Gegenwärtig sollen sich in Kosova
die Geister scheiden an der Haltung zum Islam. Auf der einen
Seite stehen „laizistische Politiker“ und scheinbar
aufgeklärte Journalisten, auf der anderen Seite „fanatische
Islamisten“. Was beide Seiten verbindet ist nicht darüber zu
diskutieren, wie die soziale Lage in Kosova geändert werden
kann. Oft wird nur debattiert wie es im Himmelreich zugehen
könnte. Es wird um Kopftücher und Religionsunterricht
gestritten. Dieser Streit ist kontraproduktiv. Er dient nur
dazu die neuesten Verträge mit Serbien und den sozialen
Verelendungsprozess zu negieren. Über die religiöse Frage
sollen die Menschen gespalten werden. Der ganze inszenierte
Streit über die Religion nützt dem kapitalistischen
Neoliberalismus. Wir wollen hier nochmals betonen, dass die
Religion eine zu respektierende Privatangelegenheit ist. Jede
Religionsgemeinschaft hat unveräußerliche Rechte. Entscheidend
ist aber die Haltung zur Frage, wie kann die Einheit der
albanischen Nation im unzertrennlichen Zusammenhang mit der
Lösung der sozialen Frage erreicht werden.
Kosova- Bemerkungen zur Religion und Nation
Kürzlich erschien ein Artikel von Albin Kurti unter dem Titel
„ Religion und Nation“.. Es scheint auch für uns an der Zeit
zu sein zum Themenkomplex „ Religion und Nation“ einige
Bemerkungen zu machen. Um es vorweg zu sagen: „ Die Redaktion
von Kosova Aktuell tritt für Selbstbestimmung, soziale
Gleichheit und Laizismus ( Trennung von Kirche und Staat) ein.
Die Angriffe und Drohungen von islamischen Fundamentalisten in
Kosova gegen Frauen, wie die
die ehemalige Abgeordnete Alma Lama, von “Vetëvendosjes” (
Bewegung für Selbstbestimmung), attackieren wir als
barbarischen und gefährlichen Akt. Die Rede eines Hoxhas aus
Prizren, die über You Toube verbreitet wurde wird von uns
scharf kritisiert. In dieser Rede stellte der Hoxha Frauen und
Mädchen welche studieren als „ Huren“ hin. Diese Rede ist
reaktionär und verkommen. Es geht auch nicht an wenn der
Abgeordnete Gezim Kelmendi von der „ Partei des Rechts“ den
albanischen Nationalhelden Skanderbeg nicht mehr als nationale
Gestalt betrachtet wissen will. Für den Abgeordneten Kelmendi
welcher die Regierung Thaci -unterstützt- war Skanderbeg nur
ein „christlicher Held“. Ziel dieser ganzen Kampagne ist es
das einfache Volk zu spalten, das soziale Elend zu belassen
und den Widerstand gegen die EULEX und den serbischen Staat zu
unterminieren. Es soll ein religiöser Diskurs in Kosova
stattfinden. Nichts ist aber absurder als die Religion von der
zu akzeptierenden privaten Sphäre in die Öffentlichkeit zu
tragen. Die albanische Geschichte kennt Skanderbeg, der
letztendlich in seiner Zeit katholisch wurde. Sie kennt aber
auch den progressiven orthodoxen Bischof Fan Noli, welcher für
demokratische Reformen speziell als Ministerpräsident 1924 in
Albanien eintrat. Zudem hatte Fan Noli ein positives
Verhältnis zu dem Atheisten Lenin und später in den USA zu dem
Juden Albert Einstein. Die Geschichte kennt den Nationalhelden
Adem Jashari, dieser Befreiungskämpfer der UCK wurde als
Muslim geboren. Eine Religionsinterpretation welche den
Glauben zum entscheidenden Faktor in der Bewertung von
Geschichte und Personen macht zerstört den progressiven
albanischen Patriotismus, gegen den serbischen Staat und die
EULEX. Die sektiererische Religionsinterpretation zerstört die
Einheit der armen Menschen und der Arbeiter. Die Religion ist
eine zu respektierende Privatangelegenheit und sonst nichts.
Das Volk in Kosova benötigt die Einheit der Menschen
verschiedener religiöser Überzeugungen im Kampf für Freiheit
und soziale Gleichheit. Ob einer Atheist, Muslim, oder Christ
ist ist eigentlich einerlei. Es geht um Arbeit, Gleichheit und
nationale Selbstbestimmung. Ein sektiererischer religiöser
Diskurs macht die Wohnung nicht warm, füllt nicht den Bauch
und schafft keinerlei soziale Sicherheit.
Keine religiöse Toleranz
Der Autor dieser Zeilen ist gegen die sogenannte religiöse
Toleranz. Denn die Toleranz ist nichts freundliches, die
Toleranz kann als Haltung jederzeit zurückgenommen werden. Das
zugrundeliegende Verb tolerieren wurde im 16. Jahrhundert aus
dem lateinischen tolerare („erdulden“, „ertragen“) entlehnt.
Es gibt keinen Grund irgendeine Religion nur zu „ ertragen“.
Nein die Ausübung der Religion oder der praktizierte Atheismus
sind unveräußerliche Rechte. Rechte sind zu respektieren. Auch
das Recht von Frauen Kopftücher an den Schulen und
Universitäten zu tragen. Wer sich gegen dieses Recht
ausspricht ist ungewollt ein Fürsprecher des Hoxhas aus
Prizren. Der Kerntext seiner Rede ist, dass die Frauen und
Mädchen gefälligst zu hause bleiben sollen. Es gilt jedoch das
Recht auf das Kopftuch auf den Rock und andere Kleidungsstücke
zu verteidigen. Die Frauen müssen dasselbe Recht auf Bildung
und soziale Wohlfahrt erhalten als die Männer. Egal ob sie ein
Kopftuch tragen oder nicht. Jeder sektiererische religiöse
Diskurs hat zu verschwinden. Die Religion ist Privatsache. Was
Kosova benötigt ist die Einheit der einfachen Menschen gegen
jede Art von Ausbeutung und nationaler Unterdrückung. Dabei
sollte die Devise gelten: „ Ob es einen Himmel gibt oder nicht
darüber kann man sich bei genügender Zeit solidarisch
streiten, jetzt muss aber dafür gekämpft werden zu verhindern,
dass die Realität zur Hölle wird.

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