Betrieb &  Gewerkschaft
Esslingen
Zweite kämpferische Aktion der Eberspächer-Kolleginnen und -Kollegen

von RF-Korrespondentin

08/2020

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Es war schon die zweite Aktion, vorbereitet vom Betriebsrat und vom Vertrauenskörper der IG Metall und dessen Aktionsausschuss. Fast alle trugen rote T-Shirts mit der Aufschrift „Zukunft für Eberspächer Esslingen“ (die drei Balken auf dem T-Shirt sind das Firmenzeichen). Es gab mehrere selbst hergestellte Transparente, u. a. „Für Arbeitsplätze - gegen Verlagerungen“ und „Technologiewerk – Verarsche?“ 

Nach den ersten Verlagerungen 2017 hatte die Geschäftsleitung angekündigt, das Werk 3 zu einem „Technologiewerk“ zu machen, in dem neue Produktgenerationen produziert werden sollten. Stattdessen soll das Werk nun komplett geschlossen werden. Eine Delegation aus dem Eberspächerwerk Schwäbisch Gmünd war gekommen. Als einzige Partei war die MLPD mit einer Delegation bei der zweistündigen Protestaktion dabei. 

In den Gesprächen zeigte sich, dass die meisten Kollegen mit Sozialplan und Abfindungen nicht zufrieden sind. Aber was ist zu tun? Die Forderung „Für den Kampf um jeden Arbeitsplatz“ fand viel Zustimmung. Aber dafür gibt es zugleich viel Diskussionsbedarf. So bringt die IG Metall u.a. eine sogenannte „Transfergesellschaft“ ins Gespräch. D.h. die Kollegen verzichten auf Kampf und auf Abfindung und landen in einem Jahr bei der Arbeitssuche. 

Bei der derzeitigen Arbeitsplatzvernichtung im Massenumfang in Deutschland und in der Region und aus der Erfahrung mit solchen Transfergesellschaften, u.a. der Esslinger Panasonic-Kollegen im Jahr 2006, ist ersichtlich: das kann keine Lösung sein. Es ist nur eine Warteschleife in die Arbeitslosigkeit. Außerdem orientiert der Betriebsrat auf ein „Alternativkonzept“, das er erarbeiten wolle. Aber was soll dies sein, wenn es nicht ein Kampf um jeden Arbeitsplatz und für die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist? 

Die Geschäftsleitung ließ zunächst das Tor von Werk 3 für die 100 Kollegen schließen. Ein armseliger Versuch, sich deren Kampfwillen vom Leibe zu halten. Nach kurzem Wortwechsel durften die Kollegen rein, aber sie hatten eine Erfahrung mehr mit „ihrer“ Firma. Umso mehr sehen sie der nächsten Kampfaktion entgegen. 

Groß war die Freude über die Unterstützung aus Schwäbisch Gmünd, ebenso die Zustimmung zu jedem Beitrag, der auf die vielen Betroffenen hinwies, die zusammen für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen können und müssen. In diesem Sinn wurde auch gleich für die Aktion der Balluff-Kollegen im benachbarten Neuhausen geworben. Die Elektronik-Firma will 240 Arbeitsplätze vernichten, auch wegen Verlagerung.Die Kollegen dort planen, ebenfalls auf die Straße zu gehen.

Quelle:
https://www.rf-news.de/2020/kw31/zweite-kaempferische-aktion-der-eberspaecher-kolleginnen-und-kollegen