Auf dem Weg zu einer urbanen Strategie
Leseauszug aus "Die Revolution der Städte"

von Henri Lefèbvre

08-2013

trend
onlinezeitung

In theoretischer Hinsicht läßt sich die Situation von heute in gewissem Maß mit der vergleichen, die Marx erlebte. Schon bahnte die radikale Kritik dem Denken wie der Aktion einen Weg. Bekanntermaßen ging Marx von der deutschen Philosophie, der englischen politischen Ökonomie, dem französischen Gedankengut über die revolutionäre Aktion und ihre Ziele (den Sozialismus) aus. Dank seiner Kritik des Hegelianismus, der Wirtschaftswissenschaft, der Geschichtsphilosophie war er imstande, die kapitalistische Gesellschaft einmal als Totalität und auch als Anstoß zu einem totalen Wandel zu erkennen. Aus der Negativität ging eine neue positive Einstellung hervor. Die negative Seite der radikalen Kritik deckte sich nach Marx' Ansicht mit der des revolutionären Proletariats. Die Analogien und die Unterschiede, die zwischen dieser und der in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gegebenen Situation bestehen, werden sofort deutlich. Heute muß die marxistische Kritik an der Philosophie und der politischen Ideologie vor allem durch eine radikale Kritik an reduzierenden Disziplinen, spezialisierten und zur Institution gewordenen Teilwissenschaften ergänzt werden. Nur an Hand dieser Kritik wird es möglich sein, festzustellen, welchen Beitrag die einzelne Wissenschaft zu der entstehenden Totalität leistet. Dies ist, wie wir jetzt wissen, der Weg, auf dem wir zur Totalität gelangen können; nicht mit Hilfe der Summe- oder der Nebeneinanderstellung der »positiven« Ergebnisse dieser Wissenschaften ist sie zu erreichen. Für sich allein genommen verliert sich jede von ihnen in Zerstückelung oder Verwirrung, geht im Dogmatismus oder. im Nihilismus unter.

Die dialektische Beziehung zwischen der urbanen Form und ihrem Inhalt ist so beschaffen, daß a) die Existenz dieser Form die Rationalität des »Wirklichen« gewährleistet, und dieses Wirkliche also an Hand von Begriffen analysiert werden kann; b) die Form als solche zum Prinzip einer Untersuchung auf höchster Ebene wird; c) hinsichtlich des Inhalts Analysen durchgeführt werden müssen, die diesen sowieso verschiedenartigen Inhalt (die Teilwissenschaften) in Fragmente zerlegen werden. Somit ergibt sich die Notwendigkeit einer unablässigen Kritik (und einer Selbstkritik) an diesen Wissenschaften, und zwar im Namen der rationalen (globalen) Form.

Die Kritik der Spezialwissenschaften zieht ihrerseits die Kritik an spezialisierten Politiken, Apparaten und ihren Ideologien nach sich. Jede politische Gruppe, und insbesondere jeder Apparat, rechtfertigt sich mit Hilfe einer von ihm entwickelten und unterhaltenen Ideologie: Nationalismus und Patriotismus, Ökonomismus oder Staatsrationalismus, Philosophismus, (klassischer) liberaler Humanismus. Unter anderem werden dabei einige wesentliche Probleme verschleiert: die der urbanen Gesellschaft und der Mutation (Wandel oder gegebenenfalls Revolution). Diese Ideologien, angewandt, aber nicht angepaßt, stammen, wie auch die geistige Arbeitsteilung, aus einer vorausgegangenen Epoche, aus der Zeit des Industrierationalismus. Indem wir hier den methodologischen Begriff der Ebene einführen (wir werden ihn nicht mißbrauchen), um einen Unterschied zwischen Taktik und Strategie machen zu können, können wir gewisse Behauptungen aufstellen:

1. Auf der Ebene der Projekte und der Pläne ist immer ein ge­ wisser Abstand zwischen Ausarbeitung und Ausführung vor­ handen. Dazwischen liegen Forderung und Tadel, die allzu häufig verwechselt werden. Im Tadel kommen Gruppen- und Klassenideologien zum Ausdruck, auch die Ideologie oder die Ideologien derer, die an der Ausarbeitung des Projekts mitge­ wirkt haben; es handelt sich dabei um den ideologischen Ur­ banismus. Durch die »Tadler« entstehen in den sozialen Logiken (der Sozio-Logik, die nur Ideo-Logik ist) Konflikte. Die Möglichkeit des Tadels läßt diese Logiken als Ideologien erscheinen, womit die Konfrontation zwischen ihnen möglich und der Grad der urbanen Demokratie meßbar wird. Ange­ sichts der Passivität der Betroffenen, ihres Schweigens, ihrer vorsichtigen Zurückhaltung bei allem, was sie selbst angeht, wird das Fehlen der urbanen Demokratie, also der konkreten Demokratie, meßbar. Kurz gesagt heißt das, die urbane Revolution und die konkrete (entwickelte) Demokratie überlappen sich. Die urbane Praxis, die der Gruppen und Klassen d. h. ihre Lebensweise, ihre Morphologie - kann nur auf diesem Weg einer urbanistischen Ideologie gegenübergestellt werden. Solcherart wird der Tadel zur Forderung.

