Zum harmonischen Bourgeoisie-Imperialismus chinesischer Prägung
Chinas Investment in Afrika

Ein Quellenauszug erstellt von Reinhold Schramm

8/2017

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Zur imperialistischen Konkurrenz der Weltwirtschaftsmetropolen, um (einseitigen) Marktzugang, (ungleiche) Wirtschafts- und Handelsbeziehungen, (billige) Rohstoffe und Bodenschätze -nicht nur- in Afrika

»Chinas wirtschaftlicher Einzug in Afrika lief ab – wie Expertenanalysen zeigen – als konzertierte Aktion zwischen chinesischen Unternehmen, dem Staat und chinesischen Finanzinstitutionen zur Bereitstellung von billigen Finanzmitteln, mit denen die chinesischen Firmen jederzeit und überall ihre westliche Konkurrenz unterbieten können. Zu diesen Institutionen gehören im Einzelnen: die China Development Bank (CDB), die als größte quasikommerzielle Entwicklungsbank der Welt (vor Weltbank und Asiatischer Entwicklungsbank) gilt, ferner die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), China International Trade and Investment Corporation (CITIC), China Export and Credit Insurance Corporation (CECIC) sowie die China Export-Import Bank (Eximbank), die als drittgrößte Exportkreditagentur der Welt gilt und vor allem den chinesischen Erdölgesellschaften zinssubventionierte Kredite zur Verfügung stellt.

All diese staatlich kontrollierten Organisationen verfügen über gewaltige Finanzmittel zur Vergabe von Unternehmenskrediten, die nicht unbedingt den gleichen rigorosen Bedingungen von Transparenz und Wirtschaftlichkeit unterliegen, wie üblicherweise die Unternehmensfinanzierung in westlichen Ländern. Allein die in der Zeit der globalen Finanzkrise neu gegründete China Investment Corporation (CIC) verfügte Berichten zufolge über eine „Kriegskasse“ von 200 Mrd. US$, zur Verfügung gestellt von der chinesischen Zentralbank, die ihre Anlagen weg von US-Dollar und Staatsschuldverschreibungen diversifizieren wollte.

Mit diesen Mitteln konnten die Chinesen vor allem ihren Bergbaugesellschaften lukrative Konzessionen auf dem afrikanischen Kontinent einschließlich der dazu erforderlichen Infrastrukturprojekte finanzieren – und sich damit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber der westlichen Konkurrenz sichern. Ein Paradebeispiel für diese Vorgehensweise ist Angola, das nach Ende des fast 30-jährigen Bürgerkriegs (2002) rund 11 Mrd. US$ aus dem Ausland für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur benötigte und aus politischen Gründen (wegen Transparenz-, Anti-Korruptions-Auflagen u.Ä.) eine Alternative zu westlichen Geberländern suchte. Dagegen gibt es chinesisches Geld ohne solche Auflagen, Stichwort: Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.

Chinas Top-Zielländer und „Leuchttürme“ – Mega-Projekte in Afrika

Aussagen über den Umfang chinesischer Investitionen in Afrika sind weitgehend auf Schätzungen angewiesen, da beim chinesischen Wirtschaftsministerium (Ministry of Commerce PCR, Mofcom) zwar die einzelnen Vorhaben, nicht jedoch deren Größenordnung registriert werden. Eine neuere ausführliche Untersuchung zu Chinas Afrika-Investitionen liegt von einem US-amerikanischen Wissenschaftlerteam von mehreren Universitäten vor (Why is China investing in Africa? – Evidence from the firm level, by Wenjie Chen, David Dollar, and Heiwai Tang, August 2015). Danach ist der Anteil der chinesischen Investitionen an den gesamten Auslandsinvestitionen in Afrika mit rund 3,2% (von insgesamt 630 Mrd. US$ Ende 2011) noch gering, denn die Chinesen kamen erst spät im Vergleich zu Europäern und Amerikanern. Nach Erfassung des Mofcom investierten zwischen 1998 und 2012 etwa 2.000 chinesische Unternehmen in 49 afrikanischen Ländern. Hierbei ist die Top-Destination für chinesische Engagements Nigeria, mit Abstand gefolgt von Südafrika, Sambia, Äthiopien und Ägypten.

Top-10-Zielländer chinesischer Investitionen in Afrika *)

Land

Anzahl / Projekte

Anzahl Unternehmen

Nigeria

404

240

Südafrika

280

152

Sambia

273

125

Äthiopien

255

114

Ägypten

197

99

Kongo Dem. Rep.

193

80

Ghana

192

90

Angola

189

80

Simbabwe

167

68

Tansania

149

85

*) 1998 - 2012, nach Erfassung durch das Ministry of Commerce PRC (Mofcom)

Es gibt eine Reihe fundierter Untersuchungen über die Vorgehensweise und Zusammenhänge beim chinesischen Afrika-Engagement, so etwa eine ausführliche Studie des renommierten südafrikanischen Beratungsunternehmens Executive Research Associates Pty. Ltd.: China in Africa – A Strategic Overview. Solche Analysen zeigen unter anderem, dass sich chinesische Investoren im Unterschied zu westlichen im Allgemeinen nicht von Faktoren wie Rechtsunsicherheit, schwachem Gerichtswesen, unzureichenden Eigentumsrechten usw. abschrecken lassen. Daher ist der chinesische Investitionsanteil tendenziell in Ländern mit schwachem Rechtswesen usw. am größten. Ähnlich wichtig wie für westliche Investoren ist dagegen auch für Chinesen die politische Stabilität in den Zielländern. {...}« Ein Auszug, vgl.

Quelle: Investment in Afrika: Chinas und Indiens planvolle Präsenz - Posted on 19. Juni 2017 by Stefan Enders // IHK blog: subsahara-afrika. IHK Mittlerer Niederrhein – International – Friedrichstraße 40 , 41460 Neuss - http://www.subsahara-afrika-ihk.de/blog/

Editorischer Hinweis

Wir erhielten den Text von R. Schramm für diese Ausgabe.