Gesellschaftliches Sein und ökonomische Kategorien

von Karel Kosík

08-2014

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Wenn die ökonomischen Kategorien »Seinsformen«, »Existenzbestimmungen« des gesellschaftlichen Subjekts sind, so enthüllt sich in ihrer Analyse und dialektischen Systematisierung das gesellschaftliche Sein. In der dialektischen Entfaltung der ökonomischen Kategorien reproduziert sich geistig das gesellschaftliche Sein. Hier zeigt es sich, warum die Systematisierung der ökonomischen Kategorien im Kapital nicht in der Aufeinanderfolge der historischen Faktizität oder in der Folge der formalen Logik dargeboten werden konnte und warum die dialektische Entfaltung die einzig mögliche Art war, das gesellschaftliche Sein logisch zu gliedern.

Es stimmt nicht, daß jede ökonomische Kategorie des Kapitals gleichzeitig eine philosophische Kategorie wäre (H. Mar-cuse), aber es ist wahr, daß nur eine philosophische Analyse, die über den Rahmen der Fachwissenschaft hinausgeht und aufdeckt, was die Wirklichkeit ist und wie die gesellschaftlichmenschliche Wirklichkeit gestaltet wird, es möglich macht, das Wesen der ökonomischen Kategorien zu begreifen, und so den Schlüssel darreicht für ihre kritische Analyse. Die ökonomischen Kategorien sagen nicht von sich selbst aus, was sie sind. Im gesellschaftlichen Leben wirken sie weit eher als geheimnisvolle Hieroglyphen. Die Behauptung, daß das gesellschaftliche Sein aus Zins, Lohn, Geld, Rente, Kapital und Mehrwert bestehe, ruft deshalb mit Recht den Eindruck der Willkür und Absurdität hervor. Soweit die ökonomische Wissenschaft nur die Bewegung der ökonomischen Kategorien verfolgt hat, stellte sie sich niemals die Frage, was diese Kategorien sind, und kam deshalb auch nicht auf den Gedanken, einen inneren Zusammenhang zwischen den ökonomischen Kategorien und dem gesellschaftlichen Sein zu suchen. Bevor dieser Zusammenhang entdeckt werden konnte, mußte eine andere Konzeption der Wirklichkeit existieren als die, welche die klassische Ökonomie voraussetzte. Die Analyse einer bestimmten Wirklichkeit, in unserem Fall der Ökonomie des Kapitalismus, ist die Arbeit der Wissenschaft, der politischen Ökonomie. Damit aber diese Wissenschaft wirklich Wissenschaft ist und sich nicht nur an deren Grenze bewegt als ein Philosophieren über ökonomische Erscheinungen (Moses Hess) oder als doktrinäres Systematisieren von Vorstellungen über die ökonomische Wirklichkeit (Vulgär-Ökonomie), muß sie vom richtigen Begriff der gesellschaftlichen Wirklichkeit ausgehen, der nicht die Angelegenheit einer Spezialwissenschaft ist und dies auch nicht sein kann.