2. Auf der Ebene der Epistemologie stellt sich die Frage nach dem erworbenen oder nicht erworbenen Wissen. Es sieht nicht so aus, als ließe sich in der so definierten Problematik ein Ganzes aus erworbenen Erkenntnissen bilden. Bis auf weiteres beherrscht die Problematik die Wissenschaftlichkeit. Anders ausgedrückt, Ideologie und Wissen vermischen sich, sie auseinanderzuhalten ist eine stets neu zu beginnende Aufgabe. Trotzdem kann jede Wissenschaft von sich behaupten, an der Erkenntnis des Phänomens der Verstädterung beteiligt zu sein, und zwar unter zwei Voraussetzungen: sie muß spezifische Begriffe und Methoden zur Verfügung stellen, und muß auf jeden Imperialismus verzichten; diese letzte Forderung setzt ständige Kritik und Selbstkritik voraus.

Zweifellos steuert die Soziologie ihr Scherflein an spezifischen Begriffen bei. Unter anderem den Begriff der Ideologie mit den sich daraus ergebenden kritischen Folgerungen - denen der Institution und der Anomie in ihrer ganzen Bedeutung. Die Liste ist nicht einschränkend, und nur deshalb werden diese Begriffe vorrangig erwähnt, weil sie in ihrer Kritik beispielhaft sind. Erst eine eingehende Diskussion wird entscheiden können, ob z. B. gewisse Begriffe von G. Gurvitch wie überschießendes Verhalten oder Pluralität der Zeit beibehalten und bei der Analyse des Phänomens der Verstädterung benutzt werden können. Denkbar wäre das durchaus. Dagegen scheinen Begriffe und Vorstellungen wie Zentralität, urbanes Gewebe und urbaner Raum nicht allein für die Soziologie zuzutreffen (damit soll nichts gegen diese Begriffe gesagt sein, im Gegenteil). Die Mutation (oder der Wandel oder die Revolution), derzufolge die sogenannte Industriegesellschaft zu einer städtischen Gesellschaft wird, muß auf höchster Ebene konzipiert werden. Eine Mutation, die die Problematik, also das Problematische des Wirklichen, festlegt. Läßt sich behaupten, daß die innerhalb eines globalen Rahmens (Institution, Ideologie) mit der Industrialisierung entstandenen Phänomene völlig verschwunden seien und den Phänomenen der Verstädterung Platz gemacht hätten? Daß diese jenen von nun an untergeordnet seien? Sicher nicht. Wir dürfen eine Tendenz nicht mit dem Erreichten verwechseln. Die gegenwärtige Gesellschaft begreift sich als im Übergang befindlich. Die durch die Industrie hervorgebrachten Phänomene und Verwicklungen vermindern sich erst jetzt allmählich. Auf dieser Ebene stellt man fest, daß die sogenannten »sozialistischen Länder« als erste ihre Institutionen so geändert haben, daß sie den Forderungen der industriellen Produktion entsprachen: modifizierte Rationalität, Planung, Programmierung. Die sogenannten kapitalistischen Länder haben sie bis zu einem gewissen Punkt eingeholt. Die Problematik der Verstädterung hat weltweite Bedeutung, aber es hängt von der wirtschaftlichen, sozialen, politischen Struktur jedes einzelnen Landes und auch von seinem ideologischen Oberbau ab, wie sie angegangen wird. Es ist nicht selbstverständlich, daß die sogenannten sozialistischen Länder die Verstädterung mit ebensoviel (mehr oder weniger erfolgreicher) Initiative angehen wie die Industrialisierung.

