Allgemeine Geschichte des Sozialismus und der sozialen Kämpfe

von
Max Beer
09/05

trend
onlinezeitung
III. POLITISCHE UND SOZIALE BEWEGUNGEN IN DEUTSCHLAND (1840—1847)  Zur Kapitelübersicht

1. Sturmvögel.

König Friedrich Wilhelm III., der 43 Jahre lang in Preußen regierte, starb 1840; sein Nachfolger war Friedrich Wilhelm IV. (1840—1858), — ein unsteter Charakter, der sich alle Richtungen anzufreunden suchte und es mit allen verdarb, da es ihm an Folgerichtigkeit und an Einsicht in die Lage der Nation fehlte, oder weil er nicht die Kraft besaß, die Vorurteile, in denen er geboren und erzogen wurde, ab zulegen. Viel guter Wille, dem jedoch die Standhaftigkeit mangelte, sich durchzusetzen. Bei einem derartigen Charakter sind es stets die traditionellen Vorurteile, die noch die festesten Wurzeln haben und deshalb alle neueren Gedanken und Einsichten verdrängen.

Auf die ersten Hoffnungsstrahlen der neuen Ära, die die Intellektuellen, die Junghegelianer und Jung-Deutschland mit neuem Mut erfüllten, folgte bittere Enttäuschung, die ihren kräftigen Ausdruck fand in der politischen Lyrik von Herwegh, Prutz, Sallet, Heine, Freiligrath. In den vierziger Jahren stand die deutsche politische Dichtung auf hoher Stufe und — noch mehr als die klassische Periode am Ende des 18. Jahrhunderts — sog sie ihre Kraft aus dem materiellen und nationalen Aufschwung einerseits und dem politischen und geistigen Druck andererseits:

„Demagogen, Jakobiner,
Dieses Volk wird immer kühner ...
Und die jungen Hegelingen,
Die ins Herz der Webheit dringen,
Die so frech am Heil'gen mäkeln,
Neues in die Welt orakeln ...
Und schamlos kecke Stirne,
Die Vernunft, die nackte Dirne,
Mit verbuhltem Blick verehren, Für den neuen Gott erklären!
Strauß und Feuerbach und Bauer,
Uns ergreift ein heil'ger Schauer."

(Rudolf v. Gottschall.)

Und den Neunmalweisen, die alles von der geschichtlichen Entwicklung erwarten und auf sie verweisen, antwortete Friedrich von Sallet:

Ihr sagt uns: „Jugend mit zu heißem Blute,
Auf schwärmerischen Freiheitstraum verzichtet
Geschichtlich nur entwickelt sich das Gute." —
Doch, wo nichts geschieht, heißt das Geschichte?...

Geschichte heißt das Stürmen der Bastillen
Und der Debatte Stürmen im Konvente.
O kindisch Kartenhaus der Kamarillen!
Weht einst ihr Hauch — wer ist's, der dich noch kennte?

Trotzig rief Ferdinand Freiligrath seinen behördlichen Verfolgern zu:

Kein besser Schachbrett als die Welt:
Zur Limmat rücke ich von der Scheide!
Ihr sprengt mich wohl von Feld zu Feld,
Doch schlagt ihr mich nicht aus dem Felde!...
Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt,
Von Land zu Land — mich schiert es wenig!
Kein Zug des Schicksals setzt mich matt:
 Matt werden kann ja nur der König!

2. Soziale Dichtung: Heine, Meißner, Beck.

„Die Frage des Sozialismus", schrieb Karl Grün im Jahre 1845, „beginnt auch in Deutschland auf die Tagesordnung zu kommen. Blätter, die niemals eine Ahnung von ihm verrieten, widerhallen plötzlich von den inhaltsschweren Worten: Aufhebung des Proletariats, Organisation der Arbeit, Vergesellschaftung" (Püttmanns Deutsches Bürgerbuch 1845, S. 73). Die industrielle Entwicklung machte sich merkwürdig schnell in der Dichtung bemerkbar, die sowohl die Lichtseiten wie die Schattenseiten des neuen Wirtschaftsbildes zu ihrem Gegenstande machte.

„Und in der Städte dampfumhüllten Schoß
Wie rast die Flamme wild aus tausend Essen!
In reinen Formen windet es sich los,
Was ungebildet die Natur besessen."
(Georg Weerth, Püttmanns Deutsches Bürgerbuch, 1845.)

