LeserInnenkritik

From: "Mortran" mortran@gmx.net 
To: info@trend.partisan.net 
Subject: Ethnisierung von Sexismus im Einwanderungsdiskurs
Date sent: Sun, 19 Aug 2001 14:02:08 -0400

09/01
trdbook.gif (1270 Byte)
 
trend
online
zeitung
Briefe oder Artikel
info@trend.partisan.net
ODER per Snail:
trend c/o Anti-Quariat
Oranienstr. 45
Sehr geehrte Damen und Herren,

Auf Ihrer Website www.trend.partisan.net habe ich gerade den Artikel "Ethnisierung von Sexismus im Einwanderungsdiskurs. Analyse einer Diskursverschränkung." gelesen.

Über Form und Inhalt des Artikels war ich so sehr entsetzt, daß ich mich entschlossen habe, diese E-Mail zu schreiben.

Zunächst zur Form: Auffallend ist, daß der gesamte Artikel in zwei klar zu differenzierenden Sprachen geschrieben ist: Einer mit Fach- und Fremdwörter völlig überladenen, Pseudo-Fachsprache, deren einziger Zweck es ist, wissenschaftliche Kompetenz vorzutäuschen und eventueller Kritik durch verwirrende, aber an sich unsinnige Wortschöpfungen (z.B. "Kulturrassismus") zu verhindern. Die andere Sprache besteht aus flüchtig geäußerten Zitaten, die überflüssigerweise im Dialekt der/s Sprechers/-in wiedergegeben werden, um deren/dessen intellektuelle Unterlegenheit gegenüber der Referentin zu betonen.

Die Wahl dieser beiden Sprachformen ist den gesamten Artikel hindurch das eigentliche Hauptargument der Autorin für die Richtigkeit ihrer Thesen.

Zum Inhalt des Artikels:

Magarete Jäger ist offensichtlich unfähig, einfachste Begriffe zu differenzieren. So werden z. B. permanent Volkszugehörigkeit und Religion, bzw, Ideologie miteinander vermischt, bzw. ausgetauscht.

Beispiele: "...Bürgerinnen und Bürgern deutscher bzw. christlicher Herkunft..." Die Begriffe deutsch, bzw, christlich werden argumentativ schlicht gleichgesetzt, obwohl nur ein Teil der deutschen Bevölkerung als christlich bezeichnet werden kann, geschweige denn in seinen Anschauungen christliche Werte repräsentiert.

Wirklich konfus wird es bei folgendem Absatz: "Bei einer 'statischen' Ethnisierung von Sexismus wird das Geschlechterverhältnis zu einem Merkmal von Rassenkonstruktion. Sexismus wird z.B. als eine natürliche Eigenschaft von Moslems definiert. Diese Form von Ethnisierung von Sexismus verweist auf einen ihr zugrundeliegenden Rassismus[v], und sie muß als eine Ausdrucksform von Rassismus begriffen werden."

Moslems werden hier als Rasse betrachtet. Und nun da die Referentin selbst den Begriff der Rasse in die Diskussion geworfen hat, glaubt sie sofort ein Schlagwort gefunden zu haben, das sie zum Feindbild aufbauen kann, wobei sie ihre eigenen negativen Vorurteile unhinterfragt hineinprojeziert. Für die Referentin gilt offenbar die simple Regel "Moslem = Türke/Araber" Da sie
selbst offenbar unterbewußt die Begriffe Araber und Türke negativ assoziiert, folgert sie daraus, daß es sich um Rassismus handelt, denn selbst angenommen, dass die Religion Islam einer Rasse zugeordnet werden könnte und diese eine andere Vorstellung des Geschlechterverhältnisses besäße, würde dies noch nicht zwingend bedeuten, daß es sich um Rassismus handelt. Denn das Wissen um eine andere Kultur eines Volkes muß nicht automatisch eine negative Verurteilung desselben implizieren. Diese ist jedoch Voraussetzung, um von Rassismus sprechen zu können.

Margarete Jaeger übersieht folgende Fakten:

Der Islam ist eine Religion.

Die Mehrheit von Türken und Arabern sind Moslems, aber man findet sowohl Atheisten als auch Angehörige anderer Religionen, wenn man sich einmal die Mühe macht die arabischen Länder oder die Türkei zu bereisen.

Der traditionelle Islam ist mit dem Osmanischen Reich nach dem ersten Weltkrieg untergegangen, den er bedingt Einheit von weltlicher und sakraler Macht. Der moderne Neo-Islam ist eine Ideologie, bei der in der Tat die negative Diskriminierung von Frauen als zentrales Dogma in den Vordergrund gestellt wird, obwohl dies in dieser Weise nicht von den islamischen Schriften gestützt wird. Weder die neo-islamischen Bekleidungsvorschriften für Frauen, noch die strikte Geschlechtertrennung in der neo-islamischen Gesellschaft findet sich im Koran. Der Koran selbst enthält nichts, was nicht in ähnlicher Form auch in der Bibel zu finden ist. Ein Mensch kann nicht wegen seiner angeborenen Rasse be- oder verurteilt werden, aber sehr wohl wegen der Ideologie, die er sich gewählt hat. Ebenso wie ich einen Neo-Nazi wegen seiner Ideologie und des daraus resultierenden Hasses gegen das jüdische Volk verurteilen kann, kann ich auch einen Neo-Moslem wegen seiner Ideologie und der daraus resultierenden Diskriminierung von Frauen verurteilen. Taten und Geisteshaltungen dürfen verurteilt werden, angeborene Volkszugehörigkeit nicht.

Ich möchte sie bitten die Publikation des Artikels von Margaret Jäger auf Ihrer Website nochmals zu überdenken.

Mit freundlichen Grüßen

M. Atrahasis