Die ökonomischen Kategorien sind nicht zugleich philosophische Kategorien; aber die Entdeckung dessen, was ökonomische Kategorien sind, und damit auch ihre kritische Analyse, geht notwendig von einer philosophischen Konzeption der Wirklichkeit, der Wissenschaft und der Methode aus. Die kritische Analyse, die zeigt, daß die ökonomischen Kategorien nicht das sind, als was sie erscheinen und wofür das unkritische Bewußtsein sie hält, und die den in ihnen verborgenen inneren Kern aufdeckt, muß gleichzeitig - wenn sie auf dem Niveau der Wissenschaft bleiben will - ihren kategorialen Schein als notwendige Äußerung des verborgenen Wesens aufzeigen. Dieses Vorgehen, durch das die Pseudokonkretheit aufgehoben und zugleich bewiesen wird, daß sie eine notwendige Erscheinungsform ist, verläßt noch nicht den Rahmen der Philosophie (d. h. Hegels). Erst der Beweis, daß die ökonomischen Kategorien historische Formen der Verding-lichung des Menschen sind, und daß sie als Produkte der historischen Praxis nur durch praktische Aktivität überwunden werden können, zeigt die Grenzen der Philosophie und damit den Punkt auf, an dem die revolutionäre Tätigkeit beginnt. (Wenn Marx den Fußspuren der klassischen Wissenschaft folgt und die Romantik verwirft, obwohl es auf den ersten Blick umgekehrt sein müßte, so deshalb, weil die Klassik eine Analyse der objekthaften Welt gab, während die Romantik nur ein Protest gegen ihre Unmenschlichkeit und deshalb zugleich ihr Produkt ist, also etwas Abgeleitetes und Sekundäres.) Die Analyse der ökonomischen Kategorien ist nicht voraussetzungslos: ihre Voraussetzung ist die Konzeption der Wirklichkeit als des praktischen Prozesses der Produktion des gesellschaftlichen Menschen. Eine so orientierte Analyse entdeckt in den ökonomischen Kategorien grundlegende oder elementare Formen der Vergegenständlichung, d. h. der gegenständlichen Existenz des Menschen als eines gesellschaftlichen Wesens. Es ist selbstverständlich richtig, und darin behält die klassische Ökonomie gegenüber allen romantischen Protesten recht, daß die Ökonomie als System oder Totalität den Menschen im Hinblick auf dieses System in Anspruch nimmt und bildet; d. h. sie zieht den Menschen in dieses System hinein, soweit er bestimmte Züge aufweist, soweit er also auf den »ökonomischen Menschen« reduziert ist. Aber gerade weil die Ökonomie die elementare Form der Vergegenständlichung, die vergegenständlichte und realisierte Einheit von Subjekt und Objekt ist, entwickeln sich in dieser Beziehung nicht nur der gesellschaftliche, gegenständliche Reichtum, sondern auch die subjektiven Eigenschaften und Fähigkeiten der Menschen. »In dem Akt der Reproduktion selbst ändern sich nicht nur die objektiven Bedingungen, z. B. aus dem Dorf wird Stadt, aus der Wildnis gelichteter Acker etc., sondern die Produzenten ändern sich, indem sie neue Qualitäten aus sich heraus setzen, sich selbst durch die Produktion entwickeln, umgestalten, neue Kräfte und neue Vorstellungen bilden, neue Verkehrsweisen, neue Bedürfnisse und neue Sprache.«(1)

Die ökonomischen Kategorien können die »Seinsformen« oder »existentiellen Bestimmungen« des gesellschaftlichen Subjekts nur dann zum Ausdruck bringen, wenn sie in ihrer Totalität gezeigt werden: nicht im Sinne einer Akkumulation aller Kategorien, sondern in dem ihres dialektischen Aufbaus, der bestimmt und konstituiert wird durch eine »allesbeherr-schende Macht«, d. h. durch das, was den allgemeinen »Seinsäther« bildet, wie Marx sich ausdrückt. Für sich und isoliert genommen, repräsentieren die Kategorien nur einzelne Seiten und Teilaspekte. Erst wenn sie dialektisch entfaltet werden und ihr Aufbau die innere Gliederung der ökonomischen Struktur der betreffenden Gesellschaft preisgibt, erhalten sie ihren tatsächlichen Sinn, d. h. sie werden konkrete historische Kategorien. In jeder dieser Kategorien kann man dann, entweder wesentlich (soweit es um grundlegende ökonomische Kategorien geht) oder in einem besonderen Aspekt (soweit es sich um nebensächliche Kategorien handelt), folgende Momente entdecken:

1) eine bestimmte Form der gesellschaftlich-historischen Vergegenständlichung des Menschen, denn die Produktion ist, wie Marx vermerkt, in ihrem Wesen die Vergegenständlichung des Individuums(2),

2) eine bestimmte, konkret-historische Stufe der Subjekt-Objekt-Beziehung, und

3) die Dialektik von Historischem und Überhistorischem, d. h. die Einheit von ontologischen und existentiellen Bestimmungen.

