MODELLE DER
MATERIALISTISCHEN DIALEKTIK

BEITRÁGE DER BOCHUMER DIALEKTIK-ARBEITSGEMEINSCHAFT

herausgegeben von
HEINZ KIMMERLE
09/07

trend
onlinezeitung
KAPITEL XI
GRUNDLAGEN MATERIALISTISCHER DIALEKTIK IN DER UDSSR UND DDR
von Klaus Bock & Heinrich Clairmont
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a. zum forschungsstand: summarische auseinandersetzung mit kritischen positionen und aufweis der aufgaben und entwicklungen gegenwärtiger forschung (ca 1967 ff.)

Das Anliegen der marxistisch-leninistischen Philosophie in der UdSSR und der DDR, die Theorie von Marx, Engels und Lenin - insbesondere die materialistische Dialektik - gemäß den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und neuen Erkenntnissen der Wissenschaften weiterzuentwickeln, sieht sich mannigfacher Kritik seitens anderer philosophischer Positionen ausgesetzt. Abgesehen werden kann bei der Charakterisierung dieser Kritik von bürgerlichen Theoretikern, die von Positionen des Antikommunismus aus ohne ernsthafte Aufarbeitung des gegenwärtigen Forschungsstandes der marxistisch-leninistischen Philosophie die Wissenschaftlichkeit und philosophische Relevanz gänzlich absprechen.

Bedeutsamer ist die Kritik, die von bürgerlichen Philosophen mit marxistischem Selbstverständnis, marxistischen Theoretikern und Anhängern der  „Maotsetungideen" geübt wird.(1) Im Zentrum der Auseinandersetzungen mit diesen Richtungen steht der Vorwurf, die Gesellschaftsordnung der sozialistischen Länder und die politische Praxis der kommunistischen Parteien weiche von grundlegenden Prinzipien des Marxismus ab und stelle eine „Entartung" sozialistischer Ideen dar. In der Konsequenz sei die marxistisch-leninistische Philosophie in diesen Ländern zu einem Dogmensystem erstarrt, das nicht in der Lage sei, die gesellschaftliche Entwicklung theoretisch aufzuarbeiten und Leitlinien für deren Weiterentwicklung durch praktisch-politische Eingriffe zu entwickeln. Sie fungiere letzlich nur noch als „Legitimationswissenschaft" politischer Herrschaftsstrukturen und sei damit in ihrem Kern revisionistisch.

Auf theoretischer Ebene schälen sich dabei zwei grundlegende Aspekte der Kritik heraus. Zum einen zielt die Kritik im wesentlichen auf die Widerspiegelungstheorie und damit im Kern auf die erkenntnistheoretische Konzeption überhaupt ab. Die Widerspiegelungstheorie wird als bloße „Abbildtheorie," als mechanistische Auffassung der Erkenntnis unter Außerachtlassung der konstituierenden Rolle der Praxis und der gesellschaftlichen Entwicklung für die Theoriebildung dargestellt.(2) Erkenntnis sei so nicht mehr dialektisch sich entwickelnder Prozeß, der sich vor allem durch das aktive Eingreifen der Menschen, durch die gesellschaftliche Praxis und die Veränderung des Erkenntnisobjekts vollziehe, sondern mechanistisch-passive Rezeption des der Erkenntnis Vorgegebenen.(3) Diese Kritik an der Erkenntnistheorie impliziert das Negieren des wissenschaftlichen Charakters der marxistisch-leninistischen Philosophie insgesamt und zielt auf praktischer Ebene gegen die dialektische Vermitteltheit dieser Konzeption mit Problemen der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft sowie der Regelung und Planung gesellschaftlicher Prozesse in den sozialistischen Ländern.

Zum ändern konzentriert sich die Kritik von maoistischer Seite auf die angebliche Abweichung vom sozialistischen und die Hinwendung zu einem kapitalistischen Weg in den sozialistischen Ländern. Festgemacht wird dieses Abweichen daran, daß das Prinzip des Widerspruchs als Quelle der gesellschaftlichen Entwicklung zugunsten harmonistischer Anschauungen, z.B. von der grundsätzlichen sozialen Einheit der sozialistischen Gesellschaft unter Leugnung existierender Klassengegensätze und damit antagonistischer Widersprüche, aufgegeben worden sei.(4) Durch diese Kritik an der Widerspruchskonzeption wird der Kern der materialistischen Dialektik und damit die gesamte Theorie als im Grunde revisionistisch abqualifiziert.(5)

Die notwendig nur kurz skizzierten philosophischen Auseinandersetzungen sind nicht zu trennen von der Gesamtheit der aktuellen politisch-ideologischen Konflikte. Die praktisch-politische Relevanz der Kritik an der materialistischen Dialektik leitet sich in diesem Zusammenhang daraus ab, daß sie in organischer Verbindung mit dem philosophischen Materialismus die Basis für die marxistisch-leninistische Weltanschauung insgesamt bildet, deren konkrete Aussagen über die gesellschaftliche und politische Praxis der Arbeiterklasse den eigentlichen Zielpunkt der Kritik bilden. Die scheinbar rein philosophischen Auseinandersetzungen spiegeln in vermittelter Form die Widerspräche zwischen kapitalistischem und sozialistischem Gesellschaftssystem, die gegensätzlichen Anschauungen über den Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und der damit verbundenen Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus sowie die Widersprüche innerhalb der kommunistischen Weltbewegung wider.

Beinahe jede Kritik an der Theorie der Dialektik, wie sie in den sozialistischen Ländern ausgearbeitet wird, ist insgesamt gekennzeichnet durch weitgehendes Ignorieren des aktuellen Forschungsstandes. Es werden fast ausschließlich bestimmte dogmatische und den Schematismus fördernde Tendenzen der stalinistischen Periode und ihrer Auswirkungen, die als Produkte der gegenwärtigen Forschung ausgegeben werden, ausgewählt. Der Versuch einer Aufarbeitung dieses Problemkreises würde den Rahmen des Artikels sprengen. Er stellt sich vielmehr die Aufgabe, einen kurzen Abriß der Konzeption von Dialektik in der UdSSR und DDR zu geben, d.h. einen Einblick in die elementaren Grundlagen der Theorie der materialistischen Dialektik, ohne den Anspruch zu erheben, daß alle speziellen wissenschaftlichen Untersuchungen zu einzelnen Punkten oder die Theorie in ihrer Gesamtheit aufgearbeitet werden. Die Eingrenzung der Darstellung auf diese beiden Länder ist nicht als Abgrenzung von der Theorieentwicklung in den anderen sozialistischen Staaten zu verstehen, sondern als notwendige Beschränkung auf die wesentlichsten Entwicklungen der Theorie der materialistischen Dialektik. Aus der Fülle der vorliegenden Arbeiten konzentrierten sich die Verfasser vor allem auf die aktuelle Diskussion.

Anstelle einer historischen Aufarbeitung der Entwicklung der hier behandelten Konzeption materialistischer Dialektik, die eine gesonderte Arbeit erfordern würde, sollen kurz die wichtigsten Aufgaben und Entwicklungen gegenwärtiger Forschung dargestellt werden. Als die vordringlichsten Themen der Dialektikforschung in der DDR lassen sich die Diskussion über die Probleme der sozialen Dialektik als Dialektik der Praxis und der Dialektik von Systemen, insbesondere des Systems der sozialistischen Gesellschaft und der Rolle des Widerspruchs bei ihrem Aufbau, benennen (6) In der UdSSR stehen neben diesen Bereichen weitere Forschungsprojekte im Vordergrund, die von wissenschaftlichen Kollektiven langfristig angegangen werden Es handelt sich dabei um die konkrete Weiterentwicklung der Theorie der materialistischen Dialektik als Dialektik der Natur, der gesellschaftlichen Entwicklung und des wissenschaftlichen Erkennens, also um die konkrete Bestimmung der Dialektik als Wissenschaft von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen der objektiven Realität und des Denkens. Weitere Schwerpunkte sind die Erarbeitung der Dialektik als Resultat der gesamten Geschichte des menschlichen Denkens, der Wissenschaften, der Technik und der praktisch-revolutionären Tätigkeit auf der Basis des Prinzips der Einheit des Logischen und des Historischen sowie die Ausarbeitung der materialistischen Dialektik auf der Grundlage der Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten.(7) Neben der Erforschung der Dialektik der Praxis und der gesellschaftlichen Entwicklung steht also die Ausarbeitung der Dialektik als Theorie, Methode und Methodologie im Zentrum der Bemühungen in den sozialistischen Ländern.

B. OBJEKTIVE UND SUBJEKTIVE DIALEKTIK. DIE EINHEIT VON DIALEKTIK, LOGIK UND ERKENNTNISTHEORIE

Die isolierte Darstellung der materialistischen Dialektik stößt bereits prinzipiell auf eine grundlegende Schwierigkeit. Die Dialektik als Lehre von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen der objektiven Realität und des Denkens ist untrennbar verbunden mit dem dialektisch aufgefaßten philosophischen Materialismus. Nur in der organischen Einheit von materialistischer Dialektik, dialektischem und historischem Materialismus kann die marxistisch-leninistische Philosophie die Basis der gesamten Weltanschauung bilden. Weltanschauung wird hier verstanden als das „verallgemeinerte System der Anschauungen des Menschen von der Welt als wechselseitig verbundenem Ganzen, darunter von seinem eigenen Platz in dieser Welt, also auch der Anschauungen vom Charakter der Gesellschaft und dar gesellschaftlichen Entwicklung, vom Sinn und der Bestimmung der einzelnen gesellschaftlichen Institutionen und vom Platz des einzelnen Menschen in der Gesellschaft."(8) Sie ist wesentlich klassenmäßig bestimmte Anleitung für die gesellschaftliche Praxis und die erkenntnistheoretische Tätigkeit der Menschen. Als theoretische Erfassung der revolutionären Praxis und Perspektive der Arbeiterklasse besitzt sie wissenschaftlichen Charakter, der in der organischen Verbundenheit ihrer Bestandteile - Philosophie, d.h. dialektischer und historischer Materialismus, politische Ökonomie und wissenschaftlicher Kommunismus(9) - zum Ausdruck kommt. Die Philosophie bildet das Kernstück der Weltanschauung, die theoretische Verallgemeinerung ihrer Erkenntnisse und die methodische Grundlage der weiterführenden Er-kenntnistätigkcit. Die Dialektik erfaßt die Bewegungsund Entwicklungsgesetze der objektiven Realität und des Denkens, ist damit in gewisser Weise das „bewegende Prinzip" der Philosophie und der Weltanschauung. In der Konsequenz bedeutet dies, daß die Darstellung der Dialektik streng genommen nicht von der gesamten marxistischen Philosophie und der Weltanschauung mit ihren praktisch-politischen Implikationen getrennt werden kann.

Die eigenständige Behandlung der Dialektik gewinnt ihre Berechtigung aus ihrer besonderen Stellung im philosophischen Gesamtsystem, aus ihrem Charakter als Theorie, Methode und Methodologie. Theorie ist die Dialektik als in sich geschlossenes wissenschaftliches System von Prinzipien - als solche sind zu nennen: Objektivität der Betrachtung, Allseitigkeit der Analyse, dialektischer Determinismus -, Gesetzen und Kategorien.(10) Als Bestimmung der Art und Weise der theoretischen und praktischen Aneignung der Welt durch den Menschen sowie der Kritik und Verallgemeinerung der verschiedenen einzelwissenschaftlichen Methoden zur Lösung dieses Problems ist sie zugleich Methode sowie methodologische Basis einzelwissenschaftlicher Methoden.