Zur Wissenschaft kann das Wissen um das Phänomen der Verstädterung nur in der und durch die bewußte Bildung einer urbanen Praxis werden, die an die Stelle der inzwischen vollendeten Industriepraxis und ihrer Rationalität tritt. Während dieses komplexen Prozesses schneidet die Analyse »Objekte« heraus oder konstruiert »Modelle«, die immer provisorisch, revidierbar und kritisierbar sein werden. In erster Linie ist dazu die erwähnte Konfrontierung von urbanistischer Ideologie mit der urbanen Praxis der sozialen Gruppen und Klassen erforderlich - an zweiter Stelle das Eingreifen sozialer und politischer Kräfte - an dritter die Freisetzung von Erfindungskapazitäten, wozu auch ein dem »reinen« Imaginären nahestehender Utopismus gehören muß.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch einmal auf die Umkehrung oder Verkehrung der gewohnten Perspektiven hinweisen. Tatsächlich ist die Möglichkeit zur Schaffung einer Strategie an diese Umkehrung gebunden. Andererseits sind aufgrund der Phase, in der sie sich abspielt, Voraussagen und Projekte schwierig. Im allgemeinen sieht man in der Urbanisierung eine Folge der Industrialisierung, die das beherrschende Phänomen ist; Stadt oder Agglomeration (Megalopolis) werden also im Rahmen der Untersuchung des Industrialisierungsprozesses untersucht, und der urbane Raum wird in eine allgemeine Flurbereinigung einbezogen. Wer die marxistische Terminologie verwendet, sieht im Städtischen und dem Urbanisierungsprozeß der (kapitalistischen oder sozialistischen) Produktionsweise übergeordnete Strukturen. Man nimmt leichthin an, es gäbe keine Interaktion zwischen dem Phänomen der Verstädterung, den Produktionsverhältnissen, den Produktivkräften. Die Umkehrung des Blickwinkels besteht darin, daß hier die Industrialisierung als eine Etappe auf dem Wege zur Urbanisierung, als Moment, Zwischenstation, Werkzeug angesehen wird. Folglich dominiert innerhalb des Doppelprozesses (Industrialisierung - Verstädterung) der zweite der Begriffe, während in der Vergangenheit der erste die beherrschende Rolle spielte. Ein »städtisches Denken«, das sich entweder auf eine »Optimierung« der Industrialisierung mit ihren Folgen oder auf das Betrauern der in der Industriegesellschaft aufgetretenen Entfremdung (in Form eines überspitzten Individualismus bzw. einer Überorganisation) beschränkt, bzw. sich für die Rückkehr zum antiken Stadtbürgertum (Griechenlands oder des Mittelalters) einsetzt, ist nicht mehr möglich. Solche angeblichen Modelle sind nichts als Varianten der urbanistischen Ideologie.

In diesem Zusammenhang fällt der Kritik am Alltag eine einigermaßen überraschende Rolle zu. Sie kann nicht mehr als Nebenaspekt der Soziologie angesehen werden. Sie befaßt sich nämlich nicht mit irgendeinem »Objekt« bzw. »Subjekt«; sie besitzt keinen abgegrenzten Bereich. Sie zieht Ökonomie und Wirtschaftsanalyse genauso heran wie Soziologie, Psychologie, Linguistik. Andererseits läßt sie sich in keine der genannten Ordnungen eingliedern. Sie erfaßt zwar nicht die gesamte Praxis der industriellen Epoche; deren wesentliche Ergebnisse hält sie aber fest. Aus dieser Epoche ergab sich folgendes Resultat: Eine Alltäglichkeit bildete sich, wurde zum sozialen Ort einer hochentwickelten Ausbeutung und einer sorgfältig überwachten Passivität. Die Alltäglichkeit formiert sich nicht mitten im »Städtischen« als solchem, sondern in der und durch die allgemeine Absonderung, von der die Lebensmomente genauso erfaßt werden wie die Aktivitäten. Ein kritisches Vorgehen beinhaltet eine Kritik an Objekten und Subjekten, an Sektoren und Bereichen gleichermaßen. Indem die Kritik am Alltagsleben aufzeigt, wie die Menschen leben, erhebt sie zugleich Anklage gegen die Strategien, aus denen dieser Alltag erwachsen ist. Die kritische Überlegung überwindet die Grenzen zwischen den spezialisierten Wissenschaften von der menschlichen Realität. Dabei nimmt die Kritik am Alltagsleben (eine ständige Kritik, die zuweilen spontane Selbstkritik, zuweilen begrifflich formulierte Kritik ist) das Wesentliche der in den Industrieländern durchgeführten sogenannten »soziologischen« Untersuchung wieder auf. Sie vergleicht dabei das Wirkliche mit dem Möglichen (das ebenfalls »Wirklichkeit« ist) und zieht ihre Schlußfolgerungen, ohne dabei ein Objekt oder ein Subjekt, ein System oder einen festen Bereich zu benötigen. In diesem Licht wäre es sogar vorstellbar, daß eines Tages auch die Soziologie der Stadt einen definierbaren Status erhielte: sie, würde aus der Kritik der Bedürfnisse und Funktionalitäten, der Strukturen, der Ideologien und der Praktiken erwachsen, die partiellen oder reduzierenden Charakter besitzen. Die zu entwickeln de soziale Praxis, die der städtischen Gesellschaft, wird - vorausgesetzt, es tritt nichts Unvorhergesehenes ein - kaum mit dem in Beziehung stehen, was heute Urbanismus genannt wird.

Als Ideologie verbirgt der Urbanismus die Strategien. Die Kritik des Urbanismus wird einen Doppelaspekt besitzen: sie wird Kritik an der urbanistischen Ideologie sein und Kritik an der urbanistischen Praxis (soweit es sich dabei um - reduzierende - Teilpraktiken und Klassenstrategien handelt). Diese Kritik wirft ein Licht auf das, was in der urbanen Praxis wirklich vor sich geht: auf die ungeschickten oder klarsichtigen Bemühungen zum Erkennen und zur Lösung gewisser Probleme der städtischen Gesellschaft. Sie ersetzt die unter Klassenlogiken versteckten Strategien (Raumpolitik, Ökonomismus usw.) durch eine an die Erkenntnis gebundene Strategie.