Wenn auf Grund der neuen Konzeption der Wirklichkeit (durch die Entdeckung der Praxis und der revolutionären Praxis) der Charakter der ökonomischen Kategorien enthüllt und ihre Analyse geleistet ist, kann von diesen Kategorien aus wiederum der Aufbau des gesellschaftlichen Seins nachvollzogen werden. Im System der ökonomischen Kategorien reproduziert sich geistig die ökonomische Struktur der Gesellschaft. Dann ist es auch möglich zu entdecken, was die Ökonomie de facto ist, und zu unterscheiden, was verdinglichte und mystifizierte Formen oder notwendige äußere Erscheinungen der Ökonomie sind, und was Ökonomie im eigentlichen Sinn des Wortes ist. Ökonomie ist nicht nur die Produktion materieller Güter, sondern die Totalität des Prozesses von Produktion und Reproduktion des Menschen als gesellschaftlich-historischen Wesens. Ökonomie ist nicht nur die Produktion materieller Güter, sondern gleichzeitig die Produktion gesellschaftlicher Verhältnisse, unter denen sich diese Produktion verwirklicht.(3)

Was die bürgerliche und reformistische Kritik als »spekulative«, »messianistische« oder »hegelisierende« Bestandteile des Kapitals ansieht, ist nur der äußere Ausdruck der Tatsache, daß Marx unter der Welt der Objekte, der Preisbewegungen, der Waren und der verschiedenen Formen des Kapitals, deren Gesetzmäßigkeiten er in exakten Formeln ausdrückt, die objektive Welt der gesellschaftlichen Beziehungen, d. h. die Dialektik von Subjekt und Objekt zum Vorschein bringt. Ökonomie ist die objektive Welt der Menschen und ihrer gesellschaftlichen Produkte, keineswegs aber die objekthafte Welt der gesellschaftlichen Bewegung der Dinge. Die gesellschaftliche Bewegung der Dinge, die die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen und ihrer Produkte tarnt, ist eine bestimmte, historisch vorübergehende Form der Ökonomie. Solange diese historische Form existiert, d. h. solange der gesellschaftliche Charakter der Arbeit sich im Tauschwert darstellt, existiert auch die reale, prosaische Mystifikation, die bewirkt, daß bestimmte Verhältnisse, in welche die Individuen im Produktionsprozeß ihres gesellschaftlichen Lebens eintreten, in verkehrter Gestalt erscheinen: als gesellschaftliche Verhältnisse von Sachen.(4)

Alle diese Äußerungen zeigen, daß in der Ökonomie als ganzer wie in den einzelnen ökonomischen Kategorien eine besondere Dialektik von Person und Sache waltet. Die ökonomischen Kategorien, die, in einem ihrer Aspekte gesehen, eine Fixierung der gesellschaftlichen Verhältnisse von Sachen sind, schließen die Menschen als Träger der ökonomischen Verhältnisse in sich ein. Die Analyse der ökonomischen Kategorien ist eine Kritik doppelter Art. Sie zeigt einmal die Unzulänglichkeit der bisherigen Analysen der klassischen Ökonomie, soweit es um einen adäquaten Ausdruck dieser Bewegung geht; insofern ist die kritische Analyse eine Fortsetzung der klassischen Ökonomie: sie beseitigt deren Widersprüche und Mängel und gibt tiefere und universalere Analysen. Zum andern, und darin ist die Theorie von Marx eine Kritik der Ökonomie im eigentlichen Sinn des Wortes, wird die reale Bewegung der ökonomischen Kategorien als verdinglichte Form der gesellschaftlichen Bewegung der Menschen gezeigt. In dieser Kritik wird offenbar, daß die Kategorien der gesellschaftlichen Bewegung der Dinge existentielle - notwendige und historisch vorübergehende - Formen der gesellschaftlichen Bewegung der Menschen sind. Die marxistische Ökonomie ist also eine zweifache Kritik der ökonomischen Kategorien oder, positiv ausgedrückt, eine Analyse der geschichtlichen Dialektik der Menselyen und Dinge in der Produktion, die als gesellschaftlich-historische Produktion gegenständlichen Reichtums und gesellschaftlicher, objektiver Beziehungen aufgefaßt wird.

