Kommentar

Wann wechselt Trittin zu ENERCON oder Siemens-KWU?

von Klaus Hart

09/01
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Jetzt tun die Kommerzmedien wieder überrascht – und wußten doch genau, wies lief: Klaudia Martini(SPD), Deutschlands dienstälteste Umweltministerin, verläßt zum 1.Oktober ihren Posten in Rheinland-Pfalz, wechselt, wie es sich in rot-grünen Zeiten gehört, in die Vorstandsetage einer extrem umweltfeindlichen Industrie, nämlich zum  Autohersteller Opel, auch BASF war im Gespräch. 1991 wurde  sie von Ex-Ministerpräsident Rudolf Scharping nach Mainz geholt, hatte bei Naturschutzverbänden schon bald den Ruf, mit der Wirtschaft zu paktieren. Die fünzigjährige Martini, heißt es aus Rüsselsheim, soll sich jetzt um Regierungskontakte, besonders aber um die Imagepflege der Marke Opel kümmern, das Thema Umwelt und Auto „aktiv besetzen“. Da fallen  einem sofort Bundesumweltminister Jürgen Trittin und seine aus dem ENERCON-Hauptsitz Aurich stammende Staatssekretärin Gila Altmann ein – wider die Fakten und besseres Wissen tun beide selbiges mit der Windkraft, ziehen als PR-Agenten durchs Land, ernten von der Branche entsprechend viel Lob. Trittin verschaffte ihr beste politische Rahmenbedingungen, politischen Rückenwind, spülte ihr so Milliardenprofite in die Kassen, garantierte den Boom – und steht deshalb  nicht anders als Klaudia Martini bei  Aktivisten windkraftkritischer Naturschutzverbände wie dem NABU im Rufe, engstens und eigennützig mit Windkraftunternehmern und der dazugehörigen Klientel zu kooperieren. Feiert der Minister in Berlin mit großem Empfang das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kommen die Begünstigten natürlich gerne herbei, erheben mit ihm das Champagnerglas auf Zuwächse, neue Standorte, Profite. „Die Umweltpolitik in Mainz suchte sich stets die Tür zur Industrie weit offen zu halten“, schreibt die Frankfurter Rundschau und erinnert an den Streit um das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich. „Den nicht genehmigungsfähigen , seit 1988 stillgelegten RWE-Reaktor drückte Martini in die Atomkonsensverhandlungen und verlängerte somit die Restlaufzeiten anderer Atomanlagen bundesweit. Martini hatte also die Industrie schon wiederholt auf sich aufmerksam gemacht.“ Trittin akzeptierte die Sache mit dem RWE-Reaktor, segnete den sogenannten  Atomkonsens ab. Da hätte er sich eigentlich sogar einen Spitzenjob beim Atom-und Windkraftkonzern Siemens-KWU verdient. Schließlich weiß inzwischen – fast – jeder, daß sich Trittin ausdrücklich nicht von jenem Pro-Atomkraft-Abschlußdokument  der New Yorker Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag vom letzten Jahr distanziert, das Rot-Grün unterzeichnete. „Die Konferenz erkennt die Vorteile der friedlichen Atomenergie-Nutzung an und nuklearer Techniken an“, steht da geschrieben, “und ihren Beitrag, um in den Entwicklungsländern nachhaltige Entwicklung zu erreichen , sowie um generell das Wohlergehen und die Lebensqualität der Menschheit zu verbessern.“ Notwendig sei, die friedliche Nutzung der Atomenergie durch alle Staaten über Kooperation zu fördern, speziell in der Dritten Welt. Unter Rot-Grün läuft das bestens, wie man weiß. 

Klaudia Martinis Wechsel zum Autokonzern bewertet die Frankfurter Rundschau als konsequent, nicht etwa als Bruch im beruflichen Werdegang. Und sollte es wieder einmal kriseln um den grünen Minister - Deutschlands windkraftkritische Umweltschützer sähen einen Wechsel Trittins zu Siemens-KWU oder ENERCON keinen Deut anders.

kh