Betrieb & Gewerkschaft
Pakistan
Repression gegen Lehrergewerkschaft Sindhs

von Red. Funke
09/06

trend
onlinezeitung
Montagabend wurden tausende LehrerInnen des Sindh verhaftet, als sie gegen das Verbot gewerkschaftlicher Organisierung auf die Straße gehen wollten. Wir rufen unsere UnterstützerInnen auf, durch Protestbriefe und emails den Kampf unserer KollegInnen in Pakistan zu unterstützen.

Das Verbot der Lehrergewerkschaft der pakistanischen Provinz Sindh (siehe den Bericht der Pakistan Trade Union Defence Campaign, PTUDC) stellt einen weiteren Schritt des diktatorischen Musharraf-Regimes Richtung Tyrannei dar. Es folgt damit den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.

Die LehrerInnen Sindhs hatten entschiedenen, für ihre Rechte zu kämpfen und gegen diese Repression zu protestieren. Alle Lehrergewerkschaften des Sindh einigten sich auf ein Sit-in vor dem Chief Minister House, der für den 22. August angesetzt wurde.

General Musharraf und seine willigen Vollstrecker wollten diesen Protest im Keim ersticken und begann am Vorabend des Sit-ins überall im Sindh tausende LehrerInnen zu verhaften und ins Gefängnis zu werfen.

Genosse Anwar Panhwar der Pakistan Trade Union Defence Campaign, ebenfalls Lehrer und Mitglied der GASTA (der Gewerkschaft der Mittelschullehrer) war gemeinsam mit hunderten anderen LehrerInnen mit der Absicht von seiner Heimatstadt Dadoo nach Karachi aufgebrochen, an einem mitternächtlichen Sit-in teilzunehmen.

Als sie die Busse besteigen wollten, wurden sie von der örtlichen Polizei gestoppt und ohne Angabe von Gründen festgehalten. Genosse Abdul Ghani, der lokale Vorsitzende von GASTA, sowie Zulfiqar Khoso, der lokale GASTA-Sekretär, wurden ebenfalls von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Ebenso erging es den Genossen Javed Akbar Memon, Fida Hussain Bhatti und Liaqat Jatoi. Nach Meldungen von Sukhur, Hyderabad und anderen Teilen Sindhs wurden insgesamt mehr als 4.000 LehrerInnen bis zum Mittag des 22. August in Gewahrsam genommen.

Allen Hindernissen zum Trotz gelang es fast 2.000 LehrerInnen sich beim Pressezentrum von Karachi zu versammeln. Man entschied Richtung des Chief Minister House zu marschieren und dort das Sit-in abzuhalten. Die Staatsmacht setzte Knüppel und Tränengas gegen die DemonstratInnen ein. Die LehrerInnen ließen sich allerdings nicht zurückschlagen und setzten ihren Weg fort. Schließlich begann die Polizei Verhaftungen vorzunehmen und mit erhöhter Brutalität gegen die DemonstrantInnen vorzugehen.

Der marxistische Abgeordnete zur Nationalversammlung Manzoor Ahmed, der gerade an einer Sitzung des Parlaments teilnahm, griff sofort diesen Vorfall auf. Nach einer Unterredung mit Genossen Liaqat, Rafeeq Jarwar (dem Vorsitzenden der Allianz der Lehrergewerkschaften) und anderen Führungspersonen der GASTA und der PTUDC Karachis verließ er aus Protest gemeinsam mit allen Oppositionsangehörigen die Nationalversammlung.

Nazim Husnain, der Vorsitzende der Professoren und Lehrenden Assoziation des Punjab, verurteilte gegenüber eines Korrespondenten der PTUDC das brutale Vorgehen des Staats und kündigte an, dass die LehrerInnen des Punjab gegen die Unterdrückungsmaßnahmen protestieren würden.

Zur Zeit (22.August) sind die LehrerInnen vor dem Presseklub Karachis versammelt und werden so lange weiter gegen das Verbot ihrer Gewerkschaft protestieren, bis es zurückgenommen wird.

Bitte Protestbriefe an den Präsidenten Pakistans schicken:

Website für Briefe an Präsident Musharraf

Kopien an:
cs.sindh@sindh.gov.pk , spsecy.edu@sindh.gov.pk, spsecy.cmsectt@sindh.gov.pk

sowie an: info@ptudc.org

Botschaft der Islamischen Republik Pakistan
Hofzeile 13
A-1190 Wien
Tel: +43(1)3687381
Fax: +43(1)3671831

Anmerkung: Adam Pal, PTUDC (www.ptudc.org)

Update vom 28.8.2006

Wir erhielten diesen Bericht von den GenossInnen der Pakistan Trade Union Defence Campaign. Nachdem in der pakistanischen Provinz Sindh vergangene Woche Proteste gegen das Verbot der Lehrergewerkschaften ausgebrochen sind, weitet sich der Widerstand aus.

Trotz zunehmender Repression seitens des pakistanischen Staats dauert der Kampf gegen das Verbot der Lehrergewerkschaft des Sindh weiter an. Vergangenen Freitag, den 25. August, begingen die Lehrergewerkschaften des Sindh einen „Schwarzen Tag“, an dem sie den Betrieb aller Schulen und Hochschulen lahmlegten. Studentengewerkschaften unterstützten diese Aktion und beteiligten sich an den Protesten gegen die Privatisierung des Bildungssystems. In einem Treffen der Führungsgremien aller Gewerkschaften wurde entschieden, dass heute Montag Protestaktion in allen Städten des Sindh abgehalten werden würden, während der Boykott des Lehrbetriebs weitergehen würde.

Die Erziehungsministerin des Sindh, Hameeda Khoro, geht im Namen ihrer Regierung mit harter Hand gegen den Streik vor. Mehr als 50 LehrerInnen, die den Streik anführen, sind vom Dienst suspendiert worden. Dutzende weitere LehrerInnen wurden zwangsbeurlaubt.

Genossin Hameeda Ghangro, die sich im Kampf gegen die Privatisierung der pakistanischen Stahlwerke engagiert, besuchte jene LehrerInnen, die während der Proteste verhaftet wurden, und bekräftigte sie in ihrem Kampf gegen staatliche Unterdrückung. Sie diskutierte mit den LehrerInnen die Frage der Privatisierungspolitik und rief alle ArbeiterInnen auf, den Kampf gegen die Privatisierung des Bildungssystems mit jenem gegen den Verkauf staatlicher Betriebe wie den Stahlwerken zu verknüpfen.

Der marxistische Abgeordnete zur Nationalversammlung Manzoor Ahmed verurteilte indes die drakonischen Maßnahmen. In einem Fernsehinterview für den TV-Sender Geo Television kritisierte er am Abend des 24. August heftig das Verbot der Lehrergewerkschaft des Sindh.

Stündlich gewinnt die Bewegung an Kraft und weitet sich auf neue Gebiete aus. Gleichzeitig versucht sie der Staat mit allen Mitteln zu unterdrücken. Zeigen wir den pakistanischen KollegInnen, dass sie nicht allein sind -

Editorische Anmerkungen

Der Artikel erschien am Mittwoch, 23. August 2006 auf den Webseiten von DER FUNKE