Bei der näheren Charakterisierung der Dialektik wird unterschieden zwischen objektiver und subjektiver Dialektik. Unter objektiver Dialektik werden die gesetzmäßigen inneren Zusammenhänge und Wechselwirkungen sowie die Veränderung und Entwicklung der objektiven Realität, d.h. deren dialektische Struktur und Dynamik gefaßt(11). Die subjektive Dialektik ist die Widerspiegelung der objektiven, d.h. ideelle Reproduktion der dialektischen Struktur und Entwicklung der objektiven Realität sowie Erfassung der spezifischen dialektischen Gesetze des Denkens.

Das Verhältnis zwischen objektiver und subjektiver Dialektik ist keineswegs identisch mit dem Verhältnis zwischen Materie und Bewußtsein. W. Segeth und H. Mielke weisen zu Recht darauf hin, daß die Begriffe objektive Dialektik und Materie bzw. subjektive Dialektik und Bewußtsein zwar ihrer Extension nach identisch, ihren Intensionen nach aber verschieden sind.(12) Die Kategorie Materie bezeichnet die unabhängig vom Bewußtsein existierende objektive Realität, wobei von deren innerer Gliederung abstrahiert wird. Die Kategorie objektive Dialektik erfaßt darüber hinaus deren dialektische Strukturen und ihre dialektische Entwicklung. Ein analoges Verhältnis herrscht zwischen den Kategorien subjektive Dialektik und Bewußtsein. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen objektiver und subjektiver Dialektik ist demnach nicht einfach die Übertragung der Grundfrage der Philosophie auf die Dialektik. Durch sie wird zwar auch geklärt, daß die objektive Dialektik das Primäre, Bestimmende, die subjektive das letztlich durch sie Determinierte ist, aber sie bringt vor allen Dingen die organische Vereinigung von Materialismus und Dialektik sowie die dadurch gegebene qualitative Weiterentwicklung gegenüber dem mechanischen Materialismus und der idealistischen Dialektik zum Ausdruck. Diese Vereinigung impliziert, daß die „Dialektik ... nicht als selbständiger, von den übrigen Bestandteilen der marxistisch-leninistischen Philosophie unabhängiger Teil aufzufassen"(13) ist und ihre Funktion als revolutionäre gesellschaftsverändernde Methode nur als organischer Bestandteil dieser Philosophie erfüllen kann.

Die Kategorie objektive Dialektik ist nicht identisch mit dem Begriff Dialektik des Objekts. Als Objekt kann nur etwas definiert werden, was bereits Gegenstand der menschlichen Praxis und Erkenntnis geworden ist. Die Kategorie objektive Dialektik schließt dagegen auch den Bereich der vom Menschen nicht beeinflussten Natur ein. Analog dazu kann die subjektive Dialektik als rein ideell charakterisiert werden, das Subjekt dagegen als Einheit von Ideellem und Materiellem, da es sich durch die gegenständliche Praxis die objektive Welt aneignet und in diesem Prozeß zugleich seine eigene Subjektivität objektiviert. Das Verhältnis von objektiver und subjektiver Dialektik ist demnach nicht einfach auf die Subjekt-Objekt-Dialektik reduzierbar, d.h. auf eine Position, die Dialektik allein konstituiert sieht durch die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt, die durch die Praxis vermittelt wird.(14) Eine solche Reduzierung der Dialektik auf eine „Dialektik der Praxis" stellt eine subjektivistische Vereinseitigung dar.

Allerdings ist auf dem Hintergrund der Widerspiegelungstheorie und der für sie grundlegenden Subjekt-Objekt-Dialektik eine speziellere Analyse und genauere Charakterisierung des Verhältnisses von objektiver und subjektiver Dialektik möglich. Die bestimmende Seite des dialektischen Subjekt-Objekt-Verhältnisses ist das Objekt. Inhalt und Form der Widerspiegelung sind letzlich objektiv bestimmt, richten sich nach der Struktur und der Entwicklung des Erkenntnisobjekts.

Dieses bedeutet aber keineswegs, daß die Rolle des Subjekts im Widerspiegelungsprozeß sich auf eine rein passive und rezeptive Abbildung des Objekts reduziert. Demgegenüber wird betont, daß ein Gegenstand erst Objekt der Erkenntnis wird, wenn er durch die menschliche materiell-gegenständliche Tätigkeit mit dem Erkenntnissubjekt in Wechselwirkung tritt.(15) Die gesellschaftliche Praxis wird somit Ausgangspunkt der Erkenntnistheorie. Diese zwei kurz skizzierten Seiten des Widerspiegelungsprozesses faßt K. Gößler in der Konzeption der „doppelten materiellen Determiniertheit des Erkenntnisprozesses"(16) zusammen. Der Erkenntnisprozeß wird charakterisiert als Einheit von „gegenständlicher Bestimmtheit und sozial-ökonomischer Determiniertheit."(17) Das Erkenntnisobjekt kann nur dadurch ideell reproduziert werden, daß es durch menschliche Tätigkeit in den gesellschaftlichen Lebensprozeß der Menschen integriert wird. Die gegenständlich-objektive Bestimmung der Widerspiegelung beinhaltet so gleichzeitig immer subjektive Faktoren, da die Zielstellungen, die Erkenntnisbedürfnisse und -Interessen, mit denen gesellschaftliche Praxis sich vollzieht, konkrethistorisch bestimmt sind durch die Verhältnisse und Struktur der jeweiligen ökonomischen Gesellschaftsformation, durch die Interessen der in ihr wirkenden Klassen, Schichten und Gruppen.

Die gesellschaftlich-historische Bedingtheit des Erkenntnisprozesses verhindert unter zwei Gesichtspunkten eine vollständige Übereinstimmung des durch die Widerspiegelung produzierten Abbildes mit dem Abgebildeten: 1. Die historische Bedingtheit des Erkenntnisniveaus läßt nur das Erfassen bestimmter Momente und Seiten des Erkenntnisgegenstandes zu. Die Erkenntnis vollzieht sich als dialektisch-widersprüchlicher Prozeß der Annäherung an den Erkenntnisgegenstand. 2. Da der Widerspiegelungsprozeß sich nur auf der Basis der gesellschaftlichen Praxis entwickeln kann, ist er wesentlich ein aktiver, schöpferischer Prozeß. Das durch ihn hervorgebrachte Abbild entsteht als „Resultat der Wechselwirkung zwischen objektivem Inhalt ... und subjektiver konstruktiver Veränderung, die durch das Einwirken des Subjekts hervorgerufen wird."(18) T. Pavlov charakterisiert dementsprechend die Idee als „dialektische Einheit objektiver, durch den Gegenstand selbst bedingter und subjektiver, vom Erkenntnissubjekt selbst beigefügter Seiten und Elemente..."(19)

Der schöpferische Charakter des Widerspiegelungsprozesses impliziert, daß die „Abbildung" der objektiven Realität untrennbar verbunden ist mit ihrer praktischen Umgestaltung. Geistige und praktische Aneignung fallen auf der Basis der Widerspiegelungstheorie und der damit verbundenen Lösung des Subjekt-Objekt-Verhältnisses zusammen. Dieses Zusammenfallen von praktischer und geistiger Aneignung der Welt durch den Menschen in der materiellen gesellschaftlichen Produktion bringt die bereits von Marx herausgearbeitete „grundlegende Einheit von menschlicher und gesellschaftlicher Entwicklung, die Einheit des Änderns der Umstände und der Menschen"(20) zum Ausdruck. Die Verhältnisse formen zwar den Menschen, aber das Verhältnis beider ist nicht nur durch diese einseitige Beeinflussung charakterisiert. Die Menschen treten der objektiven Realität aktiv gegenüber, verändern sie zielgerichtet, passen sie ihren Bedürfnissen zielgerichtet an. Diese Veränderung ihrerseits bedingt die Änderung und Entwicklung der menschlichen Bedürfnisse und die Art der Praxis zu ihrer Befriedigung.(21)

Auf diesem theoretischen Hintergrund wird das Verhältnis von objektiver und subjektiver Dialektik bestimmt als das einer dialektischen Einheit. Inhalt und Form der subjektiven Dialektik sind sowohl objektiv - dies macht ihre Einheit aus - als auch subjektiv bestimmt, wodurch sie in Gegensatz zur objektiven Dialektik tritt. Die damit gegebene relative Selbständigkeit der subjektiven Dialektik ist konstituierend für ihre Rolle als Methode der praktisch-revolutionären Veränderung der objektiven Realität.(22) Diese theoretische Konzeption hat entscheidende Auswirkungen auf die Interpretation des Prinzips der Einheit von Dialektik - im weiteren hier als objektive verstanden -, Logik und Erkenntnistheorie. Die noch nicht abgeschlossener Diskussion dieser Frage knüpft an die These Lenins an, daß „im Kapital' ... auf eine Wissenschaft Logik, Dialektik und Erkenntnistheorie (man braucht keine 3 Worte: das ist ein und dasselbe) des Materialismus angewendet"(23) werden und die „Dialektik ... eben die Erkenntnistheorie ... des (Text - eine Zeile - fehlt in der Vorlage; dazu gehört die Fußnote 24; LW 38, S.343 - d. Scänner ) also im Kern um die Überwindung des Gegensatzes zwischen Ontologie und Gnoseologie durch die materialistische Dialektik.

Ein kleiner Kreis von Theoretikern, unter ihnen P. V. Kopnin, interpretiert das Verhältnis von Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie als das einer vollständigen Identität.(25) Begründet wird dies damit, daß die dialektischen Gesetze sowohl Gesetze des objektiven Seins als auch des Denkens sind, die Denkgesetze nur Widerspiegelungen der Seinsgesetze seien, daher inhaltlich mit diesen zusammenfielen und nur der Form nach von ihnen verschieden seien.(26) Der weit größere Teil der Philosophen - so z.B. M. M. Rosental, I. S. Narski, V. I. Stoljarov, F. Kumpf, A. Kosing u.a.(27) - weist darauf hin, daß Lenin den Begriff „Identität" niemals in der Bedeutung „absolute Identität," sondern immer in der Bedeutung „dialektische Einheit" verwandte. Deshalb gehen sie von der These aus, das Zusammenfallen von Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie sei nicht die Herstellung einer völligen Identität, sondern einer Einheit, die selbst den Unterschied an sich hat. Die Vertreter der „Einheitsthese" führen gegen die der „Identitätsthese" weiter an, diese berücksichtigten bei ihrer Interpretation in zu geringem Maße die Bedeutung der Praxis für die Entwicklung der dialektischen Logik. F. Kumpf z.B. betont, daß sich zu den Gesetzen, nach denen sich das Denken vollzieht, keineswegs immer entsprechende Entwicklungsgesetze der objektiven Realität aufzeigen lassen: „Es ist vielmehr so, daß eine bestimmte Struktur der objektiven Realität eine ganz bestimmte Struktur und damit bestimmte Gesetzmäßigkeiten des erkennenden Denkens verlangt, die eine adäquate Widerspiegelung der realen Sachverhalte ermöglichen, selbst aber spezifische Gesetze der Erkenntnis sind." Es handelt sich bei ihnen „um Gesetze einer spezifischen Form der menschlichen subjektiven Tätigkeit."(28) Die Logik wird hier nicht reduziert auf die adäquate Widerspiegelung der objektiven Seinsgesetze, wie die These von der inhaltlichen Identität der Seins- und Denkgesetze dies impliziert.