Die Reflexion über das Phänomen der Verstädterung, die die Philosophie auf neuer Ebene weiterführt und, mittels einer radikalen Kritik, sämtliche Wissenschaften benutzt, kann zur Definition einer Strategie führen. Unter diesem Blickwinkel lassen sich der Horizont und der Punkt, an dem scheinbar getrennte Linien zusammenlaufen, rational definieren.

Diese Strategie stellt sich zweifach dar, ohne daß die Disjunktion zu einer grundlegenden Einheit führen könnte, die nur dann entsteht, wenn die gesamte Erkenntnis, die sich momentan auf eine Problematik konzentriert, in der eigentlichen Bedeutung des Wortes politisch wird: also zur Wissenschaft von der politischen (urbanen) Realität. Relativ gesehen spaltet sich die Strategie in eine Strategie der Erkenntnis und eine politische Strategie; eine Trennung findet dabei nicht statt.

Muß die Wissenschaft vom Phänomen der Verstädterung pragmatischen Forderungen, unmittelbaren Befehlen entsprechen? Planer, Programmatiker, Benutzer rufen nach Anweisungen. Zu welchem Zweck? Um die Leute glücklich zu machen. Um ihnen zu befehlen, glücklich zu sein. Merkwürdige Vorstellung vom Glück. Die Wissenschaft vom Phänomen der Verstädterung kann diesen Forderungen nicht entsprechen, ohne Gefahr zu laufen, sich für Zwänge einzusetzen, die von anderswoher kommen: für diejenigen nämlich, die von der Ideologie und der Macht ausgeübt werden. Sie bildet sich langsam, benutzt dabei theoretische Hypothesen und praktische Erfahrungen genauso wie bewährte Begriffe. Auf die Phantasie, also auf die Utopie, kann sie nicht verzichten. Und in der Zwischenzeit muß sie zahlreiche Situationen berücksichtigen. Hier beherrscht die Demographie die Wirklichkeit und damit die Erkenntnis; das bedeutet nicht, daß der Demograph eine beherrschende Rolle spielt; er ist nur in der Lage, während eines bestimmten Zeitraums das Wort zu ergreifen; damit ist er noch nicht zur Festlegung der Zukunft ermächtigt. Dann wird der Wirtschaftler seine Rolle übernehmen; und mit ihm kommt der Planer; gleichzeitig meldet sich aber auch die zwar lästige, aber nützliche radikale Kritik zu Wort, die einzige wirklich fruchtbare. Andererseits werden die Soziologie und der Soziologe einiges zu sagen haben. Übrigens ist nicht ausgeschlossen, daß die Forschungen über die Stadt und das Phänomen der Verstädterung die Voraussetzungen für die Konstruktion von Modellen auf makrosoziologischer Ebene schaffen werden. Vielleicht werden sich im Verlauf dieses (strategisch ausgerichteten) Prozesses die Soziologie im allgemeinen und die Soziologie der Stadt im besonderen veranlaßt sehen, ihre Kategorien und Begriffe zu überprüfen; damit wären die Grundlagen für eine wissenschaftliche Erkenntnis der Problematik nach Maßgabe der Finalität gelegt. Während diese »Disziplinen« auf dem industriellen Sektor nur zwischen der Rolle einer Dienstmagd (privater oder öffentlicher) Interessen und der eines »anfechtenden­ angefochtenen« Gedankengebäudes hin und her schwanken. Wie dem auch sei, in keinem Fall und nirgends darf das Mittel zum Zweck, das Partielle zum Globalen, die Taktik zur Strategie erhoben werden. Jede Taktik, gleich welcher Spezialität, wird scharf kritisiert werden, sobald sie auf die globale Ebene übergreifen, zum Imperialismus werden möchte.

Die Strategie der Erkenntnis kann nicht isoliert werden. Sie ist aufs Praktische ausgerichtet, in erster Linie also auf eine unablässige Konfrontation mit der Erfahrung, und in zweiter Linie auf die Bildung einer globalen kohärenten Praktik, die der verstädterten Gesellschaft (die Praktik, die es dem menschlichen Wesen ermöglicht, sich Raum und Zeit anzueignen, eine Modalität, die über der Freiheit steht).

