Mitglieder vor der PVTagung gab es nicht, die Anträge wurden bis zur Sitzung geheim gehalten. Wege für den Zusammenhalt der Partei werden nicht gesucht. Mit diesem Auflösungsbeschluss wird weiter zugespitzt und eskaliert. Er ist keine produktive Antwort auf den vorhandenen Meinungsstreit und die Parteiauseinandersetzung. Initiativen zur Deeskalation wie der Vorschlag eines Moratoriums in der Parteiauseinandersetzung, die in der 9. PV-Tagung unterbreitet wurden, wurden von der Mehrheit rechthaberisch und abwertend abgebügelt.

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Thomas Hagenhöfer: Wie weiter in der Parteiauseinandersetzung?

01.07.2017: Die 9. Parteivorstandstagung hat eine weitere, die DKP schwächende Eskalation in der Parteiauseinandersetzung als Ergebnis. Wir dokumentieren hier den Redebeitrag des Bezirksvorsitzenden der DKP Saarland auf der PV-Tagung zur Parteiauseinandersetzung.

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Beschluss des Bezirksvorstands der DKP Südbayern vom 24. Juni 2017

Beschluss des Bezirksvorstands der DKP Südbayern vom 24. Juni 2017:

"Der Beschluss des Parteivorstands der DKP, den Bezirk Südbayern aufzulösen, ist statutenwidrig und damit unwirksam. Der Bezirksvorstand Südbayern setzt seine Arbeit auf der Grundlage von Parteiprogramm und Statut fort."


In der Begründung des Bezirksvorstands heißt es u.a.: Weiterlesen...

 

QUELLE: http://www.kommunisten.de/