Neben den für die Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie insgesamt gültigen Grundgesetzen der Dialektik existieren also Gesetze, die nur für einen oder zwei dieser Bereiche Geltung haben.(29) Ihre dialektische Einheit beinhaltet daher gleichzeitig ihren Gegensatz und die Existenz voneinander abgegrenzter Aufgabenbereiche. Der Aufgabenbereich der dialektischen Logik läßt sich u.a. im wesentlichen bestimmen als die Erforschung der methodischen Grundlage der wissenschaftlich-theoretischen Reproduktion der objektiven Realität und der dialektisch-gesetzmäßigen Bildung und Verknüpfung von Abstraktionen, Begriffen und Kategorien als annähernd adäquater Widerspiegelung des zugrundeliegenden Objektiven. Als ein zentraler Teil der dialektischen Logik muß daher die Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten gelten. Diese Definition grenzt die Logik zugleich als relativ selbständigen Teil von der Erkenntnistheorie ab, deren vorwiegendes Aufgabengebiet die Analyse der Widerspiegelung, der Rolle der Praxis im Erkenntnisprozeß und des Subjekt-Objekt-Verhältnisses ist.

Im Hinblick auf die Bedeutung, die dem Prinzip der Einheit von Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie und insbesondere der dialektischen Logik für die Entwicklung der Dialektik zuerkannt wird, ist es befremdlich, des öfteren (30) die lapidare Bemerkung anzutreffen, eine befriedigende Ausarbeitung der Rolle und des Inhalts der dialektischen Logik liege noch nicht vor, sondern befinde sich noch im Stadium der Diskussion. Ansätze zu ihrer inhaltlichen Ausarbeitung sind erst in jüngster Zeit stärker in Angriff genommen worden.(31)

C. DIE GRUNDGESETZE DER DIALEKTIK ALS THEORETISCHER AUSDRUCK DES DIALEKTISCHEN DETERMINISMUS,

1. Die Bedeutung der Grundgesetze der Dialektik

Die Dialektik als Lehre von den allgemeinen Beziehungen, Veränderungen und Entwicklungen in der Natur, der Gesellschaft und im Denken ist wesentlich dialektischer Determinismus, d.h. eine philosophische Theorie des objektiven Zusammenhangs, die die Bedingtheit und Bestimmtheit der Objekte und Prozesse in ihrem objektiven Zusammenhang erfaßt.(32) Der dialektische Determinismus ist nicht interpretierbar als eine totale Vorherbestimmung der Entwicklung aller Momente der objektiven Realität, sondern basiert auf der Analyse konkreter Objekte und ihrer Beziehungen sowie ihrer Verallgemeinerung und Erfassung in Begriffen und allgemein gültigen Gesetzen. Der grundlegende theoretische Ausdruck dieses dialektischen Determinismus sind für die hier vorgestellte Konzeption die drei Grundgesetze der Dialektik.(33) Notwendig für die inhaltliche Bestimmung dieser Gesetze - des Gesetzes der Einheit und des Kampfes der Gegensätze, des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative und der Negation der Negation -ist die vorherige Klärung des Gesetzesbegriffs. Unter einem Gesetz versteht man einen „... allgemein-notwendigen und wesentlichen Zusammenhang zwischen Dingen, Systemen und Prozessen sowie zwischen einzelnen Seiten derselben, der sich stets unter bestimmten Bedingungen reproduziert."(34) Ein Gesetz muß also zumindest drei Bedingungen erfüllen: 1. Es muß einen hinreichenden Allgemeinheitsgrad besitzen, sich auf eine bestimmte Klasse.... (Text - eine Zeile - fehlt in der Vorlage; - d. Scänner ) Es muss die relativ stabileinnere Einheit von Dingen, Systemen und Prozessen ausdrücken. 3. Es muß das Prinzip der Wiederholbarkeit erfüllen, d.h. es muß sich unter der Voraussetzung der Existenz bestimmter Bedingungen mit Notwendigkeit durchsetzen.(35)

Die Grundgesetze der Dialektik unterscheiden sich von anderen dialektischen Geset/en wesentlich dadurch, daß sie nicht einzelwissenschaftlicher Natur sind, sich also nicht nur für einzelne Bereiche der objektiven Realität und des Denkens als gültig erweisen, sondern in ihrer Gesamtheit den allgemeinsten und wesentlichsten Zusammenhang jedes Entwicklungsprozesses in der Natur, der Gesellschaft und im Denken zum Ausdruck bringen. Sie erfassen somit das Wesen der dialektischen Entwicklungskonzeption und der materialistischen Dialektik überhaupt, ohne daß sich materialistische Dialektik auf sie reduzieren ließe. G. Bartsch/G. Klimaszewsky z.B. heben hervor, daß die Grundgesetze nur die wesentlichen, hauptsächlichen Züge der Dialektik widerspiegeln und daher notwendig der Ergänzung durch andere Gesetze und Kategorien der Dialektik bedürfen.(36)

Die drei Grundgesetze der Dialektik sind auf der Basis der Prinzipien des dialektischen Materialismus von der materiellen Einheit der Welt und der Universalität der Entwicklung die allgemeinste philosophisch-weltanschauliche Charakterisierung aller Entwicklungsprozesse. Sie können daher keineswegs unmittelbar bei der konkreten Analyse bestimmter Prozesse in der Natur, der Gesellschaft oder im Denken angewendet werden. Vielmehr muß die Analyse aufweisen, wie die Grundgesetze vermittelt in den spezifischallgemeinen Gesetzen der drei Bereiche und in konkreten Prozessen erscheinen und sich durchsetzen. Die These vom universellen Geltungs- und Wirkungsgrad der Grundgesetze ist nur dann sinnvoll, wenn man ihre sich nach der Vermittlungsstruktur Allgemeines - Besonderes - Einzelnes entwickelnden Beziehungen und Übergänge zu besonderen und konkreten dialektischen Prozessen anhand des zugrunde liegenden Untersuchungsobjekts genau nachvollzieht.

Die Grundgesetze dürfen nie isoliert voneinander gesehen werden. Erst in ihrem organischen Zusammenhang erfassen sie das Wesen jedes Entwicklungsprozesses. Dadurch wird das Problem der Analyse dieses organischen Zusammenhangs und des Verhältnisses der Grundgesetze zueinander gestellt.(37) Ein - wenn auch nur die mögliche Entwicklungsrichtung aufzeigender - Lösungsvorschlag stammt von E. Thomas.(38) Er sieht die Einheit der Grundgesetze als genetischen Zusammenhang und als Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit bei relativer Selbständigkeit, wobei das Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze einen besonderen und zentralen Stellenwert hat. Dies bedeutet nicht, daß die Grundgesetze auf das Gesetz der Einheit und des Kampfes der Gegensätze reduzierbar wären, vielmehr bauen sie in der Weise aufeinander auf, „daß die objektiven Widersprüche der Entwicklung qualitative Veränderungen und gesetzmäßige Folgen von qualitativen Umschlägen in der Entwicklung, „Negation," erzeugen, die mit dem Widerspruch selbst dennoch nicht identisch sind, ... ."(39)

Im folgenden sollen die drei Grundgesetze der Dialektik bzw. ihre Bestimmungen beim derzeitigen Forschungsstand kurz skizziert werden. Die Reihenfolge der Darstellung richtet sich nach dem bereits erwähnten Klassifizierungsversuch von E. Thomas, der am ehesten geeignet scheint, den Zusammenhang der Grundgesetze und ihre wechselseitige Bedingtheit auf der Basis des dialektischen Widerspruchs zu kennzeichnen.

2. Das Gesetz der Einheit und des Kampfes der Gegensätze

Das Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze stellt - nach den Worten Lenins - den Kern der Dialektik dar. Es erläutert die Ursache der Bewegung und Selbstentwicklung aller Dinge, Systeme und Prozesse sowohl in der materiellen Sphäre als auch in der ideellen. Als Kern der Dialektik durchdringt das Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze alle anderen Gesetze, Kategorien und Teilbereiche der Dialektik, ist unauflöslich mit ihnen verbunden, ohne daß sie sich auf dieses reduzieren ließen. Durch dieses Gesetz als Ausdruck allgemeinster Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten dialektischer Bewegung wird die innere Logik (d.h. die Logik der Selbstentfaltung) zu analysierender Gegenstände thematisiert. Dabei wird davon ausgegangen, daß „alle Dinge und Erscheinungen ... ihrem Werden und ihrem Sein nach durch gegensätzliche Momente bestimmt ... (sind, d.V.); diese Gegensätze betreffen das Wesen der Erscheinungen, sie zeigen, daß die Welt überhaupt eine polare Struktur besitzt."(40)

Grundlegendes Kennzeichen des Gegensatzes ist die Polarität (die Beziehung des Sich-wechselseitig-Bedingens und Sich-Ausschließens) der sich im Gegensatzverhältnis befindlichen Erscheinungen. Diese erweisen sich als bestimmte Daseinsform des ihnen zugrundeliegenden und sie bestimmenden Wesens, dessen Entwicklung sie ausdrücken. Der Analysegegenstand wird aufgefaßt als System, das durch sie gekennzeichnet ist: „Jeder Gegenstand uls System gefaßt bedeutet nicht nur eine bestimmte Ordnung der einzelnen Elemente dieses Systems, sondern vor allem eine solche Ordnung, die durch die innere Ordnung des Gegenstandes bestimmt ist."(41)

Unter Einheit der Gegensätze wird die bestimmte Form wechselseitiger Bedingtheit, des Sich-Voraussetzens verstanden, die in jeweils konkreten Umständen ihrer Existenz wurzelt: beide Pole erscheinen als Momente eines übergreifenden Ganzen im Zustand relativer, „dynamischer" Ruhe. Der Charakter der Pole und die spezifische Beziehung zwischen ihnen ist also nicht aus dem bloßen Konstatieren ihrer Entgegensetzung zu erklären, sondern aus ihrer Einheit, d.h. aus dem beiden zugrunde liegenden Wesen. Die Selbständigkeit und Entgegensetzung muß aus dem Prozeß ihrer Selbstunterscheidung, aus ihrer Genese erklärt werden. Diese Einheit der Gegensätze, ihr Sich-gegenseitig-Bedingen führt unter bestimmten Bedingungen bis zu ihrem Übergehen ineinander, ihrer gegenseitigen Durchdringung, ihrer „Identität." Die Charakterisierung der Einheit der Gegensätze als relativer und damit zeitweiliger impliziert bereits, daß es sich nicht um eine absolute und damit abstrakte Identität handelt, sondern um eine konkrete dialektische, die den Unterschied in sich einschließt. Der Unterschied zwischen den Momenten dieser konkreten dialektischen Identität verwandelt sich im Prozeß der Selbstunterscheidung und Versclbständigung unter bestimmten Bedingungen in den Gegensatz. „Gegensätze sind gewissermaßen Unterschiede auf der höchsten Stufe ihrer Entwicklung."(42)

Der Kampf der Gegensätze (als absolutes Sich-Ausschließen, Sich-gegen-seitig-Negieren der Pole) ist als negatives Aufeinanderbeziehen zu verstehen, das allerdings schon deshalb nicht total ist, weil „Gegensätze durch die gleichzeitige Beziehung des Sich-Bedingens und Sich-Ausschließens gekennzeichnet sind, stets mit dem Gegenteil der Negation, mit Position verknüpft (sind, d.V.)."(43) Eine scheinbare Selbständigkeit der gegensätzlichen Pole erweist sich nicht als ursprüngliche Polarität, sondern als relative Selbständigkeit im Prozeß ihrer Entgegensetzung, der Selbstentwicklung des konkreten Ganzen. Eine Analyse des Gegensatzverhältnisses schließt so außer einer Zustandsbetrachtung vor allem eine Untersuchung des Prozesses der Entgegensetzung selbst mit ein, die die entgegengesetzten Pole unter dem Aspekt der konkreten Einheit des Ganzen aufdeckt. Festzuhalten bleibt ferner, daß sich stets eine Seite des Gegensatzverhältnisses als die zur Auflösung der Relation der beiden Pole treibende erweist und für seine Charakterisierung und die Richtung seiner Weiterentwicklung bestimmend ist. Die Dominanz dieser Seite ergibt sich aus den konkreten Entwicklungsbedingun-gcn des jeweiligen Gegenstandes.