Bis auf weiteres ist die soziale Praktik jedoch Sache der Politiker. Sie nehmen sie mittels Institutionen und Apparaten in Besitz. Genauer ausgedrückt heißt das: Wie alle Spezialisten blockieren die spezialisierten Politiker den Weg, der zur Bildung einer höheren Rationalität, der einer städtischen Demokratie, führt. Sie bewegen sich in eben den institutionellen und ideologischen Rahmen, die ja überwunden werden sollen. Damit wird die Lage weiter erschwert. Die Strategie der Erkenntnis steht vor einer doppelten Verpflichtung. Sie kann die politischen Strategien nicht unberücksichtigt lassen. Sie muß sie kennen. Wie sollte sie diese »Objekte« und diese »Subjekte«, diese Systeme und diesen Bereich von der Erkenntnis ausschließen? Hier haben die politische Soziologie und die Institutionsanalyse, die der Verwaltung und der Bürokratie, einiges zu sagen. Unter die strategischen Aktionen fallen auch Vorschläge, die an Politiker, Staatsmänner, Gesinnungen, Parteien gerichtet werden. Das bedeutet keineswegs, daß die kritische Erkenntnis abdankt und sich auf die spezialisierten Politiker verläßt. Im Gegenteil. Wie kann man ihnen Projekte und Programme vorlegen, ohne auf die kritische Analyse ihrer Ideologien und der von ihnen verwirklichten Vorstellungen zu verzichten? Wie soll man sie überreden oder zwingen? Indem man auf ihren Druck durch Gegendruck reagiert? Das ist sicher keine leichte Aufgabe. Wollte aber die Erkenntnis auf ihr Recht zur Kritik von Entscheidungen und Institutionen verzichten, so wäre das ihr Untergang. Mit jedem Verzicht wird ein Prozeß in Gang gebracht, der nur schwer wieder rückgängig zu machen ist. Die Demokratie selber dankt hier ab und nicht nur die Wissenschaft oder wissenschaftliche Institutionen.

Die Strategie beinhaltet einen wesentlichen Artikel: nämlich den optimalen und maximalen Einsatz (sämtlicher technischer Mittel) bei der Lösung der sich aus der Verstädterung ergebenden Fragen, im Dienste des Alltagslebens, in der verstädterten Gesellschaft. Damit eröffnet sich die Möglichkeit zur Veränderung des Alltagslebens, so wie wir es kennen. Und zwar durch den rationalen Einsatz von Maschinen und Techniken (die Veränderung des sozialen Beziehungsgefüges wird dabei nicht sinnlos, sie ist vielmehr darin enthalten). Wenn Initiativen (oder jede Einzelinitiative) in der bestehenden Ordnung durch das eine oder andere System wieder aufgegriffen werden, wird damit solchen Anregungen nicht verwehrt, einen Weg aufzutun und abzustecken. Zeitgenössische Erfahrungen zeigen, daß Wirtschaftsvoraussagen und staatliche Behörden selten eine optimale Verwendung der Quellen, der Technik und der von der Wissenschaft herangeschafften Mittel einplanen. Diese werden nur unter dem Druck der Öffentlichkeit, der Umstände, der Kritik (soweit sie geübt werden darf) verwendet. Warum? Aus Gründen des Budgets und der Finanzen, d. h. aus »wirtschaftlichen« Gründen. Hinter diesen Gründen sind tiefere Ursachen verborgen. Die. Behörden haben ihre eigene Strategie, die Apparate ihre Interessen, derentwegen wesentliche Probleme nur allzu gern hintangestellt werden.

Wer die Philosophie zu Hilfe ruft, muß durchaus nicht vergangenheitsgläubig sein. Im Gegenteil. Hier gewinnt der Unterschied zwischen philosophischem Denken und der Metaphilosophie Sinn und Bedeutung. Die Metaphilosophie ist der neue Kontext, der Theorien und Begriffen, symbolträchtigen, aus dem philosophischen Zusammenhang herausgelösten Einheiten einen neuen Sinn gibt. Will man die heutige »Problematik« in ihrem ganzen Umfang begreifen - bzw. die Gegenwart als Problematik erkennen, und sich den Horizont auftun -, so kann man auf philosophisches Gedankengut zurückgreifen. Dabei muß hervorgehoben werden, daß sich so der Übergang von der klassischen Philosophie zur Metaphilosophie vollzieht.

Die Totalität? Im dialektischen Sinn ist sie da, hier und jetzt. Und sie ist es nicht. Bei jeder menschlichen Handlung, und vielleicht, seit es eine lebende Natur gibt, sind jederzeit vorhanden: Arbeit und Spiel, Erkenntnis und Ruhe, Anstrengung und Genuß, Freude und Schmerz. Momente, die eine »Objektivierung« der Wirklichkeit und der Gesellschaft erforderlich machten; sie bedürfen auch einer Formgebung, die sie erhellt und vorstellt. Wenn auch in diesem Sinn nahe, so ist die Totalität dennoch fern: erfahrene Augenblicklichkeit und Horizont. Die städtische Gesellschaft transzendiert den Gegensatz, den die Ideologie der Industriezeit zwischen Natur und Kultur geschaffen hat. Sie setzt dem, was die Totalität unmöglich macht, ein Ende: den endgültigen Spaltungen, den absoluten Trennungen, den programmierten Absonderungen. Dennoch bietet sie nur einen Weg, nicht ein Modell der Totalität an. So wie ihn die alte Philosophie vorschlug, nicht aber das metaphilosophische Denken, das den Weg immer dem Modell entgegenstellt.

