Die Gezi-Park-Bewegung als Vorbotin zukünftiger Klassenkämpfe (Teil 1)

von
Leyla und Pitt - Revolutionäre Initiative Ruhrgebiet (RIR)

08-2013

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Die Gezi-Park-Bewegung ist eine neue, eigenständige soziale Bewegung. Mit über 8000 Verletzten, mehreren Tausend Verhafteten, zwölf Erblindeten und vier Toten hat sie viele Opfer zu beklagen.

Die Türkei bildet eine Brücke von Asien nach Europa und umgekehrt. Zwischen der arabischen Revolution und den Protesten der europäischen ArbeiterInnenbewegung gegen die Kürzungen der Troika ist die Gezi-Park-Bewegung zum Kampf um demokratische Rechte und nicht um soziale Standards angetreten. „Wir wussten bisher gar nicht, dass die Türkei zu 'Arabien' gehört“, sagte ein Instanbuler Kommentator des Geschehens.

Drei Jahrzehnte Wirtschaftsaufschwung

Die Krise der kapitalistischen Weltwirtschaft hat in den letzten sieben Jahren die Kräfteverhältnisse drastisch zu Gunsten Chinas verschoben. Das ökonomische Gewicht der USA nahm stark ab, das der EU stetig. Die im Vergleich zu den imperialistischen Blöcken kleine Türkei entwickelte sich entgegen dem europäischen Trend. Ausdruck ihres sei drei Jahrzehnten anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs ist ihr wachsender Anteil an der Weltwirtschaft (von 1,2 % im Jahr 2007 auf 1,35 % 2012). Während sich seit 1980 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der BRD und in Frankreich vervier- und in Spanien verfünffachte, hat es sich in der Türkei verzehnfacht. Dort brachte die Periode von 1980-2000 prozentual die höchsten Wachstumsraten, als sich durch den Militärputsch 1980, der die ArbeiterInnenbewegung zerschlug, die Ausbeutungsrate erhöhte. Auch der Anstieg des BIP in der Periode Erdogans übertraf die Wachstumsraten der BRD, Frankreichs und Spaniens.

Unter der neoliberalen Erdogan-Regierung stieg das Interesse ausländischer KapitalistInnen an Direktinvestitionen in der Türkei sprunghaft an, die zu 80 Prozent aus der EU stammen, wobei das Kredit und Finanzwesen den größten Sektor bildet. Noch im letzten April empfahlen Investmentbanken die Türkei als Paradies für KapitalanlagerInnen, die meinten, mit kurzfristigen Investitionen hohe Gewinne einstreichen zu können.

Doch die wirtschaftlichen Widersprüche häufen sich und können ebenso plötzlich aufbrechen wie die politischen. Das Leistungsbilanzdefizit der Türkei stieg von 15,5 Milliarden Dollar im Jahr 2002 auf 105,9 Milliarden Dollar im Jahr 2011. Zwischen 2006-2010 wuchsen die Kreditvergaben jährlich um fast 20 Prozent. Der Konsum stieg wiederum schneller als das Wirtschaftswachstum, die Sparquote fiel in den letzten sieben Jahren um 7 Prozent.

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Editorische Hinweise

Wir übernahmen den Aufsatz vom Blog der Gruppe: http://rir.blogsport.de/