Als Verhältnis von Gegensätzen, die in jeweils verschiedenem Grad Einheit und Kampf realisieren, kann auf allgemeinster Ebene der dialektische Widerspruch definiert werden.(44) Er wird gekennzeichnet als Einheit mehrerer Formender Beziehung von Gegensätzen. Während die Kategorie des Gegensatzes als auf alle Erscheinungen innerhalb eines Bezugssystems anwendbar angesehen wird, gilt als Widerspruch lediglich die aktive Beziehung von Gegensätzen innerhalb ihres Bezugssystems, ihre gegenseitige Wechselwirkung und Beeinflussung auf der Grundlage der dialektischen Einheit, in der sie vermittelt sind. Das so bestimmte Widerspruchsverhältnis, das als dynamisches Verhältnis von Gegensätzen zu seiner Selbstnegation drängt vermöge der aktiven wechselseitigen Beeinflussung der entgegengesetzten Seiten,(45) muß im konkreten Analyscfall aufzeigen das Werden im Bestehenden, die Genesis in der Struktur, die historische Konkretheit in der logischen Struktur und die gnoseologische Beschränktheit der Erkenntnis.(46) Letzteres besagt, daB Wissen sich nicht als fertiges und undifferenziertes Resultat erweist, sondern dialektisch sich entwickelnder Prozeß ist, in dem jedes Resultat gleichzeitig die Richtung für Oberprüfung und Weiterentwicklung des Wissens weist. Der jeweilige Analysegegenstand wird widergespiegelt als historisch durch die Entwicklung seiner Widersprüche gewordenes komplexes Ganzes, das über die erreichte qualitative Stufe hinausdrängt. Diese sich am Widerspruch und seiner Entwicklung orientierende Methode des Denkens ist als „Logik des Widerspruchs ... die Logik der nach ihrem kritischen Gehalt ... konsequentesten revolutionären Weltanschauung, weil sie eine Denkweise beinhaltet, ... (die das Sein, d.V.) nicht in fixe gegenständliche Formen zwängt und nicht zu einer fest vorgegebenen abgeschlossenen Weltordnung erhebt."(47)

Widerspruch als allgemeines dialektisches Gesetz drückt nichts anderes aus als die durch „ihren Zusammenhang bewirkte Bewegung der Gegensätze,"(48) die in jeweils besonderer Form auftritt; die materielle Welt in ihrer Gesamtheit erscheint als vielschichtiges komplexes System dialektischer Widersprüche. Letzteres darf nicht verwechselt werden mit der Auffassung prinzipiell nicht strukturierbarer, in ihrer Komplexität nicht faßbarer Widersprüchlichkeit. Vielmehr kann in der konkreten Analyse ein Grundwiderspruch, z.B. der Antagonismus gesellschaftliche Produktion - private Aneignung der Produkte als Grundwiderspruch der kapitalistischen Gesellschaftsformation, herausgearbeitet werden. Der Grundwiderspruch, der die übrigen Widersprüche des Bezugssystems bestimmt, in ihnen erscheint und sich im gesamten Verlauf einer Prozeßentwicklung erhält, darf jedoch in seiner Wirkungsweise nicht verabsolutiert werden, sondern hat sich in der spezifischen historischen Analyse in seiner konkreten Wechselwirkung zu anderen Prozeßmomenten zu erweisen. Mechanistisch dagegen wäre eine Denkweise, die alle konkreten Widersprüche bereits im Grundwiderspruch wie im Keim enthalten sähe und direkt aus ihm deduzieren wollte. Diese Sichtweise würde der konkreten Herausbildung der Widersprüche sowie ihrer komplexhaften und komplizierten Struktur ebenso wenig gerecht wie ihren spezifischen Beziehungen innerhalb eines konkreten Ganzen...(Text - eine Zeile - fehlt in der Vorlage; - d. Scänner ) ..läßt sich der Hauptwiderspruch  kennzeichnen als derjenige, der in einem bestimmten Prozeßzustand erstrangige Bedeutung erhält, den Charakter und die Entwicklungsrichtung eines Systems, Dings usw. in dieser Etappe bestimmt, seine dominierende Stellung jedoch im Verlauf der Entwicklung durch seine Lösung, Aufhebung oder andere Strukturverschiebungen verliert. Die Analyse des Hauptwiderspruchs ermöglicht, anders als die des Grundwiderspruchs, lediglich eine etappenmäßige und ausschnitthafte Erfassung des gesamten Entwicklungsprozesses. Die Rolle eines Widerspruchs als Hauptwiderspruch ist demnach relativ und zeitlich begrenzt. Nach der Beendigung der von ihm bestimmten Etappe kann er sich in einen Nebenwiderspruch, dessen Rolle und Funktion innerhalb seines Systems vom Grund- und vom Hauptwiderspruch bestimmt werden, verwandeln. Andererseits kann ein Nebenwiderspruch, bedingt durch die konkreten Umstände, erstrangige Bedeutung erlangen, zu einem Hauptwiderspruch werden.

Während die Differenzierungen zwischen Grundwiderspruch und abgeleiteten Widersprüchen, d.h. den konkreten Widersprüchen, in denen sich der Grundwiderspruch reproduziert, in ihnen erscheint, ohne daß ihre Genese und ihr konkreter Inhalt vollständig aus dem Grundwiderspruch deduzierbar wären, sowie Haupt- und Nebenwidersprüchen allgemeine Gültigkeit besitzen, ist die Unterscheidung antagonistische-nichtantagonistische Widersprüche auf den gesellschaftlichen Bereich beschränkt. Als allgemeine Definition eines Antagonismus kann gelten, „daß er das Verhältnis einer feindlich wechselseitigen Ausschließung entgegengesetzter Seiten darstellt, daß ihm -mittelbar oder unmittelbar - heftig sich bekämpfende soziale Interessen, Tendenzen, Momente zugrunde liegen und daß seine grundsätzliche Lösung nur unter völliger Veränderung der gegebenen sozialen Basis möglich ist."(49)

Diese Bestimmung grenzt die Existenz antagonistischer Widersprüche auf den Bereich von Klassengesellschaften ein: Antagonismen sind Typen von durch unversöhnliche Klassengegensätze bedingten Widersprüchen, deren Entwicklung tendenziell auf die Auflösung, Sprengung des Bezugssystems zielt. Begrenzte, zeitweilige Angleichungen der gegensätzlichen Seiten eines Antagonismus sind damit nicht ausgeschlossen, erweisen sich jedoch als Stadium relativer Ruhe, die die systemsprengende Gerichtetheit des Antagonismus nicht aufheben.(50) Das Verhältnis der antagonistisch entgegengesetzten Pole läßt sich darstellen als eines der Subordination von Klasseninteressen der unterdrückten Klasse unter diejenigen der herrschenden. Die jeweilige Besonderheit dieser Unterordnung ist entscheidend für die Entwicklung eines Antagonismus, seine tendenzielle Zuspitzung und schließlich die Auflösung des Bezugssystems: der vorher untergeordnete wird zum dominierenden Pol des Antagonismus.

In diesem Zusammenhang wird die grundsätzliche neue Qualität der kommunistischen Gesellschaftsformation und ihrer ersten Etappe, des Sozialismus, deutlich. Das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln schafft die Basis für das Verschwinden von Klassengegensätzen und damit jeglicher Formen von Antagonismen. Das bedeutet nicht, daß Widersprüche im gesellschaftlichen Bereich in entwickelten sozialistischen Gesellschaftssystemen prinzipiell aufgehoben sind, sondern lediglich, daß sich ihre Entwicklung auf der qualitativ neuen, nichtantagonistischen Grundlage grundsätzlicher Interessengleichheit der Klassen, Gruppen und Schichten vollzieht. Als nichtantagonistische Widersprüche sind auf systematischer Ebene diejenigen zu charakterisieren, deren Entwicklung nicht auf völlige Aufhebung des zugrundeliegenden Verhältnisses von Klassen tendiert, sondern bei deren Auflösung, Weiterentwicklung die ursprüngliche Einheit eine qualitative Veränderung erfährt. Über den Modus dieser Veränderung - den Lösungsweg nichtantagonistischer Widersprüche finden sich in der Literatur mannigfache Äußerungen.(51) So wurde der Lösungsweg von Nichtantagonismen im Sozialismus allgemein definiert als langer, komplizierter, sich allmählich entwickelnder Prozeß; als weiteres Merkmal galt die tendenzielle Abnahme der Schärfe nichtantagonistischer Widersprüche in ihrer Entwicklung.(52) Mit dieser These wird keineswegs ausgeschlossen, daß in bestimmten Phasen eine Zuspitzung des Gegensatzverhältnisses der Pole des nichtantagonistischen Widerspruchs möglich und für seine Lösung notwendig ist.

Die Unterscheidung zwischen antagonistischen und nichtantagonistischen Widersprüchen ist von grundlegender weltanschaulicher Bedeutung, weil durch sie die qualitative Differenz zwischen Kapitalismus und Sozialismus, die historische Überlegenheit der kommunistischen Gesellschaftsformation gegenüber der kapitalistischen verdeutlicht wird. Die Betonung dieser Überlegenheit auf der Grundlage der Theorie von der grundsätzlichen sozialen Einheit der sozialistischen Gesellschaft, d.h. der Überwindung der Klassengegensätze und antagonistischer Widersprüche durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und der darauf beruhenden prinzipiellen Interessengleichheit aller Klassen, Schichten und Gruppen, führte in der Vergangenheit zu schematischen und ahistorischen Auffassungen über die Rolle der Widersprüche im Sozialismus. Widersprüche wurden allein als Indikator für Fehlenentwicklungen, die soziale Einheit des Sozialismus als harmonistisches Prinzip aufgefaßt und damit implizit die Gültigkeit der Dialektik für die kommunistische Gesellschaftsformation negiert.(53) Diese falschen Auffassungen wurden in den letzten Jahren überwunden. Ausgangspunkt war die Feststellung, daß der Sozialismus zwar bereits keine Klassengesellschaft mehr ist, weil den Klassengegensätzen der Boden entzogen wurde, die Klas-

senstruktur bei grundsätzlicher Einheit der Interessen aber immer noch das entscheidende Charakteristikum dieser Gesellschaft darstellt.(54) Von dieser These ausgehend wurden im Verlauf einer internationalen Diskussion in den Jahrgängen 1972-1973 der Zeitschrift „Probleme des Friedens und des Sozialismus"(55) die falschen Theorien über die Rolle der Widersprüche im Sozialismus eingehend kritisiert. Es wurde klar herausgestellt, daß die Widersprüche ein unabdingbarer Wesenszug des Sozialismus, die eigentliche Triebkraft seiner Entwicklung und die Ursache für seine größere soziale .Dynamik sowie schnellere Entwicklung gegenüber der kapitalistischen Gesellschaft sind.(56) Als zu seinem Wesen gehörig haben die Widersprüche objektiven Charakter. Dies gilt auch für die durch subjektive Fehler verursachten, da sie aufgrund der Vereinseitigung oder Verabsolutierung realer Momente und Tendenzen des Sozialismus entstehen.