Die urbane Strategie kann nur nach den allgemeinen, seit Marx bekannten Regeln der politischen Analyse ausgearbeitet werden. Diese Analyse bezieht die Verhältnisse und Umstände genauso ein wie die Strukturelemente der Situation. Wie und wann müssen die spezifisch städtischen Objekte von den Objekten geschieden werden, die an die Industrieproduktion, an die Planung, die Einkommensverteilung (Verteilung des Mehrwertes) bzw. an Lohnfragen, an die Organisation des Unternehmens und der Arbeit gebunden sind? Die voreilige Trennung dieser Objekte wäre ein Irrtum und ein schwerwiegender Fehler. Tatsächlich sind ja industrielle Revolution und Revolution der Städte zwei Teile, zwei Aspekte einer radikalen Veränderung der Welt. Sie sind zwei (dialektisch vereinte) Elemente ein und desselben Prozesses, ein und derselben Idee, der Idee von der Weltrevolution. Zwar nimmt der zweite Aspekt dermaßen an Bedeutung zu, daß er sich dem ersten nicht mehr unterordnet; das bedeutet aber nicht, daß der erste unvermittelt aufgehört hätte, Bedeutung und Realität zu besitzen. Die politische Analyse der Situation befaßt sich nicht mit dem »Wirklichen« in der banalen, häufigsten Bedeutung des Wortes. Sie befaßt sich mit dem dialektischen Verhältnis zwischen den drei Begriffen: dem Wirklichen, dem Möglichen, dem Unmöglichen um das möglich werden zu lassen, was unmöglich schien. Die Analyse, die sich dem »Wirklichen« nähert, akzeptiert den politischen Opportunismus. Die Analyse, die sich von ihm entfernt und sich zu weit auf das Unmögliche (Utopische in des Wortes banaler Bedeutung) zubewegt, ist zum Scheitern verurteilt.
 

Daß Amerika in das Stadium des Stadtguerillakrieges eingetreten ist, ist eine bekannte Tatsache. Die technologische Überlegenheit Nordamerikas und sein Einfluß auf Lateinamerika (einschließlich Mexikos) verleihen dem Kontinent eine Art Privileg, zumindest von unserem Blickwinkel aus. Marx stützte seine Analysen auf England und den englischen Kapitalismus; die politischen Analysen über den Wandel der Stadt gründen auf einer eingehenden Untersuchung Nordund Südamerikas. Der Stadtguerillakrieg in den Vereinigten Staaten ist anders als der in Lateinamerika. In den Vereinigten Staaten lassen sich die Schwarzen zu Verzweiflungstaten hinreißen, da sie auf Grund einer sozialen Absonderung, die mächtiger ist als die gesetzliche Integration, in Stadtgettos eingeschlossen sind. Ein großer Teil der Schwarzen und der Jugend lehnt jedes politische Programm ab und sieht in der Suche nach einem solchen Programm einen Verrat. Sie wollen die Gewalt im Reinzustand. Es gab bislang - so scheint es keine konzertierte Beziehung zwischen solchen Gewaltakten und der über die amerikanische Gesellschaft hereinbrechenden Stadtkrisis. Während der Industriezeit hatte es in dieser Gesellschaft keine wesentliche. Krisis gegeben. Sie versuchte und versucht noch, sich in Anlehnung an die Betriebsrationalität zu organisieren und trotzdem (ideologische, politische, städtische) Formen beizubehalten, die älter sind als die Industrie. In einem derartigen globalen Zusammenhang werden die Beziehungen zwischen lokalen Behörden, dem Bundesstaat und den einzelnen Staaten immer unentwirrbarer. Die Großstadt (typisch dafür ist New York) gerät außer Kontrolle, läßt sich nicht mehr regieren, schafft Probleme, die immer schwerer zu lösen sind. Die Strategie wird bestrebt sein, die »negativen« Kräfte der Revolte gegen die unterdrückende Gesellschaft mit den sozialen Kräften zu vereinen, die imstande sind, die Probleme der Megalopolis »positiv« zu lösen. Schwierige Aufgabe. Der Eintritt der Gesellschaft in eine Periode der urbanen Revolution besagt nicht, daß die Problematik der Verstädterung auch einfach zu lösen ist. Es besagt nur, daß eine hochindustrialisierte Gesellschaft, die auf die Probleme der Verstädterung nicht in Form einer zu deren Lösung geeigneten Veränderung reagiert, in ein Chaos absinkt, das durch eine Ideologie der Ordnung und der Zufriedenheit überdeckt wird. Die Schwierigkeiten, die bei der theoretischen Analyse und der Auffindung von Lösungen auftauchen, dürfen aber weder das Denken noch die Aktion entmutigen. Ähnliches trat ja schon um die Jahrhundertwende mit der Industrie-Problematik auf. Die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts mag an Marx' Schlagwort zweifeln, demzufolge die Menschheit sich keine Probleme schafft, zu deren Lösung sie nicht fähig ist. Es ist noch zu früh, um dieses Konzept bewußt aufzugeben. Ein Gutes hat der Optimismus: er ist zäh.