Und in Österreich feierte Karl Beck den Eisenbahnbau als völkerverbrüdernden Faktor:

Diese Schienen — Hochzeitsbänder,
Trauungsringe — blank gegossen,
Liebend tauschen sie die Länder,
Und die Ehe wird geschlossen.

Jedoch der Lichtseiten des neuen Wirtschaftsbildes gab es wenig in den deutschen Staaten. Die Dichter, mehr oder weniger sozialkritisch beeinflußt, wandten sich dem modernen Elend zu. Die sozialkritische Strömung kam in erster Linie aus Frankreich. Heinrich Heines Pariser Briefe an die „Augsburger Allgemeine Zeitung" (1841—1843) über die politischen und sozialen Zustände in Frankreich regten zu weiterem Studium des französischen Sozialismus an. Wenn auch Heine vornehmlich Künstler und Aristokrat war, so trieb ihn doch sein mächtiges sozialethisches Gewissen, dem französischen Kommunismus seine Aufmerksamkeit zu schenken. Die zahlreichen deutschen Flüchtlinge, die in Paris lebten und journalistisch tätig waren, konnten ebenfalls nicht umhin, sich mit der sozialistischen Literatur und Bewegung zu beschäftigen. 1842 erschien Dr. Lorenz von Steins „Der Sozialismus und Kommunismus des heutigen Frankreich", in dem der in Frankreich seit 1831 wohlbekannte Klassengegensatz zwischen Bourgeoisie und peuple (Bourgeoisie und Proletariat) sehr gut herausgearbeitet ist; Steins Schrift ist merkwürdig ungleichmäßig: manche Partien sind glänzend geschrieben, andere -— insbesondere über den Kommunismus — hätten auch von irgendeinem Polizeiagenten verfaßt sein können. Immerhin trug sie zur Verbreitung sozialkritischer Ideen in Deutschland viel bei. Noch wirksamer war die Propaganda von Moses Heß, der — wie wir im folgenden Kapitel sehen werden — sich seit 1839 bemühte, den Sozialismus mit der junghegeli-schen Gedankenarbeit zu verbinden. Die schlesische Weberrevolte 1844 gab der sozialen Dichtung in Deutschland ein aktuelles Interesse. Georg Weerth und Ferdinand Freiligrath machten durch ihre Übersetzungen der englischen sozialen Poesie das deutsche Lesepublikum mit den Schattenseiten der Industrie, „der Göttin unserer Tage" (Weerth), bekannt. Aber Weerth sah schon:

Der Arbeit Not, die niemand lindern wollte,
Sie war's, die selbst den Fels beiseite rollte.

In Österreich waren es Alfred Meißner und Karl Beck, die das soziale Gewissen weckten:

Andre Kinder, eine blasse Brut,
Sah ich dort, wo hohe Essen dampften,
Und die eh'rnen Räder in der Glut
Einen Tanz in schwerem Takte stampften.

Bedeutendes leistete Meißner auch in seinem „Ziska", in welchem er die sozialethischen Gedanken der Hussiten auf Tabor mit mächtigen Strichen hervorhebt. Sein Glaube an die endgültige Erlösung der Menschheit aus geistiger und materieller Not war unerschütterlich:

„Und sie wird kommen, die Zeit der Verheißung, wo vor dem Geiste hinstürzen alle fremden Mächte... Schon ergießt sich der Geist auf die Ärmsten und Geringsten. Es nahet, es nahet der neuen Erkenntnis verheißenes Pfingsten... Und wenn er nahet, der neue Heiland, der brechen wird die Erbschaft von Sünde und Not, der da sprechen wird von der Teilung der Arbeit, der brüderlich gleichmäßigen für alle Kinder der Erde, dann wirst du dich erheben, strahlend, rosenbekränzt, schöner selbst als das christliche Kreuz."

Karl Beck im Gedicht „Warum sind wir arm?" läßt die Armen den Reichen zurufen:

„Wir borgen und sorgen, ihr häufet die Gulden,
Wir füllen die Kirchen und beten und dulden,
Dies Dulden ist unser unendlich Verschulden,
Und — darum sind wir arm."

