Die mehr als 470 ArbeiterInnen
der instandbesetzten Kachelfabrik ZANON in Neuquén (Patagonien)
haben einen Teilerfolg errungen in ihrem Kampf für eine
Verstaatlichung ihrer Fabrik unter Beibehaltung der
Arbeiterkontrolle. Die Justiz ordnete die Eröffnung des
Konkursverfahrens an. Damit ist der Familie Zanón das Recht zur
Geschäftsführung aus der Hand genommen worden.
Im Februar diesen Jahres hat ein Gläubiger die Eröffnung des
Konkurverfahrens für die Eigentümerin der Fabrik angemeldet. Das
argentinische Konkursgesetz sieht in diesem Falle vor, dass ohne
weitere Prüfung das Konkursverfahren eröffnet wird. Der dafür
zuständige Richter hat jedoch nicht den Konkurs, sondern vielmehr
ein Verfahren zur Abwendung des Konkurses eingeleitet. Danach wird
dem Eigentümer mittels der Gewährung staatlicher
Finanzierungshilfen ermöglicht, die Geschäfte trotz Konkursreife
des Unternehmens fortzuführen.
Aufgrund des angeordneten Verfahrens hat die Firma „Ocabamba SA“ -
Eigentümerin ist die Ehefrau von Don Luis Zanón - im Juni diesen
Jahres die Räumung der Fabrik beantragt.
Gegen die Eröffnung des Verfahrens zur Abwendung des Konkurses
legten die Arbeiterinnen Rechtsmittel ein; und das mit Erfolg. Das
Berufungsgericht entschied, dass die Eröffnung des Verfahrens zur
Abwendung des Konkurses keinerlei rechtliche Stütze im Gesetz
findet und ordnete stattdessen die Eröffnung des Konkursverfahrens
an.
Die ArbeiterInnen werten diese Entscheidung als Erfolg. Das
Verfahren zur Abwendung des Konkurses habe einzig den Zweck
gehabt, die Selbstverwaltung der ArbeiterInnen zu brechen. Nunmehr
bestünden keine Ausreden mehr, die rechtliche Anerkennung der
Arbeiterverwaltung - organisiert in der Kooperative FaSinPat -
einzuleiten. Dies bedeute zwar keine endgütige Lösung, sei aber
ein großer Schritt nach vorne.
Die ArbeiterInnen streben eine entschädigungslose Enteignung der
Familie Zanón an sowie die Beibehaltung der Arbeiterkontrolle.
Entgegen der Entwicklung in den meisten instandbesetzten Betrieben
in Argentinien wollen die Arbeiter jedoch kein Eigentum an der
Fabrik als Kooperative erwerben. Im letzteren Falle wären sie dem
Markt unterworfen, womit eine qualitative Änderung der
Produktionsbedingungen nicht verbunden wäre. Vielmehr soll eine
Verstaatlichung der Fabrik erreicht werden, in der die
ArbeiterInnen Gebrauchsgegenstände für die Gesellschaft
herstellen, ohne dabei den Marktgesetzen zu unterliegen und damit
Waren zu produzieren.
ZANON ES DEL PUEBLO
Editorische
Anmerkungen
Der Artikel
erschien am 24.07.2005
bei Indymedia
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