In Südamerika bricht der Stadtguerillakrieg in den Favellas (Slums) aus, die, in Fortführung dessen, was auf dem Lande begonnen hat, die Zwischenstationen zwischen dem enteigneten Bauern und der Industriearbeit sind. Sehr wahrscheinlich beging Che Guevara einen Fehler. Sein Versuch, Herde für einen bäuerlichen Partisanenkrieg zu schaffen, kam zu spät. Das hätte einige Jahre zuvor in Kuba noch gelingen können. Das Land entvölkerte sich in Südamerika; massenweise wandern die Besten unter den Bauern aus und lassen sich in der Umgebung der schon jetzt zum Koloß angeschwollenen Städte nieder, Aber die politischen Ziele des Stadtguerillakrieges scheinen (soweit uns bekannt) zu Beginn des Jahres 1970 noch nicht definiert zu sein.

Hat Asien den Bereich des landwirtschaftlichen und indu­ striellen Wandels überwunden? Große Städte allein genügen nicht. Erst müssen deren Beziehungen zum Land untersucht werden. Be - i der Analyse muß der Begriff der ungleichmäßi­ gen Entwicklung wieder aufgegriffen werden. Es handelt sich dabei nicht um Lenins Analysen, wohl aber um deren Weiterführung. Die riesigen bäuerlichen Massen, deren laten­ ter oder gewaltsamer Druck, die Fragen der Agrarreform und der Industrialisierung verbergen vorerst die Problematik der Verstädterung. Diese Situation bietet zum Teil die Erklä­ rung für die Theorie, daß die »Weltstadt«, die zur verän­ dernden Aktion nicht imstande ist, im Sturm vom »Welt­ Land« genommen werden wird.

Für die sogenannten sozialistischen Länder gibt es drei Hypothesen: Erstens: die Problematik der Verstädterung, die von der Ideologie des Industrieproduktivismus totgeschwiegen wird, ist noch nicht ins Bewußtsein vorgedrungen. Ein offizieller Urbanismus, der sich vom kapitalistischen Urbanismus kaum unterscheidet (bis auf das geringere Gewicht, das er auf die zentrale Rolle des Handels legt, und bis auf die freiere Verfügbarkeit des Bodens, d. h. die größeren »Grünflächen«, den Nullpunkt der urbanen Wirklichkeit), gilt in der sozialistischen Gesellschaft weiterhin als Lösung. Zweite Möglichkeit: Der Druck der städtischen Wirklichkeit bricht die sozialistische Produktionsideologie auf, wirft ein grelles Licht auf die Absurdität einer Staatsphilosophie, derzufolge Produktion und produktive Arbeit in sich einen Sinn und eine Finalität tragen, die im Profit nicht mehr vorhanden sind; sie verdeutlicht dem Bewußtsein die Kritik, die an diesem Staatssozialismus und der Fusion zwischen »bürgerlicher Gesellschaft« und »politischer Gesellschaft« zugunsten der letzteren geübt wird. Die städtische Gesellschaft soll die bürgerliche Gesellschaft neu schaffen und die politische Gesellschaft soll in der bürgerlichen Gesellschaft aufgehen (nach Marx wäre das der Niedergang des Staates). Dritte strategische Hypothese: Die gesetzlichen Organe und Institutionen werden für die Problematik der Verstädterung sensibilisiert; die Veränderung findet allmählich, mit Hilfe von Gesetzen, statt.

Es ist nicht unsere Aufgabe, zwischen diesen Strategien eine Wahl zu treffen. Die zur Beurteilung erforderlichen Elemente fehlen. Nur wer Risiken und Verantwortung auf sich nimmt, hat das Recht zur Wahl. Hier muß es genügen, Möglichkeiten zu erkennen, einen Weg aufzuzeigen, Strategien zu unterscheiden. In Frankreich könnte der Augenblick kommen, da die Ziele der Verstädterung und die spezifisch an die Industrie gebundenen Ziele sich voneinander scheiden (ohne sich jedoch zu trennen).

Dabei würde entweder eine neue politische Partei geschaffen werden, oder man würde versuchen, die eine oder andere der vorhandenen Parteien für die Politisierung der Fragen der Verstädterung zu interessieren. Könnte eine Erklärung für die »Krise der Linken« nicht unter anderem darin zu finden sein, daß sie unfähig ist, diese Fragen zu analysieren bzw. darin, daß sie sie zu eng absteckt? Das Problem der Verstädterung ist kein Problem mehr, das die Stadtverwaltung angeht; es hat die Nation, die ganze Erde erfaßt. Die Reduktion des Urbanen auf Wohnung und Ausrüstung ist Teil eines zu engen, ja erstickenden politischen Lebens - bei der Linken wie bei der Rechten. Die Schaffung eines umfassenden urbanen Programms, das ebenfalls ein Projekt der Veränderung der Alltäglichkeit sein müßte und nichts mit einem repressiven und banalen Urbanismus oder einer zwangsweisen Gebietsbereinigung zu tun hätte, wäre die wichtigste politische Wahrheit, die man dem Rest der »Linken« Frankreichs eintrichtern müßte, damit sie sich erneuern könnte.