Und alle überragt Heinrich Heine, dieses unsterbliche Dichtergenie: Hellene als Künstler, Jude als Sozialethiker:

„Hätte ich zur Zeit des Kaisers Nero in Rom privatisiert", schreibt Heine am 15. Juni 1843 an die „Augsburger Allgemeine Zeitung", „und etwa für die Oberpostamtszeitung von Böotien . . . korrespondiert, so würden meine Kollegen nicht selten darüber gescherzt haben, daß ich z. B. von den Staatsintrigen der Kaiserin-Mutter gar nichts zu berichten wisse... und daß ich beständig von jenen Galiläern spräche... Meine wohlunterrichteten Kollegen hätten gewiß ganz besonders ironisch über mich gelächelt, wenn ich vom Hoffeste des Cäsar... nichts Wichtigeres zu berichten wußte, als daß einige jener Galiläer mit Pech bestrichen und angezündet wurden, und solchergestalt die Gärten des goldenen Palastes erleuchteten... Aber dieser Witz ist zuschanden geworden, jenef Marterfackeln streuten Funken umher, wodurch die Römerwelt mit all ihrer morschen Herrlichkeit in Flammen aufging..." Heine will hierdurch auf die Bedeutung seiner Nachrichten über die französischen Kommunisten hinweisen. Schon drei Jahre vorher in seiner Schrift über Ludwig Borne (1840) bemerkt Heine:

„Die merkwürdigsten Worte des Neuen Testaments sind für mich die Stelle des Evangeliums Johannis 16, 12—13: ,Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnet es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch und alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern, was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.' Das letzte Wort ist also nicht gesagt worden, und hier ist vielleicht der Ring, woran sich eine neue Offenbarung knüpfen läßt. Sie beginnt mit der Erlösung vom Worte, macht dem Martyrium ein Ende und stiftet das Reich der ewigen Freude: das Millienium. Alle Verheißungen finden zuletzt die reichste Erfüllung." Es ist das dritte Evangelium des sozialen Friedens, der gemeinsamen Arbeit, des brüderlichen Zusammenlebens :

Auf diesem Felsen bauen wir
Die Kirche von dem dritten,
Dem dritten neuen Testament;
Das Leid ist ausgelitten.

(Heine, Zeitgedichte.)

3. Soziale Kritik: Heß, Grün, Lüning, Oelckers.

Während die deutschen Handwerksgesellen die sozialistischen Lehren der Fourieristen und Saint-Simonisten nach Deutschland brachten, bemühten sich deutsche Denker, den Sozialismus aus der deutschen Philosophie — aus Hegel und Feuerbach — zu deduzieren und einen deutschen Sozialismus zu schaffen. Der bedeutendste unter ihnen — bis zum Auftreten von Marx — war Moses Heß, der Pionier des Sozialismus im Rheinland.

