Antifas aus Fhain

Und täglich grüßt der Ströbele

09/09

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Was die erfolgreiche Wahlkampfallianz eines Grünen Fundamentalisten mit einem altlinken antisemitischen Comiczeichner sowie dessen kulturrassistische Plakate über die alternative Stammwählerschaft verraten

Ströbele ist wieder da

An allen Laternen und Zäunen finden die Bewohner von Prenzlauer Berg-Ost, Friedrichshain und Kreuzberg in diesen Wochen das neueste Plakat seines Chefzeichners Seyfried. Im Zentrum – Ströbele. Charismatisch, festen Schrittes und wie immer mit wehendem roten Schal führt er die Schar seiner Jünger an, in den Händen die Regenbogenfahne, Ströbele als Wiedergänger des „Sozialrevolutionärs“ Thomas Müntzer. Nicht gegen Fürsten und Pfaffen, sondern „die Finanzmärkte“, „Bonzen“, „Spekulanten“ und „Wucherer“ – das erklärt den Dummen deutlich die rechte Bildhälfte – gilt nun offensichtlich in den Augen von Seyfried und Quasi-Messias Ströbele der bei Müntzer beliebte Satz Jesu: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“

Das Schwert sollte in den Augen Ströbeles schon 1991 Gerechtigkeit bringen, als er Saddam Husseins Gasraketen-Angriffe auf Israel mit den Worten kommentierte, es handele sich bei der Bombardierung um die gerechte Antwort auf die Politik Israels gegenüber den Palästinensern und den arabischen Staaten.

Allianz mit Seyfried - einem Freund von Verschwörungstheorien und einfachen Wahrheiten

Hierin wird ihm sein jahrzehntelanger Genosse und Freund Seyfried sicherlich beipflichten, der auch die Illustrationen zum Buch des antisemitischen und antiamerikanischen Verschwörungstheoretikers Mathias Bröckers beisteuerte, dem er voller Bewunderung für dessen krude Theorien ebenfalls freundschaftlich verbunden ist. Die im Nachgang eines Strafverfahrens dann als "Satire" bezeichnete Illustration vermittelt Seyfrieds wahnhafte Vorstellung, wonach das Böse in der Welt fassbar sei, in Washington gesteuert werde und natürlich viel mit Juden, Freimaurern geheimen Weltraumkommandos und Israel zu tun habe.

Seyfried, der schon seinen Ressentiments Ausdruck verlieh, als er das Betreiben von Atomkraftwerken bildlich mit dem Holocaust gleichsetzte und die neue Rechtschreibreform als „Endlösung der Dudenfrage“ (!) bezeichnete, ist für alle Ströbele-Wahlkämpfe Chefzeichner gewesen.

Stereotypen und Klischees - Kulturrassismus

Schon die letzten Plakatmotive bedienten nicht nur Freunde von plumpen antikapitalistischen Plattitüden und offenem Sozialneid sondern ebenso Anhänger eines sich multikulturalistisch nennenden kulturellen Rassismus. So erscheint 2005 der Schwarze im Pulk hinter Ströbeles Fahrrad – das Biomilch von echten deutschen Kühen geladen hat – in einem traditionellen afrikanischen Gewand und mit großen weißen Zähnen, die Muslima trägt selbstverständlich ebenso folkloristische Kleidung und ist vollkommen verhüllt. Hier ist dem Betrachter gleich klar, wo jemand herkommt und also auch hingehört. „Fremde“ Kulturen sind offensichtlich unveränderbar und Personen aus anderen Kulturkreisen auf diese festgelegt.

Deshalb, so Ströbele nebst seinem grünen und „linksautonomen“ Fußvolk in Diskussionen um den McDonalds an der Skalitzer Str., gehört nach Kreuzberg Döner und Hähnchen, aber nicht Cheeseburger. Arbeitsrechte und Qualität des Essens spielten in der Diskussion offensichtlich keine Rolle, vielmehr eine vermeintlich autochthone Kiezkultur, die gegen Fremdeinflüsse zu verteidigen sei. Ströbele versteht nichts von Kapitalismus und nichts von Kapitalismuskritik. Marx ist nur da, um auf seinem Wahlplakat als Witzfigur bekifft auf einer Wolke zu sitzen. Eine inhaltliche, anspruchsvolle, theoretische und dialektische Diskussion, eine tatsächliche Kritik der herrschenden Verhältnisse ist mit diesem Narzissten nicht zu haben. Seyfried fasst in Bilder, was Ströbele vertritt – den Appell an das Ressentiment, an positiv wie negativ aufgeladene kulturrassistische Fremdbilder, an plumpen Antiamerikanismus und strukturell antisemitische Stereotypen.

Damit ist zumindest eines sicher: In „seinem“ Wahlbezirk wird genau deshalb wieder Ströbele gewinnen, denn genau so gewinnt er die Stimmen von Autonomen Pseudohausbesetzern ebenso, wie die von taz-Lesern und zugezogenen Kultur-Szene-Mitte-“Prenzlberg“-“Fhain“-Bewohnern, von stereotypengesteuerten Multikulti-Fans und Bildungsbürgern. Und das ist dann wenigstens ein ehrliches Ergebnis.

Ein paar Antifas aus dem Wahlkreis

 http://www.seyfried-berlin.de/plakate/stroebele1.php  
 http://www.stroebele-online.de/2696886.html
 

Editorische Anmerkungen

Dee Text erschien am 26.08.2009 bei Indymedia. Wir spiegelten von dort.