In der kapitalistischen Ökonomie entsteht eine gegenseitige Vertauschung von Personen und Dingen, eine Personifizierung von Dingen und eine Verdinglichung von Personen. Die Dinge werden mit Willen und Bewußtsein begabt, d. h. ihre Bewegung realisiert sich bewußt und mit Willen, die Menschen aber werden Träger oder Vollzieher dieser Bewegung der Dinge. Wille und Bewußtsein der Menschen sind bestimmt durch den objektiven Gang der Dinge: die Bewegung der Dinge verwirklicht sich vermittels des Willens und des Bewußtseins der Menschen als ihres Mediums. Die Gesetzmäßigkeit der Dinge, die sich aus ihrer gesellschaftlichen Bewegung ergibt, transponiert sich ins menschliche Bewußtsein als Absicht und Ziel; der subjektive Zweck wird objektiviert und wirkt unabhängig vom individuellen Bewußtsein als Tendenz oder Sendung der Dinge. Was für den Wert und die Warenproduktion deren »Bestimmung, innerer Trieb und Tendenz« ist, stellt sich im Bewußtsein des Kapitalisten, durch dessen Vermittlung diese Bestimmung realisiert wird, als bewußte Absicht und Zweck dar.(5)

Sobald man die Gesetzmäßigkeit der gesellschaftlichen Bewegung der Dinge, deren Träger oder Charaktermaske der Mensch als homo oeconomicus ist, aufgespürt und formuliert hat, zeigt es sich, daß diese Realität nur ein realer Schein ist. Wenn die Person (der Mensch) im ökonomischen Produktionsverhältnis auf den ersten Blick nur als Personifikation der gesellschaftlichen Bewegung der Dinge und als bewußter Vollzieher (Agent) dieser Bewegung erscheint(6), dann hebt die weitere Analyse diesen realen Schein auf und beweist, daß die gesellschaftliche Bewegung der Dinge nur eine historische Form der Beziehung der Menschen und das verdinglichte Bewußtsein nur eine historische Form des menschlichen Bewußtseins ist.

Die ökonomischen Kategorien, aus denen sich das gesellschaftliche Sein aufbaut und die ihrerseits Existenzformen des gesellschaftlichen Subjekts sind, drücken also nicht eine Bewegung der Dinge oder gesellschaftliche Beziehungen der Menschen aus, die von den Menschen selbst und ihrem Bewußtsein losgelöst wären. In den ökonomischen Kategorien sind gesellschaftliche Produktionsverhältnisse fixiert, die das menschliche Bewußtsein durchlaufen, jedoch unabhängig von diesem Bewußtsein, d. h. sie benutzen das Bewußtsein der Individuen als Formen ihrer eigenen Existenz und ihrer Bewegung.(7)

Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewußtsein der Menschen; daraus folgt jedoch nicht, daß das gesellschaftliche Sein sich in ihrem Bewußtsein adäquat enthüllte. In der täglichen utilitären Praxis bringen sich die Menschen das gesellschaftliche Sein weit eher in einzelnen Aspekten oder fetischisierten Formen zu Bewußtsein. Wie kann sich das gesellschaftliche Sein in den ökonomischen Kategorien enthüllen? Wird das gesellschaftliche Sein dadurch aufgedeckt, daß man es auf die entsprechende ökonomische Kategorie überträgt, etwa das Kapital, das Grundeigentum, Kleinbetriebe und Monopole, oder auf die Faktizität der wirtschaftsgeschichtlichen Bedingungen und Daten? Bei dieser Übertragung wird das gesellschaftliche Sein mit seinen verdinglichten Formen oder isolierten Momenten verwechselt, so daß die Aneinanderreihung kultureller Gebilde zu einem derart verstandenen Sein die Sphäre der Vulgarisierung nicht verläßt, mag man auch tausendmal und noch so hoch und heilig versichern, daß man den Zusammenhang zwischen Ökonomie und Kultur »vermittelt« und »dialektisch« verstehe. Nicht der Mangel an Vermittlung, sondern die Auffassung des gesellschaftlichen Seins selbst kennzeichnet den vulgären Ansatz. Das gesellschaftliche Sein ist keine erstarrte oder dynamische Substanz, auch keine transzendente Entität, unabhängig von der gegenständlichen Praxis, sondern der Prozeß der Produktion und Reproduktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit, d. h. die historische Praxis der Menschheit und der Formen ihrer Vergegenständlichung. Wenn einerseits die ökonomischen Kategorien unverständlich bleiben ohne die objektive Praxis und eine Antwort auf die Frage, wie die gesellschaftliche Wirklichkeit gebildet wird, so sind sie andererseits, als grundlegende und elementare Formen der Vergegenständlichung des Menschen, konstituierende Elemente für den Aufbau des gesellschaftlichen Seins. »Betrachten wir die bürgerliche Gesellschaft im großen und ganzen«, faßt Marx den Zusammenhang von gesellschaftlichem Sein, Praxis und Ökonomie zusammen, »so erscheint immer als letztes Resultat des gesellschaftlichen Produktionsprozesses die Gesellschaft selbst, d. h. der Mensch selbst in seinen gesellschaftlichen Beziehungen. Alles, was feste Form hat, wie Produkt etc., erscheint nur als Moment, verschwindendes Moment in dieser Bewegung. Der unmittelbare Produktionsprozeß selbst erscheint hier nur als Moment. Die Bedingungen und Vergegenständlichungen des Prozesses sind selbst gleichmäßig Momente desselben, und als die Subjekte desselben erscheinen nur die Individuen, aber die Individuen in Beziehung aufeinander, die sie ebenso reproduzieren, wie neuproduzieren. Ihr eigner beständiger Bewegungsprozeß, in dem sie sich ebensosehr erneuern, als die Welt des Reichtums, die sie schaffen.« (8) In den ökonomischen Kategorien und ihrer Aufgliederung ist das gesellschaftliche Sein nicht »enthalten«, sondern viel eher fixiert. Die theoretische Analyse kann es deshalb im System der ökonomischen Kategorien nur dann enthüllen, wenn sie deren »Fixiertheit« auflöst und als Ausdruck der gegenständlichen Tätigkeit der Menschen und des Zusammenhangs ihrer gesellschaftlichen Beziehungen mit bestimmten historischen Entwicklungsstufen begreift.