Breiten Raum nahm in der Diskussion die Frage der Klassifizierung der Widersprüche im Sozialismus ein. Nach Meinung der Verfasser stellt der Klassifizierungsversuch von G. Gleserman den difTerenziertesten und den konkret-historischen Verhältnissen adäquatesten Lösungsvorschlag dar. Er unterscheidet drei Hauptgruppen von Widersprüchen.(57)

1. Objektive innere Widersprüche des Sozialismus. Diese wiederum sind unterteilt in zwei Arten, in die von der kapitalistischen Gesellschaft „übernommenen" Widersprüche und in die, die auf der Grundlage der sozialistischen Produktionsverhältnisse entstanden sind, also die eigentliche Triebkraft des Sozialismus darstellen. Die „übernommenen" Widersprüche sind zu differenzieren in solche, deren antagonistischer Charakter im Sozialismus noch nicht überwunden wird - z.B. Widersprüche in der ideologischen Sphäre(58) - und solche, deren antagonistischer Charakter in einen nichtantagonistischen überführt wurde. Diese Arten von Widersprüchen erscheinen nicht in reiner Form, sondern in komplexer, enger Verflochtenheit. Ihr Ver- " hältnis stellt sich vor allem dar als ständiger Kampf des Neuen gegen das Alte (Überreste des Kapitalismus) und das Veraltende (überholte Momente des Sozialismus).

2. Äußere Widersprüche. Diese sind unterschieden in zwei Gruppen, in antagonistische Widersprüche zwischen kapitalistischem und sozialistischem Weltsystem, die auf die innere Entwicklung des Sozialismus Einfluß nehmen, und in nichtantagonistische Widersprüche zwischen den sozialistischen Ländern selbst, die bezogen auf jedes Land äußere, bezogen auf das System des Sozialismus aber innere Widersprüche sind.

3. Subjektive Widersprüche, die z.B. durch Fehler in der Planung und Leitung gesellschaftlicher Prozesse entstehen. Bei aller Wichtigkeit der Klassifizierung der Widersprüche ist allerdings zu betonen, daß zur Vermeidung einer schematischen Herangehensweise die Erforschung der konkreten Widersprüche Priorität besitzt.(59)

Die komplexe Struktur der Widersprüche und ihre enge Wechselwirkung werfen die Frage auf, ob die Verwandlung nichtantagonistischer Widersprüche in antagonistische und umgekehrt möglich ist. Sie wird dahingehend beantwortet, daß sich nichtantagonistische Widersprüche durch falsches Herangehen an ihre Lösung bis zu einem sozialen Konflikt verschärfen können und eine antagonistische „Äußerungsform" annehmen, die allerdings nicht ihren grundsätzlichen Charakter berührt. „Die Formen der Äußerung und die Methoden zur Lösung der Widersprüche können sich je nach den objektiven Bedingungen wie auch nach dem Grad der Übereinstimmung des subjektiven Faktors mit ihnen verändern. Aber die Natur der Widersprüche, ihr antagonistischer oder nichtantagonistischer Charakter können durch nichts anderes bestimmt werden als durch die Natur der Gesellschaft selbst, durch die der Gesellschaft eigenen Klassenverhältnisse."(60) Die Möglichkeit der Änderung in der Äußerungsform zeigt deutlich an, daß Auffassungen, bei nichtantagonistischen Widersprüchen überwiege der Aspekt der Einheit, völlig verfehlt sind. Vielmehr gilt auch bei ihnen der Grundsatz von der „Absolutheit" des Kampfes der Gegensätze.(61)

Die Bedeutung der richtigen Herangehensweise an die Lösung von Widersprüchen weist auf die entscheidende Rolle des subjektiven Faktors hin. Die Widersprüche im Sozialismus wirken nicht im Selbstlauf als Motor des Fortschritts, sondern erfüllen diese Funktion nur dann, wenn ihre rechtzeitige und richtige Lösung durch aktives Herangehen an sie geleistet wird. D.h., die Widersprüche als Triebkraft der Entwicklung bedingen ein höheres Bewußtsein der Arbeiterklasse und aller einzelnen Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft über deren Gesamtzusammenhang, die Funktion der einzelnen Teilbereiche und der eigenen Rolle für die Weiterentwicklung des Systems. Aus diesem Grunde besitzen „ideologische Faktoren ... auf der Grundlage sozialistischer Verhältnisse, erstrangige Bedeutung für die Entwicklung der Gesellschaft,"62 ohne daß diese Bestimmung verabsolutiert, ohne Bezug zur ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung gesehen werden dürfte.

Die Diskussion, die hier nur sehr verkürzt dargestellt werden konnte, befindet sich noch im Anfangsstadium. Insbesondere die Probleme des Grund-widcrspruchs der kommunistischen Gesellschaftsformation, der konkreten Erforschung der komplizierten Struktur der Widersprüche im Sozialismus als Bedingung der Vermeidung jeglichen Schematismus, der spezifischen Lösungsformen dieser Widersprüche u.a. können bei weitem noch nicht als gelöst betrachtet werden.(63)

3. Das Gesetz vom Umschlagen quantitativer Veränderungen in qualitative

Die Gesetzmäßigkeiten des Widerspruchs als im wesentlichen qualitative Verhältnisbestimmungen enthalten - in aufgehobener Form - bereits das Prinzip des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative, welches in seiner Form als Entwicklungsgesetz besagt, „daß in Entwicklungsprozessen in der Natur, der Gesellschaft und im Denken quantitative Veränderungen innerhalb einer bestimmten Qualität beim Überschreiten ihres Maßes zu sprunghaften qualitativen Änderungen führen."(64) Es geht im folgenden also um die Art und Weise prozeßhafter Veränderung und Selbstbewegung von Gegensätzen und um ihre Formbestimmtheit: nicht zwei gegensätzliche Erscheinungen vollziehen einen Stellungswechsel, sondern eine Erscheinung geht von einem gegebenen Zustand in einen entgegengesetzten über.(65)

Die Kategorie der Qualität drückt nicht nur das Wesentliche eines Bezugsgegenstandes - als Gesamtheit der Qualitäten - aus, sie charakterisiert auch die zur Konstituierung des Gegenstandes notwendigen Eigenschaften. Unter Quantität wird „die Beschaffenheit der Dinge und Erscheinungen, als Menge von Qualitäten, Eigenschaften, Elementen usw. zu existieren"(66) verstanden, eine Definition, die noch insofern der Ergänzung bedarf als „Quantität" auch strukturelle Anordnung innerhalb des Systemganzen ausdrückt.(67) Das Maß, als der spezifische Zustand der Qualität/Quantität- ' Verhältnisse des Gegenstandes, ist nicht nur Synthese dieser Verhältnisse, sondern zeigt darüber hinaus spezifische Erscheinungsformen und Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen gegebener Qualitäten an. Ferner beinhaltet es als Kategorie Strukturprinzipien zwischen gegenständlichen und systembedingten Qualitäten, die Prinzipien der Verbindung unterschiedlicher Qualitäten und den Miteinbezug des eigenen gnoseologischen Standpunktes "- in die Analyse.(68)

Die Maßanalyse spiegelt so auch die zieh vertiefende Erfassung des Gegenstandes wider, es werden unterschieden einfaches/unmittelbares Maß, das zustande kommt in der unmittelbaren Kenntnis der Erscheinung ohne Ein-bezug von deren wesentlicher Bestimmtheit. Schon aus der Anhäufung derartiger Kenntnisse erwächst die Notwendigkeit, über sie hinauszugehen, um Genesis, Determinanten, Systemzusammenhänge klären zu können. Dies erfolgt auf der Stufe des systembedingten /substantiellen Maßes, wo das Sein der Erscheinung sich als systembedingtes erweist, das nur innerhalb dieses Zusammenhangs und dessen historischer Entwicklung begriffen werden kann. Die Unmittelbarkeit des einfachen Maßes entpuppt sich als vom Bezugszusammenhang getragene Vermitteltheit, die auf der Ebene des realen Maßes in ihrer historischen Konkretheit bestimmt wird. Erst auf dieser Stufe werden die Erscheinungen „in der ganzen Mannigfaltigkeit der wirklichen Beziehungen" erfaßt.(69)

Mittels der Maßanalyse, die eine genaue Zustandsbestimmung auch der Grenzbereiche der Entwicklung innerhalb eines spezifischen Qualitätsgefüges ermöglicht, läßt sich so die Kategorie der Entwicklungsphase definieren, die den jeweiligen Verlauf der Qualität/Quantität-Verhältnisse bis zu deren Maßüberschreitung charakterisiert. Innerhalb einer Entwicklungsphase können sich quantitative Prozesse vollziehen, die nicht direkt zu einer Beeinflussung der jeweiligen Grundqualität führen, sondern erst durch langsame Akkumulation quantitativer Momente die Toleranzgrenze des Maßverhältnisses erreichen. Wird diese Grenze erreicht, die Einheit von Qualität und Quantität gesprengt, konstituiert sich das jeweilige System nach einer Phase der Instabilität, der Diskontinuität, entweder in neuer Qualität oder verbleibt in der durch diese Entwicklung modifizierten vorherigen. Es gewinnt in beiden Fällen wieder einen Zustand relativer Ruhe, der von der neuen Grundqualität bestimmt wird und ein qualitativ anderes Maßverhältnis aufweist, welches Richtung und Umfang der in diesem Rahmen möglichen quantitativen Veränderungen angibt. Die erreichte qualitative Bestimmtheit eröffnet die Möglichkeit weiterer quantitativer Entwicklung: Qualität schlägt in Quantität um wie vorher Quantität in Qualität: beide stehen in einem reziproken Verhältnis.

Der dialektische Sprung als Moment des Qualitätenwechsels kann näher charakterisiert werden als diskontinuierliches Element der Entwicklung, das in Bezug auf die jeweiligen Maßverhältnisse und ihre konkreten Vollzugsbedingungen nicht als punktuelles Ereignis, sondern als Prozeßmoment betrachtet wird.(70) Dieses Prozeßmoment, dessen Spezifität und Gerichtetheit wesentlich von der Qualitätsbestimmtheit determiniert ist, steht so notwendig in Wechselwirkung mit der eher evolutionären Bewegung der Akkumulation von quantitativen Elementen, der es in seiner Forcierung eine neue Gerichtetheit gibt.

In seiner Funktion der Erfassung der Art und Weise der Selbstbewegung von Materie ist das Gesetz des Umschlagens von Quantität in Qualität anwendbar nicht nur für Entwicklungs-, sondern für Bcwegungsprozesse überhaupt, für Fälle also, in denen, wie in naturwissenschaftlichen Prozessen nicht unbedingt eine höhere Qualität, sondern lediglich eine andere durch den Qualitätssprung erreicht wird.

