trend spezial: Berichte aus Kosova

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Einige Wirtschaftsdaten Kosovas

von Max Brym

08-2012

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onlinezeitung

Kosovo ist als internationaler Wirtschaftspartner charakterisiert durch den hauptsächlichen Import von Waren bei einem massiven Handelsdefizit von ca. 2.136 Mrd. Euro im Jahr 2011 (Import: 2.479 Mio. Euro; Export: 344 Mio. Euro) [Daten des IWF]. Auf der Website des „Deutschen Auswärtigen Amtes „steht:

„Hauptimportprodukte sind (in dieser Reihenfolge) Rohstoffe (insb. Öl); Maschinen und Elektrogeräte; verarbeitete Lebensmittel, Getränke und Tabak; Grundmetalle und deren Verarbeitungen; chemische Industrieprodukte. Hauptexportprodukte sind (in dieser Reihenfolge) Rohstoffe (besonders Erze); Lebensmittel, vor allem Gemüse, aber auch Getränke und Tabak; Maschinen und Elektrogeräte.
Hauptlieferländer waren im Jahr 2010 die EJR Mazedonien (Handelsvolumen 316 Mio. Euro in 2010), Deutschland (275 Mio), Serbien (260 Mio.), Türkei (150 Mio.) und China (134 Mio). Hauptabnehmerländer sind Italien (80 Mio. Euro), Albanien (32 Mio.), die FJR Mazedonien (26 Mio Euro) und Deutschland mit 15 Mio Euro.“

Deutschland ist damit innerhalb der EU der wichtigste Handelspartner Kosovas. Allerdings kommen deutsche Unternehmen nach eigener Einschätzung im Privatisierungsprozess zu kurz. Die Autobahn durch Kosova baut für den
Preis von über einer Milliarde die US- Firma Bechtel, in Kooperation mit der türkischen Firma ENKA. Den Flughafen sicherte sich eine türkische Investorengruppe und auch die Verteilung und den Verkauf des Stroms der KEK sicherte sich vorläufig eine türkische Gesellschaft. Im Raum Rahovec ist es einer deutschen Investorengruppe gelungen mit der Förderung von Chrom zu beginnen. Albanien und Kosova haben zusammen 1/3 der weltweit bekannten Chromvorkommen. Auch in Albanien dominiert eine deutsche Kapitalgesellschaft den Abbau von Chrom, speziell für die deutsche Stahl und Automobilindustrie. Dabei wird die Rechtlosigkeit der Arbeiter in Albanien und Kosova benützt, um Maximalprofite zu erzielen. Die Firma Thyssen Krupp ist an den hochwertigen Mineralien Trepcas interessiert. Bereits zwischen 1941 und 1944 war Thyssen Krupp Eigentümer von Trepca. Im Bereich der Braunkohleförderung und Verarbeitung gibt ein Milliarden schweres Angebot der kanadischen Firma von Ex US General Clark. Kosova hat die wichtigsten und meisten Braunkohlevorkommen in der Region *Der Staatshaushalt Kosovas*

Im Staatshaushalt 2012 stehen den geschätzten Einnahmen von 1.361 Mio. Euro Ausgaben von 1.520 Mio. Euro gegenüber. Das Gesamtdefizit beträgt somit 159 Mio. Euro bzw. nur ca. 3,2 % des BIP. Der Haushalt entspricht somit fast durchwegs den Vorstellungen des IWF, der aufgrund der schlechten Erfahrungen mit einen überbordenden Haushalt 2011 mit dem Aussetzen des Stand-By-Arrangements im Juli 2011, die neoliberale Notbremse gezogen hatte.

Fazit

Kosova ist ein Transitland mit hungrigen Konsumenten. Nach Weltbank leben 18% der Bevölkerung in Armut von weniger als 1 Dollar pro Tag. Rund 36% leben in „ Armut“ mit weniger als 2 Dollar pro Tag. Der Euro ist Landeswährung. Gegenwärtig steigen die Preise besonders für Grundnahrungsmittel an. Die durchschnittlichen Preise gleichen den Preisen in Mitteleuropa. Ein Arbeiter verdient nach amtlichen Angaben 270 Euro pro Monat Damit wird die Wohnung nicht warm und seine Kinder nicht satt. Offiziell liegt die Arbeitslosenzahl bei 45%. In Wahrheit liegt sie bei mehr als 60%. Die Jugendarbeitslosigkeit wird mit 70% beziffert. Es gibt in Kosova kein Arbeitslosengeld und keine staatliche Krankenversicherung. Alles wird privatisiert oder muss privat bezahlt werden. Der Privatisierungsprozess kostete bis dato 70.000 Arbeitsplätze.

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Artikel vom Autor für diese Ausgabe.