Heß wurde am 21. Januar 1812 in Bonn geboren. Im Hause seiner Eltern, in einer Atmosphäre jüdischer Frömmigkeit und Gelehrsamkeit wuchs der Knabe heran, besuchte die Schule, wurde gleichzeitig von seinem Großvater auf das Kommen des Messias verwiesen. Inzwischen hatte sein Vater eine Zuckerfabrik in Köln gegründet und versuchte 1826 seinen Sohn ins Geschäft zu nehmen und ihn zum künftigen Nachfolger der Firma auszubilden. Aber dem Knaben gefiel es nicht im Kontor; er wollte studieren, las schon frühzeitig die Schriften Spinozas, zu denen die jüdischen Jünglinge zu greifen pflegten, wenn sie am elterlichen Glauben irre wurden. 1830 besuchte er für einige Zeit die Bonner Universität und scheint viel über religiöse Probleme nachgedacht zu haben; er las fleißig das Evangelium und Kirchengeschichte, warf das jüdisch-orthodoxe Vorurteil gegen das Christentum ab, wodurch er dem Elternhaus immer mehr entfremdet wurde. Er flüchtete sich nach dem Auslande, wo er einige Zeit verblieb, mußte jedoch bald infolge Mittellosigkeit zurückkehren. Ob er auf dieser Reise mit Sozialrevolutionären in Berührung kam und von ihnen die neue Botschaft — das dritte Evangelium — empfing, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, daß er sich seit 1835 mit sozialreligiösen und Hegeischen Ideen stark beschäftigte; die Frucht dieses Nachdenkens ist seine „Heilige Geschichte der Menschheit" (1837), in der in mystisch-religiöser Weise die verschiedenen Zeitabschnitte der Geschichte als Entwicklungsstufen der Menschheit zur geistigen und materiellen Einheit und Harmonie betrachtet werden. Der Ausdruck „Sozialismus" oder „Kommunismus" kommt hierin nicht vor, — klare Ausdrucksweise war damals sehr gefährlich —; Heß spricht dort nur von der „neuen heiligen Verfassung", die der Menschheit das Bewußtsein der Einheit und den „heiligen Volksstaat" geben werde. Vier Jahre später veröffentlichte er „Die Europäische Triarchie" (1841), worin der Gedanke vertreten wird, daß das Heil der Menschheit von der Vereinigung deutscher Philosophie mit französischem Revolutionsgeist und englischer Sozialpraxis abhängig sei. Im selben Jahre erschien, wie oben erwähnt, Feuerbachs „Wesen des Christentums", das auf Heß einen tiefen Eindruck machte und ihn bald befähigte, die Brücke zwischen deutscher Philosophie und Sozialismus zu schlagen. Es ist nur eine Notbrücke und sie hielt nicht lange vor, denn bald erschien Marx und baute mit Hilfe der Hegeischen Dialektik sein System auf — worüber in einem der folgenden Kapitel das Nötige gesagt wird. Heß selber zeigt mit wenigen Worten, wie er aus Feuerbach den Sozialismus deduzierte oder richtiger herausspintisierte. Er schreibt: „Das Wesen Gottes, sagt Feuerbach, ist das transzendente (übersinnliche) Wesen des Menschen, und die wahre Lehre vom göttlichen Wesen ist die Lehre vom menschlichen Wesen: Theologie ist Anthropologie (die Lehre betreffend Gott ist die Lehre betreffend den Menschen) — das ist wahr, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Wesen des Menschen, muß hinzugefügt werden, ist das gesellschaftliche Wesen, das Zusammenwirken der verschiedenen Individuen (Einzelmenschen) für ein und denselben Zweck, für ganz identische (übereinstimmende) Interessen, und die wahre Lehre vom Menschen, der wahre Humanismus, ist die Lehre von der menschlichen Gesellschaftung, d. h. Anthropologie und Sozialismus." So schrieb Heß im Jahre 1845(1). Was Heß sagen will, ist folgendes: Feuerbach zeigte, daß Religion nur die Verhimmelung des Geistes des Menschen sei; die richtige Erkenntnis Gottes ist die Erkenntnis des wirklichen Menschen. Dieser Auffassung fügt Heß hinzu: Nein, — nicht des Einzelmenschen, sondern der Menschengattung in ihrem sozialen Zusammenwirken, in ihrer gesellschaftlichen Interessenharmonie; die wirkliche Theologie sei Menschenliebe und menschliches Zusammenwirken. Man kann dies viel einfacher ausdrücken: alle Religion ist Sozialethik.

Es ist leicht zu ersehen, daß diese ganze Deduktion (Schlußfolgerung) von Heß nur eine gezwungene ist, aber sie fand damals (1841—1845) Anklang, weil sie den Sozialismus mit der junghegelianischen Philosophie und Religionskritik in Zusammenhang brachte.

Es war Heß, der gegen Ende 1842 Friedrich Engels „und seinem Kreise den Kommunismus als die notwendige Weiterentwicklung der junghegelschen Doktrin plausibel machte", wie G. Mayer, der Biograph des jungen Engels, schreibt. Marx war philosophisch viel zu kritisch, um sich auf solches Spintisieren einzulassen. Heß war um jene Zeit Mitarbeiter der von Marx geleiteten „Rheinischen Zeitung". Im Winter 1842/43 reiste Heß nach Paris, wo er mit den Mitgliedern des Bundes der Gerechten zusammentraf. Dann schrieb er für die verschiedenen deutschen sozialistischen Zeitschriften, wurde 1846 bis 1847 Anhänger von Marx und schrieb 1847 in der „Deutschen Brüsseler Zeitung" ganz ausgezeichnete Artikel über „die Folgen der Revolution des Proletariats"(2), die sich auch neben Engels' Entwurf zum Kommunistischen Manifest sehen lassen können. Heß' Aufsätze lesen sich geradezu wie eine Popularisierung mancher Kapitel des Marxschen Kommunistischen Manifestes, das jedoch erst einige Monate später geschrieben wurde; sie sind höchstwahrscheinlich das Produkt der Vorlesungen, die Marx im Herbst 1847 im Brüsseler Arbeiterverein gehalten hatte und der Diskussionen, die hieran geknüpft worden waren.

