Betrieb & Gewerkschaft
Insider packen aus
Wie Graue Wölfe und Nationalisten im Betrieb spalten und unterdrücken

von Gerd Pfisterer

8/2017

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onlinezeitung

Kämpferische und klassenkämpferische Kolleginnen und Kollegen sind häufig Angriffen durch Geschäftsführung und Vorgesetzte ausgesetzt. Oft vermutet, aber bisher nie nachweisbar war, wie systematisch türkische Faschisten der Grauen Wölfe(1) im Betrieb und in den Gewerkschaften arbeiten. 

Mithilfe der Faschisten nimmt das neuimperialistische Land Türkei Einfluss auf die Arbeiterbewegung und den Klassenkampf in Deutschland. Sie treiben aber auch einen Spaltkeil zwischen die Migranten und deutschen Kolleginnen und Kollegen. Ein Aussteiger berichtet: „Es hat lange gebraucht, bis ich gemerkt habe, welch schädliche Rolle der Nationalismus und der Antikommunismus haben. Den Kapitalisten interessiert nicht, woher wir kommen. Wir Arbeiter können uns nur gemeinsam wehren, dabei spielt die Nationalität keine Rolle. Und für den Kampf brauchen wir gerade die klassenkämpferischen Kolleginnen und Kollegen – die Leute, die ich früher bekämpft habe.“ 

Gegenüber der Roten Fahne haben Insider ausgepackt: 

* Die Grauen Wölfe versuchen vor allem, die aus der Türkei kommenden Kolleginnen und Kollegen unter Druck zu setzen. Besonderes die Revolutionäre sind ihnen verhasst – egal, aus welchem Land. Ein ehemaliges Mitglied der Grauen Wölfe berichtet: „Wir haben die Kollegen genau im Auge gehabt – wenn einer zu kämpferisch aufgetreten ist, dann haben wir Mittel und Methoden gefunden, ihn einzuschüchtern, bis er sich zurückgezogen hat. Wir haben auch schon mal Kollegen zu Hause besucht.“ In den Betrieben versuchen die Grauen Wölfe ein Netzwerk aufzubauen und arbeiten dabei oft eng mit reaktionären türkischen Nationalisten zusammen.

* Auch bei betrieblichen und gewerkschaftlichen Wahlen versuchen die Faschisten Einfluss zu nehmen. Sie sprechen bei jeder Wahl ab, wer gewählt werden soll, und setzen alles daran, dass die Kolleginnen und Kollegen „richtig“ wählen. In einem Fall wurden bei der Wahl verschiedenartige Stifte eingesetzt, um feststellen zu können, wer wie gewählt hat. 

* In verschiedenen Ausbildungswerkstätten sind Mitglieder der Jugendorganisation der Grauen Wölfe aktiv. Sie treten als Clique auf und haben es dabei vor allem auf linke Jugendliche und Mitglieder des REBELL abgesehen. Das geschieht vor allem durch Mobbing, persönliche Diffamierungen, Sexismus usw. Es ist Teil ihrer Taktik, Funktionen in den Gewerkschaften zu erobern, sich zum Beispiel als Jugendvertreter wählen zu lassen. Das ist nicht nur von der Ausbildungsleitung, sondern auch in einigen Fällen von den verantwortlichen IG-Metall-Betriebsräten toleriert worden – um den Einfluss fortschrittlicher Jugendlicher und Rebellen einzudämmen. 

* Charakteristisch für die Faschisten ist, dass sie meist nicht offen zu ihrer Gesinnung stehen, sie leugnen und verdeckt arbeiten. Das erschwert die Auseinandersetzung mit ihnen und den Kollegen. Gegenüber einem wirklichen Faschisten darf es keine Toleranz geben. Kollegen, die von nationalistischen und faschistischen Ideen beeinflusst sind, gilt es, ausgehend von den gemeinsamen Klasseninteressen, zu überzeugen. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, um die Spaltung unter den Arbeitern zu überwinden.

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1) Graue Wölfe: Mitglieder der türkischen faschistischen Partei MHP

Quelle: https://www.rf-news.de/rote-fahne/2017/nr15/insider-packen-aus