4. Das Gesetz der Negation der Negation

Wie bereits angedeutet, wird ein konkretes Ganzes als komplexe Struktur von Widerspruchsverhältnissen begriffen; das beinhaltet auch, „die folgerichtige Selbstkonkretisierung des Gegenstandes (aufzuspüren, d.V.), in deren Verlauf alle seine Widersprüche gelöst und reproduziert werden."(71) Unabdingbare Voraussetzung hierbei ist, daß dialektische Negation als sich real vollziehender Prozeß verstanden wird, dessen Analyse immer von den gegebenen Eigenschaften realer Dinge ausgeht, um von der Konstatierung ihrer gegenwärtig gegebenen Existenz zur Analyse ihrer gesetzmäßigen Negierung in der Zukunft zu gelangen.(72)

Während der Schwerpunkt der Aufdeckung dialektischer Strukturen bei der Behandlung des Gesetzes von Einheit und Kampf der Gegensätze auf der Analyse widersprüchlicher Objektstrukturen lag, sollen durch das Gesetz der Negation der Negation die konkreten Entwicklungsformen dieses Widerspruchs, die zu immer neuen, konkreteren Synthesen (Lösungsformen) aus der ursprünglichen Einheit und ihrer sich aus ihr selbst entwickelnden Negation führen, erläutert werden. Das Gesetz läßt sich in seiner Struktur darstellen als komplizierte Form des dialektischen Widerspruchs. Faßt man zur Verdeutlichung die Prozeßstadien einer Negation der Negation unter dem Begriffsschema These-Antithese-Synthese, abstrahiert man von der inhaltlichen Bestimmtheit des Prozesses und von der Gleichzeitigkeit der auftretenden Widersprüche, lassen sich folgende dialektische Verknüpfungen darstellen:

(1) Die Relation These-Antithese (Negation der These durch die Antithese unter Beibehaltung entwicklungsfähiger Momente der These)

(2) Das Verhältnis Antithese-Synthese (das konkrete Lösungsverhältnis des Widerspruchs, sein Aufgehobenwerden in die neue Einheit)

(3) die Beziehung These-Synthese (die die Qualität des Gegenstandes bedingende innere Form der These wird auf der Basis der im Rahmen der Antithese erfolgten quantitativen Entwicklung wiederhergestellt).(73)

Das Gesetz der Negation der Negation beinhaltet so als Moment sowohl das Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze als auch dasjenige vom Umschlagen von Quantität in Qualität: seine Anwendung setzt diejenige der dialektischen Methode als Ganzer voraus.(74) Das Gesetz der Negation der Negation drückt die Einheit von Kontinuität und Diskontinuität einer Entwicklung aus, es ermöglicht ferner, bestimmte Folgebeziehungen im Entwicklungsprozeß über unterschiedliche Prozeßetappen hinweg auszumachen (Wobei einschränkend bemerkt werden muß, daß hierbei von historisch - Zufälligem abstrahiert wird und lediglich eine wahrscheinliche Entwicklungsrichtung angegeben werden kann, keineswegs die konkrete Realisationsform.(75) Jede Entwicklung läßt sicli darstellen als Reihe verschiedener Entwicklungszyklen, deren Verknüpfung durch die Negation des jeweils vorangegangenen Zyklus bestimmt ist.(76) Im Pro/cü der Negation der Negation vollzieht sich die Umwandlung eines Gegensatzes in einen qualitativ neuen, höheren, der entweder potentiell oder faktisch den Grundwiderspruch der früheren Entwicklungsstufe löst. Grundsätzliche Bedingungen und Merkmale dialektischer Negation sind daher zum einen die gesamt-prozessuale Entwicklung der Negation, ferner die unregelmäßige, sprunghafte Entwicklung verschiedener Zyklen sowie der Bezug der Negation auf lediglich eine entwicklungsbestimmende Qualität. Eine Negation der Negation stellt so keinen totalen Bruch innerhalb der Widerspruchsentwicklung dar, sondern bestimmt die spezifische Form des Entwicklungsverhältnisses: „Der reale Entwicklungsprozeß zeigt sich als eine in sich verschlungene Folge von Negation und Negationen der Negationen verschiedenster Qualitäten des untersuchten Objekts oder Prozesses."(77)

Diese Umschreibung beinhaltet die Kontroversen, die bei der Darstellung der Form von Entwicklungsprozessen beim gegenwärtigen Forschungsstand bestehen und deren Lösung noch aussteht, so daß hier lediglich zwei Grundpositionen genannt seien. Während Entwicklungsprozesse - allgemein zu definieren als gerichtete, nicht umkehrbare qualitative Veränderungen - in vielen Arbeiten dargestellt werden als spiralförmige Formen der Höherentwicklung, die einer generalisierenden Ideologischen Komponente nicht entbehren,(78) wird im Gegensatz dazu auch eine Position vertreten, die die relative Selbständigkeit von Prozeßmomenten stärker betont.(79) Hervorgehoben wird hierbei die Einheit von Progreß- und Regreßkriterien im Entwicklungsprozeß, kritisiert wird die Vernachlässigung der konkreten Analyse zugunsten einer von Abweichungen abstrahierenden Entwicklungslinie, stärker beachtet wird die Wechselwirkung von Kontinuität und Diskontinuität in Entwicklungsprozessen, die zu folgender Einschätzung der Negation der Negation führt: „Das Gesetz der Negation der Negation ist ein allgemein notwendiger und wesentlicher Zusammenhang zwischen verschiedenen Seiten und Momenten von sich entwickelnden Objekten und Prozessen, in deren Abfolge eine scheinbare Rückkehr zum Alten, zum Ausgangspunkt auf höherer Stufe erfolgt."(80) Aus dieser Position folgt auch die methodologische Forderung nach einer komplexeren Herangehensweise an die Gesetzmäßigkeiten der sich entwickelnden objektiven Realität und nach einer detaillierten Erfassung von Prozeßstrukturen in ihrer genetischen Entwicklung.

D. DIE KATEGORIEN IM SYSTEM DER > MATERIALISTISCHEN DIALEKTIK

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Dialektik als ein in sich konsistentes System von Prinzipien, Grundgesetzen und miteinander zusammenhängenden Kategorien aufzufassen ist. Die drei Grundgestze der Dialektik bringen in ihrer Einheit das Wesen der dargestellten Dialektikkonzeption zum Ausdruck, charakterisieren in ihrer Gesamtheit die allgemeinsten Grundzüge der gesetzmäßigen Bewegung und Entwicklung der objektiven Realität und des Denkens.

Trotz ihrer grundlegenden Bedeutung beinhalten die Grundgesetze natürlich nicht alle Probleme und Aspekte der dialektischen Entwicklungstheorie, so daß sich die Dialektik etwa auf sie reduzieren ließe. Wesentliche Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten, die allen Erscheinungen und Prozessen eigen sind, werden durch die Kategorien der materialistischen Dialektik widergespiegelt. Nur die Einheit von Grundgesetzen und Kategorien bildet eine ausreichende Basis für die Theorie der materialistischen Dialektik insgesamt.

Es kann hier nicht darum gehen, die dialektischen Kategorien, -paare und -tripel, deren wichtigste Wesen-Erscheinung, Einzelnes-Besonderes-Allgemeines, Ursache-Wirkung, Notwendigkeit-Zufall, Möglichkeit-Wirklichkeit, Notwendigkeit-Freiheit sind, inhaltlich aufzuarbeiten. Es soll vielmehr eine kurze Darstellung der Rolle und der Funktion der dialektischen Kategorien im System der materialistischen Dialektik versucht werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Diskussion über ihre Systematisierung und ihre inhaltlichen Beziehungen zueinander nicht als abgeschlossen betrachtet werden kann.(81) Dies betrifft auch generell die Stellung der Kategorien innerhalb der Theorie der Dialektik. Weitgehend abgelehnt werden inzwischen theoretische Positionen, die die Kategorien als bloße Explikationen und Ergänzungen der Grundgesetze ansehen. Eine positive Bestimmung ihrer Funktion steht in wesentlichen Fragen allerdings noch aus. Als wichtiger Ansatzpunkt zur Lösung des Problems kann nach Meinung der Verfasser angesehen werden , die Kategorien als Konkretisierungen des allgemeinen dialektischen Widerspruchs zu begreifen und auf dieser Grundlage an ihre Systematisierung heranzugehen.

Die Kategorien der materialistischen Dialektik werden durch zwei Momente wesentlich charakterisiert:

(1) Sie sind keine „A-priori-Kategorien,"(82) sondern Ergebnis der theoretischen Verarbeitung und Verallgemeinerung der historischen Entwicklung, der Ergebnisse der Wissenschaften und der gesamten menschlichen Praxis.

(2) In den Kategorien werden allgemeine Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der objektiven Realität und des Denkens widergespiegelt.

Aus dieser Charakterisierung lassen sich wichtige Schlußfolgerungen ableiten :

1. Die Kategorien umfassen sowohl ontologische als auch gnoseologische Inhalte. Jede Einteilung in ontologische und gnoseologische Kategorien widerspricht sowohl ihrem Wesen als auch dem Prinzip der Einheit von Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie.

2. Die Kategorien stellen die allgemeinen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der historischen Entwicklung in logischer Form dar, sie sind durch die Einheit des Logischen und des Historischen gekennzeichnet.

3. Die Kategorien, -paare und -tripel erfassen nur allgemeine, notwendige und wesentliche Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten, Gegenüber einzelwissenschaftlichen Kategorien weisen sie demzufolge einen weit höheren Abstraktionsgrad und größere Resistenz gegenüber neuen Entwicklungen in den Wissenschaften und der gesellschaftlichen Praxis auf.

Diese Charakteristika der Kategorien der materialistischen Dialektik sind konstituierend für ihre besondere Bedeutung, machen ihre methodologische und heuristische Funktion im wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß und in der menschlichen Erkenntnistätigkeit überhaupt aus. Sie sind nach den Worten Lenins „Knotenpunkte" im System der Begriffe, durch das sich die Menschen die objektive Welt theoretisch aneignen, entscheidende Stufen im Prozeß des tieferen Eindringens in die wesentlichen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten,

Als schwerwiegendes Problem für die hier skizzierte Funktion der Kategorien erweist sich ihr hoher Allgemeinheitsgrad und die damit verbundene Resistenz gegenüber neuen Erkenntnissen der Einzelwissenschaften, was zum Widerspruch zwischen dem Stand der Erkenntnisse überhaupt und ihrer Widerspiegelung in philosophischen Kategorien führen kann. Dieser Widerspruch löst sich nicht allein durch den generellen Charakter der Kategorien als Prozeßkategorien - als Widerspiegelung wesentlicher Entwicklungsgesetze und ihrer allseitigen Verbindung untereinander, ihrer hohen „Elastizität," durch die das System der Kategorien als offenes, sich ständig entwickelndes bestimmt ist. Die Lösung dieses Widerspruchs erfolgt prinzipiell in zwei Formen(83):

i.Der Inhalt bereits existierender Kategorien wird geändert, präzisiert durch die Verarbeitung der neuen Erkenntnisse. Diese Veränderung erfordert gleichzeitig die Überprüfung und Veränderung der Relationen zu den anderen Kategorien des Systems. Die inhaltliche Präzisierung einer Kategorie führt dazu, daß das gesamte System ein höheres Niveau erreicht.

2. Neue Erkenntnisse erfordern die Vervollständigung des kategorialen Apparats durch die Bildung und Aufnahme einer neuen Kategorie.