Die letzten zwei Jahrzehnte des Lebens von Heß waren mit jüdisch-nationalen, sozialdemokratischen und naturwissenschaftlichen Fragen ausgefüllt. Heß war ein durch und durch humaner Sozialist, tolerant, friedliebend — ein Nazarener. Er hatte auch als junger Mann eine deutsche Prostituierte geheiratet, mit der er bis ans Ende ein sehr glückliches Eheleben führte; er behandelte sie mit ungetrübter Achtung und Liebe. Er starb, betrauert von ihr und von seinen Freunden, in Paris am 6. April 1875(3).

Ein Anhänger von Heß war der obengenannte Karl Grün (1813—1884); ursprünglich Philologe, dann Journalist, seit 1844 in humanitär-sozialistischem Sinne schriftstellerisch tätig; auch er fand für einige Zeit in Paris Zuflucht, unterrichtete Proudhon über deutsche Philosophie, verkehrte mit Considerant und Gäbet und übte vom Rheinlande einen erheblichen Einfluß aus. Sein Sozialismus löste sich in Liebe auf: in Menschenliebe und Gerechtigkeit; auch er ging von Feuerbach aus. Grün schreibt: „Das letzte Resultat des .Wesens des Christentums' ist dies: die Liebe muß an die Stelle des Glaubens treten... Das Wesen des Christentums ist das Herz, die Liebe, welche es fortan nur gilt zu betätigen" (in Püttmanns Deutschem Bürgerbuch 1845, S. 56 ff.).

Mehr von den Franzosen als von der deutschen Philosophie war Dr. Otto Lüning beeinflußt. In seiner Zeitschrift „Dies Buch gehört dem Volke" (Band I, 1845) schloß er sich vornehmlich Louis Blanc an, erblickte in der Konkurrenz eines der Hauptübel, ebenso in der „Trennung des Arbeiters, der die Sache produziert, und des Fabrikanten, der die Sache verwertet, wobei dem Arbeiter nur ein sehr ungenügender Lohn zufällt" (S. 88). Die Abhilfe suchte er — wie Louis Blanc — in der Vereinigung der Arbeiter zu Produktionsgenossenschaften sowie in staatlicher Sozialreform. Der Kampf der Arbeiter solle sich gegen die Verhältnisse, aber nicht gegen die Fabrikanten richten.

Hermann Th. Oelckers (1816—1869), ein Kämpfer, Dulder und unermüdlich tätiger Schriftsteller, veröffentlichte 1844 eine Schrift: „Bewegung des Sozialismus und Kommunismus", in der er sich zur Organisation der Arbeit auf staatssozialistischer Grundlage bekannte. Er beteiligte sich an der Revolution (1848/49) und wurde in Sachsen zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.
 

Anmerkungen

1) Abgedruckt in M. Heß, Sozialistische Aufsätze, herausgegeben von Zlocisti, Welt-Verlag, Berlin 1921, Seite 115—116. (Eine sehr wertvolle Sammlung.)

2)  A. a. O. Seite 207—230. Auch im Anhang zu Engels' „Grundsätze des Kommunismus" (herausgegeben von Dr. Hermann Duncker, Internationaler Arbeiter-Verlag, 1929, S. 48 ff.) abgedruckt.

3) Biographie des Moses Heß, des Sozialisten und Zionisten, von Dr. R. Zlocisti. Welt-Verlag, Berlin 1921.
 

 

Editorische Anmerkungen

Max Beer, Allgemeine Geschichte des Sozialismus und der sozialen Kämpfe, mit Ergänzungen von Dr. Hermann Duncker, S. 515 - 524

Der Text ist ein OCR-Scan by red. trend vom Erlanger REPRINT (1971) des 1931 erschienenen Buches in der UNIVERSUM-BÜCHEREI FÜR ALLE, Berlin.

Von Hermann Duncker gibt es eine Rezension dieses Buches im Internet bei:
http://www.marxistische-bibliothek.de/duncker43.html