Kann die Affäre der »Halles« (Großmarkt von Paris) als Beispiel herangezogen werden? Wenn ja, dann nur als trauriges. In Wahrheit ist ja das Schicksal des Zentrums von Paris seit mehr als einem Jahrhundert entschieden: Der Urbanismus Haussmanns und das Mißlingen der Kommune haben es besiegelt. Im Zentrum um die Halles gibt es kaum Absonderung. Sämtliche Bevölkerungsgruppen waren vertreten (in etwa der Volksdurchschnitt: Handwerker, Händler, Arbeiter, Freiberufliche). Dies war ein merkwürdiger Kontrast zu der Absonderung, die im benachbarten Getto lesbar wurde (in der Rue des Rosiers und der Umgebung). Allerdings verfielen Handwerk und Kleinbetriebe. Die Rückkehr einer wohlhabenden Klasse ins Zentrum, die von den Vororten genauso angewidert war wie von den traditionellen Bürgervierteln - härter ausgedrückt: die »elitäre« Verbürgerlichung des von der Produktion abgeschnittenen Stadtzentrums, war seit Jahren erkennbar. Nur die neuen Bewohner, die ihre Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit bezogen (Kino, Theater, Mode, Kunstgewerbe), konnten sich die »Modernisierung« von Häusern und Vierteln erlauben, die das Bürgertum einst im Sturm genommen und dann wieder aufgegeben hatte (le Marais). Ein Großteil dieser Bevölkerung, die so gemischt ist, daß die Viertel heute so »lebendig« wie »malerisch« geworden sind, lebte in Elendsquartieren. Was also ist geschehen? In den Aktionsausschüssen gegen Spekulationen, gegen die Erstickung des Zentrums von Paris, gegen die Deportierung der ärmsten Einwohner saßen nur Animatoren und politisch aktive Mitglieder, deren Existenz durch die im Gang befindlichen Operationen nicht bedroht war. Und diese? Sie warten, aber auf was? Auf eine bessere Wohnung, eine bessere Arbeit oder einfach auf Arbeit. Die übrigen Gruppen bestanden aus Vertretern sogenannter privater Interessen und konnten zwar Schritte unternehmen, aber keine machtvolle politische Aktion in Gang setzen. Neben technischen, technisch anfechtbaren Projekten zeichnen sich also klare, eindeutige Haltungen ab: Die Leute an der Macht möchten in der Mitte von Paris ein kolossales Finanzministerium errichten, das der Angelpunkt eines »Entscheidungs«-Zentrums sein soll - die Leute von der sogenannten kommunistischen Opposition möchten Häuserblocks mit billigen Wohnungen bauen. Zwei Mittelmäßigkeiten stehen sich gegenüber, die eine bürokratisch, die andere wahlpolitisch ausgerichtet.

Die Strategie der Erkenntnis setzt voraus:

a) die radikale Kritik an dem, was Urbanismus genannt wird, an seiner Ambiguität, seinen Widersprüchen, seinen Varianten, an dem, was diese zeigen und an dem, was sie verbergen;

b) die Entwicklung einer Wissenschaft vom Phänomen der Verstädterung, die von deren Form und Inhalt ausgeht (die Konvergenz anstrebt und beide Vorgänge zu einer Einheit verschweißen möchte).

Die politische Strategie setzt voraus:

a) die Einführung der urbanen Problematik in das politische Leben (Frankreichs) und deren vorrangige Behandlung;

b) die Ausarbeitung eines Programms, dessen erste Artikel die allgemeine Selbstbestimmung sein muß. Tatsächlich kann die in der Industrie eingeführte Selbstbestimmung die Selbstbestimmung in der Stadt - wenn auch unter Schwierigkeiten - induzieren. Sie kann auch schneller sein und der Industrie die Praxis der Selbstbestimmung schenken. Aber die Selbstbestimmung allein genügt im Städtischen sowenig wie in der Industrie. Wenn sie für jede isolierte Einheit gelten soll, wird sie scheitern. Die Probleme der urbanen Selbstbestimmung sind ähnlich denen, die bei der Selbstbestimmung in der Industrie auftreten, ja, sie sind noch größer. Auch der Markt, die Investitionskontrolle, also ein allgemeines Programm, müssen einbezogen werden;

c) die Einführung des »Rechtes auf die Straße« (also des Rechtes auf Nichtausschluß aus der Zentralität und ihrer Bewegung) muß ins Vertragssystem aufgenommen werden.

Editorische Hinweise

Der Text wurde entnommen aus: Henri Lefèbvre, Die Revolution der Städte, Ffm 1969,  Seite 144 - 160. Als Quelle diente: http://www.offene-uni.de/archiv/textz/textz_phil/lefebvre_revo_stadt.pdf , wo der komplette Text vorliegt.