Anmerkungen

1) Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 394. In den dreißiger Jahren rief die Veröffentlichung der Frühschriften von Marx, der Philosophisch-ökonomischen Manuskripte, eine wahre Sensation hervor und zeitigte eine umfangreiche Literatur, während die Veröffentlichung der Grundrisse, der vorbereitenden Arbeiten zum Kapital, die aus der reifen Zeit von Marx, dem Ende der fünfziger Jahre, stammen und ein außerordentlich wichtiges Bindeglied zwischen den Manuskripten und dem Kapital darstellen, bisher fast unbeachtet geblieben ist. Die Bedeutung der Grundrisse kann man kaum überschätzen. Sie beweisen vor allem, daß Marx niemals die philosophische Problematik verlassen hat, und daß namentlich die Begriffe »Entfremdung«, »Verdinglichung«, »Totalität« sowie die Beziehung von Subjekt und Objekt, die einige ungebildete Marxologen am liebsten für eine Jugendsünde von Marx ausgeben möchten, bleibende begriffliche Ausrüstung der Marxschen Theorie sind. Das Kapital ist ohne sie unverständlich.

2) »Jede Produktion ist eine Vergegenständlichung des Individuums«, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, a.a.O., S. 137.

3) ». . . (Die) bürgerlichen, in den kapitalistischen Vorstellungen selbst befangenen Ökonomen . . . (sehen zwar), wie innerhalb des Kapitalverhältnisses produziert wird, aber nicht, wie dieses Verhältnis selbst produziert wird . . .« Marx-Engels-Archiv, Moskau 1933, Bd. II, S. 176.

4) Siehe Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, in Marx/Engels, Werke, a.a.O., Bd. 13, S. 21.

5) j Vgl. Marx-Engels-Archiv, a.a.O., S. 6.

6) »Die Funktionen, die der Kapitalist ausübt, sind nur mit Bewußtsein und Willen ausgeübte Funktionen des Kapitals - des sich verwertenden Werts durch Einsaugung der lebendigen Arbeit - selbst. Der Kapitalist funktioniert nur als personifiziertes Kapital, das Kapital als Person, wie der Arbeiter nur als die personifizierte Arbeit . . .« Marx-Engels-Archiv, a.a.O., S. 32.

7) »Im Begriff des Kapitals ist der Kapitalist enthalten.« Marx, Grundrisse der Kritik der politisclien Ökonomie, a.a.O., S. 412.

8) Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, a.a.O., S. 600.

Editorische Hinweise

Der Text wurde entnommen aus: Folgen einer Theorie, Ffm 1967, S. 94-102

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