Beide Wege werfen die Frage nach der genauen Art der philosophischen Verallgemeinerung einzelwissenschaftlicher Erkenntnisse und Begriffe sowie nach dem spezifischen Abstraktionsprozeß auf, den allgemeine Kategorien der Einzelwissenschaften durchlaufen müssen, um philosophischen Charakter zu gewinnen und in das Kategoriensystem der materialistischen Dialektik eingegliedert werden zu können. Im Zuge der Überbewertung der allgemeinen Systemtheorie, der Kybernetik u.a. wurde der Prozeß der philosophischen Abstraktion ersetzt durch die einfache Übernahme von allgemeinen Begriffen insbesondere der Strukturwissenschaften, wodurch der grundlegende Unterschied zwischen Philosophie und Einzelwissenschaften vernachlässigt und formalistischen sowie positivistischen Tendenzen Vorschub geleistet wurde.(84) In der Konsequenz wurde dem gesamten Problem zu wenig Beachtung geschenkt, so daß bis heute das Wesen des philosophischen Abstraktionsprozesses nicht endgültig geklärt ist. Nach der Überwindung der genannten Tendenzen wird jetzt in dieser Hinsicht intensivere Forschungsarbeit geleistet. Lösungsvorschläge bewegen sich aber im Augenblick auf einer noch zu allgemeinen Ebene, als daß sie bereits als wirklich konkrete Ergebnisse gelten könnten. Konsens herrscht in der Frage, daß für den „konkreten Prozeß der philosophischen Verallgemeinerung ... das System der Wissenschaften und die Geschichte des menschlichen Denkens als Grundlage herangezogen werden muß" und dieser Prozeß „über eine Vielzahl von Hypothesen und neue Verallgemeinerungen" verläuft.(85)

E. DIE DIALEKTIK ALS THEORIE, METHODE UND METHODOLOGIE DER EINZELWISSENSCHAFTEN

Die Dialektik als Wissenschaft vom Gesamtzusammenhang, als Lehre von der Bedingtheit und Bestimmtheit aller Dinge sowie ihren Vermittlungen, von ihrer gesetzmäßigen Veränderung und Entwicklung, läßt sich inhaltlich bestimmen als Einheit von Theorie, Methode und Methodologie.(86) Theorie ist sie als Widerspiegelung der objektiven Realität, als System von Prinzipien, Grundgesetzen und Kategorien. Ihr methodischer Aspekt ist davon nicht zu trennen, denn Inhalt und Methode können nicht auseinander gerissen werden. H. Hörz bestimmt daher die dialektische Methode als „Reflexion über die Art und Weise der inneren Selbstbewegung des Inhalts. Sie ist die Art und Weise zur Erforschung der Objekte, um zu exakten Abbildern der objektiven Realität zu kommen."(87) Aus dieser Bestimmung folgt konsequent, daß konkretes Wissen nicht aus den allgemeinen Kategorien der Dialektik deduktiv abgeleitet werden kann, sondern diese sich vielmehr aus der konkreten Analyse des konkreten Gegenstandes, die mit Hilfe des vorgegebenen Kategoriensystems vorgenommen wird, herausbilden, den Gegenstand und seine Beziehungen zu anderen Gegenständen widerspiegeln und nur auf dieser Basis grundlegende methodische Prinzipien für die Erkenntnistätigkeit der Menschen darstellen können. Zusammen mit ihren methodischen und theoretischen Funktionen erfüllt die Dialektik auch die Funktion als Methodologie der Einzelwissenschaften. Diese kommt besonders darin zum Ausdruck, in der Form auf das gesamte System der spezialwissenschaftlichen Methoden anwendbar zu sein, daß sie den Zusammenhang zwischen den Methoden, ihre Veränderung und Entwicklung in Abhängigkeit von ihrem Forschungsgegenstand untersucht und allgemeine Anforderungen und Regeln für den Erkenntnisprozeß formuliert, die von den einzel wissenschaftlichen Methoden bei der Untersuchung ihres speziellen Erkenntnisobjekts zu berücksichtigen sind. Die Dialektik als Methodologie ist also wesentlich Methodenkritik und schafft ein System von „Regeln, Vorschriften und Algorithmen für den Erkenntnisprozeß."(88)

Diese Auffassung bestimmt die weitere Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Dialektik als Methodologie. Ihre Funktion als Methodenkritik, als Bestimmung der Bedeutung und Grenzen der einzelwissenschaftlichen Methoden, d.h. als Theorie des gesamten Systems dieser Methoden, kann sie nur dann ausüben, wenn die Geschichte der Wissenschaften, ihre Klassifizierung(89) und andere Probleme aufgearbeitet werden, die Dialektik also dem Leninschen Anspruch gerecht wird, Theorie der gesamten Entwicklung und der Zusammenhänge aller menschlichen Erkenntnis zu sein. Zum ändern darf man sich nicht damit begnügen, die Dialektik insgesamt pauschal als Methodologie zu begreifen. Sie ist vielmehr die Grundlage für ein System von Regeln für die Struktur der Erkenntnistätigkeit und besonders der wissenschaftlichen Forschung. Aus dieser Darstellung geht hervor, daß die Dialektik als Methodologie nicht „über" den einzelwissenschaftlichen Methoden existiert, sondern nur in enger Gebundenheit an diese ihre Funktion erfüllen kann. Die Herausbildung der allgemeinen methodologischen Grundlagen ist nur in dialektischer Vermitteltheit mit den Entwicklungsprozessen in den Einzelwissenschaften möglich sowie durch die dadurch geleistete Überprüfung an der objektiven Realität und der gesellschaftlichen Praxis. In diesem Sinn muß das Verhältnis zur Dialektik selbst ein dialektisches sein, ihre Prinzipien müssen auf sie selbst angewendet werden.(90)

Die Charakterisierung der Dialektik als Methode der theoretischen Aneignung und praktischen Veränderung der objektiven Realität kann nicht bedeuten, daß die Ausarbeitung eines spezifischen theoretischen Instrumentariums als methodischer Grundlage für die wissenschaftliche Analyse überflüssig wäre. Dies gilt insbesondere für die Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten, der Methode der wissenschaftlich-theoretischen Reproduktion der objektiven Realität. Im folgenden sollen nur einige wichtige Aspekte dieser Methode kurz berührt werden.

Das wissenschaftlich zu analysierende Objekt bzw. konkrete Ganze wird definiert als „dialektische Einheit von Abstraktem und Konkretem, Einheit der Identität und des Unterschiedes aller ... Momente, Seiten, Existenzformen, Formen ihrer Selbstunterscheidung."(91) Dieses konkrete Ganze muß als Ausgangspunkt der Anschauung - in einer auf dieser Stufe der Erkenntnis unbegriffenen und ungegliederten Form - zum dominierenden erkenntnisleitenden Prinzip der theoretischen Reproduktion, der Erforschung seiner abstrakten Seiten und Momente in ihrem genetischen Zusammenhang werden. Dies erkenntnisleitende Prinzip unterscheidet die dialektisch-wissenschaftliche Methode als Teil der dialektischen Logik grundlegend von rein empirischen Verfahrensweisen.(92)

Die Beachtung der für die Erkenntnis entscheidenden Rolle des konkreten Ganzen als Ausgangspunkt, Endpunkt und methodisch-prägendes Prinzip des wissenschaftlichen Prozesses führt notwendig zur dialektisch-einheitlichen Anwendung von Analyse und Synthese im Forschungsprozeß. Die Analyse als Heraussonderung der abstrakten Momente des konkreten Ganzen ist zugleich immer Vollzug ihres eigenen Gegensatzes, der Synthese, da sie die Momente in der durch die objektive Gliederung des Konkreten vorgegebenen Reihenfolge, in ihrem wirklichen genetischen Zusammenhang und auf Grund ihrer objektiven Stellung innerhalb des Ganzen untersucht.(93) In ihrem Vollzug muß sie bis zum Wesen, zum grundlegendsten und einfachsten Verhältnis des Konkreten vorstoßen, das alle anderen Momente und deren Beziehungen durchdringt und daher zum Ausgangspunkt der Synthese, der Rekonstruktion des Konkreten als komplexes System von Momenten, Elementen und ihren dialektisch-widersprüchlichen Beziehungen werden muß. Die Synthese vollzieht sich zugleich als analytisches Fortschreiten von der einfachsten, wesentlichsten Bestimmung zu immer komplizierteren und konkreteren Erscheinungsformen. Analyse und Synthese verschmelzen hier nicht zu einer unterschiedslosen Einheit. Das Fortschreiten vom in der Anschauung gegebenen Ganzen zur Bestimmung seines Wesens ist vorwiegend analytischer Natur, da hier notwendigerweise der Aspekt der gesonderten, „isolierten" Erforschung einzelner Momente im Vordergrund stehen muß, während der Wiederaufstieg zur Erscheinungsebene die Rekonstruktion des Gesamtsystems als komplexes Ganzes einander bedingender und ausschließender Momente und Beziehungen zum Ziel und damit vorwiegend synthetisierenden Charakter hat.

Von entscheidender Bedeutung für die Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten ist die Rolle des Widerspruchs. „Die im Prozesse des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten vorzunehmende Reproduktion eines Systems muß ... notwendig Analyse und Entwicklung des Systems der immanenten Widersprüche sein. Nur so können die Übergänge und die Dynamik des Gegenstandes erfaßt werden."(94) Nur auf diese Weise ist gewährleistet, daß die Beziehungen und Übergänge zwischen den einzelnen Momenten des konkreten Ganzen als Bewegungsform ihrer Selbstunterscheidung, als dadurch objektiver und notwendiger Zusammenhang, erkannt werden und der Widerspruch als das bestimmende Prinzip für die Wechselwirkung innerhalb und die Entwicklung des Systems in dessen theoretischwissenschaftliche Reproduktion eingeht.

Diese nur in ihrer Grundstruktur skizzierte Methode ist eindeutig logischer Natur. Die durch sie erreichte theoretische Reproduktion des konkreten Ganzen ist nicht mit dessen wirklicher historischer Entwicklung zu identifizieren. Sie spiegelt einzig und allein die gesetzmäßige Struktur eines Systems wider, die dieses auf einer relativ hohen Stufe seiner Entwicklung herausgebildet hat. Die logische Methode kann nie isoliert von der historischen Methode angewandt werden, denn erst die konkrete Analyse der historischen Genese und Entwicklung eines Systems mit all ihren zufälligen Erscheinungsformen und Entwicklungstendenzen ermöglicht die Erkenntnis der darin sich durchsetzenden Gesetzmäßigkeiten. Die Methode des Aufsteigens vom Abstrakten zum Konkreten analysiert die allgemeinsten dialektischen Gesetze der Reproduktion der Realität im Denken. Sie erhebt nicht den Anspruch, direkt auf besondere Problemstellungen anwendbar zu sein und dadurch etwa einzelwissenschaftliche Methoden zu ersetzen.

Die in diesem Artikel beschriebenen allgemeinsten Grundzüge der Theorie der Dialektik, wie sie sich heute in der UdSSR und DDR darstellt, erwecken durch ihren hohen Abstraktionsgrad allzuleicht den Schein einer Einhelligkeit von Positionen, der jedoch selbst bei den aufgezeigten allgemeinsten Theoremen näherer Betrachtung nicht standhält. Berücksichtigt man ferner, daß die dargestellten Bemühungen um Dialektik als philosophisch-weltanschauliches Resultat der Verallgemeinerung einzelwissenschaftlicher Ergebnisse zu bewerten sind - was umgekehrt ihre notwendige Verifizierung im konkreten Prozeß gesellschaftlicher Praxis erfordert -, so wird klar, daß auch ein Benennen grundsätzlicher Positionen nicht isoliert vom realen Prozeß gesellschaftlicher Entwicklung in den sozialistischen Ländern gesehen werden darf. Insofern bleibt der gebotene Überblick notwendig unvollständig. Als Bestandsaufnahme allerdings spiegelt er nach Meinung der Verfasser sowohl Probleme der gegenwärtigen Forschung als auch die weltanschauliche Gebundenheit dieser Theorie der Dialektik wider. Vor allem aber zeigt er an, in welchem Maße die jetzige Konzeption sowohl der Entwicklung bedarf als auch entwicklungsfähig ist.

ANMERKUNGEN

1) Als repräsentativ für diese Positionen mögen gelten: Adorno, Negative Dialektik. Marcuse, Ideen zu einer kritischen Theorie der Gesellschaft. Negt, „Marxismus als Legitimationswissenschaft," in: Deborin/Bucharin, Kontroversen über dialektischen und mechanistischen Materialismus. Lecourt, Proletarische Wissenschaft? Der „Fall Lyssenko" und der Lyssenkismus und darin Althusser, „Geschichte beendet, endlose Geschichte," S. 7-18. Mao Tsetung, Fünf philosophische Monographien.

