Editorial
Alles Rhizom - oder was?
Skizzen einer Kritik an Hardt/Negri`s Umwälzung des Marxismus

09/02
 

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In Karl Müllers Urlaubsreisetasche befand sich Michael Hardts und Toni Negris "Empire". Auf der ersten Sitzung der Septemberredaktion nach der Sommerpause wurde er nun vergattert, seine Kritikpunkte an Hardt/Negri ´s Umwälzung des Marxismus zu Papier zu bringen, die er dort stichwortartig vorgetragen hatte.

Schließlich war geplant, dass das Editorial der jetzigen Ausgabe Müllers Kritik aufnehmen und sich mit der von Alex Callinicos und Detlef Hartmann vermitteln sollte. Dies war aus Zeitgründen nicht möglich. Karl Müller reicht nun seine "Skizzen einer Kritik" Alles Rhizom - oder was? im Laufe des Monat nach und vertröstet uns zunächst mit seinen Linkempfehlungen zum Thema EMPIRE.

M.i.r.i.a.m.
für die September-Redaktion

30.8.2002

Wir schreiben heute den 20.9.2002 und Karl Müller schrieb uns wegen des Editorial 9/02 u. a. folgendes:

"...nachdem ich meine Kommunikationsschwierigkeiten mit dem  "Empire", die eher mentaler als kognitiver Art waren, überwunden hatte, strafte ich mich selber über vier Wochen ab, um die "eigentliche Struktur" dieses Empire-Konstrukts zu dekonstruieren. Zur Zeit bin dabei meine diesbezüglichen Feststellungen "Alles
Rhizom oder was?" als Polemik gegen den Versuch von H&N, die  Welt noch unbegreiflicher zu machen, wie sie schon ist, in eine lesbare und nachvollziehbare Form zu bringen....
Machiavelli, Spinoza und das, was Negri von Marx verstanden hat (
siehe dazu z.B.:
Empire und die Grenzen autonomer Theorie und Praxis von Alex Callinicos - miriam) plus Franz von Assisi - das sind die  philosophischen Eckpunkte, zwischen denen unaufhörlich PoMo wiedergekäut wird, so wie es von konvertierten KPFlern unter
Zuhilfenahme von Heidegger und Nietzsche, geformt vom Strukturalisten Althousser, ausgearbeitet wurde.
Empire ist kein Buch für die Linke. Hardt/Negri haben ein Buch für  das akademische und politische Personal geschrieben, das in US-amerikanischen Universitäten und NGO´s den politisch-ideologischen Mainstream formuliert. Damit exekutieren sie eine Forderung von Derrida aus dem Jahre  1996
(Kamue meint 1995 - miriam), wo er zur Verschmelzung von PoMo und Marxismus aufruft. Eine Forderung, die bereits auf das Jahr 1982 zurückgeht, wo diese Forderung von Terry Eagleton bekämpft wurde."

Offensichtlich müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Denn wie es scheint, wird Müller sich - entgegen dem linken mainstream - nicht mit der Kritik der politisch-praktischen Konsequenzen aus H&N`s EMPIRE befassen, sondern mit deren philosophisch-weltanschaulichen Grundlagen. Diese sind für ihn - wie er uns schreibt - eine "unwiderrufliche DEMARKATIONSLINIE" gegenüber einer Linken, deren theoretischen Fundamente sich durch die Marxschen Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie, sowie durch den historischen und dialektischen Materialismus konstituieren.

Weil seine bisherigen (Vor-)Arbeiten einen Umfang angenommen haben, welcher ein Editorial Schluss endlich sprengen wird, schlugen wir ihm deshalb vor, für die Nr. 10/02 daraus einen Artikel zu machen. Er wird auf der nächsten virtuellen Redaktionskonferenz dazu Stellung und wir werden berichten.

Um Karl Müller in seinem Vorhaben zu unterstützen, haben wir zwei Artikel (Alex Steiner & Loren Goldner) über Heidegger und seine Bedeutung für die französischen Strukturalisten aufgenommen. Fülberths und Paechs Empire-Kritik, die wir mit diesem Update spiegeln, gehören dagegen eher zum linken BRD-Mainstream, der durch seine - teilweise recht polemische (Fülberth) - Kritik die Ich-AG H&N nur affirmiert (siehe dazu auch Detlef Hartmann).    

M.i.r.i.a.m.
für die September-Redaktion

Müllers Links
Die Linke diskutiert, rezensiert und kritisiert Hardt/Negri ´s EMPIRE