2)Diese Position wird vor allem vertreten von der „Frankfurter Schule" und der „Praxis-Gruppe."

3) Darstellung der wirklichen Konzeption der Widerspiegelungstheorie in den sozialistischen Ländern auf S. 247 f dieser Arbeit.

4) Zur maoistischen Konzeption der Widersprüche beachte vor allem Mao Tsetung, Fünf philosophische Monographien.

5) Zur kontroversen Diskussion über die Rolle der Widersprüche im Sozialismus vgl. S. 253-258 dieser Arbeit.

6) Bogomolow, „Probleme der materialistischen Dialektik in der Philosophie der DDR," in Klein/Richter/Wrona (Hrsg.), Marxistisch-leninistische Philosophie in der DDR. Resultate/Standpunkte/Ziele, S. 239.

7) Klimaszewsky (Hrsg.), Weltanschauliche und methodologische Probleme der materialistischen Dialektik,S. 13-14.

8) Hahn (Red.), Grundlagen des historischen Materialismus, S. 695.

9) a.a.O., S. 696.

10) Unter „in sich geschlossen" wird die organische Verbundenheit aller Teile des Systems und seine hohe Konsistenz verstanden. Keineswegs etwa ist mit diesem Begriff Abgeschlossenheit oder Losgelöstheit von Prozessen der objektiven Realität intendiert.

11) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 70.

12) a.a.O., 8.46.

13) Bartsch/KIimaszewsky, Materialistische Dialektik. Ihre Grundgesetze und Kategorien, S. 28.

14) Diese Kritik wird von der „Frankfurter Schule" und besonders von der „Praxis-Gruppe" gegen die Widerspiegelungstheorie gerichtet.

15) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 49.

16 Gößler, Erkennen als sozialer Prozeß, S. 64.

17) Ebenda.

18) Rochhausen/IIgenfritz, „Schöpfertum" als Form der Widerspiegelung, S. 267.

19) Pawlow, Die Widerspiegelungsthcorie. Grundfragen der dialektisch-materialistischen Erkenntnistheorie,S. 189.

20) Hahn, Theoretische Probleme der marxistischen Soziologie, S. 135.

21) Stiehler, Dialektik und Praxis, S. 317.

22) Kursanow, Definition und Struktur der Wahrheit, S. 103.

23) Lenin, „Philosophische Hefte," Werke, vol. 38, S. 316.

24) a.a.O., S. 343.

25) Kopnin, Das Zusammenfallen von Dialektik, Logik und Erkenntnistheorie.

26) a.a.O., S. 232.

27) Kumpf, Probleme der Dialektik in Lenins Imperialismus-Analyse. Eine Studie zur dialektischen Logik. Narski, Dialektischer Widerspruch und Erkenntnislogik.

28) Kumpf, Probleme der Dialektik, S. 16.

29) So gilt z.B. das Gesetz der dialektischen Einheit von Analyse und Synthese nur innerhalb der dialektischen Logik.

30) So in Klaus/Buhr (Hrsg.), Philosophisches Wörterbuch, S. 656.

31) Vor allem ist zu beachten Kumpf, Probleme der Dialektik.

32) Hörz, Dialektischer Determinismus und allgemeine Systemtheorie, S. 656.

33) Bekanntlich hat F. Engels in der „Dialektik der Natur" den Ansatz für die Ausarbeitung der drei Grundgesetze als Gerüst der dialektisch-materialistischen Entwicklungstheorie gegeben. Die Aufnahme und Weiterentwicklung dieser Konzeption impliziert die kritische Analyse der von G.W.F. Hegel vornehmlich in der „Wissenschaft der Logik" vorgenommenen Bestimmungen der dialektischen Methode, wie sie ausführlich durchgeführt wird z.B. in Rosental (Red.), Geschichte der marxistischen Dialektik, Von der Entstehung des Marxismus bis zur Leninschen Etappe und in Stiehler, Der Idealismus von Kant bis Hegel, Darstellung und Kritik. Als weitere Arbeiten zur Thematik des „theoretischen Erbes" seien genannt Buhr/Irrlitz, Der Anspruch der Vernunft, Die klassische deutsche Philosophie als theoretische Quelle des Marxismus und Kracht/Schneider, Ideen zur Entwicklungsdialektik in Hegels „ Wissenschaft der Logik."

34) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 77.

35) Zur Weiterentwicklung des Gesetzesbegriffs, auf die hier nicht eingegangen werden kann, der Theorie der gesellschaftlichen und der statistischen Gesetze gibt einen kurzen Überblick Hörz, Objektive gesellschaftliche Gesetze und Subjekt-Objekt-Dialektik.

36) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 74.

37) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 88.

38) a.a.O., S. 87-99.

39) a.a.O., S. 162. ;

40) Stiehler, Der dialektische Widerspruch. Formen und Funktionen, S. 40.

41) Kumpf, Probleme der Dialektik, S. 135.

42) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 108.

43) Stiehler, Widerspruch, S. 28.

44) a.a.O., S. 85.

45) Rosental (Red.), Geschichte, S. 170.

46) a.a.O., S. 164-165.

47) a.a.O., S. 165.

48) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 119.

49) Stiehler, Widerspruch, S. 93.

50) Dies besagt jedoch nicht, daß alle Entwicklungswidersprüche in Klassengesellschaften antagonistisch sind, wenn sich auch Antagonismen in allen Sphären gesellschaftlichen Lebens finden. Unabdingbares Kriterium des Antagonismus ist seine Abgeleitetheit vom ökonomischen Grundwiderspruch der jeweiligen Gesellschaftsformation.

51) Als Auswahl möge gelten: Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 122-141. Fedossejew, Kommunismus und Philosophie. Kursanow (Red.), Geschichte der marxistischen Dialektik. Die Leninsche Etappe, S. 252-303.

52) Kursanow (Red.), Geschichte, S. 155-160.

53) Kurze Darstellungen der Geschichte dieser Fehlentwicklungen sind zu finden in Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 162-174 und Kursanow (Red.), Geschichte, S. 255-280.

54) Schröder/Welskopf, Aspekte der Dialektik von sozialer Einheitlichkeit und Differenziert heil in der sozialistischen Gesellschaft, S. 1069.

55) Eichhorn H/Stiehler, Quelle des Fortschritts. Gleserman, Widersprüche der gesellschaftlichen Entwicklung im Sozialismus. Gleserman/Nagy u.a., Dialektik des Fortschritts. Unabdingbarer Wesenszux des Sozialismus. Inoscmzew, über den Charakter der Widersprüche in unserer Epoche. Namsarai, Zur Frage der Widerspräche im Sozialismus. Wirth, Eine zweieinige Aufgabe.

56) Gleserman/Nagy u.a., Dialektik, S. 452.

57) a.a.O., S. 453 und Gleserman, Widersprüche der gesellschaftlichen Entwicklung, S. 382-388.

58)  Schwarz, Zur Differenziertheit des Lösungsprozesses gesellschaftlicher Widersprüche, S. 31-

59)  Zur Frage der Widersprüche beim Aufbau des Sozialismus und innerhalb seiner entwickelten Phase in der DDR beachte vor allem Diehl (Hrsg.), Klassenkampf, Tradition, Sozialismus, S. 577-794.

60) Gleserman/Nagy u.a., Dialektik, S. 457.

61) Wirth, Eine zweieinige Aufgabe, S. 205.

62) Stiehler, Gesellschaft und Geschichte. Zu den Grundlagen der sozialen Entwicklung, S. 296.

63) Zu diesem Problem sind zu beachten Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 163-190 und Schulze, Widersprüche als Quelle der Dynamik des Sozialismus. Erste Ansätze zur Klassifizierung der Widersprüche nach ihren verschiedenen Lösungsformen finden sich bei Schwarz, Zur Differenziertheit.

64) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 168.

65) Stiehler, Widerspruch, S. 58-60.

66) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 175.

67) Dies besagt, daß Quantitäten als für den jeweiligen Analysegegenstandcharakteristische Größen, als Parameter, aufgefaßt werden. Quantitative Bestimmtheiten wirken nicht absolut, sondern funktional als Elemente im jeweiligen Systemzusammenhang und bedingen dessen strukturellen Aufbau mit.

68) Die erkenntnistheoretische Funktion des Maßbegriffs, wie sie im folgenden dargelegt wird, stellt nach Meinung d. Verf. den bisher gelungensten Versuch einer Theorie des Maßes auf materialistischer Grundlage dar. Eine philosophiegeschichtliche Aufarbeitung des Maßbegriffs bei Hegel bzw. bei Marx, Engels und Lenin war im Rahmen dieser Darstellung nicht möglich.

69) Rosental (Red.), Geschichte, S. 157.

70) Bartsch/Klimaszewsky, Materialistische Dialektik, S. 181-187.

71) Rosental (Red.), Geschichte, S. 183.

72) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 144.

73) Rosental (Red.), Geschichte, S. 205.

74) Einschränkend sei bemerkt, daß das hier aufgezeigte Zusammenwirken der dialektischen Grundgesetze keineswegs als unumstrittene Position angesehen werden darf. Gegenpositionen finden sich z.B. in Kosing (Red.), Marxistische Philosophie, Lehrbuch, S. 42. Die dort zum Ausdruck kommende Überbetonung systemtheoretischer Ansätze können beim heutigen Forschungsstand zwar als überholt, nicht aber als bereits völlig überwunden angesehen werden.

75) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 92-93.

76) Rosental (Red.), Geschichte, S. 194.

77) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 148.

78) So in Kursanow (Red.), Geschichte, S. 292-295. Pawelzig, Dialektik der Entwicklung objektiver Systeme, S. 89-90. Gropp, Grundlagen des dialektischen Materialismus, S. 90-93.

79) So in Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 116-136.

80) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 142.

81) Zu den verschiedenen Ansätzen der Systematisierung der Kategorien beachte Kursanow (Red.), Geschichte, S. 307-309.

82) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 27. Dies schließt allerdings ein, daß dem Erkenntnisprozeß das System der Kategorien als erkenntnisleitendes Prinzip vorgegeben ist.

83) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 35.

84) Diese Tendenzen kommen vor allem zum Ausdruck in Kosing (Red.), Marxistische Philosophie und in Ansätzen bei Klaus/Buhr (Hrsg.), Philosophische Wörterbuch.

85) Klimaszewsky (Hrsg.), Probleme, S. 40.

86) Hörz, Marxistische Philosophie und Naturwissenschaften, S. 333.

87) Hörz, Marxistische Philosophie, S. 333.

88) Kursanow, (Red.), Geschichte, S. 398.

89) Zu diesem Problemkreis sind vor allem zu beachten Kedrow, Klassifizierung der Wissenschaften, 2 vol. und Rochhausen, Die Klassifikation der Wissenschaften als philosophisches Problem.

90) Hörz, Marxistische Philosophie, S. 351. Zur Überprüfung und Entwicklung philosophischer Kategorien an Ergebnissen der Wissenschaften s. z.B. Wollgast/Teinz (Hrsg.), Dialektik in der modernen Naturwissenschaft, Materialien der II. Allunionskonferenz zu philosophischen Fragender Naturwissenschaft Moskau 1970.

91) Rosental (Red.), Geschichte, S. 215.

92) a.a.O., S. 230.

93)  Pröhl, Das Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten, S. 436. " '

94) Kumpf, Probleme der Dialektik, S. 135.

Editorische Anmerkungen

Der Aufsatz ist das 11. Kapitel des Buches: Modelle der materialistischen Dialektik - Beiträge der Bochumer Dialektikarbeitsgemeinschaft, hrg. von Heinz Kimmerle, Den Haag 1978, S. 242-271

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